21.09.2013, Schwarzer See

MORTICIAN - 30 Jahre Jubiläumsshow

Veröffentlicht am 29.09.2013

Es gibt viele Konzerte, aber es gibt auch diese ganz besonderen Events, die aus einem schnöden Musikabend etwas ganz besonderes machen. MORTICIAN hatten gerufen und auch eine kleine Delegation aus Tirol war angetreten, mit der zahlreich erschienenen Vorarlberger Metal-Community das satte 30-jährige Bandjubiläum dieser österreichischen Metalinstitution zu feiern. Für alle, die nicht so mit der Band vertraut sind, sei eingangs noch einmal festgestellt, dass es sich bei MORTICIAN um die Band aus dem Ländle und nicht etwa um die ebenfalls bekannten US-Metzelmeister gleichen Namens handelt. Stattfinden sollte das Ganze am Schwarzen See, doch wer ein Open Air erwartete, lag falsch, fand das Jubiläumskonzert doch im überdachten ersten Stock der Jausenstation am See statt. Wettersicherheit war somit garantiert, der Wettergott hatte allerdings den Ruf des Metal vernommen und ohnehin beste Herbstbedingungen bereitgestellt. Nach der Labung mit stilechten Kässpätzle und Frastanzer Bräu, sowie einer überraschend dekadenten Anreise im Porsche Cayenne samt adretter und tätowierter Chauffeuse im Dirndl, stand einer Riesenfete nichts mehr im Wege.

SUPER VOLT

Beginnen sollte der Abend mit SUPER VOLT, einer echten Nachwuchscombo, die diese Bezeichnung wahrlich verdient, schließlich sind die vier Knirpse im Durchschnitt wohl kaum älter als zwölf Jahre! Angeführt von Markus, dem mutigen Sohn von MORTICIAN-Shouter Daniel, legten die Jungspunde eine wahrlich respektable und auch liebenswerte Performance auf die Bretter. Vor den Augen der sichtlich stolzen Eltern und nach kürzlich eingefahrenem Gewinn eines Nachwuchspreises erfolgte der Set-Einstieg mit „Nothing Else Matters“ von METALLICA noch recht verhalten. In weiterer Folge zockten die Nachwuchsrocker dann „Alles nur geklaut“ von den PRINZEN, den „Jailhouse Blues“; auch die Fähigkeiten von „Wickie“ wurden besungen, bevor das Setende mit „Hell's Bells“ eingeläutet wurde. Eigene Nummern gab´s zwar noch keine zu hören, doch was nicht ist, kann ja noch werden. Wohlan Jungs, tolle Leistung, bastelt weiter an eurer Karriere und rockt das Ländle!



HIGHWAY KILLER

Als Special Guest für den heutigen Abend hatte man die Baden-Württemberger HIGHWAY KILLER eingeladen, die umgehend ihr Banner des Heavy Metal hissten! Angeführt von Frontbeast Ralf ließ sich der Fünfer nicht lange bitten und zockte die Hymnen des 2010er „Lost Metal Tales“-Albumdebüts, von denen „Girls In Leather“ und das geile „Metalfighters“ in Erinnerung blieben. Gestärkt durch Hochprozentiges verbreitete die „Swabbia Hell“-Armada mächtig Spaß und gute Laune im Publikum und begeisterte mit treibendem Teutonen-Metal in bester ACCEPT/U.D.O. oder RUNNING WILD-Tradition (samt AC/DC-Einsprengseln), dessen stahlharte Attitüde in Songs wie der gleichnamigen Bandhymne ihren Niederschlag findet. Geile Gitarrenriffs und absolut zwingende Refrains ließen kein Haupt ungebangt, besonders sympatisch Frontmann Ralf, der auch seine Tiroler Metal Warriors herzlich willkommen hieß! HIGHWAY KILLER ließen einen mitreißenden Metal-Mitgröler („Drunken Sailor“ in „Pirates Of The Storm“) nach dem anderen vom Stapel und so standen die Zeichen bis zum Setende mit „Heavy Rock Is The Law“ weiter ungebremst auf Metalparty, welche in der anstehenden Umbaupause mit geilen Metalhits aus der Konserve verkürzt wurde.



