06.02.2014, ((szene)) Wien, Wien

ICED EARTH + WARBRINGER + ELM STREET

Veröffentlicht am 11.02.2014

Dass der Abend des 6. Februars 2014 eine Vollbedienung in Sachen Heavy Metal werden würde, war bei diesem Line Up von Anfang an klar. Den Beginn machten die Australier ELM STREET aus Melbourne, die hochmotiviert ihren „Von-jedem-Genre-etwas-Metal“ der schon pünktlich erschienenen Meute vor den Latz knallten. Da sämtliche Bandmitglieder in ihren Videos mit IRON MAIDEN-, MANOWAR-, TWISTED SISTER-, HELLOWEEN- und SKID ROW-T-Shirt gekleidet sind, war mir vorab schon bewusst, dass durch die Mixtur zwischen klassischem Speed- Thrash- und Power-Metal für jeden etwas dabei sein würde.

Auch an diesem Abend war die Band in JUDAS PRIEST-, W.A.S.P.- und ANNIHILATOR-Shirts gekleidet, und es wurde den Heroen des traditionellen Heavy Metals gehuldigt. Lediglich Sänger Ben Batres poste aufgrund des Bandnamens stilecht in einem „Freddy Krüger“-Shirt. Mit seiner Stimme konnte ich mich aber nicht wirklich anfreunden. Am besten war die Band in den instrumentalen Passagen, und eine richtige Eigenständigkeit kann man ELM STREET auch nicht attestieren.

Ich muss fast sagen, dass ich bei vergleichbaren österreichischen Metalbands wie DIAMOND FALCON oder ROADWOLF schon ärger abgegangen bin. Für das „Sign Of The Hammer“-Tattoo des Sängers gibt’s aber von mir doch noch zwei Bonuspunkte. Somit ergibt sich folgende mathematische Metal-Rechnung: Traditional Heavy-Metal (4 Punkte) – Eigenständigkeit (3 Punkte) + Technische Fähigkeiten (2 Punkte) – Gesang (3 Punkte) + Motivation (2 Punkte) + Exotikfaktor (3 Punkte) – Erotikfaktor (1 Punkt) + Manowar-Tatoo (2 Bonus-Punkte) = 6 von 10 möglichen Punkten.

Setlist ELM STEET:

  • Heartracer
  • Barbed Wire
  • Metal Merciless
  • Soldier
  • Heavy Metal Power
  • Face The Reaper

Bei WARBRINGER sah die Sache schon komplett anders aus. Fettester Thrash Metal (laut Kollege Robert Fröwein als lupenreiner „Reini-Metal" zu bezeichnen), für den sich Mr. Dragonslayer, für den ich an diesem Abend als Livereporter eingesprungen bin, wohl eher schwer begeistern hätte können, er aber wiederrum beim Headliner mit seiner Expertise für Powermetal den Bericht qualitativ sicher ausgeglichen hätte. Aber das Schicksal hat es wieder gut mit mir gemeint - ich durfte wieder einmal in der ((Szene)) als „Universal Soldier“ vor Ort sein, und werde mit meinem Bericht beide Metalwelten hoffentlich gut vereinen können.

Der Location muss jetzt aber echt mal gesondert Beachtung geschenkt werden. Ich fühle mich in Wien nirgends so wohl wie in der ((Szene)), die ich auch gerne als mein verlängertes Wohnzimmer bezeichne. Das liegt neben der gemütlichen Bar-Atmosphäre wohl hauptsächlich an dem kleineren Konzertraum, der meistens mit bestem Sound und cooler Lichtshow punktet.

Da die Hütte mal wieder ausverkauft war, hatte ich schon Bedenken, dass die Gemütlichkeit darunter leiden würde. Aber wie schon eine Woche zuvor war außer bei den Türen eigentlich für jeden der passende Platz zu erreichen und der leicht abschüssige Boden garantiert von überall für beste Sichtverhältnisse. Und jeder, der zum ersten Mal ein Konzert in der ((Szene)) besucht, wie heute meine Steirer MANOWAR-Kumpels, zeigt sich beim Betreten von dieser Location hellauf begeistert.

So, genug ausgeholt, weiter geht’s mit WARBRINGER, die so richtig mit ihrer Thrash-Keule ausholten. Sehr sympathisch die Bandgeschichte, da sie als MANOWAR-Coverband starteten, aber mit ihrer musikalischen Ausrichtung so überhaupt nichts mit ihnen gemein haben, sondern mehr in die frühe SLAYER-„Show No Mercy“- oder METALLICAs „Kill ’Em All“-Phase gehen. Der Sound blies mich von Beginn an total weg, die Power und die Lautstärke, mit der WARBRINGER starteten, hab ich auf einem Konzert in Wien schon lange nicht mehr gespürt. Und eine Verschnaufpause gab es in der kurzweiligen Show kaum. Man sah einige Hardcore-Fans, die wohl nicht unbedingt wegen des Headliners vor Ort waren, komplett durchdrehen.

Es brauchte nicht lange, bis sich erste kleine Moshpits bildeten. Kein Wunder, bei dieser Metal-Urgewalt. Sänger John Kevill zeigte seine Frontmann-Qualitäten, gab durchgehend Vollgas und feuerte andauernd imaginäre Maschinengewehr-Salven ins Publikum ab. Bei einem reinen Thrash-Metal-Konzertabend wären wohl noch mehr Blut, Schweiß und Tränen geflossen, denn einige Konzertgeher hatten wohl Probleme mit einigen durchgeknallten Metalheads. Trotzdem muss man das WARBRINGER-Konzert als einen Triumphzug der Band bezeichnen, denn sie haben sicher auch einige Konzertbesucher in ihr Lager geholt. Die Setlist bestand größtenteils aus Songs des aktuellen, von alten Fans eher umstrittenen Albums „IV: Empires Collapse“, was mir als WARBRINGER-Neuling aber besonders aufgrund der geilen Gitarrenmelodien trotzdem sehr gut gefiel.

