20.04.2013, Tauberfrankenhalle

KEEP IT TRUE FESTIVAL 2013 (Tag2)

Veröffentlicht am 01.05.2013

Der erste Tag

(zum Livereport)

hielt mit grandiosen Gigs von u.a. LIEGE LORD und POSSESSED schon einige Highlights parat, der zweite Festivaltag wollte da nicht hinten anstehen und begann recht flott und energiegeladen…

EVIL INVADERS

KIT-Opener bürgen wie schon gesagt eigentlich standardmäßig für Qualität. Hier reihen sich die jungen, großgewachsenen und sympathischen Belgier nahtlos ein, die für die ausgefallenen RAZORWYRE einsprangen. Die Band spielte, als ob es um ihr Leben ging und zudem noch so schnell, als ob sie auf der Flucht wären. Den Speed- und Poweraficionados im Auditorium ging das Herz ob der zur Schau gestellten Bühnenpräsenz und optischen Aufmachung auf. Was für eine Spritzigkeit, was für eine Energie wurde hier schon zu früher Stunde entfesselt! Die nach der RAZOR-CD benannten Invaders hatten ja rund eine Woche zuvor schon standesgemäß das pmk in Innsbruck zerlegt, dementsprechend gut eingespielt präsentierten sich die Belgier am heutigen Tage, wobei man einen derart flotten Start des zweiten Tages kaum erwarten durfte. Die Stücke der Debut-EP peitschen pfeilschnell über die bangende Meute hinweg, dazu gesellte sich noch der EXCITER-Brüller „Violence & Force“. Was für eine Performance, was für ein Potential das in dieser Band schlummert, wenngleich ein wenig mehr Abwechslung das Repertoire der hoffnungsvollen Youngsters aufwerten würde.

ATTIC

Es war einfach nur toll, welche Magie und Energie diese Band schon zur Mittagszeit und bei Tageslicht enfalten konnte. Stilecht mit schwarzen Kerzen bestückt wähnte man bei geschlossenem Auge die klassische MERCYFUL FATE-Besetzung auf der Bühne, der typische KIT-Bühnenaufbau vervollständigte das stimmige Gesamtbild. Die Frage aller Fragen war ja im Vorfeld, ob Meister Cagliostro (der optisch ein wenig an CELTIC FROST´s Martin Ain erinnerte) seine glanzvolle Gesangsleistung auch auf der Bühne umsetzen können wird. Diese Frage kann „Satan sei Dank“ positiv beantwortet werden. Der Sänger zeigte vor der vor lauter Publikumszuspruch proppevollen Halle sein Können und ließ die gesanglichen Muskeln spielen. Mit dem bärenstarken Songmaterial von „The Invocation“ im Gepäck konnte sowieso nichts schief gehen, herausragend „Join The Coven“ sowie das abschließende „Melissa“-Cover „Black Funeral“. Einen Auftritt mit einem schlechter bei Stimme seienden Sänger würd ich aber wohl keinem wünschen. Die englischen Ansagen zwischen den Songs waren wohl den zahlreichen internationalen Fans geschuldet, die ein wenig im Schatten des Fronters stehende Gitarrenarbeit war eine Wucht. Starke Vorstellung!



TORANAGA

Bei den PowerThrashern TORANAGA wurde es augenscheinlich viel leerer in der Halle (auch ich hatte die Band eigentlich eher nur als Vorband von SAXON und METAL CHURCH in Erinnerung), auch für mich Zeit zum Niedersetzen. Die Seitentribüne ermöglicht vielen Zuschauern, die Konzerte auch im Sitzen zu verfolgen. Die Briten, welche quasi in Straßenklamotten auf die Bühne kamen, thrashten amtlich und wurden trotz des undankbaren Platzes im Billing zwischen ATTIC und MIDNIGHT mit entsprechendem Beifall geehrt. Mit „The Ultimate Act Of Betrayal” wurde ein neuer, mäßig aufregender Song vorgestellt. Glanzleistung war der Auftritt keiner, wenngleich die „God´s Gift“-Granate „The Shrine“ zumindest am Ende noch ordentlich Staub aufwirbelte, ansonsten wurde solides Genrefutter der Band mit dem Bodybuilder-Gitarristen geboten.

