10.08.2012 - 11.08.2012, Festivalgelände Bildein

PICTURE ON FESTIVAL 2012

Veröffentlicht am 22.08.2012

Wer hätte im Jahr 2000 gedacht, dass sich dieses Festival in der ansonsten nicht wirklich recht bekannten Gemeinde Bildein, irgendwo zwischen Oberwart und Güssing, die ungarische Grenze in Rufweite, als eines der buntesten, gemütlichsten und beständigsten Events der österreichischen Festival-Kultur etablieren würde? Wahrscheinlich niemand. Und dennoch haben es die Bildeiner, etwa 360 an der Zahl, mit viel Ehrgeiz, Arbeit, Mut und Konsequenz geschafft, ihr "kleines aber feines" Festival über die Jahre hinweg zu einem Magneten sowohl für Musikfreunde als auch für die Bands selber zu machen. Das PictureOn hat nämlich den absoluten Wohlfühl-Faktor: natürlich steigen des nachts im Dorfzentrum laute Parties und es wird überall kräftig gefeiert, abseits dessen punktet diese Veranstaltung jedoch mit einem Flair, das sonst nicht einmal im geschichtsträchtigen Wiesen zu finden ist.

Der Campingplatz ist zehn Gehminuten entfernt und liegt idyllisch an der Pinka, es gibt ein Badebiotop am Ortsrand, ja sogar ein Labyrinth haben die Bildeiner. Interessant, wenn man einige "Pinkawossa" (eine Art Uhudler) intus hat. Auf der Location selbst ist alles übersichtlich, kuschelig und familiär. Und bestens organisiert. Nach zwei Stunden hat man wahrscheinlich jeden Festivalbesucher getroffen, und von den Dorfbewohnern sind sowieso etwa zwei Drittel am Schuften - am einfachen aber schmackhaften Catering, an den diversen Bars, als Stagehands oder beim Bändchen kontrollieren. Man merkt die Bildeiner lieben ihr Festival, und die Besucher lieben Bildein, kommen teils schon jahrelang hier her. Mich hat es heuer auch bereits das dritte Mal hierher gezogen, denn selbst als gestandener Rock- und Metalfan findet man am PictureOn immer wieder delikate Acts, die selten bis kaum nach Österreich kommen. Oder man kann sich von Multikulti-Combos beschallen lassen, von denen man vorher noch nie etwas gehört hat, und sich anschließend dann doch gleich mal zwei CDs kauft.

Und genau das macht es aus: Bands, wo man vorher noch denkt "What the fuck!?" entpuppen sich als absolut grandiose Live-Acts aus aller Welt. Und so international wie heuer war man denke ich noch nie in Bildein. Da gaben sich SUM 41 aus Kanada und JIMMY CLIFF von der Reggae-Insel Jamaika die Klinke in die Hand, da rockten die österreichischen Stoner-Helden SOLRIZE Seite an Seite mit den Metallern von BLACK INHALE. Da rissen die mexikanischen Folk-Ska-Rocker von LOS DE ABAJO die Menge zu Begeisterungsstürmen hin, während im chilligen Apfelgarten wohlig warme Klänge von SWEET SWEET MOON oder echt fette Vokalakrobatik des österreichischen Beatbox-Kings Michael Krappel alias FII für Stimmung sorgten. Besagter Apfelgarten wurde am Freitag bereits von ALF POIER und seiner "Obersteirischen Wolfshilfe" in Schutt und Asche (oder besser: in Gras und Hackschnitzel) gelegt, auch wenn's dort die meiste Zeit eher gemütlich zur Sache ging, die Menschen in Liegestühlen und in der Wiese ein wenig Entspannung zu finden versuchten. Und natürlich auch fanden.

Die Samstags-Headliner IN EXTREMO fuhren ihr Instrumentenarsenal und eine nette Feuershow auf, und die LENIGRAD COWBOYS schafften es, die Stimmung beim darauffolgenden Midnight-Special noch zu toppen, um dieses "Fest der Kulturen", wie ich es schon fast nennen möchte, mit einem herzhaften "Kippis!" abzurunden. Auf keinem österreichischen Festival - noch nicht mal am Frequency - sind sich Metal, Rock, Reggae, Alternative, Folk und Punk näher als in Bildein. Und nirgends findet man dieses Ambiente, irgendwo zwischen südburgenländischer Gelassen- und pannonischer Ausgelassenheit. Wer sich Samstag mittags zum nahen Campingplatz direkt an der Pinka wagte, konnte zudem auch noch eine recht amüsante Lesung auf einem Floß mit verfolgen, und hat vielleicht sogar den sagenumwobenen Pinkarocker-Fisch entdeckt, den bislang ganz wenige zu Gesicht bekamen.

Nach zwei lauschig-lauen Abenden, die wie jedes Jahr mehr an ein Familientreffen als an ein Festival erinnern, ist das "kleine aber feine" Fest auch schon wieder vorbei. Mit vielen bunten Erinnerungen fahren wir nach Hause, an fröhliche Menschen, die urige Uhudler-Bühne im Apfelgarten, an die freundlichen und stets bemühten Mitarbeiter, an das legendäre "Pinkawossa" (das schon so manchen aus den Latschen kippen ließ...). Und an Bands und Acts, die sich selbst immer wieder wundern, was sie hier her verschlagen hat - und die danach immer wieder gerne kommen. So wie JIMMY CLIFF, der bereits zum zweiten Mal hier zu Gast war. Das Licht ist aus, wir fahr'n nach haus ... und schreiben schnell den Termin für's nächste Familientreffen in unseren Kalender: am 9. und 10. August 2013 heißt es nämlich wieder "Pinkarocken!" - bei hoffentlich wieder so gnädigem Wetter.


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