15.08.2013, KuFa (Kulturfabrik)

EXODUS

Veröffentlicht am 18.08.2013



ALFORNA

Die Unterländer, die sich auch aus den Überresten der seinerzeit regional recht umtriebigen ENCOUNTER zusammensetzen, durften den heutigen Thrash-Reigen eröffnen. Die ihnen zugestandene halbe Stunde nützte der Fünfer, um vor schon ansprechend anwesendem Publikum einen guten Eindruck zu hinterlassen. Die seit dem Zugang von Sänger Daniel wieder vollständige Metal-Armada konnte Augenzeugen zufolge zuletzt im Vorprogramm von ARCH ENEMY punkten. Und auch heute regierte eine Gitarrenfraktion, die mit fettem und crunchigen Sound mächtig Druck machte. Ob zwingend Mundartstücke gespielt werden müssen, sei zwar dahingestellt, insgesamt konnten die mit sechs Mann auf der Bühne aufmarschierenden Local Heroes ALFORNA aber einen guten Eindruck hinterlassen.

GARAGEDAYS

Die Unterländer ins Vorprogramm des heutigen Konzertabends zu hieven war nicht die schlechteste Idee des Veranstalters. Die zur Schau gestellten Qualitäten der seit einigen Jahren im Underground aktiven Jungs aus Rattenberg ließen das Quartett zuletzt ja auch einen Album-Deal einheimsen. Das neue Album „Passion Of Dirt“ steht jedenfalls fix fertig in den Startlöchern, dementsprechend motiviert zeigte sich das sympathische Metal/Thrash-Outfit und präsentierte mit dem Titeltrack oder etwa „Never Give Up“ auch einige neue Songs von dieser heiß zu handelnden Metal-Aktie. Mit dem nötigen jugendlichen Pfeffer im Arsch und viel Spirit powerten und thrashten Nummern wie “Piece Of Shit“ oder „Last Breath“ daher. Sowohl Gitarren- als auch Gesamtsound waren sehr kernig und vollmundig geraten, obwohl der Combo nicht die volle Soundbandbreite zur Verfügung stand. Frontmann und Linkshänder Marco führte seine Legion grimmig an und klang auch live bisweilen wie Mille (auf diese Parallele sowie die METALLICA-Querverweise wurde ja bereits im Review zum “Dark And Cold”-Album hingewiesen). Die gänzlich auf Englisch gehaltenen Ansagen schienen dem internationalen Anspruch der Band geschuldet zu sein, das Publikum in 25 km Entfernung von Zuhause mit „Hello Austria“ zu empfangen, war dann doch fast schon ein bisschen situationskomisch, soviel Kritik darf schließlich schon geäußert werden. GARAGEDAYS ließen die Haare anständig fliegen, konnten dank der vielen starken Abgeh- und fetten Grooveparts reüssieren und das heutige 45 Minuten-Set voller Classic Metal-Uptemponummern und Thrash-Brechern als weiteren Mosaikstein in der Erfolgsgeschichte dieser Tiroler Metalhoffnung verbuchen. Setlist: - Intro (Black Bridges) - It Rules - Bleeding Days - Scars Of Life - Lord Of Darkness - Razor Blade - Passion Of Dirt - Never Give Up - Piece Of Shit - Last Breath