MIDNIGHT

Da ging es bei den folgenden Thrash-Punks MIDNIGHT schon ganz anders ab. Maskiert mit schwarzen Kapuzen trat das Chaos-Trio an, die KIT-Meute anlässlich ihrer exklusiven Deutschland-Show in Grund und Boden zu schrammeln. Rumpelig und vor Underground-Spirit nur so triefend fegte der MOTÖRHEAD/TOXIC HOLOCAUST-Bastard dreckig, roh und punkig aus der P.A. Das starke „You Can't Stop Steel” mutierte dabei zu einer Hymne, welche vom bassenden Frontmann Athenar breitbeinig runtergeholzt wurde, während der Gitarrist auch im Fotograben – den Kontakt zu den FrontRow-Maniacs suchend – weiterklampfte. Von hinten heraus rumpelte das Schlagzeug und der Auftritt geriet mit wummernden Fegern wie „Lust Filth and Sleaze“ zu einem Erfolg auf ganzer Linie! Für den kolportierten Vorfall gleich zum Setbeginn, dass eine von der Band ins Publikum geworfene Wasserflasche wohl einen Zuschauer am Kopf traf sowie Rockstar-like eine Axt zertrümmert wurde, war ich leider um kurze Zeit zu spät in der Halle.

OCTOBER 31

Die Amerikaner waren infolge der vorangegangenen Volldröhnung der vier Combos ein wenig die Bauernopfer des heutigen Tages. Obwohl ich mir die Truppe gern vollständig angesehen hätte, gönnte ich meinen Ohren ein wenig Regeneration. Die ersten Songs knallten jedenfalls amtlich aus den Boxen. Der geil röhrende und sympathisch-ungelenkt über die Bühne stapfende Frontmann King Fowley (der ja im nächsten Jahr mit seiner Stammcombo DECEASED hier gastieren wird) und seine Rabaukentruppe dürften mit ihrem gefälligen Ami-Heavy Metal-Sound aber dankbar beim Publikum angenommen worden sein, das Set wurde mit dem üblichen „Power And The Glory“-Cover von SAXON beendet.



LEGEND

Die Briten, die heute ihre erste Deutschland-Show überhaupt absolvierten, verblüfften nicht wenige Anwesende dahingehend, welche Bands sich nicht so im Laufe der Jahrzehnte im Business tummelten und mit welcher Liebe und Hingaben die fachkundigen Veranstalter solche Alt-Kapellen bzw. reaktivierten Combos (wieder)entdeck(t)en oder ausbuddeln. Die Show der gereiften Musiker von der Insel geriet aber leider eher unspektakulär. Einige Fans in den ersten Reihen ließen die Protagonisten hochleben, für die meisten waren LEGEND aber eher nur Hintergrund-Soundtrack, keinesfalls schlecht, aber plätscherten eher ohne Höhepunkte dahin. Schließlich wurde bewiesen, dass altes Eisen nicht rostet und solch gemütlicher Sound nach den vorangegangenen Gemetzeln auch Balsam für die Ohren sein kann!

JACK STARR’s BURNING STARR

Der ehemalige VIRGIN STEELE-Gitarrist und seine illustre Truppe (die Gitarre bediente der agile Aktivposten Marta von den polnischen CRYSTAL VIPER, hinter den Drums thronte ex-MANOWAR-Warrior Rhino) vermochten mit ihren flotten Hardrock/Metal-Hits schon für mehr Bewegung zu sorgen. Die Band konnte songtechnisch aus dem Vollen schöpfen, die griffigen Refrains und knackig-kompakten Songs wurden nur so aus dem Ärmel geschüttelt, Sänger Todd Michael Hall überzeugte mit einer tadellosen gesanglichen Leistung, dass Starr sein Instrument bedienen kann, zeigte er mit dem schon nach zwei Songs angestimmten Solo. Die Nummern des letzen Albums “Land Of The Dead“ wie etwa das supermelodische „Sands Of Time“ oder der Titeltrack integrierten sich in das eigentlich als „Special Old School Show“ angekündigte Set (u.a. „Evil Never Sleeps“) wenngleich es für einige ruhig noch mehr Nummern aus der reichhaltigen Discographie sein hätten können. Dennoch eine tolle Performance einer leider ein wenig abseits des Rampenlichts stehenden Band.

