31.01.2014, ((szene)) Wien, Wien

MONSTER MAGNET + CHURCH OF MISERY

Veröffentlicht am 06.02.2014

Bevor in der ausverkauften ((Szene)) "Spacelord" Dave Wyndorf die Bühne betrat, durften CHURCH OF MISERY das Publikum beackern. Und Fans der extrem doomigen Japaner ließen sich vom coolen Auftritt und fetten Sound der geboten wurde, deftig einlullen. Gesteckt voll war die Location, sollte man vermuten, war der Weg in die vorderen Reihen aber mal geschafft, war es dort deutlich angenehmer, sich von der Kulttruppe eine Sounddröhnung abzuholen, die sich gewaschen hat. Das einzige verbliebene Gründungsmitglied der Band, deren viele Songtexte von Serienkillern und Massenmördern handeln, war Bassist Tatsu Mikami, der sein Instrument extrem tief umgehängt hatte, und somit die Saiten am Hals des Tieftöners mega-lässig zupfte.

Der Gesang von Hideki Fukasawa, der auch des Öfteren seinen Synthesizer zum Einsatz brachte, war für viele im Publikum aber gewöhnungsbedürftig. Wer mit der Einstellung, BLACK SABBATH aus Japan zu sehen, zum Konzert gegangen war, konnte sich wohl nicht so sehr mit ihnen anfreunden. Zu unkommerziell ist das gesamte Material von CHURCH OF MISERY, eher was für Fans von SAINT VITUS, doch das war den Japanern scheißegal, denn sie zogen unbeirrt ihre Sache durch. Wenn man sich darauf einlassen konnte, dann wurde einem ein motiviertes Konzert beschert, welche das Publikum auf das was nun folgen sollte aufwärmte.

Schon mit der Wahl der Support-Band konnte man darauf schließen, dass es MONSTER MAGNETs Dave Wyndorf dem Publikum nicht leicht machen will, denn wer eine Best-Of-Show der damaligen Chartstürmer erwartet hatte, wurde an diesem Konzertabend doch eher enttäuscht. Den Beginn und eigentlich auch den Großteil des Sets machte nämlich das aktuelle Album "Last Patrol" aus, das in einem Zug durchzelebriert wurde. Da dieses Album von vielen Fans auch ambivalent aufgenommen worden war, war es fast klar, dass das Konzert auch nur jene würde begeistern können, die sich mit dem Album beschäftigt und es für gut befunden hatten.

Ich zähle mich zu jenen, die "Last Patrol" fast zum besten Album von MONSTER MAGNET küren, da es alle Faktoren von dem psychedelischen "Spine of God" bis zum Vorgängeralbum "Mastermind" am besten vereint. Es tendiert aber doch eher zur Frühphase, wodurch sich einige Fans vom Stadionrockalbum "Powertrip" vor den Kopf gestoßen fühlten.

Sehr mutig also, die Songs des Albums in genau derselben Reihenfolge zu spielen. Dieses Risiko, so finde ich, zahlte sich aber voll aus, da der Spannungsbogen über die gesamte Albumlänge, angefangen beim genialen Opener "I Live Behind The Clouds", der das Publikum in ein Paralleluniversum entführt, gehalten werden konnte. Wenn Dave die Zeilen "And the winds blow, and the sky looks cool,…" intoniert, merkt man, dass dieses Album für ihn eine Herzensangelegenheit darstellt. Der zweite Song "Last Patrol" ist wohl ein Meisterwerk für sich, der Intro-Part mit den mächtigen Drumrhythmen und coolen Riffs und einer mega-eingängigen Melodielinie überzeugt über die ganze Songlänge von über neun Minuten, die Interluderiffs sind vollkommen geil abgespacet und gipfeln in einem furiosen Klanginferno.

Das größtenteils akustisch performte Donovan Cover "Three Kingfisher" lädt sehr cool interpretiert zum Abdriften ein. Am besten schließt man dazu die Augen und lässt sich einfach treiben, und gerät beim extrem lässigen Solo einfach in Ekstase. Weiter geht’s mit "Paradise" – ein cooler Song jagt den anderen. Überraschend gut die Gesangsperformance des wieder erschlankten Dave, der mit seinem Rockstar-Gehabe in Lederjacke eine Präsenz hat, die seinesgleichen sucht. Nur sein Gesicht ist auffällig außerirdisch, da ist bei seiner Verjüngungskur irgendetwas gewaltig schief gelaufen.

Auch wenn ich die Show in der ((Szene)) von der Publikumsnähe her um einiges besser als die Shows davor in der Arena fand, war mir die Visage vom 57-jährigen Dave bei näherer Betrachung schon fast unheimlich. Beim daherstampfenden "Halleluja" war dann Publikumsmitarbeit gefragt, denn beim Refrain wurde man zum Mitsingen herausgefordert.

Die Videoauskopplung "Mindless One" packte dann doch die Mehrheit des Publikums, die noch anwesend war, denn irgendwie kam es mir vor, als leerte sich der Zuseherraum zusehends, was meiner Meinung nach einer zum Teil enttäuschten Erwartungshaltung geschuldet war. Der psychedelische Trip, der von lässigen Visuals unterstützt wurde, ging dann mit "The Duke of Supernature" in die Zielgerade. "End Of Time" nahm dann wieder Riffs vom Song "Last Patrol" auf und steigerte sich in ein Finale, das mit dem ruhigen "Stay Tuned" den Bogen des Albums schloss.

Der Großteil des Publikums war damit nicht vollends zufrieden und somit kamen dann noch die Hits, die meiner Meinung nach aber eher lustlos heruntergespielt wurden und bei mir damit leider einen faden Nachgeschmack hinterließen.

Der Klassiker "Twin Earth" von "Superjudge" machte den Anfang der vier weiteren Songs der Zugabe, die nach "Dopes To Infinity" und den fetten Riffs von "Look to Your Orb for the Warning" mit dem obligatorischen "Space Lord" ihr schnelles Ende fand, bei dem die Fans, die bis zum Schluss durchgehalten haben oder wieder von der Bar zurückgekehrt sind, zum ersten Mal kollektiv abgingen.


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