28.10.2013, Escape Metalcorner

BLOODBOUND

Veröffentlicht am 30.10.2013

Montage und Power Metal, ja kann sich denn das in Wien vertragen? Erfahrungsgemäß ein schwieriges Unterfangen, vor dem aber die Herrschaften von Catapult Promotion an diesem milden Oktoberabend nicht zurückschrecken: Mit BLOODBOUND aus Schweden holt man eine kleine, aber sehr feine klassische Metal-Band nach Wien ins Escape, und rundet das Package noch mit zwei heimischen Bands ab. Für unsereins natürlich Ehrensache, dort mit dabeizusein. Den Opener machen an diesem Abend die Wiener Symphonic-Metaller von

DAEDRIC TALES

, die - man glaubt es kaum - erst ihren zweiten Livegig überhaupt bestreiten. Bemerkenswert ist aber nicht nur dieser Fakt, sondern auch die Tatsache, dass die Truppe es schafft, komplett auf der doch recht knapp bemessenen Bühne des Escape Platz zu finden, zumal die Jungs, angeführt von Frontlady Alex, insgesamt sieben(!) Köpfe inklusive Keyboards zählen. Zwar steht die Band Schulter an Schulter, und Gitarre an Gitarre (derer gibt es bei DAEDRIC TALES gar drei), was nicht viel Raum für überbordendes Stageacting lässt, aber die Jungs und Mädel machen das beste aus der Situation, und präsentieren neben Songs ihrer aktuellen Debüt-EP "Hircine's Call" auch eine brandneue Ballade. Gerade bei dieser rumpelts allerdings kurzzeitig ein bisschen rhythmisch; hier dürfte Keyboarder Gonzalo ein wenig neben der Spur gelegen sein. Aber abgesehen von solchen kleineren kosmetischen Unreinheiten liefern DAEDRIC TALES insbesondere angesichts der Jugend der Band, eine solide Show, bei der vor allem Sängerin Alexandra mit sehr guter Intonation und klarer Stimme überzeugen kann. Klar ist es einigermaßen schwierig, eine Band mit sieben Mitgliedern über die Anlage des Escape zu mischen, aber der Mann am FOH-Pult liefert ebenfalls einen mehr als ordentlichen Job ab, und - abgesehen vielleicht von den drei Gitarren, die dann doch hie und da zu einem etwas undifferenzierten Brei vermischen - sind stets alle Instrumente, inklusive Gesang und Backing-Chöre, gut hörbar. Eine amtliche Leistung! Die Songs von DAEDRIC TALES, die inhaltlich allesamt im "Elder Scrolls"-Universum angesiedelt sind, wissen dabei auch ganz gut zu unterhalten, und das Publikum geht bei Songs wie "At The Gates" und dem melodisch-folkloristischen "Dragonborn" auch brav mit. Klar, dass dann am Ende auch eine Interpretation des aus den PC-Spielen bekannten "Elder Scrolls"-Theme nicht fehlen darf. Alles in allem eine durchaus gute Performance dieser teilweise noch sehr jungen Band, die mit der nötigen Bühnenerfahrung und Routine auch sicherlich noch einiges in Punkto Stageacting, Moderation und auch Songwriting zulegen wird können, und hoffentlich in den kommenden Jahren für frischen Wind in der heimischen Melodic-Metal-Szene sorgen wird. Als zweites durften dann

HIGH HEELER

ran, und die Jungs gehören ja schon fast zum "Altstahl" (der Ausdruck "altes Eisen" soll an dieser Stelle bewusst vermieden werden) der Wiener Szene, wurde die Band doch bereits im Jahre 2000 gegründet. Seither hat man immer mal wieder von sich hören lassen, für die ganz große nationale und internationale Aufmerksamkeit hat's aber nie wirklich gereicht. Warum das so ist, wird leider auch recht rasch klar: Während die Instrumentalarbeit eigentlich großteils überzeugen kann, und der klassische Heavy Metal von HIGH HEELER mit überdurchschnittlichem Songwriting und starker Performance punkten kann, so hapert es doch leider an einem essentiellen Detail: HIGH HEELER bräuchten dringend einen Sänger.

