08.03.2013, Salzburgarena

UNHEILIG - LICHTER DER STADT II - LETZTER HALT

Text: mat
Veröffentlicht am 11.03.2013

Tja, so schnell kann die Zeit vergehen! Drei Jahre sind mittlerweile bereits ins Land gezogen, als ich den UNHEILIG-Abstecher im Wiener Gasometer im Rahmen der "Großen Freiheit"-Tour 2010 besucht habe. Der Graf, der sich zu dieser Zeit gerade in der anfänglichen Großeuphorie seiner Bekanntheit wähnte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erwarten, dass der smarte Balladenhit "Geboren, um zu leben" ihn in ungewohnte kommerzielle Höhen katapultieren würde. Natürlich war auch damals die Halle für UNHEILIG-Verhältnisse schon unglaublich gut gefüllt, aber was sich in den letzten drei Jahren, neben der Veröffentlichung eines Nachfolge-Hitalbums namens "Lichter der Stadt", im deutschsprachigen Raum rund um den unheiligen Grafen abgespielt hat, entbehrt jeglicher Beschreibung. Hunderte TV-Auftritte, knackevolle Riesenhallen, Festivalheadlinings und so weiter - die Auftritte der sympathischen Jungs scheinen unzählbar und so überrascht es auch nicht, dass sich beim letzten Österreich-Gig der "Lichter der Stadt II"-Tour (ja, die Tournee wurde bereits verlängert!) in der Salzburgarena eine schier unglaubliche Menge an Leuten unterschiedlichen Alters einfindet.

Bereits um 18.30 Uhr geht es in Salzburg in die erste Runde, denn UNHEILIG sind mit zwei Vorbands angereist, die ich aus zeitlichen Gründen leider nicht sehen kann. Pünktlich zum Start des Hauptacts um 20.30 Uhr finde aber auch ich mich in der voll gefüllten Halle ein und stehe vor einem unglaublich ästhetischen Bühnenbild, das einerseits den visuellen Charakter des "Lichter der Stadt"-Covers kopiert, andererseits aber auch zeigt, wie groß dieses Projekt, rund um die One-Man-Show 'Der Graf', mittlerweile geworden ist. Zwei Videoleinwände, auf denen laufend Videoschnipsel von veröffentlichten Singles bzw. eigens produzierte Interludes mit effektunterstützten Liveaufnahmen präsentiert werden, sind an beiden Seiten der Bühne angebracht, sodass niemand auch nur eine Sekunde der Show verpassen kann. Nach einem kurzen, stimmungsvollen Intro stürmt dann auch schon der Graf die Bühne. Natürlich in den obligatorischen schwarzen Anzug samt weißem Hemd und Krawatte gewandet, spult der charismatische Fronter ab diesem Zeitpunkt ein gleichermaßen kräfteraubendes wie starkes Programm ab, das als Zuschauer auf Anhieb richtig Spaß macht.

Natürlich muss man die Pop/Industrial-Mischung, für die der tiefstimmige Musiker steht, zuallererst einmal mögen, um auch die dazugehörige Show gut zu finden. Außerdem darf einen die starke Mainstream-Orientierung der Setlist nicht allzu sehr stören, denn im Vergleich zum Auftritt im Gasometer, konzentrieren sich UNHEILIG dieses Mal noch mehr auf den Einsatz der eher poppigeren und balladesken Nummern ihres Repertoires. Daher ist es nur logisch, dass der Großteil der gebotenen Titel von den letzten beiden Erfolgsalben "Große Freiheit" und "Lichter der Stadt" stammen. Während Titel wie "Winter", "Mein Stern", "Herz aus Eis", "So wie du warst", "Geboren, um zu leben" und "Stark" eher auf die Tränendrüse drücken und die ZuschauerInnen in der Salzburgarena in romantische Stimmung versetzen, hat sich aber auch der ein oder andere Nackenbrecher in die Setlist geschmuggelt: "Herzwerk" und "Eisenmann" sorgen in lässiger OOMPH!-Manier für die nötige Abwechslung und "All-Time-Hits" wie "Sage ja!" (das herrlich akustisch beginnt) und der perfekte Elektro-Rausschmeißer "Maschine", zu dem der Graf, zusammen mit dem Publikum, minutenlang ekstatisch tanzt und die Fäuste in die Höhe reckt, bis die schweißnasse Glatze glänzt, werden perfekterweise auch noch geboten. Mit einer gut aufgelegten Band im Rücken, einer Lightshow, die seinesgleichen sucht und einer Backdeko, die immer wieder verschiedenste Worte und das obligate "UH" aufblinken lässt, stört es auch nicht allzu sehr, dass der Graf beim diesjährigen Auftritt in Salzburg stimmlich nicht zu hundert Prozent überzeugen kann. So manche Passage wirkt etwas dünn und kratzig und nicht ganz so bestimmt wie gewohnt, dies mag aber auch an den unglaublichen zeitlichen Strapazen liegen, denen UNHEILIGs Mastermind in den letzten Monaten ausgesetzt war. Alles in allem aber egal, denn der Mann scheint trotz der ganzen Euphorie er selbst und auf dem Boden geblieben zu sein: sympathisch, demütig, offenherzig und vor allem mit vollstem Einsatz dabei - mehr kann man von ihm auch gar nicht erwarten. An den unfreiwillig komisch-erotischen Tanzeinlagen und den schönen Fingerakrobatikeinlagen hat sich in den letzten drei Jahren ebenfalls nichts verändert und das ist auch gut so! Danke für einen sehr stimmigen Auftritt in Salzburg... Setlist (ohne Gewähr): Intro Herzwerk Feuerengel Winter Eisenmann Unsterblich Auf Ewig Mein Stern Herz aus Eis Tage wie Gold Sage Ja! Spiegelbild Lichter der Stadt Freiheit So wie du warst Für immer Maschine Zugabe: Geboren, um zu leben Grosse Freiheit Stark


ANZEIGE
ANZEIGE