30.03.2013, PMK

SACRED MAJESTIES feat. TEMPLE OF BAAL, INFESTUS

Veröffentlicht am 04.04.2013

Unter dem Banner „SACRED MAJESTIES“ gingen die Verantwortlichen mit netten Ideen (statt Eintrittstickets gab es Hornamulette für die Besucher) und der nötigen Professionalität bei der generellen Abwicklung der Veranstaltung zu Werke und stellten ein geiles Line-Up für den heutigen Konzertabend zusammen, der zugleich die Auftaktveranstaltung für weitere exquisite Underground-Konzerte im Black bzw. Extreme-Metal-Bereich sein soll. Das pmk war überraschend proppevoll, ein Gutteil der zahlreichen Besucher war wohl auch aus dem Umkreis angereist. Die Szene präsentierte sich vital und dank des wichtigen guten Händchens bei der Bandauswahl wartete auf die Anwesenden eine derbe Packung lässiger Bands. Osterlamm wurde zwar keines geopfert, aber die Osterfeierlichkeiten wurden zumindest temporär in die Standby-Schleife geschickt. Bilder sagen bekanntlich oft mehr als tausend Worte und jedes der zahlreich geschossenen Fotos dokumentiert trotz gewohnt schwieriger Lichtverhältnisse mit bestechendem Charme und Ausstrahlung den Spirit des heutigen Abends, der – auch aufgrund der Seltenheit solcher Veranstaltungen in hiesigen Breitengraden - wohl so schnell nicht wiederholt werden können wird.



ERL

Mit viel Theatralik wurde gleich zu Beginn des Gigs das Blutritual (auf den sonst schon erlebten Einsatz von Weihrauchduft wurde heute verzichtet) zelebriert. Danach folgte ein Black Metal-Konzert bei dem nicht nur das Ohr, sondern auch das Auge mitbedient wurde. Fesch schwarz/weiß angemalt und teils mit Blut besudelt, regierte das mit einem Keyboard aufgerüstete Black Metal-Kommando, das aufgrund des vollgepackten Abendprogramms bereits zu Beginn des TV-Hauptabendprogramms aufmarschierte, hinter den mit Hörnern, Kreuzen und Knochen stilvoll drapierten Mikroständern. Flankiert von seinen Kollegen an den Saiten predigte Frontmann Carcharoth in der Folge sein Verständnis der schwarzen Kunst. Dabei packten einen vor allem auch die rockigeren und epischeren Songteile, welche dem sehr ansprechenden Songmaterial im Zeichen des Blutes und des Feuers zusätzliche Variabilität und Dynamik verliehen. Trotz monierter Soundprobleme (Keyboards zu leise) legten diese nachrückenden Blackies vor schon vollem Haus eindrucksvoll Zeugnis ihrer Bemühungen ab, die Lokalmatadore ASPHAGOR vom heimischen BM-Thron zu stoßen. Nach einem auf Tonträger gebanntem akutstischen Inferno des Oberländer Black Metal Sturms muß sich das Fan-Pack wohl hoffentlich nicht mehr lange verzehren. Setlist: - Wermut - NIM (Protectress Of Inanigrall) - Blutkreuz - Cruor Pro Predatorem - Hymn To The Dark - Luzifer's Sturmgeschütz



MANIC DISEASE

Von den Qualitäten der heimischen Verwüstungsmaschinerie wurde auf diesen Seiten sowohl live- als auch tonträgertechnisch (u.a. HIER) seit jeher an vorderster Front berichtet. Wo die Bühne (wie zuletzt beim Konzert in Landeck) fast zu ausladend war, präsentierte sich die pmk-Bühne optimal für das Konzert, die Fanreihen waren von hinten bis vor die Bühne schön durchgestaffelt. Leider hatte das Quartett, das mit dem Opener „Devotion“ gleich einen neuen Song vorstellte, heute nicht gerade seinen besten Tag erwischt. Technik- und Soundprobleme (Rückkoppelungen) nagten am Nervenkostüm der Musiker, allen voran hatte Gitarrist Dave mit der Hardware zu kämpfen. Obwohl Drummer Phil seine Schießbude wie ein Uhrwerk bearbeitete und Basser OmO sich auch immer mehr zum Bühnentier entwickelt war es doch der gewohnt mit mächtig Hardware an den Armen aufmunitionierte Sänger Bekim (durch dessen Rückkehr die Combo ohnehin schon an Profil gewonnen hatte), der schlussendlich mit seiner posenreichen Bühnenpräsenz den Gig rettete, „Rampensau-tum“ nennt man das wohl landläufig. Der eine oder andere Schluck aus der Jägermeisterbuddel tröstete über so manchen Frust hinweg, dennoch war der heutige Gig für nicht wenige Fans das beste und dynamischste Konzert, das die Jungs zuletzt gespielt hatten. Dieser Meinung war wohl auch der Stagediver, der sich gleich zwei Mal in die Menge warf. Was für die beteiligten Musiker auf der Bühne eher wie Soundchaos geklungen haben muss, drückte mit einer Mächtigkeit aus den Boxen, die sich gewaschen hatte. Der Klang der totalen Verwüstung legte sich über das pmk, vom Soundorkan wurde alles niedergemäht, besonders im Kopf blieben dabei „Necromantic Force“ und „The Occult Reich“. Setlist: - Devotion - Necromantic Force - Beyond Cosmic Boundaries - The Triangle Will Burn - Eternal Nightmare - Shapeless - Occult Reich



