03.03.2014, Local, Wien

SUBSIGNAL + THOUGHTS FACTORY

Veröffentlicht am 10.03.2014

Den Tourstart der deutschen Ausnahme-Prog-Rocker SUBSIGNAL hatten sich die Band und wohl auch der Veranstalter anders vorgestellt. Obwohl in der ((Szene)) schon seit Monaten beworben, schätzte anscheinend nur der harte Kern der österreichischen Prog-Rock-Fans (angeblich wurden nur 30 Karten im Vorverkauf abgesetzt) die musikalische Klasse, die an diesem Abend geboten werden sollte. Dem Veranstalter sei aber gedankt, dass statt einer Absage doch eine Möglichkeit gefunden wurde, das Konzert durchzuziehen, und durch Verlegung der Location in das gemütliche "Local" stand an diesem Montagabend höchstens die räumliche Begrenzung der Bühne im Weg.

Das "Local", in dem ich schon Zeuge cooler Konzerte wie jenes von MARCO MENDOZA oder auch von KIP WINGER wurde, bot den dann doch ca. 70 erschienenen Musikliebhabern ein nettes Ambiente. Die mitgebrachte Supportband THOUGHTS FACTORY hatte zwar zu Beginn mit Soundproblemen zu kämpfen. Erst nach der ersten Nummer nach humorvoller Beschwerde des Schlagzeugers, dass bei ihm die neue SUBSIGNAL-CD im Monitor läuft, wurden die finalen Einstellungen vorgenommen.

Und der knapp einstündige Auftritt der Opener war dann sehr beherzt, die Stilmischung zwischen DREAM THEATER und SYMPHONY X war teilweise zu deutlich rauszuhören, technisch aber über jeden Zweifel erhaben. Besonders stach Gitarrist Markus Wittmann als optischer "Accepts-"Wolf Hoffmann"-Look-Alike mit seiner Siebenseitigen-Ibanez heraus (laut meinem gitarrentechnischen Berater, SIREN'S CRYs Phil Porter, unter anderem eine LAG SF1000- Stéphan Forté Signature). Die Vocals von Marcus Becker waren eine perfekte Demonstration einer ausgebildeten Stimme.

Lediglich an der Bühnen-Performance könnten die Jungs noch ein wenig arbeiten. Zu statisch die Bewegungen auf der zugegebenermaßen kleinen Bühne und auch optisch bildete der "bunte" Haufen keine Einheit, die ich mir auch bei vielen anderen Bands wünsche. Sieht man über diese kleinen Schönheitsfehler hinweg, darf man dem dargebotenen Songmaterial von ihrem Debütalbum "Lost" durchaus künstlerische Reife attestieren.

Gleich mit dem Titelsong des neuen Albums "Parasio" starteten SUBSIGNAL mit einem kompakten Song, in dem sich sämtliche Klasse der Band schon im Ansatz zeigt, die dann aber erst später bei den längeren Tracks so richtig ausgespielt wurde. Denn zuerst kam mit "Echoes In Eternity" ein groovender Song vom "Touchstones"-Meisterwerk mit fetten Riffs und pumpendem Bass um die Ecke, der besonders im sensationellen Refrain mit faszinierenden Gesangslinien und Backingvocals punktet

Mit "The Sea" vom Debütwerk "Beautiful & Monstrous" wird der erste Siebenminüter ausgepackt und eine Meeres-Stimmung heraufbeschwört, der sich ins Hirn brennende Refrain lässt da keinen im Publikum Anwesenden kalt. Der mit poppigen Keyboardmelodien beginnende Song "Feeding Utopia" ist dann eine weitere Glanztat, die mich teilweise sehr an die Prog-Rock-Meister THRESHOLD erinnert – was mich diesbezüglich noch an das grandiose Konzerterlebnis letzten Jahres in Kufstein denken lies.

Das Zusammenspiel aller Bandmitglieder war an diesem Abend perfekt. Die Stimme von Arno Menses ist nicht von dieser Welt, ich habe selten so eine ausdrucksstarke und gefühlvolle Stimme vernommen. Dass Mastermind Markus Steffen ein Meister an der Gitarre ist, an dem zweifelt wohl kein Kenner, die Gitarrensounds, die er aus seinem Hughes & Kettner Amp mit seinen Ernie Ball Music Man John Petrucci Modellen zauberte, waren einfach nur traumhaft.

Bassist Ralf Schwager war mit seinen Tätowierungen optisch wohl am auffälligsten und gab somit wohl den Bad Guy der Band. Die harmonischen Backingvocals, die er sich mit Keyboarder David Bertok teilte, zeigten dann aber doch seine freundliche Ader. Und Drummer Danilo Batdorf gab mit seinen Rhythmuswechseln und dem akzentuierten Spiel souverän den Meister hinter den Kesseln.

Nach der Ballade "I Go With The Wind" ging‘s wieder voller Power mit dem Song "The Lifespan Of A Glimpse" weiter, der zwischendurch mit einem Duett der gesanglich großartigen Sandrina Sedona veredelt wurde, die sich sonst über das ganze Konzert als bauchtanzende Backgroundsängerin eher im Hintergrund hielt. Nach dem wieder eher ruhigen "Walking With Ghosts" kam der neue Song "A New Reliance" an die Reihe, bei dem ich mich mit seinen anstrengenden Offbeat- Reggae-Rhythmen im Vers weniger anfreunden konnte. Der Refrain ist dann aber wieder sehr geil, das für meinen Geschmack katastrophale experimentelle Interlude musste ich jedoch nicht haben.

Also gedanklich schnell weitergezappt im Programm: Mit "The Size Of Light On Earth" wurde dann wieder zum Träumen eingeladen, einfach großartig was da auf der kleinen Bühne passierte, die natürlich ein sehr publikumsnahes Agieren ermöglichte und Sänger Arno auch schon mal einlud, von der Bühne zu steigen, um das begeistere Publikum zu animieren.

"My Sanctuary" ist dann nur noch die Ohrwurmzugabe. Der Titelsong vom Debütwerk hatte es danach in sich, ein Meisterwerk, das seinen Spannungsbogen in voller Länge mit seinen fast zehn Minuten erst richtig entfalten kann. Nach zwei neuen "Paraiso"-Songs wurde dann in der Zugabe mit dem flotten "Paradigm" noch die verbliebene Energie der Band und des Publikums beansprucht. Der äußerst gelungene Konzertabend wurde mit dem SIEGES EVEN-Cover "The Lonely Views of Condors" abgerundet und ließ die Anwesenden wissen, dass dies ein sehr spezieller Abend gewesen war.

Setlist SUBSIGNAL:

  • Paraiso
  • Echoes In Eternity
  • The Sea
  • Feeding Utopia
  • A Giant Leap Of Faith
  • I Go With The Wind
  • The Lifespan Of A Glimpse
  • Walking With Ghosts
  • A New Reliance
  • The Size Of Light On Earth
  • My Sanctuary
  • Beautiful & Monstrous
  • The Colossus That Bestrode The World
  • Swimming Home
  • Paradigm
  • The Lonely Views of Condors (SIEGES EVEN Cover)

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