25.05.2013, Olympiahalle Innsbruck

DIE TOTEN HOSEN

Veröffentlicht am 28.05.2013

DIE TOTEN HOSEN machten zum zweiten Mal binnen eines Jahres Station im noch gar nicht sommerlichen Innsbruck. Dass das Konzert wieder in Windeseile ausverkauft war, muß wohl nur am Rande erwähnt bleiben. Während die Show in der rappelvollen Dogana

(zum Livereport)

(als Aufwärmrunde für die anstehenden Festivalshows konzipiert) ob des intimeren Rahmens etwas ganz Spezielles war, war der heutige Konzertabend vor 8.000 Fans in der großen Olympiahalle ein reguläres Tourkonzert. Schon von Anfang an lag eine besondere Stimmung in der Luft, fand doch zeitgleich das deutsch/deutsche Champions League Finale statt, was wohl schon im Vorfeld viele Fans in einen argen Zwiespalt und Gewissenskonflikt trieb. Wenn man weiß, dass die TOTEN HOSEN Fußballfans sind, dann ist klar, dass man nicht in Unkenntnis des Spielstands in der Halle bleiben wird! Als Opener durften die irischen Hardrocker KOPEK ran, welche die ihnen zur Verfügung stehende halbe Stunde nützten und amtlich aus den Boxen stromten, vor allem das vom Video her bekannte "Cocaine Chest Pains" kam verdammt stark daher. Der eine oder andere wird sich nach dieser Vorstellung sicher näher mit der Band befassen, grundsätzlich ist aber ein Support-Slot bei total Hauptact-fixierten Fans wie jene der HOSEN oder etwa AC/DC aber ein eher undankbarer.

PENNYWISE, die RAMONES und andere Konsorten steigerten in der Umbaupause die Anspannung und Vorfreude auf den Headliner. Kurze Zeit später gab es dann aber kein Halten mehr. Punkt 21 Uhr ertönte das Intro und wie schon zuletzt wurden die Banner mit dem Adler gehisst. Tosender Jubel brandete auf und den HOSEN wurde ein äußerst gebührender Empfang bereitet. Der Opener hieß wieder „Ballast der Republik“, danach wurde umgehend das neue „Altes Fieber“ und das geile „Auswärtsspiel“ nachgeschossen, das exemplarisch die Erfolgsformel der Band offenbarte. Punkrock in Reinkultur, leicht kaputt, geradeaus, hochmelodisch, packend und mit einem breiten Feld für Mitsing/gröhl-Einlagen für die Fans. „Ole ole ole ola, uns ist egal, wer heute siegt! Ole ole ole ola, weil es um was anderes geht!“...erschallte es aus Tausenden Kehlen. Dieser Song verknüpft die Liebe der Band zum Punkrock mit der Hingabe für Fußball. Die anderen wesentlichen Komponeten, die Geschichten des Lebens und die politische Schlagseite finden sich in anderen Songs. Es folgte ein Parforceritt durch fast 30 Jahre HOSEN mit lässiger Videoshow und amtlichem Stadionrocksound. Vor allem Songs vom letzten Album „Ballast der Republik“ dominierten die Setlist, die sich im Wesentlichen an der letztjährigen orientierte. Ein Geniestreich jagte den nächsten, die Fans gingen steil, reckten die Hände in die Höhe, sogar Fahnen durften in der Halle geschwungen werden.