MORTICIAN

Die beiden verbliebenen MORTICIAN-Urmitglieder Thomas und Patrick entsinnten sich der Bandgründung vor drei Dekaden und hatten zu diesem besonderen Abend geladen und zahlreiche Freunde, Fans und auch Familie folgten dem Ruf des Metal an den Schwarzen See. Die Band, die ihr gleichnamiges Albumdebüt (Review) erst 2011 ablieferte, konnte durchwegs abräumen und auch das Jubliäumskonzert wurde gleich mit sechs Tracks (auch mit dem starken „Prepare For Death“) von diesem Longplayer eröffnet. Wie schon zuletzt bei den gelungenen Auftritten in Innsbruck und Landeck packten einen diese irrsinnig knackigen, schlüssigen und mit zahlreichen Höhepunkten ausgestatteten Metalhymnen im Stile von SAXON oder ACCEPT, die vor allem fett METAL sind! Drummer Nagy und auch Sänger Daniel sorgten noch für zusätzlichen frischen Wind im Bandgefüge, der sich auch in den abwechslungsreichen Nummern widerspiegelt. Danach griff man tief in die 80er-Trickkiste, es wurden Tracks von der 87er „No War“-EP und andere Bandklassiker aus „Street Warrior“-Demozeiten ausgepackt, welche wohl vielen der Anwesenden ehemaligen Bandmitglieder, Fans und Zeitzeugen jener Tage die Freudentränen in die Augen trieben. Bei “No War” durften Gitarrist Tom Metzler seine Bandgenossen aus ART OF FEAR-Zeiten (unter diesem Banner firmierte der sympathische Riffmeister nachdem MORTICIAN zwischenzeitlich auf Eis lagen) auf der Bühne begleiten, sodass dieser Classic Tune von Drummer Joe, Sänger Thomas „Cassy“ Cassan und DIVINE TEMPTATION/MAYFAIR-Basser Hannes würdig interpretiert wurde. Bei einem anderen 80er-Relikt, nämlich „Street Warrior“, enterte noch Alt-Sänger Keule die Bühnenbretter und setzte zu einer weiteren Zeitreise rückwärts an.

Neue Nummern gab es zwar leider keine zu hören, beim doch schon ein wenig abgenudelten „Breaking The Law“ stimmten schließlich noch einmal Keule und HIGHWAY KILLERs Ralf mit ein, sodass das Regulärkonzert mit dieser Party-Hymne ein verdientes Ende fand. So muss das! Die äußerst gelungene Diashow, die vor dem Auftritt auf die Leinwand projiziert wurde, ließ ebenfalls viele Erinnerungen wach werden und sorgte für mächtig Gesprächsstoff und Amusement im Auditorium. Die Nachwuchsmetaller, die sich heutzutage gebärden wie die MORTICIAN-Jungs in den tiefen Achtzigern, wussten nach diesem Nostalgietrip, wo der Bartl den Most wirklich herholt und dass der Metal schon lange vor dem Internetzeitalter (in dem via YouTube und Co. alle Bands sofort und umfassend zu entdecken sind) „in echt“, authentisch und gleich um die Ecke Einzug hielt und (live) zu sehen und zu erleben war. Vom ersten Gig am 31. März 1984 im Pfarrsaal zu Frastanz, zu dem die Band in der Mercedes-Limousine kutschiert wurde und danach unter den Augen der Madonna-Statue ein Metal-Inferno entfachte, über den London-Aufenthalt, bei dem man METALLICA traf, bis hin zu den aktuellen Highlights (KEEP IT TRUE-FESTIVAL-Auftritt, UP THE HAMMERS-Gig in Athen etc.) – es blieb keine Bandphase ausgespart und keine Kajal, Spandex- und Nieten“peinlichkeit“ im Stile von MÖTLEY CRÜE & Konsorten ausgespart!

Danach gab es zum Grande Finale kein Halten mehr, MORTICIAN zockten die beiden Übernummern, zuerst die gleichnamige Bandhymne, danach das mächtige „Worship Metal“, das von allen Anwesenden mitgebrüllt und abgefeiert wurde, bevor die Bühne freigegeben wurde, damit sie die Fans frequentieren und gemeinsam mit der Band eine wahrlich würdige Jubiläumsshow beschließen konnten, bevor Gitarrist Tom von der Bühne geholt wurde, um sich – wie schon zuvor die Fans - als Crowdsurfer zu verdingen. Der Ausflug ins Ländle hatte sich wahrlich ausgezahlt, der Gig wartete mit Uraltnummern und Special Guests auf, den Rest besorgte die lässige Nostalgie-Diashow und DJ Heinz, der den Geist des Abends mit Metal- und Hardrock-Classics bis zum bitteren Ende weiterführte. Die Szene in Vorarlberg findet nicht zuletzt durch einen agilen Veranstalter, der dem Westen der Republik so manches Konzertschmankerl bietet und einer nachrückenden, sich recht fanatisch gebärdenden Garde an Jungmetallern generell einen mächtigen Aufschwung. Auf weitere Neuigkeiten aus dem Hause MORTICIAN darf man ebenso gespannt sein wie auf die wiedererstarkten Prog-Legende MAYFAIR, die in Bälde ihren Longplayer via PURE STEEL Rec. veröffentlichen wird!

Setlist:

- Change Your Behaviour - Prepare For Death - Reflection Of Your Soul - Dead Beauty - No Light - Speed Addict - Sacrifice Of Sin - Listen To The Priest - No War - Hot Fight - Street Warrior - We Must Get Back - Breaking The Law - Mortician - Worship Metal Bester Dank für die Fotos geht an Edgar Rauch (Mortician) und Stefan Moser (Super Volt, Highway Killer)!


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