EXODUS

Es hat ja so seine Vorteile wenn man für die österreichische Nr. 1 im Metal schreibt. Vieles über das heute in der KuFa stattfindende Konzert wurde ja bereits im Livereview aus Graz des Kollegen Wiederwald von der Show im Explosiv berichtet, sodass einem die Berichterstattung durchaus erleichtert und auch bestätigt wird. Aber auch der Leser bekommt so eine breite und auch seriöse Übersicht und Darstellung dieser Konzertreise der Thrash-Legenden EXODUS. Die in diesem Bericht angerissene Big 4/EXODUS Diskussion greife ich hier aber nicht auf, denn mit was in der Hölle sollten wir in so einem Fall mit einer Ausnahme-Band wie OVERKILL machen? Da sind die Verhältnisse im Teutonen-Thrash dann schon deutlich klarer geregelt. Und ja, es schossen einem wieder die alten Gedankenspiele durch den Kopf, was gewesen wäre und wo die Band heute stehen würde, wenn, ja wenn „Bonded By Blood“ nicht erst 1985, sondern etwas früher (etwa zu „Show No Mercy“/“Kill ´em All“-Zeiten) erschienen wäre. Und damit schließt sich auch der Kreis…diese Zeiten sind vorbei, drei Dekaden sind seitdem ins Land gezogen und EXODUS 2013 sind naturgemäß auch besetzungstechnisch nicht mehr jene von 1983, aber der Reihe nach… Um 21:30 Uhr war Showtime und „The Ballad Of Leonard And Charles“ bildete den Kick-Off des heutigen Thrash-Fests. Das Set war vollgepackt mit geilen Classics und jüngeren Standards von den letzten beiden Alben (wann kommt hier eigentlich was Neues nach?), die trotz des fetten Riffings teilweise schon ihre Längen hatten. „Blacklist“ markierte sodann irgendwie den Wendepunkt in der Show. Wo in der ersten Gighälfte fettes Geriffe und die langen Songs von „The Atrocity Exhibition – Exhibit A“ und dem Nachfolger „Exhibit B: The Human Condition“ (2010) regierten, kam die Show für die Fans mit diesem modernen Klassiker noch schnittiger in Fahrt.

Anknüpfend an die Graz-Show wurde auch die KuFa in gleicher Band-Besetzung zerlegt. Die über die kleine Bühne stapfende Rampensau Rob Dukes wird zwar vom Publikum immer noch zwiespältig aufgenommen und nicht wenige hoffen insgeheim auf die Rückkehr des mit HATRIOT immer noch aktiven ex-Sängers Steve „Zetro“ Souza. Sowohl der Habitus von Dukes ist zweifelhaft - wenn er etwa den Mittelfinger ins Publikum reckt, als auch seine von vielen als monotones Geschreie abgetane Sangesleistung stößt manchen sauer auf. Dennoch kann man dem Amerikaner seine Bühnenpräsenz nicht absprechen. Gegenpol ist sicher der deutlich sympathischere 5-Saiten-Basser Jack Gibson, der mit dem einzigen heute auf den Brettern stehenden EXODUS-Urmitglied (Gary Holt war mit SLAYER unterwegs) Tom Hunting die treibende Rhythmussektion bildete. Aus diesem Grunde war auch der HEATHEN-Bandpartner von Riffmeister Lee Altus (der Thrash-Gott like gewohnt zünftig rumposte und das nasse Haupthaar durch die Luft fliegen ließ), Kragen Lum - „The Machine“, eingeladen worden, auf dieser Tour in die Saiten zu greifen, zuletzt war ja auch Alt-Gitarrero Rick Hunolt dabei. Nach den Shows mit DIE KRUPPS (u.a. hier auf der Festung Kufstein 1997) und der Wörgl-Show mit HEATHEN stand Lee Altus heute mit seiner dritten Band auf Tiroler Bühnen, auch nicht alltäglich. Auf die „Fabulous Disaster“-Smasher „The Last Act Of Defiance“ oder den Titeltrack wurde heute – ebenso wie auf den „Tempo Of The Damned“-Dampfhammer „Scar Sprangled Banner“ einfach verzichtet, dafür sorgte ein amtliches „War Is My Shepherd“ für einen massiven Körpereinsatz im Pit. „Bonded By Blood“ wurde standesgemäß dem jüngst verblichenen Jeff Hannemann und Ur-EXODUS Shouter Paul Baloff gewidmet und von den Fans in den vorderen Reihen inbrünstig mitgebrüllt.