Ein wie immer agiler Campino (die Ursache für seinen verbundenen Mittelfinger konnte man beim Konzert leider nicht erfahren, anscheinend klemmte er sich in Bielefeld in einer Brandschutztür) nützte die sich auf der großen Bühne eröffnenden Spielräume weidlich aus, seine Mitstreiter schrammelten sich mit viel Spaß durch das Set. Der Bühnenprofi nützte die Pausen zwischen den Songs für Ansagen an die Fans. Wenn er meint, dass „die Fans der Motor für die Band“ sind, dann glaubt man ihm das auch, zum Rockstar-Profitum gesellt sich bei Campino ein hoher Anteil an Authentizität und Ehrlichkeit, was den Deutschen seit Jahren eine treue Fanschar beschert. Wie fannahe und auch spontan die Band dann wirklich ist, zeigte „Paradies“, für das Bernadette aus Innsbruck auf die Bühne gebeten wurde, die dann den Song als Frontfrau zu Ende singen durfte. Für so viel Mut und eine respektable Leistung spendete die Halle zünftig Applaus, Bernadette hat ein unvergessliches Erlebnis und die Band kassierte massig Sympathiepunkte. Das inzwischen verlautbarte 1:0 für Bayern München wurde großteils mit Buh-Rufen quittiert und auch die Fortuna Düsseldorf-Fans auf der Bühne machten keinen Hehl daraus, dass ihr Favorit heute Abend ganz eindeutig Schwarz/Gelb war, groß war jedenfalls die Erleichterung, als der Ausgleich für den BVB vermeldet werden konnte. Neben der musikalischen Euphorie lag für viele Hosen-Fans, die bekanntlich oftmals auch Anhänger des runden Leders sind, immense und quälende Spannung ob des Matches in der Luft. Dennoch konnten die Düsseldorfer die Aufmerksamkeit der Massen für sich gewinnen, der heutige Auftritt geriet einmal mehr zu einem Triumphzug. Ruhigere Soundmomente gaben sich mit Krachern wie „All die ganzen Jahre“ oder “Hier kommt Alex“ die Klinke in die Hand. Bei „Steh auf wenn du am Boden bist“ kam das bewährte Niedersitzspiel zum Einsatz, bevor das reguläre Set mit „Tage wie diese“ in einem mächtigen Papierschlangen-Regen sein Ende fand.

Nach kurzer Pause wurden die HOSEN vom Publikum noch ganze drei Mal auf die Bühne zurückgeholt, das SLADE-Cover „Far Far Away“ kam – ebenso wie das McCoys-Cover „Hang On Sloopy“ - bestens beim Publikum an. Dennoch ist ob der doch zahlreichen Coverversionen leichte Verwunderung angebracht, immerhin könnte man die zahlreichen wahren Die Hard-HOSEN-Fans mit dem einen oder anderen ausgebuddelten raren Schinken sicher in den Wahnsinn treiben. Doch die „Fünf Freunde“ lassen sich einfach selbst den Spaß an der Freud (nämlich an Covers) nicht nehmen. Immerhin wurde mit „Bis zum bitteren Ende“ dann doch ein seltener gespielter Track ausgegraben. Kurz vor „Freunde“ musste zum riesigen Unmut der Anwesenden der Siegestreffer für den Champions League-Sieger ausgerufen werden. Mit einer klaren Ansage knallten die HOSEN dann noch mit einem Seitenhieb auf Uli Hoeneß den Blau/Roten-Anti-Song „Bayern“ raus. Die Fronten waren klar abgesteckt, der CL-Kick mittlerweile beendet. Und auch der endgültige Schluß des Sets hatte einen Fußballbezug. Mit „You´ll Never Walk Alone“ wurde das ausgepowerte, aber glückliche Publikum nach einer Showzeit von sage und schreibe 135 Minuten standesgemäß und altbewährt entlassen. Die Innsbrucker Olympiahalle beherbergte heute wieder eine PunkRock-Stadion-Mega-Party, die – trotz des für die meisten der Anwesenden zweifelhaften Fußballergebnisses - wohl alle zufriedenstellte!



Setlist:

Intro Ballast der Republik Altes Fieber Auswärtsspiel Du lebst nur einmal (vorher) Das ist der Moment Alles was war Heute hier, morgen dort (Hannes Wader Cover) Bonnie & Clyde Ein guter Tag zum Fliegen Sascha…ein aufrechter Deutscher Paradies Niemals einer Meinung Europa Pushed Again Schrei nach Liebe (Die Ärzte Cover) Alles wird vorübergehen Liebeslied Steh auf, wenn du am Boden bist Hier kommt Alex Wünsch dir was Tage wie diese - Draußen vor der Tür All die Ganzen Jahre Far Far Away (Slade Cover) Freunde - Bayern Hang on Sloopy (McCoys Cover) Zehn kleine Jägermeister Schönen Gruß, auf Wiederseh'n - Alles aus Liebe Vogelfrei Bis zum bitteren Ende You'll Never Walk Alone (Gerry & The Pacemakers Cover)


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