03.12.2013, Viper Room, Wien

MUSTASCH + BLACKBONE + MONSTERS OF THE ORDINARY

Veröffentlicht am 13.12.2013

Was lange währt, wird endlich gut. Nach MUSTASCHs erstem Österreich-Besuch als Support von den APOKALYPTISCHEN REITERN bei der "Metalchamp 2008"-Veranstaltung im Rahmen der Planet-Music-Neueröffnung im Gasometer wurden sie von mir sofort für eine der coolsten Bands unserer Tage befunden. Vom Gesang, von den Rifforgien, die MUSTASCHs Ralf Gyllenhammar uns um die Ohren schleuderte, wurden bei mir sogleich Assoziationen zu James Hetfield geweckt, den ich lange Zeit als besten Frontmann verehrt habe. Doch da bei METALLICA seit über 20 Jahren neues cooles Material eher Mangelware ist, legte ich meine Ohren von nun an in die Hände von MUSTASCH.

Nachdem das Konzert im Frühjahr im "Viper Room" leider abgesagt worden war, konnten sich die Tiroler vor einem Jahr zumindest über einen ausgezeichneten Gig in Innsbruck freuen. Ein Jahr später spielten MUSTASCH am Freitag vor dem Wien Konzert noch in Kufstein – eines der undankbarsten Konzerte der Tour laut Tourmanager – und auch das Konzert im "Viper Room“ fiel fast ins Wasser, da der Tourbus nur wenige Stunden vor Konzertbeginn in der Nähe des Wiener Karlsplatzes verreckte. Allen, die dabei geholfen haben, den Abend möglich zu machen, bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet, es war ein Konzerterlebnis der Sonderklasse, um Welten besser als VOLBEATs Partyevent in der Stadthalle, aber leider wie vermutet komplett undankbar besucht.

Ungefähr 100 Leute verirrten sich aber dennoch dorthin und feierten MUSTASCH gebührend ab. Zuvor gab‘s mit den lokalen Stoner-Rock-Matadoren MONSTERS OF THE ORDINARY noch eine ordentliche Dröhnung Wüstensound. Ich wurde ja schon des Öfteren Zeuge dieser engagierten Musiker, wobei mich besonders die Soundspielereinen des Gitarristen beeindruckten. Definitiv eine der herausragenden Stoner-Rock-Bands Österreichs, deren Sänger auch die Gelegenheit der größeren Bühne nutzte, die für MUSTASCH aufgebaut wurde, und aufgrund seines fast überengagierten Auftretens eine Monitorbox von der Bühne kickte. Seine Vocals saßen aber perfekt und die Rhythmusfraktion trug ihr Übriges dazu bei, eine aufgrund der Verzögerung des Gig-Starts schon als Publikum zu bezeichnende Meute ordentlich aufzuwärmen.

Viele Besucher wurden danach mit der anscheinend nicht nur mir unbekannten Band BLACKBONE aus den Niederlanden überrascht. Definitiv eine coole Hard-Rock-Band, die für eine Dreierbesetzung ordentlich Gas gab. Das Publikum zeigte sich begeistert und kaufte nach der energiegeladenen Show ordentlich Merchandise, das von der Band selbst angepriesen und brav signiert wurde. Vielleicht lag es auch daran, dass MUSTASCH an ihrem letzten Tag der Tour leider ohne Merchandise erschienen waren und der geneigte Metal-Fan unbedingt etwas mit nach Hause nehmen wollte. Der Auftritt war definitiv gelungen, für mich jedoch nichts wirklich Besonderes, für das waren halt dann MUSTASCH zuständig.

Mit dem mächtigen Prelude "Tritonus" wurde in eines der coolsten Konzerte meines Lebens gestartet und danach mit "Heresy Blasphemy" gleich in die Vollen gegangen. Absolut göttlich bzw. teuflisch! Das Hauptriff vom folgenden "Mine" fräßte sich in die Großhirnrinde, der Refrain ist einfach großartig: "I have learned a million times, That a race ain't run until the racing been done, I'm victorious you better face down, Mine, mine, mine, The victory is mine". Und mit einem Tempo gesegnet, das jeden Song von VOLBEAT einfach hinwegfegt und zum Durchdrehen einlädt.

