17.03.2014, RadioKulturhaus, Wien

MOTHER'S CAKE

Veröffentlicht am 22.03.2014

Wenn man als musikbegeisterter Mensch durch das österreichische Land streift und nicht nur auf Konzerten internationaler Künstler zugegen ist, stößt man unweigerlich auf die großen Bandcontests Österreichs. Der ehemalige AUSTRIAN BAND CONTEST – nunmehr in PLANET FESTIVAL TOUR umgetauft – und der nach wie vor bekannte LOCAL HEROES bot auch MOTHER'S CAKE schon eine große Bühne für ihre musikalischen Darbietungen. Beim erstgenannten Festival kostete ihnen nur die starke Fanbase zweier Konkurrenz-Bands im Jahre 2010 den Sieg

Der LOCAL HEROES Bandcontest 2010 glich dann aber einem wohlverdienten Triumphzug, und neben der Auszeichnung als beste Band, wurde auch jedes Bandmitglied unabhängig davon als bester Sänger, bester Bassist und bester Schlagzeuger des Wettbewerbs ausgezeichnet. Und dieses Faktum wurde auch am Abend des 17. März erneut bewiesen, unglaublich wie souverän und originell die Bandmitglieder das jeweilige Instrument beherrschten und nebenbei auf der Bühne auch noch abgingen wie durchgeknallte Rockstars fast so wild wie Flea von den RED HOT CHILI PEPPERS. Ich war durch das bloße Antesten ihres Debüt-Albums nicht auf so ein Livekonzert vorbereitet und konnte es eigentlich gar nicht fassen, was hier auf der Bühne des Radiokulturhauses in knappen 75 Minuten passierte.

Ich muss zugeben, dass mich auch die ungewohnte Auswahl der Konzert-Location reizte, an diesem speziellen Abend vor Ort zu sein und ich mir die Gegebenheiten einer Aufnahme eines Livestreams einmal in natura ansehen wollte. Der Sound war trotz der akustisch perfekten Rahmenbedingungen zwar zu Beginn nicht das Gelbe vom Ei – er wurde zwar im Laufe des Konzerts besser, aber wahrscheinlich hat auch aufgrund der zu bequemen Ledersitzverpflichtung das gewisse "Into the Face"-Feeling einer P.A. gefehlt. Und dieses ist bei der Musik von MOTHER'S CAKE einfach unabdingbar – bei den extrem dynamischen und groovigen Songs ist ruhiges Sitzen unmöglich, mein Sitz wurde durch mein "Sitzbangen" und "Herumwetzen" regelrecht in Mitleidenschaft gezogen.

Vom ersten Ton an wurde Gas gegeben, gleich mit der neuen Nummer „Death In The Stars“ wurde in ein energetisches Set gestartet und danach dem Publikum die Singleversion des geheimen Videohits „Soul Prison“ (unbedingt auf Youtube auschecken!) vor den Latz geknallt. "The Road" haute in seinen knappen drei Minuten extrem cremig rein. Die geschmackvollen Singlenotes und Riffs von Gitarrist und Ausnahmesänger Yves Krismer entluden ihre Energie von Beginn an, und die "Free"-Screams am Ende blieben einfach in den Gehörgängen hängen. Die begleitenden Visuals auf großer Leinwand waren dazu nur das Tüpfelchen auf dem i.

Der Titelsong des Debütwerks "Creation's Finest" repräsentierte viele Facetten dieser experimentellen Progressiv-Rock-Band. Der mit einem Gitarrenshuffle beginnende Song wandelt sich nach der ersten Minute mit geslappten Basslines von Oberbassist Benedikt Trenkwalder, akzentuiert gespielten Riffs und äußert lässigen Vocals in ein Groovemonster. Die Tempowechsel innerhalb dieses Songs, mit denen Drummer Jan Haußels - auch mal nur mit seinen Handflächen gespielt - seine Mitstreiter aufs Äußerste herausfordert, sind phänomenal, aber bei dieser eingespielten Truppe sitzt jeder Beat.

Das war aber erst die Aufwärmrunde: Mit dem über sieben Minuten langen "Realitricked Me" wurden erst alle Register ihres Könnens gezogen. Mit ruhigem Start wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der über funkige Akkorde und irre Basslines zwischendurch wieder in groovige Parts abdriftet, aber auch durch gefühlvolle Momente glänzt. Am Schluss zieht der Song dann aber im Tempo noch mal richtig an und meine Nackenmuskulatur wurde ordentlich gefordert.

"Night & Day" ist dann irgendwie im Jimi-Hendrix-Style, einfach ein geschmeidig ruhiger Song, dem ein neues, noch unbetiteltes Lied folgte, das genauso unmittelbar überzeugte. "I Like It" entführte mit der hypnotischen Wiederholung des Wortes "Like" die Zuhörer in psychedelische Gefilde. In dieselbe Kerbe schlägt "Nobody" mit den Zeilen "As easier as expected".

Nach dem schon als letzten angekündigten neuen Song "Still Burning" verschwanden die Jungs ziemlich rasch von der Bühne, eine Zugabe wurde danach frenetisch gefordert. Zum achtminütigen Finale bei "Runaway" enterten die Musiker die Bühne mit Purzelbäumen und verrückten Sprüngen und ergaben sich während des Songs dem Rausch ihrer Musik und zuckten auf den Boden liegend vollkommend aus.

Der einzige Wermutstropfen dieses außergewöhnlichen Konzerterlebnisses war die motorische Eingeschränktheit durch die Sitzplätze. Ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit, unter bewegungstechnisch freieren Konzertbedingungen bei der Musik von MOTHER'S CAKE komplett auszurasten!


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