12.04.2014, Arena, Wien

SUBWAY TO SALLY + DARKHAUS

Veröffentlicht am 18.04.2014

Nach fünf langen Jahren war es für mich endlich wieder so weit, SUBWAY TO SALLY in der Wiener „Arena" zu sehen. Das Open-Air damals Ende April 2009 war fast schon magisch beeindruckend, eine solche Stimmung erlebte ich selten und das damals aktuelle Album "Kreuzfeuer" und dessen Vorgänger "Bastard" sowie die alten Klassiker boten eine ausgezeichnete Setlist, um das Publikum zum Kochen zu bringen. Zur Zeit von "Schwarz in Schwarz" verlor ich die Mittelalterrock-Pioniere zwar aus den Augen, die nächste Chance zur "Mitgift"-Tour ließ ich mir aber nicht entgehen. Deshalb schaute ich mit meiner Konzert-Begleitung von vor fünf Jahren wieder zu einem SUBWAY TO SALLY-Konzert, bei dem ich mich von der Weiterentwicklung der Band überzeugen lassen wollte.

Doch zuvor startete pünktlich um 20:00 Uhr vor einer vollen großen Halle das internationale Bandprojekt DARKHAUS mit dem schottischen Sänger Kenny Hanlon, der einen äußerst lässigen Frontmann mit einer charismatischen Düsterstimme abgab. Zu Beginn des Sets beeindruckte mich die Band durchaus, mit fettem Sound und goovenden Gitarrenparts. Die poppigen Refrains störten mich auch eine Weile nicht und so ließ ich mich beim Nippen am Bier gerne von dieser Truppe in Konzertstimmung bringen.

Am besten gefielen mir die härteren Passagen wie bei "Drive" und "Break Down The Walls", die melodischen Refrains gingen gut ins Ohr, nach einigen Songs fehlte mir dann aber die Abwechslung und es war mir einfach alles zu glatt polierter Gothic-Rock. Professionell vorgetragen waren die Songs jedoch allemal. Die poppigsten Songs wie "Ghost" und " Life Worth Living", für die auch extra Videos produziert wurden, gingen in Richtung SUNRISE AVENUE und man kann nicht abstreiten, dass dies gut produzierte Popsongs mit ein paar härteren Passagen sind.

Ob DARKHAUS die richtige Wahl als Vorband von SUBWAY TO SALLY waren, sei dahingestellt, denn für die durchaus große Mittelalterfraktion der Zuseher war deren Musik, die auch stellenweise an DEPECHE MODE erinnerte, wahrscheinlich nicht das Wahre. Interessant war schon während des DARKHAUS-Konzerts, teilweise den Bühneaufbau von SUBWAY TO SALLY zu erkennen, der auch für die Vorgruppe eine coole Atmosphäre erzeugte. [-flo-]

Das Bühnenbild von SUBWAY TO SALLY ließ wie gesagt schon einiges erwarten: Maschendrahtgitter in blau-düsterer Beleuchtung, das Sänger Eric Fish immer wieder gekonnt und durchaus dramatisch in seine Bühnen-Performance zu integrieren wusste.

Trotz des zu anderem auffordernden Titels des ersten Songs wurde nicht lang rumgefackelt: Mit „Warte, warte“ hieß die Truppe die zahlreich erschienen Zuhörer relativ düster, aber dennoch extrem kraftvoll willkommen.

Insofern SUBWAY TO SALLY ihre Tour unter das Zeichen des neu erschienen Albums „Mitgift“ (14. März 2014) gestellt hatten, stammte auch der Großteil der an diesem Abend dargebotenen Songs von der „Mördergeschichten-Platte“. So auch das gleich danach anschließende, makabere Stück „Schwarze Seide“ oder die „Grausame Schwester“ – sehr melodisch die Wogen des todbringenden Meeres widerspiegelnd – sowie das für meinen Geschmack doch etwas holprig geratene „Arme Ellen Schmitt“.

Um alle Anwesenden so richtig auf Touren zu bringen, wurde auch schon der erste, voller Inbrunst mitzutönende Gassenhauer angestimmt: „Feuerland“. Zackiger und mit Passagen im klassischen „Subway-Choral“ ging’s dann bei „Wo Rosen blühen“ zu.

Der „Traum vom Tod II“ ließ dann erstmals die musikalischen Charakteristika in den Vordergrund treten, die – wie es sich Eric Fish nicht nehmen ließ, mit deutlich spürbarem Sarkasmus zu erwähnen – der Band die Kategorisierung unter die Riege des so genannten „Mittelalter-Rocks“ beschert hatten: Antike Instrumente und archaisch stampfender Rhythmus versetzten den Zuhörer in sagenumwobene, nunmehr leicht verklärte Zeiten zurück.

„Unterm Galgen“ war somit ein stilsicherer Übergang, bevor es wieder mit einer Ladung neuer Songs zu Werke ging: Die extrem ruhige, aber zutiefst berührende Ballade „Im Weidengarten“ sorgte unter Bekannten meinerseits für nicht wenig Erheiterung, als ein vielleicht der zu starken Basslastigkeit des gesamten Konzerts geschuldeter, kongenialer Song-Verhörer verkündet wurde: „Trink aus den Wein, piss auf den Hund!“ Was eigentlich heißen sollte: „… bis auf den Grund!“.

Nach dem „Seemannslied“ wieder auf musikalischem Festland angekommen, wurden fette Ohrwürmer mit pathetischen, edlen, aber recht eingängigen Melodien gefüttert: „Minne“ atmet die Atmosphäre einer Epoche, in der es noch mehr bedurfte als einer plumpen Freundschaftsanfrage via Facebook, um ein hübsches Fräulein zu erobern. In der Folge durften „Kleid aus Rosen“ und „Falscher Heiland“ natürlich nicht fehlen – SUBWAY TO SALLY hatten hierbei keinerlei Grund, sich wegen mangelnder Publikumsunterstützung zu beschweren. Und gerade als das Tanzbein nach „Veitstanz“ und „Tanz auf dem Vulkan“ so gar nicht mehr zu halten war, verschwand die Band zum ersten Mal von der Bühne, um vorsichtig den nahenden Ausgang des Konzertes anzukündigen.

Aber natürlich hätte keiner der Fans die Truppe von Dannen ziehen lassen, ohne zuerst die Tore weit zu machen für die „Henkersbraut“ – das meiner Meinung nach motivisch und atmosphärisch unübertroffene Opus Magnum von SUBWAY TO SALLY – ein Genuss der makaber-ästhetischen Sorte! Auch wurde nicht eher mit dem Musizieren aufgehört, bis nicht bis „Sieben“ gezählt worden war.

Um das neue Album „Mitgift“ auch noch im Ausklang mitschwingen zu lassen, gab die Gruppe auch noch das aufgrund der lateinischen Sprache mit dem Mittelalter-Genre durchaus kompatible „Ad Mortem Festinamus“ zum Besten. Schließlich schien es der Band noch daran gelegen, uns, den Zuhörern, die Botschaft mit auf den Nachhauseweg zu geben, dass Räuber Blut saufen, aber mit „Julia und die Räuber“ im Ohr würden wir darauf sicherlich gut gefasst sein!

Summa summarum bewiesen SUBWAY TO SALLY bei diesem Konzert in der Wiener „Arena“ wieder einmal aufs Neue ihr großes Talent als Live-Band und bescherten dem Publikum einen sehr schönen, durch und durch stimmungsvollen Konzertabend! [-Anica R. Siemangg-]


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