Schon die Songtitel wie "Destroyed By Destruction" geben die Richtung vor, da wird alles Coole, was für mich Metal ausmacht, zu einem explosiven Gebräu vermischt. "Down In Black" erinnert im Vers ein wenig an VOLBEAT und auch wenn Michael Poulsen über ein kräftiges Organ verfügt, variiert er seine Gesanglinien jedoch nicht so gekonnt wie Ralf Gyllenhammar. "It's Never Too Late" – eine meiner Lieblingsnummern kam zu Beginn ungewohnt ruhig und gefühlsbetont daher, aber dann wurde richtig Gas gegeben: wuchtigere Drums habe ich im "Viper Room“ noch nie vernommen, und in der Bridge lief es mir einfach nur kalt den Buckel runter.

"The higher the flight, the higher falling down", so geht‘s im nächsten Song "Falling Down" mit einem coolen Bassgroove in die nächste Runde. Besser kann gar nicht mitgegrölt werden! "I Don't Hate You" – scheiße ist das geil! "Hua", das Gebrüll, "Yeah", die Screams nicht von dieser Welt! Und das nächste Highlight "Deep In The Woods" stand schon am Start – ein Hard-Rock-Song wie er im Buche steht: "The wind is blowing in the top of the pines, A gloomy sky where the sun never shines, You´re deep in the woods, The night is so cold and you're lost, far from home". Ja, bei Doublebass- und Riff-Attacken à la METALLICAs "One" fühl ich mich am wohlsten!

Bei vielen Konzerten sind nicht alle Songs erwähnenswert, nicht so bei MUSTASCH, ich kann einfach keinen auslassen. Jeder Song, der geboten wurde, ist ein Hit sondergleichen und kommt mit eher kürzeren Spielzeiten mehr auf den Punkt als so manch langer Song einer etablierten Metalband: "Bring Me Everyone" zieht mich genauso in seinen Bann wie der Partysong "Parasite". Und "Speed Metal" verdient die Bezeichnung auch wirklich, aber nicht unter dem Begriff wie ihn die allgemeine Metalwelt versteht. Er zeichnet sich mehr durch Groove als durch Speed aus, aber Textzeilen wie "Baptized in Steel" sind einfach meine Welt!

Nachgelegt wurde mit "Double Nature" – wieder einer der Topsongs von MUSTASCH, bei dem die symphonischen Backingtracks so richtig zur Geltung kommen, METALLICAs "S&M" lässt grüßen! "Black City", der nächste fette Partysong, bei dem sich dann Ralf Gyllenhammar mit seiner Flying V-Gitarre zur "Viper Room“-Bar begab, um sich einen Schnaps hinter die Binde zu kippen. Diese Aktion zog naturgemäß einige Grinser auf sich, aber auch durch die deutschen Ansagen bewies der Frontmann Publikumsnähe.

Der Song "I Hunt Alone" überzeugte mit erhabenem Gesang, der mich dann doch ein wenig (vielleicht auch wegen des Titels) an meine studiotechnisch Nr.1-Metalband GRAND MAGUS erinnerte. Und auch wenn ich deren Sänger J.B. für eine genauso coole Sau wie Ralf Gyllenhammar halte, ist er doch eher der introvertierte Metaltyp, der sich mehr in der Studioarbeit auslebt und die Stimmung seiner Götter-Alben für mich leider noch nicht so stark wie MUSTASCH auf die Bühne transportieren kann.

Mit der Zugabe "6:36", das stimmlich in Richtung MONSTER MAGNET geht: „I´m piled up high, the morning light, A giant silver screen, I´m waiting for my mind to land, I´m living in a dream" – Weltklasse! –, ging leider eines der besten Metalkonzerte in Wien seit MUSTASCHs letztem Besuch vor fünf Jahren zu Ende. Da bleibt nur ein Fazit übrig: MUSTASCH sind für mich die Liveband Nr. 1! Bitte dringend um die Rückkehr der Könige!


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