STEEL PROPHET

Was war da geschehen? Nach Jeff von POSSESSED war Sänger Rick Mythiasin der zweite Rollifahrer des Festivals. Beide Beine in Schienen (es wurde gerüchtet dass er wohl betrunken über eine Treppe heruntergestürzt war) absolvierte der routinierte Shouter das Set sitzend und schien sich in dieser Rolle sichtlich unbehaglich zu fühlen. Die Situation tat allerdings dem tollen Gesang keinen Abbruch. Gemeinsam mit seiner professionell aufgeigenden Band schüttelte der Ausnahmesänger (der 2011 am KIT schon John Cyriis bei AGENT STEEL vertrat) die Power Metal-Granaten nur so aus den Hemdsärmeln. „The Ides Of March“ oder „When Six Was Nine“ hießen die Asse im Set der Kalifornier, die leider bei nicht ganz optimalem Sound aus den Boxen geblasen wurden. Optische Hingucker waren die Matte des Bassers (positiv) sowie das „Superman“-T-Shirt des Gitarristen (negativ). Warum das QUEEN-Cover „Bohemian Rhapsody“ statt eines weiteren eigenen Songs angestimmt wurde, bleibt mir unerschlossen. Für Unterhaltung sorgte es jedenfalls und wohl die halbe Halle brüllte inbrünstig die wohlbekannten Textzeilen mit. Die Meute sah einen amtlicher Gig einer absolut routinierten Band, welche die Fans allerdings schon seit Jahren nach einem neuen Album darben lässt.



ANGEL WITCH

Die Briten teilten in gewisser Weise das Schicksal von MEDIEVAL STEEL vom Vortag. Die Truppe um das einzig verbliebene Alt-Mitglied, Gitarrist und Sänger Kevin Heybourne wußte trotz des gelungenen Einstiegs mit dem spritzigen „Atlantis“ nicht restlos zu überzeugen. Solide Kost mit durchschnittlicheren Titeln vermischte sich mit einprägsamerem Material wie „White Witch“ oder „Angel Of Death“, negativ ins Ohr stach der Frontmann, dessen Organ nicht wirklich sehr ansprechend rüberkam bzw. manchmal etwas neben der Spur lag. Viele hatten die Band zuletzt auf der Tour mit GRAND MAGUS gesehen, das ganze Auditorium fieberte allerdings eher dem ultimativen gleichnamigen Bandsong entgegen. Mit dem Anstimmen des Anfangs entlud sich die aufgestaute Spannung, der zweifellos als Metal-Classic zu bezeichnende Song wurde inbrünstig mitgebrüllt und stellte auch wegen des Abrockens seiner jüngeren Bühnenpartner einen würdigen Abschluß einer eher durchschnittlichen Show dar.