INFESTUS

Auf diese totale akustische Vernichtung folgte um 22.45 Uhr der nächste mächtige Schlag. Die anwesenden Fans im vollen pmk kamen in den äußerst seltenen Genuß eines INFESTUS-Livekonzerts. Mainman Andras hatte die richtigen Musiker um sich geschart, um sich reif zu fühlen, den Anwesenden seine Vision der Dunkelheit darzulegen. Ganze sieben Jahre hatten die Fans auszuharren, den Bayern mit Wahlheimat Innsbruck livehaftig miterleben zu können. Die durch die Abstinenz enorm gestiegene Erwartungshaltung konnte von der Black Metal-Underground Institution jedoch absolut erfüllt werden. Andras schaffte es, die Dämonen, die in dunklen, einsamen Stunden heraufbeschworen wurden, auf die Bühnenbretter zu transferieren. Dies geschah jedoch nicht in der eigentlich erwartet introvertierten Weise, vielmehr wurde das zum Gutteil von "Ex|Ist"-Songs getragene Liveset überraschend dynamisch dargeboten. Die dunklen Schatten, die über das pmk gezogen waren wurden trotz langer Bühnenabwesenheit in gekonnter Weise vom sich gar nicht mal so unwohl fühlend erscheinenden INFESTUS-Mainman dirigiert. Diese Tatsache stellte für mich die wohl größte Überraschung des heutigen Abends dar. Gleichsam roh und karg, aber dennoch mit Leben gefüllt zelebrierte die Band bei überraschend gutem Sound die existenzialistisch anmutenden Klänge, der Frontmann keifte sich in kathartischer Weise sämtlichen Ballast von der Seele. Unterstützt wurde dieses Szenario von einer stimmungsvollen Lichtshow, welche die Protagonisten in Tiefrot und Schockgrün tauchte. Live-„Premiere“ somit gelungen, auf mehr (sowohl Live als auch Studio) darf wohl bald gehofft werden! Setlist: - Akoasma - Down Spiral Depersonification - Descend Direction Void - Torn Observer - Willinglessly Anticipating Death - Darkness Blazing In The Flame Of Fire - Der Blick Hinaus



TEMPLE OF BAAL

Dieser orgiastischen Vorstellung wußten die Headliner TEMPLE OF BAAL nur ihre Professionalität und ihr hochklassiges Songmaterial entgegenzusetzen. Unter Verzicht auf Warpaint enterten die vier Franzosen die überschaubare Bühne, nur Frontmann Amduscias hatte sich dezent bepinselt. Die fehlende Kriegsbemalung änderte jedoch nichts an der unverminderten Härte und Konsequenz, mit der TEMPLE OF BAAL zu Werke gingen. Gnadenlos wurden die verbliebenen Besucher (die Reihen hatten sich ob des späten Setbeginns – die Uhr zeigte bereits nach Mitternacht - doch einigermaßen gelichtet) überfahren und eingestampft, vor allem die deutlich deathmetallischeren Brecher neueren Datums (v.a. vom letzten „Lightslaying Rituals“-Album) sägten und rockten – teils doominspiriert - mächtig. Wer noch aufrecht stehen konnte, den mähten die rasiererartigen Gitarren der älteren Songs nieder. Der Basser stapfte breitbeinig auf der kleinen Bühne herum, während sich die Gitarrenfront vor dem Blitzgeballer des Drummers eher auf´s Gitarrespielen und Bangen beschränkte, der feist keifende Frontmann war sowieso zusätzlich mit dem Gesang eingedeckt. Wenn auch noch nicht breitenwirksam bekannt, so scheinen die Franzosen auch hierzulande eine Fanbase zu haben. Mit gutem Händchen ausgewählt war der Headliner, der heute sein erstes Österreich-Konzert absolvierte, jedenfalls ein mehr als würdiger Abschluß dieses Schlachtfests der Extraklasse, das bewies, dass sich auch Undergroundkonzerte bezahlt machen können. Setlist: - When Mankind Falls - Angstgeist - Crawling In Blood And Puke - Ordeals Of The Void - Traitors To Mankind - Bitter Days - Slaves To The Beast - Graveyard Of Disgust - Hate Is My Name - Dead Cult - Backstab - Heresy Forever Enthroned Nach dieser überzeugenden Vorstellung durften die Pausetaste wieder gelöst werden und die österlichen Feierlichkeiten wieder aufgenommen werden. Manch einer durfte sich auf die bevorstehende Suche nach seinen Oster-Eiern machen. Der heutige Konzertabend machte definitiv Lust auf die seitens der Veranstalter vermehrt in Aussicht gestellten Underground-Events in der Liga der heute gezeigten Gewichtsklasse in hiesigen Landen! Fotos Temple Of Baal, Infestus, Manic Disease: Thx an "Liz AW", Foto Erl: Thx an "Dominic Köll" Mehr Fotos vom heutigen Abend könnt ihr auf den Facebook-Seiten der Bands sehen!


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