17.08.2012 - 18.08.2012, Open Air Gelände Pfunds

ROKK INN MOUNTAIN (SEPULTURA, TANZWUT)

Veröffentlicht am 04.09.2012

Das Rokk Inn Mountain Festival fand heuer zum zweiten Mal statt. Wie schon zuletzt perfekt organisiert und in Szene gesetzt, vermochte das im Tiroler Oberland aus dem Boden gestampfte Großereignis jedoch nicht die erhofften Zuschauerzahlen zu generieren. Obwohl die Zeichen grundsätzlich also auf Sturm gestanden hätten, hatte das an zwei glänzenden Hochsommertagen stattfindende Festival leider mit einem Manko zu kämpfen: Waren am Freitag noch eine stattliche Zahl an Metal- und SEPULTURA-Fans am Start, so zeigte sich, dass TANZWUT am Samstag doch nicht der (erhofft) zugkräftige Headliner war.

Tag 1 / Freitag

Die Ehre das diesjährige, heuer erstmals zweitägige Festival zu eröffnen, kam den Tiroler Unterländern FAITH ILLUSION zu, die den noch spärlich Anwesenden zu früher Stunde im gleißenden Sonnenlicht eine saftige Portion thrashigen Groove Metal einschenkten. Das von den Veranstaltern verfolgte Konzept zur Förderung der einheimischen Hartwurstszene wurde auch heuer wieder konsequent weiterverfolgt und ermöglichte so vielen Lokalbands hier oft erstmals Open Air-Bühnenluft schnuppern zu dürfen. Weiter ging es mit PRETERIOR, die auf diesen gelungenen Gig der Schwazer einen draufzusetzen hatten und auch Härte- und Thrash Metal-technisch tatsächlich fett nachlegen konnten. Die Youngsters aus dem Tiroler Außerfern nützten die Gelegenheit auch Stücke ihrer neuen, zweiten EP "Spirit Of Death" vorzustellen. Den letzten Teil des Pfunds-Triple-Thrash-Treats bestritten die wie immer professionell und mit viel Herzblut agierenden Vorzeigetrasher INDYUS Dass die vier sympathischen Thrash-Buddies jede Bühne rocken können haben sie ja schon mehrfach bewiesen. Nach mehreren schweißtreibenden Clubshows als Vorband für HELSTAR oder MUNICIPAL WASTE galt es dieses Mal, die große Open Air-Bühne zu rocken. Bestens gelaunt spielte das Quartett alle seine Trümpfe aus. Frontmann Hias mimte die Rampensau, Gitarrist Dave entlockte seinem Instrument fette Thrashriffs und originelle Soli, Basser Marco bildete mit dem wie immer äußerst agilen Drumtier Klemi ein kongeniales Rhythmusteam. Das von den zahlreichen Shows bekannte Material des „Ashes Of Dystopia“-Brechers wurde dieses Mal neben neuem, sehr groovigen Soundmaterial durch eine brachial dargebrachte Version von METALLICA´s „Fight Fire With Fire“ aufgefettet. Fazit: Der heutige Festivaltag zeigte wieder einmal, dass die Thrashszene in Tirol äußerst vital ist! OUR SURVIVAL DEPENDS ON US Hinter dem etwas holprigen Bandnamen versteckt sich unter anderem BELPHEGOR-Intimus “Barth(l)” Resch. Der sehr druckvolle und intensive Sludge/Doom Metal der Salzburger vermochte zwar nicht ganz zur hochsommerlichen Stimmung passen, dennoch wurde nicht nur akustisch viel geboten, auch optisch wurde mächtig gepost. Sänger Thom setzte zusätzlich durch sein Outfit Akzente. Die schon auf dem letztjährigen Festival gastierenden M&M DROPS, die mit Xylophonen und einer Armada von anderem Schlagwerk (Drums, Kartons etc.) auffuhren, kamen naturgemäß beim anwesenden einheimischen Publikum gut an.

TUXEDO waren für mich eine der größten Überraschungen des Festivals. Die Oberösterreicher nahmen Pfunds quasi im Sturm. In traditionelle Lederhosen und Trachtenhemden gewandet fegte das Fivepiece über die Anwesenden hinweg. Man hatte kaum Zeit zum Luftholen, zu ihrem geilen „Original Austrian Alpencore“ wurde unorthodox auf großen Kuhglocken herumgehauen. Tiroler Hüte, volkstümliches Flair versprühende Backdrops und ähnliche Bühnendeko verlieh dem mit Nachdruck und viel Posing dargebrachten tadellosen musikalischen Potpourri den nötigen originellen Rahmen. Die sich stetig vor der Bühne vergrößernde Menschenmenge (darunter ein kräftig abfeiernder und bis auf die Unterwäsche entblößter Fan der Band) zeugte zumindest von der Neugier und Schaulust der Zuschauer, bevor die sympathischen Jungs ihr Bühnenprogramm im Reguläroutfit zu Ende brachten. Das nächste Mal wenn die Burschen live auftreten bitte vormerken und sich zumindest ansehen. Überraschend, unterhaltsam, geil! MAERZFELD Der STAHLZEIT–Sidekick konnte nach dem vor kurzem absolvierten proppevollen Gig im Innsbrucker Harly (sowie dem letztjährigen und vielbejubelten STAHLZEIT-Gig) in Pfunds ebenfalls Open Air-Luft schnuppern. Mit viel Pathos und Energie zelebrierte das Sextett seine als Hommage an RAMMSTEIN angelehnten Eigenkompositionen. Der größte Trumpf der Deutschen ist Frontmann Heli Reißenweber, der in erprobter Weise die Szenerie dirigierte und mit seinen Ansagen das Publikum an das in deutscher Sprache dargebrachte Liedgut band.