So wird nämlich derzeit der Gesang zugleich von Basser "Poison Poser" erledigt, und der kann sich nun nicht wirklich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll: Für Thrash-Geshoute ist es zu brav, und für klassischen cleanen Gesang schlicht und ergreifend intonationstechnisch zu sehr neben der Spur. Die ebenfalls äußerst schrägen Backing-Vocals, die gelegentlich dann noch von den Kollegen an den Sechssaitern beigesteuert werden, verstärken diesen Eindruck leider noch zusätzlich. Und so können letztlich auch die authentischen Outfits - inklusive großartiger Spandex-Hosen - den Auftritt von HIGH HEELER nicht wirklich retten; eigentlich schade, denn bei der Band wären viele gute Ansätze zu erkennen. Mein Tipp wäre an dieser Stelle: einfach einen Sänger engagieren, der sein Handwerk versteht, und so dem Mann am Bass auch zu erlauben, sich auf sein Spiel zu fokussieren. HIGH HEELER waren sicherlich ein stilistisch gut gewählter Support an diesem Abend, aber wirklich überzeugen konnten sie leider nicht. Schließlich enterten nach kurzer Umbauphase dann die Schweden von

BLOODBOUND

die Bühne des Escape, und versprühen sofort internationalen Charme: Der Sound ist plötzlich mehrere Welten besser (es ist beinahe sensationell, was der FOH-Mann der Schweden hier aus der Anlage des Escape herausholt), von den Lead-Vocals über die zwei Gitarren und Keyboards bis hin zu den Backing-Chören sind alle Soundelemente stets wunderbar hörbar, und so gerät der Auftritt von BLOODBOUND auch rasch zu einem Triumphzug: Mit "Moria" vom "Unholy Cross"-Album startet man ins Set, und schon folgt Mitgröl-Hymne auf Mitgröl-Hymne: "Bless The Unholy" lädt zum freudigen Mitgesang ebenso ein wie "When Demons Collide" vom aktuellen Album "In The Name Of Metal", und mit Stampfern wie dem gleichnamigen Opener zu eben genanntem Album und "Metalheads Unite" sorgt man für großartige Stimmung im Escape. Und das ist wahrlich ein kleines Kunststück: Nach dem Abtritt der Local Supports blieben leider nur sehr wenige Gäste bis zur Headliner-Band des Abends, und so feuerten BLOODBOUND ihren Schwedenstahl in (gut gemeinte) etwa dreißig Personen. Hochprofessionell lassen sich die Jungs aber ihren Spaß dadurch nicht verderben, und performen auf absolutem Höchstniveau. Das vorhandene Publikum dankts, und macht auch brav bei sämtlichen Mitsing- und Interaktionsspielen mit, die die Band an diesem Abend vorbereitet hat. Viel zu schnell vergeht so eine großartige Performance, und BLOODBOUND geben an diesem Abend absolut eine Visitenkarte ab; wenn diese Jungs so weitermachen, dann wird mit ihnen in den kommenden Jahren defintiv auch auf internationalem Level zu rechnen sein. So und nicht anders muss klassischer Power Metal im HAMMERFALL-Stil gespielt werden - und BLOODBOUND lieferten damit wohl einen der besten Power Metal-Gigs des Jahres ab. Und das kam selbst für mich etwas überraschend. Chapeau, und auf baldige Wiederholung darf gehofft werden!

Setlist BLOODBOUND (ohne Gewähr):

Moria Bless the Unholy When Demons Collide Drop the Bomb Behind the Moon In the Name of Metal Metal Monster Metalheads Unite Book of the Dead Nosferatu


WERBUNG: Hard
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