WARLORD

Das mächtige Intro samt Regengeprassel und Co. kündigte den Auftritt der US Metal-Legende WARLORD an. Nach langem Hinhalten waren alle Augen in der vollgepackten Halle gen Bühne gerichtet, als die Band, begleitet von frenetischen Publikumsreaktionen, ihr Set gleich mit ihrem wohl größten Hit „Deliver Us….“ Begannen. „One By One…“ schallte es durch die Halle, für viele Fans war heute ein Traum in Erfüllung gegangen, schließlich war das heutige Konzert das erste in Deutschland seit dem Wacken-Auftritt 2002. Der anfänglich schlechte Sound (trotz langem Soundcheck!) besserte sich glücklicherweise mit der Zeit, die Rhythmussektion hätte sonst gedroht, alles zu dominieren und niederzuballern. Nicht wenigen Fans schien in jenen qualvollen Minuten das Entsetzen förmlich ins Gesicht geschrieben zu stehen. Die kultisch verehrte PowerMetal-Legende verpulverte – für viele unverständlich – ihre Megamunition gleich zu Anfang des Sets. Egal ob „Child Of The Damned“ oder auch das recht rasch angestimmte „Aliens“: WARLORD kleckerten nicht, sie klotzten! Eine absolut positive Überraschung am Mikro war Sänger Giles Lavery, dessen Stimme sich Bandchef Tsamis zufolge besser für das Classics-Material als der etatmäßige Neo-Sänger Richard Anderson eignete, wenngleich auch vom neuen “The Holy Empire”-Album einige Songs präsentiert wurden. Besonders augenfällig präsentierte sich Basser Philip Bynoe, der sich auch showtechnisch einbrachte, während sich Bandchef Bill Tsamis (der im Vorfeld des KIT-Auftritts mit einem launigen Frust-Statement in Richtung KREATOR einigen Unmut auf sich zog) eher auf sein Gitarrenspiel konzentrierte. Wer aber der Sympathieträger in der Band ist, wurde spätestens bei der Vorstellung der Mitglieder klar…den meisten Beifall bekam Drum-Meister Mark Zonder (ex-FATES WARNING) zugesprochen. Ansonsten teilte das Sextett (inkl. Keyboarder) aber doch ein wenig das KIT-Schicksal des Samstagsheadliners…zwar lauschten alle andächtig den Klängen, für die erwarteten und auch verdienten Publikumseuphorien fehlten den meisten im Zuschauerraum aber doch schon die Kräfte, hatten einige doch schon 19 Bands absolviert und ihnen applaudiert. Den mächtigen Schlusspunkt setzte das gewaltig-donnernde „Winds Of Thor“ (vom LORDIAN GUARD-Album). Als Zugabe schwang der WARLORD auch den „Lucifer´s Hammer“ und spendierte dem dankbaren Publikum noch „Achilles Revenge“, mit denen eine bis auf anfängliche Soundschwierigkeiten absolut tighte, Headliner-würdige Show ihr glorreiches Ende fand.



Setlist WARLORD:

- Intro - Deliver Us From Evil - Winter Tears - Child Of The Damned - Penny For A Poor Man - Black Mass - Mrs. Victoria - Lost And Lonely Days - Aliens - Soliloquy - City Walls Of Troy - Kill Zone - Father - Glory - War In Heaven - Winds Of Thor - - Beginning / Lucifer's Hammer - Achilles Revenge Das KIT 16 war vorüber und wurde seinem Ruf, dass mit gutem Händchen aufstrebende Hoffnungsträgerbands verpflichtet werden, ebenfalls mehr als gerecht! Egal ob HIGH SPIRITS, EVIL INVADERS, AIR RAID oder BORROWED TIME…diese Bands sollten noch einigen Metal-Staub aufwirbeln, dass man von ATTIC noch einiges hören wird, dürfte ebenfalls als amtsbekannt betrachtet werden. Die Brachialfraktion bekam von MIDNIGHT, MORBID SAINT und den mächtigen POSSESSED den Metal-Popo kräftigst mit dem Spike-bewehrten Armband versohlt, die Ohren der Metal-Schöngeister wurden von den allesamt groß aufgeigenden LIEGE LORD, STEEL PROPHET oder WARLORD verwöhnt und auch die alte Garde bekam ihre Nostalgieverpflegung mit ANGEL WITCH oder der NWoBHM-Legende HOLOCAUST. Alle durften zufrieden sein, DIE KIT-Hymne „Medieval Steel“ durfte ebenfalls erstmals vor Ort zelebriert werden, Totalausfälle gab es löblicherweise nicht zu beklagen. Das KEEP IT TRUE 2014 wirft mit der Ankündigung von JAG PANZER und SINNER (beide mit Special Shows), LETHAL, HEXX, DECEASED oder ATLANTEAN KODEX bereits seinen übermächtigen Schatten voraus, der infolge von GEMA-Gebühren etc. zwar gestiegene, aber im Vergleich immer noch sehr moderate Preis von 55 Euro schreckte aber kaum Besucher davon ab, sich gleich das Ticket für nächstes Jahr zu besorgen. 80 % der 2.000 Tickets dürften bereits jetzt schon vergriffen sein, wenn Organisator Oliver Weinsheimer und sein professionell agierendes Idealistenteam wieder die Infrastruktur für das Mekka des Underground-Metal bereitstellen. Alle LIVEPIX: Michaela Schnell (http://www.metal-rock-impressions.com/) – THX!


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