Setlist WARBRINGER:

  • Scars Remain
  • Iron City
  • Severed Reality
  • Living Weapon
  • The Turning Of The Gears
  • Total War
  • Living In A Whirlwind
  • Towers Of The Serpent
  • Hunter-Seeker

Ich muss zugeben, dass ich mich nicht zu den klassischen ICED EATH-Aficionados zähle, bin ich doch erst durch das bei langjährigen Fans zwiespältig aufgenommene "The Glorious Burden"-Album, für das ich persönlich auch wegen der phänomenalen Gesangsleistung von Tim Owens tiefsten Respekt empfinde, auf diese außergewöhnliche Band aufmerksam geworden.

Leider versäumte ich 2007 die gemeinsame Tour mit ANNIHILATOR und somit dauerte es eine Weile bis zu meiner ersten Live-Begegnung. Im Jahr 2009 bei der Co-Headliner Tour mit SAXON wurde ich dann aber im Gasometer von ICED EARTHs Livemacht schlichtweg überwältigt, was aber zu großen Teilen dem zurückgekehrten Sänger Matt Barlow zu verdanken war, der von seiner Statur und vom Selbstbewusstsein her einem auf Erden wandelnden Metal-Gott glich. Ein erstes Antesten der neu formierten Band gab es für mich als ICED EARTH im November 2013 VOLBEAT supporten durften und einen äußerst positiven Eindruck hinterließen. Vom Publikum her war die Partymeute damals aber eine Katastrophe und nur sehr wenige schätzten die lässige Performance der Vorgruppe gebührend.

Nun war es also so weit, einer Headliner-Show von ICED EARTH beizuwohnen, die vom atmosphärisch coolen Opener „Plagues Of Babylon“ eröffnet wurde. Neosänger Stu Block machte besonders beim neuen Material eine extrem gute Figur. Die Präsenz des Sängers war nur mehr von ICED EARTH-Mastermind Jon Schaffer zu toppen, cooler hat der gute Mann wohl kaum ausgesehen. Die Nähe zum Publikum die die ((Szene))-Bühne ermöglicht war hier besonders spürbar.

Bei „Dark Saga“ gingen dann zum ersten Mal die Fans richtig steil. Beim Song „V“ vom „Dystopia“-Album finde ich den Übergang in den Refrain und den Refrain selbst („Prepare for victory...“) schlichtweg genial - ein perfekter Livesong zum Mitsingen. Lediglich die komisch, äußert billig aussehende Maske vom Film „V For Vendetta“, die Stu dem Publikum vorführte, irritierte mich etwas.

Bei der Ballade „If I Could See You“ wurden dann akustische Gitarren auf der Bühne platziert und vom Gesang her dem Publikum sehr emotional vorgetragen. „The Hunter“ war dann die Dynamik betreffend die logische Weiterführung der 19 Songs starken, zwischen neuem und altem Material abwechselnden spannungstechnisch homogenen Setlist. Da aber kein Song von „Night Of The Stormrider“, „Burnt Offerings“ und „Horror Show“ gespielt wurde, was ich besonders schade fand, fehlte sicher für so manchen Fan der ein oder andere Favorit. Nach dem „The Dark Saga“-Material ging es mit „Disciples Of The Lie“ in die Zeit der „Something Wicked This Way Comes“-Ära munter weiter, nur kurz unterbrochen vom neuen, coolen "Among The Living Dead“ und „Burning Times“ mit den charakteristischen Glockenschlägen sowie der Ballade „Blessed Are You“, bei dem alle kollektiv „Children Of The Night“ mitgrölten.

Auch wenn die Fans naturgemäß bei den Klassikern wie „Vengeance Is Mine“ oder „My Own Savior“ inklusive Doublebass-Attake am meisten abgingen, fand ich beispielsweise die Songs „Cthulhu“ oder „The End" des aktuellen Albums sehr stark, und auch die Einheit, die Stu Block und Jon Schaffer (besonders optisch) bildeten, sucht ihresgleichen. Die Ansagen überließ der ältere Herr seinem deutlich jüngeren Pendant, das aber ausgesprochen authentisch die coole Sau raushängen ließ. Die restlichen Bandmitglieder - auch wenn sie ihre Parts allesamt meisterlich spielten - verblassten irgendwie neben den beiden Hauptdarstellern.

Die im Vergleich zu vielen anderen Konzerten erstaunlich lange Spielzeit, forderte bei manchen Partymetallern alkoholbedingt ihren Tribut, was ihnen meinerseits verziehen werden kann. Das Unverständnis seitens Langeweiler oder Bardame, killten leider meine Stimmung zum Ende des Konzerts hin, und ich konnte die obligatorische Zugabe von „Watching Over Me“ und „Iced Earth“ nicht in vollen Zügen genießen. Trotzdem muss man diesen Konzertabend als besonders gelungen bezeichnen. Mein Fazit lautet deshalb: Das war für einige, mich mitgezählt, eine richtige Metalparty - nur bei MANOWAR 2012 in Zlin hatte ich noch ein bisschen mehr Spaß, und das soll aber was heißen!

Setlist ICED EARH:

  • Plagues Of Babylon
  • Democide
  • Dark Saga
  • V
  • If I Could See You
  • The Hunter
  • Disciples Of The Lie
  • Among The Living Dead
  • Burning Times
  • Red Baron/Blue Max
  • Blessed Are You
  • Vengeance Is Mine
  • Cthulhu
  • My Own Savior
  • The End?
  • A Question Of Heaven
  • Dystopia
  • Watching Over Me
  • Iced Earth

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