29.03.2013, Escape Metalcorner

OBSCURA

Text: Luka
Veröffentlicht am 02.04.2013

Zehn Jahre Bandjubiläum – das gibt’s im schnelllebigen Musikbusiness eh schon eher selten, und wenn diese zehn Jahre zu einem großen Teil noch dazu auf höchstem professionellen Niveau gespielt wurde, umso besser. So oder so ähnlich haben sich das wohl OBSCURA gedacht (obwohl von der ursprünglichen Besetzung ja nur noch Bandkopf Steffen Kummerer vorhanden ist. Also ziehen die Jungs in einem für Death Metal Fans sehr schmackhaften Package durch die Lande (in diesem Fall hauptsächlich Deutschland, mit Abstechern in die Schweiz und nach Österreich), um den Anlass gebührend zu feiern. Da die Supportbands von OBSCURA höchstselbst ausgesucht wurden, konnte man sich für die Konzerte höchstes technisches und musikalisches Niveau erwarten. Also nichts wie hin zum einzigen Österreichtermin im Escape Metalcorner, sich mal kurz über die nicht vorhandene bewachte Garderobe geärgert, und ab in den Keller um die Vorbands anzusehen. Den Anfang machen die Jungspunde OVER YOUR THRESHOLD, die auf ihr Debütalbum „Facticity“ eine Menge an positiver Resonanz geerntet haben. Musikalische geht’s zunächst eher mit skandinavisch beeinflusstem MeloDeath los, bevor dann die progressiven und ruhigeren Teile analog zu den Headliner-Vorbildern gespielt werden. Vom Auftreten kommen die Jungs schon ziemlich professionell daher, und technisch wird hier auch gekleckert, nicht geklotzt. Zwar fehlen (noch) die ganz großen Hits, aber ansonsten befinden sich die Deutschen schon auf einem guten Weg – noch dazu wenn man hört dass der etatmäßige Schlagzeuger wegen einer Verletzung absagen musste und kurzfristig ein Tourdrummer eingelernt werden musste. Mit ein bisschen mehr Routine und deutlich erhöhter Schlagzahl geht’s dann weiter: DEADBORN, die mit „Maniac Mayhem Machine“ ein großartiges zweites Album hingelegt haben, sind als nächstes dran. Musikalisch gesellt sich zum „Technical“ Death Metal ein gutes Stück „Brutal“ dazu, ohne technisch Abstriche machen zu müssen (mit zwei Ex-Mitgliedern von NECROPHAGIST war ja auch nix anderes zu erwarten). Abgesehen von dem Nachteil, dass DEADBORN ohne Bassist unterwegs sind (was den Sound etwas gewöhnungsbedürftig macht, die tiefen Frequenzen fehlen doch deutlich – sind vielleicht Bassisten doch nicht ganz so unnötig wie die Gitarristen sagen?), gibt’s an der Performance absolut nichts auszusetzen, im Gegenteil – mit solchen Auftritten werden sich die Jungs noch so manchen Fan erspielen. Die Songs gehen unglaublich gut, vor allem bei „Profanatic Reanimation“ oder „Premises Of Cryonics“ bleibt kein Haupthaar unbewegt. Fronter Mario Petrovic gibt mit Bewegungen und Mienenspiel alles – ihm nimmt man den „Insane Motor Cortex“ sofort ab. Die Gewinner des Abends! Deutlich dumpfer kommt dann das Abrißkommando AEON daher. Hier beruft man sich eher auf Stockholm als auf Göteborg: roher, brutaler und schneller Death Metal der alten Schule wird geboten. Damit fallen die Schweden doch leicht aus dem Kontext der anderen auftretenden Bands – die Zuschauer stört das nicht im Geringsten. Frontmann und Johan-Hegg-Lookalike Tommy Dahlström versucht die Fans mit nicht jugendfreien Gesten und Mitsing-Einlagen mit einzubeziehen, was vor allem die vorderen Reihen der Fans begeistert. Obwohl AEON mit „Aeons Black“ ein aktuelles Album am Start haben, ziehen doch die älteren Songs mehr – vor allem „Kill Them All“ und der Band-Hit „Forgiveness Denied“ von der Vorgängerscheibe „Path Of Fire“ krachen ordentlich. Und beim Stageacting sind Skandinavier eh immer stark – die Schweden sind allesamt Headbang-Weltmeister, was der Stimmung auch wieder gut tut. Danach kommt dann der Zeitpunkt der Headliner – OBSCURA betreten unter Jubel der Zuschauer die Bühne. Frontmann Steffen Kummerer hat zwar den Großteil seiner Mähne eingebüßt (was auch vom Publikum sofort kommentiert wird), festigt aber seinen Status als einer der besten Frontmänner im Metal mit vielen, teils launigen und immer freundlichen Aussagen vor und zwischen Songs. Tut echt gut, mal einen Fronter zu sehen, der nicht krampfhaft einen auf „Ich bin so böse“ machen muss, sondern natürlich und sympathisch rüberkommt. Das Material von OBSCURA teilt sich recht gleichmäßig auf die beiden Scheiben „Cosmogenesis“ und „Omnivium“ auf. Die Songs werden zwar nicht immer ganz fehlerfrei (was aber auch immer ein verschmitztes Lächeln bei Kummerer zur Folge hat – wieder ein paar Sympathiepunkte) gespielt, trotzdem wird hier natürlich Death Metal auf allerhöchstem technischen Niveau geboten. Auch der neue Bassist Linus Klausenitzer spielt seine Parts bravourös herunter, obwohl der Fretless-Sound von Ex-Basser Jeroen Thesseling bei einigen Songs (z.B. bei „Orbital Elements“) leicht vermisst wird. Und Gitarrist Christian Muenzner und Drummer Hannes Grossmann sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Songtechnisch können an diesem Abend vor allem „Vortex Omnivium“, „Oceanic Gateways“ und das DEATH gewidmete „Incarnated“ überzeugen. Obwohl das Escape nicht ganz gefüllt war und die Stimmung auch schon mal besser war (die Stille zwischen Songs war schon recht gespenstisch) bleibt insgesamt doch die Erinnerung an einen schönen Abend für Death Metal Fans (fast) aller Ausprägungen.


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