„Piranha“ ließ zuvor schon Fans und Matten kreisen, mit einem auf den Punkt gespielten, einprägsam-knackigen „A Lesson In Violence“ wurde ein weiterer „Bonded By Blood“-Classic gezockt. Und ausgerechnet vor diesem Song drohte die Stimmung ein wenig zu kippen, da sich die Protagonisten auf der Bühne wohl über sinnlose Becherwürfe in Richtung Moshpit beschwerten, da naturgemäß auch die Bühne einiges davon abbekam. Recht heiß war es heute ebenfalls, jedoch steckten die Besucher nicht in der Mosh-Sauna, die ANTHRAX eine Woche vorher hier entfachten (zum Livebericht) und auch köpfetechnisch lag man mit 320 Besuchern unter der bombigen Sold Out-Marke dieses Konzerts. Laufzeittechnisch hatte sich die Thrash-Legende allerdings an ANTHRAX angeglichen, wiederum wurde das fetznasse Handtuch nach Hauptact-unwürdigen 75 Minuten schweißtreibender Metal-Show (zwar verdientermaßen, aber doch zu früh) geworfen. Standards wie „Toxic Waltz“ und das uralte „Strike Of The Beast“ entlockten den Fans, die im Pit kreisten, noch einmal das letzte. Von einem ins Publikum gelehnten Dukes wurden sie zum Mitgrölen aufgefordert und feierten ihre Thrash-Helden standesgemäß ab. Der heutige Abend bestätigte meinen Eindruck von der fetzcoolen Show am Bang Your Head 2012, wo die Band mit ihrer mitreißenden Show einen Höhepunkt des gesamten Festivals ablieferte. Und auch heute stand der San Francisco-Fünfer als Garant für kraftvollen und hochenergetischen Thrash Metal, der seine explosive Wirkung am Besten in einer Clubatmosphäre wie der heutigen entfalten kann.

Alles klang und wirkte wie aus einem Guß, homogen, dicht und vor allem mit einem souveränen und packenden Drive ausgestattet, der schwer in Worte zu fassen ist. Jene mitreißende Dynamik, gepaart mit soundtechnischer Brachialität und brettharten Riffs, zeichnet den US-Thrash, und hier im Speziellen EXODUS, seit je her aus. Der superchrunchige, (neben altem Schwedendeath für mich perfekte), ultratighte Gitarrensound machte kleinere Mankos wie etwa das für mein Ohr fast zu modern tackernde Schlagzeug oder eben den diskussionswürdigen Frontmann Dukes mehr als wett. Die HEATHEN-Sechssaiter wußten, wie der EXODUS-Gitarrensound zu klingen hat und ließen ein knackiges Riffgewitter auf die Zuschauer einprasseln. Dass Altus & Co. es mit der Stammband ebenso draufhaben, bewiesen sie mit Klassikern wie „Victims Of Deception“ oder dem neuen „The Evolution Of Chaos“. EXODUS sind auch ohne ihren Mainman Gary Holt (der von vielen Fans schmerzlich vermisste Mainman hätte das heute gezockte Schnitzel aber wahrscheinlich noch einen Hauch schärfer angebraten) Vollprofis. Obwohl die Meinungen zur Band auseinander gingen, durften die Anwesenden einen feinen Abend im Zeichen des immer noch regierenden bzw. wiedererstarkten Thrash Metal erleben, die Kalifornier überzeugten mit Erfahrung, Qualität und Professionalität! Setlist: - The Ballad Of Leonard And Charles - Beyond The Pale - Piranha - Children Of A Worthless God - Iconoclasm - Blacklist - A Lesson In Violence - War Is My Shepherd - Bonded By Blood - The Toxic Waltz - Strike Of The Beast Fotos: Bernhard Schösser (3) (mehr Pics seht ihr HIER) und Tina Burgstaller (1). Weitere Fotos von Stormbringer-Kollegin Tina Burgstaller findet ihr HIER.


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