07.04.2012, Feierwerk

RUSSIAN CIRCLES

Veröffentlicht am 09.04.2012

Erst vor zwei Monaten - und zwar am 9. Februar zusammen mit SIGHTS & SOUNDS, CONSTANTS und HIEROPHANT - durfte ich die junge US-amerikanische Black Metal Hoffnung DEAFHEAVEN live im kleinen Sunny Red des Münchner Feierwerks erleben. Nur zwei Monate später stattete die Band der bayerischen Landeshauptstadt und der deutlich größeren, von Anfang an reichlich gefüllten Kranhalle schon wieder einen Besuch ab, diesmal als Vorgruppe der Instrumental Rock Heroen RUSSIAN CIRCLES. Einziges Manko: Durch einen internetabstinenten Tag war ich nicht über die Vorverlegung des Konzertbeginns von 20:30 auf 20:00 Uhr informiert und verpasste somit die Hälfte des halbstündigen DEAFHEAVEN-Gigs.

Nachdem mein Ärger über diesen unglücklichen Umstand verflogen war, versuchte ich mich voll und ganz dem Bühnengeschehen sowie der Klangkulisse zu widmen. Zumindest Letzteres war aufgrund des matschigen, basslastigen, ohrenbetäubenden Sounds nahezu unmöglich. Allein deshalb kam mir mein spätes Eintreffen gerade recht, war doch immerhin mein erstes Erlebnis mit der Band in jeder Hinsicht perfekt. Trotzdem schade für die hochtalentierten, bis auf den charismatischen Frontmann George Clarke ziemlich schüchtern wirkenden Jungs aus San Francisco, die wirklich ihr Bestes gaben, um wenigstens die ruhigen Parts so klar wie möglich zu gestalten. Es bekam so nämlich weder die Truppe die Möglichkeit, neue Anhänger ihrer ganz eigenen Mixtur aus Screamo, Shoegaze und Black Metal zu gewinnen, noch konnten sich die Zuschauer von der Genialität des Debuts ''Roads To Judah'' überzeugen.

Eine verhältnismäßig kurze Umbaupause benötigte der von den meisten der Anwesenden sehnlichst erwartete Headliner RUSSIAN CIRCLES. Ein Wunder, wenn man bedenkt, welch einen Wust an Effektgeräten das Trio sein Eigen nennt. Die Chicagoer Post Metaller, deren Stilrichtung man irgendwo zwischen TOOL, BARONESS und PELICAN verorten kann, legten von Beginn an voll los und bewiesen wieder einmal, dass man trotz herausragender Individualfähigkeiten als geschlossenes Kollektiv agieren kann. Es stimmte einfach alles. Drummer Dave Turncrantz bearbeitete sein Schlagwerk präzise wie ein Uhrwerk, Basser Brian Cook bediente neben seiner tollen Rhythmusarbeit noch diverse Synthies und über die instrumentale Finesse Mike Sullivan's (Gitarre) lässt sich sowieso nicht streiten. Vorgetragen wurden unter anderem Songs vom aktuellen Album ''Empros'' sowie Lieder, die auf dem Meilenstein ''Station'' aus dem Jahr 2008 zu finden sind, wobei das exzellente ''Harper Lewis'' natürlich nicht fehlen durfte. Der Sound war zwar nicht perfekt, aber im Vergleich zum Auftritt von DEAFHEAVEN ungleich besser. Zum Leidwesen der begeisterten Masse war nach einer Stunde schon wieder Schluss. Man hätte gerne länger gespielt, merkte Drummer Dave an, aber da sich Gitarrist Mike kürzlich seinen linken Daumen gebrochen hatte, seien weitere Songs unmöglich zu bewältigen. Versöhnt und trotzdem etwas traurig verließ das Publikum um kurz vor 22 Uhr (!) die Location, nicht ohne mit einer gehörigen Portion Respekt an die Schmerzen zu denken, die der Klampfer wohl während der Show hatte. Zum Schluss bleibt nur noch Folgendes zu sagen: RUSSIAN CIRCLES kann man getrost als eine der engagiertesten, fähigsten Live-Bands unserer Zeit bezeichnen und DEAFHEAVEN müssen schnellstens wieder nach Europa kommen, um diese missglückte Show wieder gutzumachen. Wo wir schon bei Wünschen sind, so wäre auch ein neues Album nicht schlecht, doch das soll ja eventuell noch in diesem Jahr erscheinen.


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