SEPULTURA Der Headliner des Freitags ließ auch im Jahre 2012 nichts anbrennen. Man mag zu den „neuen“ SEPULTURA stehen wie man will, man kann ihnen livetechnische Überpräsenz oder mangelnde Originalität vorwerfen. Klar ist jedoch, dass der heute (in ein gutes Soundkleid verpackte) von der Bühne fegende Orkan wieder einmal seine eigene, deutliche Sprache über die Qualitäten der Band sprach. SEPULTURA sind eine andere Band als früher, die sich jedoch mit Derrick Green ihr eigenes Profil aneignen konnte. Gestählt durch Legionen von Livegigs vermochten die Brasilianer (mit US-Verstärkung) Pfunds im Sturm zu erobern. Mit einer mit neuen und (vor allem) alten Hits gespickten Setlist wurde Pfunds sprichwörtlich zerlegt. Ansonsten darf auf das kürzlich veröffentlichte, ausführliche Live-Review des werten Kollegen Christian Wiederwald verwiesen werden. Das sympathisch-kernige „Servus“ von Green sorgte für diverse Schmunzler im Publikum, zusätzlich brachte der Hüne noch eine Trommeleinlage auf der mit einer lässigen Lichtshow bestrahlten Bühne dar. Auch wenn man die Jungs um den wie immer mächtig abrockenden Andreas Kisser schon x-mal live gesehen hat, darf ihnen wiederum attestiert werden, einen wuchtigen und würdigen 90 Minuten-Gig im Zeichen des florienden Thrash Metals absolviert zu haben.



Tag 2 / Samstag

Der zweite Festivaltag wurde von den absoluten Youngsters THE BLACK GHOST eröffnet. Schon allein ob der geringen Anzahl ihrer Lenze (die Jungs haben zum Teil noch nicht mal ihren zehnten Geburtstag gefeiert!) setzten sie den Farbtupfer am Festivalwochenende. Die vier Minderjährigen hängten sich voll ins Zeug, das in der Musikschule erworbene Können setzten die Jungs in altersgerechter Weise um und konnten für mächtig Begeisterung im Publikum sorgen und viele Sympathiepunkte bei den Anwesenden einheimsen. Die lokalen PunkRocker SCHIERHANGL und die aus Innsbruck stammenden LEWISCH (mit PUKE/DORNENREICH-Thomas) verpassten dem Festivalprogramm mit Mundarttexten und Geige ihre eigene, originelle Note. Die aus dem Tiroler Unterland stammenden und zuletzt live sehr agilen FOREIGN CIRCLE (u.a. als Support von SOULFLY) führten mit ihrem atmosphärischen Alternative-Rock das Programm des heutigen Tages fort. Angeführt von Frontfrau Jasmin machte das Quartett auch auf der großen Bühne eine passable Figur und vermochte den einen oder anderen Fan für sich zu gewinnen. Die kurzfristig für COUNTERWEIGHT eingesprungenen Imster FEUERTEUFEL hatten sich Death Metal à la AMON AMARTH bzw. Pagan Metal mit deutschen Texten auf die Fahnen geschrieben und konnten diesen Gig dank eines ebenfalls kurzfristig verpflichteteten Aushilfsbassers absolvieren. KATAPLEXIE aus Innsbruck knallten im Anschluß moderner aus den Boxen. Das lässige neuzeitliche Modern Metal/Metalcore-Songmaterial machte Lust auf mehr und vor allem Sänger David Burtscher gab nicht nur optisch in bester Metalcore-Manier den Maniac zum Besten, sondern brachte auch Ansage- und bewegungstechnisch Schwung auf die Bühne. TRIMONIUM Die Sachsen haben ja im Laufe der Jahre eine musikalische Metamorphose hinter sich gebracht. Den schwarz angehauchten Anfängen entfleucht sind TRIMONIUM mittlerweile gereifte, ernsthafte Musiker, die mit ihrem sphärisch angehauchten Alternative-Rock/Metal, Keyboard und dem zwischen der Gitarrenfraktion aufgeteilten Gesang auch aufgrund der doch statischen Performance nicht so recht für düstere Stimmung am heutigen Hochsommertag sorgen konnten. PUKE Im Anschluß entfachten die Lokalmatadore PUKE ein zünftiges Irish Folk-Rock Feuer. Mit dem üblichen Spaß in den Backen und dem Schalk im Nacken zelebrierten die Mannen um den authentisch wirkenden Fronter Much ihre Oden aus Wehmut, Sehnsucht und Partylaune. DORNENREICH-Mitglied Thomas Riesner ergänzte den Reigen mit seinem heiteren Gefiedel, sodass sich fideles Pubflair fließend mit schwermütigem Liedgut abwechselte. Dem Publikum vermochte die Mischung hervorragend zu schmecken, was sich in entsprechendem Applaus und vermehrtem Bierdurst niederschlug.

