28.11.2013, Arena - kleine Halle, Wien

SAMSARA BLUES EXPERIMENT + MONKEY3

Veröffentlicht am 06.12.2013

Oft belohnt einem das Leben mit unfassbaren Erlebnissen, wenn man sich auf neue Sachen einlässt, sich einfach mal von der Couch erhebt und in die Wiener "Arena" einem "Roadtrip To Outta Space"-Event beiwohnt. Viele Besucher, die wahrscheinlich eher wegen des bekannteren Headliners SAMSARA BLUES EXPERIMENT in die kleine Halle kamen, erlebten mit MONKEY3 ihr blaues Wunder - im positiven Sinn. Ich durfte dieses Wunder schon im vergangenen Sommer im Rahmen des großartigen LAKE ON FIRE-Festivals bestaunen, das beide Bands des besagten Abends an jeweils einem Tag geheadlined haben.

Mit einem göttlichen Opus Magnum der Instrumentalkunst namens "Icarus" starteten die Überflieger MONKEY3 mit ihren Flug zur Sonne. Der meisterlich aufgebaute Song überzeugte in seiner ganzen Länge von fast 15 Minuten. Die Gitarrenarbeit war nicht von dieser Welt, fast so, als würde hier ein zweiter Joe Satriani seinem liebsten Hobby frönen: "Surfing With The Alien"! Aber ich muss bei einer vergoldeten Les Paul unweigerlich an Gary Moore denken, der nach seinem tragischen Ableben sein Trademark eines unendlich erscheinendes Gitarrenvibratos offenbar an den Gitarristen von MONKEY3 vermacht hat. "Icarus" vereint alles, was diese Band ausmacht: atmosphärische Klänge, groovende Basslines, fette Drums und eben abgespacte Gitarrenmelodien.

Die Visuals - auf die Bassdrum und eine Leinwand projiziert - unterstützten den psychedelischen "Roadtrip to outta space" auch ohne Drogen und den für meine Verhältnisse spärlichen Bierkonsum. Ich war auch bei allen weiteren Songs zwischen vollkommener Ergriffenheit, Headbangen und Ehrfurcht hin- und hergerissen. Vom aktuellen Album "The 5th Sun" wurde eine Songperle nach der anderen hervorgezaubert.

Um dieses Konzerterlebnis zu beschreiben, bleibt mir nur mehr Goethes Faust übrig, um daraus zu zitieren: "Augenblick: Verweile doch! Du bist so schön!" Bei "Birth Of Venus" beamten MONKEY3 mit einem Klangteppich, den der Keyboarder webte, alle Anwesenden dann wirklich ins Weltall, und dort wurde dann gegrooved, was das Zeug hielt. "Once We Were" startete mit einem energetischen Gitarrenlick der mich nur zum Durchdrehen bringen konnte, darauf folgten mit einem Break nackenbrechende Rhythmen und darauf ein Gitarrensolo par excellence.

Beim Song "Motorcycle Broer" wird Schicht für Schicht - ähnlich wie bei KARMA TO BURN oder auch LONG DISTANCE CALLING - ein fettes Riff über das nächste gelegt, und wenn man glaubt, es ginge nicht mehr geiler, dann wird nochmals ein Schäuflein draufgelegt, bis der Höhepunkt dann wirklich erreicht wird. Dazwischen werden aber auch zwecks der Dynamik ein paar ruhige Momente eingebaut, die auch zum Verschnaufen genutzt werden müssen, bevor es dann wieder weitergeht. Zum Schluss durfte das Publikum bei "Through The Desert" zum Dank den gefühlten Staub einer der begnadetsten Psychedelic-/Stoner-Rock-Bands unserer Tage fressen. MONKEY3 dürfen für mich mindestens einmal im Jahr ihren Weg aus dem schweizerischen Lausanne nach Wien auf sich nehmen.

Setlist MONKEY3 (ohne Gewähr):

  • Icarus
  • Suns
  • Birth Of Venus
  • Once We Were
  • Motorcycle Broer
  • Through The Desert

Auch SAMSARA BLUES EXPERIMENT starteten "For The Lost Souls" mit einen Song über der zehn Minuten Grenze, worin schon die Trademark Sitar-Klänge auf einen "Long Distance Trip" vom Debütalbum einladen. Aber diesmal weniger "to outta space", sondern mehr "back to earth", was aber trotzdem in Bewusstseinsebenen vordringen ließ, von denen ich vor dem Gig noch nicht wusste, dass sie existieren. Nach gemächlichem Aufbau setzte erst nach vier Minuten der Gesang ein und die Rhythmusfraktion trieb dann auch ordentlich das Tempo an.

Mit dem Titelsong der aktuellen Langrille "Waiting For The Flood" wurde auch wieder vermehrt auf exotische Klänge gesetzt - und dieser hielt damit aber auch ins Unbewusste Einzug. Der absolut coole Gesang à la Dave Wyndorf zu Monster Magnets Psychedelic-Frühphase, eröffnete dem Publikum einen besseren Zugang zu dieser eher schwer greifbaren Musik. Das Strophe-Refrain-Muster ist hier kaum auffindbar, am besten stellt man sich auf ausufernde Jams ein, die aber trotzdem irgendwann auf den Punkt kommen.

"Into The Black" beginnt gleich mit einer Rifforgie, der fette Sound dröhnte nur so aus den Boxen. Und mir gefallen SAMSARA BLUES EXPERIMENT in ihren harten Momenten wie hier am besten. Mit "Don’t Belong" vom aktuellen Album gab's dann noch ein paar Doomriffs, über die meisterhafte Gitarrenlinien thronten! Zum Schluss wurde einem dann noch das mächtige "Center Of The Universe" um die Ohren geschleudert, bevor mit dem verhältnismäßig kurzen "Army Of Ignorance" noch ein kräftiges Ausrufezeichen gesetzt wurde, dass wir es hier auch mit einer Ausnahmeerscheinung im Musikuniversum zu tun haben.

Setlist SAMSARA BLUES EXPERIMENT:

  • For The Lost Souls
  • Waiting For The Flood
  • Into The Black
  • Shringara
  • Don't Belong
  • Center Of The Sun
  • Army Of Ignorance

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