SAD (METALLICA TRIBUTE) METALLICA gehen bekanntlich immer… so evil kann der Metaller gar nicht sein. Demzufolge konnten die Italiener SAD (benannt nach dem „Kill ´em All“-Kracher „Seek And Destroy“) eigentlich wenig falsch machen. Dass es sich um eine Coverband handelt war jedermann klar, dem Original brauchte folglich keiner nachzuweinen. Ähnlich wie die RAMMSTEIN-Coverband STAHLZEIT jahrs zuvor konnte auch die Met´s Tributeband das Publikum in ihren Bann ziehen. Mit Songs wie „Enter Sandman“ oder „Creeping Death“ im Talon aber auch kein Problem. Ordentlich runtergezockt war das Ganze, folglich konnte wenig schiefgehen, auch auf den obligatorischen Schunkler „Nothing Else Matters“ wurde ebenfalls nicht vergessen. Wenn schon der Rest der Bande optisch wenig mit Kirk, Lars und Rob zu schaffen hatte, so vermochte zumindest Frontmann Mattia wenigstens halbwegs James Hetfield-Flair versprühen. Nicht nur outfittechnisch, sondern vor allem auch stimmlich ging der Sänger, der stilecht auch das Hetfield-Gitarrenmodell bediente, stark in die Richtung des METALLICA-Fronters. Besonders augenscheinlich wurde dies bei den typischen „OH YEAH“´s, die blind von Hetfield stammen hätten können. Thumbs up! Weniger spannend die Choreographie des Auftritts, mit „Fade To Black“ sollte schließlich kein Konzert im Zeichen der Masters Of Metal zu Ende gehen, sondern der Meute noch der finale Genickschuss mit den heute schon vorher gezockten „Master Of Puppets“ oder „Seek & Destroy“ verpasst werden! Fazit: Es gibt wahrlich Schlimmeres als sauber gezockten Mega-Metal-Classics zu lauschen doch schlussendlich bekam man doch nur einen Klon der Metalgötter zu sehen … aber immerhin einen ziemlich guten! TANZWUT Gleich eingangs des Konzerts der Mittelalter-Elektro-Metaller von TANZWUT wurden Soundschwierigkeiten offensichtlich. Wie sich weiter zeigte war der Monitorsound das Problem. Doch ganz Headliner-like zeigten sich TANZWUT von ihrer professionellsten Seite, als Frontmann Teufel mit seinen Ansagen die Zeit überbrückte, bevor die beiden Sackpfeifer akustisch einen auftröteten und so den Technikern die nötige Zeit verschafften, die Wackelkontakte im Monitorboxenbereich zu reparieren. Nach quälenden Minuten der Unsicherheit und des hektischen Treibens auf der Bühne konnte grünes Licht für das restliche Konzert gegeben werden. Die vom Berliner Septett zelebrierte Mischung aus Mittelaltersounds und Synthies/Elektronik vermochte jedoch nicht jedem Zuschauer zu schmecken, entsprechend leer war es vor der Bühne. Trotzdem machten die Deutschen das Beste daraus und zockten ihr volles Programm, das mit „Ihr wolltet Spaß“, „Weiße Nächte“ oder „Der Wächter“ zahlreiche Bandhits sowie mit „Bitte, bitte“ (DIE ÄRZTE) auch Überraschungen enthielt. Besonders einprägsam der „Rückgratreißer“, zu dem ein rückgratbehangener Galgen über die Bühne gekarrt wurde. Für reichlich Bewegung auf der gut ausgeleuchteten Bühne war gesorgt, dennoch darf der Gig vor allem aufgrund der fehlenden Zuschauer nicht als voller Erfolg verbucht werden. Mit dieser Performance wurde das Publikum in eine laue Sommernacht entlassen, für 2013 darf gehofft werden, dass ein zugkräftigeres musikalisches Programm mehr Zuschauer in den kleinen Ort im sogenannten „Oberen Gericht“ zu locken vermag und auch die Bandmischung ein wenig homogener als heuer gerät. Unser Dank für die tollen Livepics gilt Paul Santek (SEPULTURA x2) und Bernhard Schösser/www.freizeit-tirol.at (TANZWUT x2).


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