10.05.2014, Posthof - Mittlerer Saal, Linz

EVERLAST: An Acoustic Evening + WORTH

Veröffentlicht am 18.05.2014

Zwischen Konzerten der Thrashkeule HIRAX im Escape und dem Geheimtipp BEASTMILK in der "kleinen" und CRIPPLED BLACK PHOENIX in der "großen Halle" der "Arena Wien", verschlug es mich am Samstagabend des 10. Mais (sic!) seit langem wieder einmal in den Linzer Posthof, um mich von den akustischen Klängen der Crossover-Legende EVERLAST beschallen zu lassen.

EVERLAST ist also noch immer aktiv, sein Bart ist zwar schon ein wenig ergraut und eine Wohlstandswampe schleppt er auch schon mit, aber lässig wie eh und je. Seine hohe Zeit ist wohl schon länger vorüber, mit seinem Kultalbum "Whitey Ford Sings The Blues" brachte er in den 90er Jahren neuen Schwung ins Bluesgenre bzw. den Blues in die Popmusik. Und die Klassikersongs brachten dann auch das Publikum am meisten in Wallung. Dabei erzeugte die Interpretation und Arrangierung auf ein reines Acousticset mit Orgelbegleitung, gemischt mit der rauchigen whiskeygetränkten Stimme von EVERLAST, an diesem Abend eine ganz besondere Atmosphäre im Linzer Posthof.

Doch zuerst empfang der Singer/Songwriter WORTH aus Portland, der seinen Stil als "Bohemian Blues Hop" bezeichnet, das Linzer Publikum mit seiner außergewöhnlichen Stimme und akustischen Gitarrenklängen seiner Gibson Westerngitarre. Als ich den mittleren Saal betrat, war die Menge schon am Tanzen und in guter Stimmung, eine perfekte Einstimmung in den Konzertabend. Nach einigen mal eher ruhigeren, mal wieder schwungvolleren Songs, setzte sich der Solokünstler auch an das Keyboard und nahm damit leider auch ein wenig den Schwung aus seinem Auftritt.

Auch wenn WORTH weiterhin mit seiner teilweise sogar souligen Stimme überzeugte und die Ansagen sympathisch rüberkamen, erinnerten mich die Orgelklänge des Keyboards unfreiwillig an Songs von Josef Hader, wie an seinen Klassiker "Topfpflanzen" und damit saß mir eher der Schalk im Nacken, als die Performance weiter richtig genießen zu können.

Außerdem ist mir in der Zwischenzeit das Bier ausgegangen, das vor einem erneuten Ansturm an die kleine Bar gesichert werden musste. Den letzten Song, bei dem dann aber doch noch einmal die Gitarre umgeschnallt wurde, konnte ich trotz des dringend notwendigen Barbesuches wieder vor der Bühne miterleben. Dabei war aber festzustellen, dass am Schluss leider nicht viel mehr als Höflichkeitsapplaus gegeben wurde und frenetische Zugaberufe ausblieben, warteten doch alle schon auf den Mr. Obercool namens EVERLAST.

Und der kam dann ganz ohne Starallüren auf die Bühne, nur begleitet von seinem Keyboarder. Mit einem Backdrop von seinem letzten regulären Album "Songs of the Ungrateful Living" als Hintergrund, war die Bühne sehr schlicht gehalten. Diese schmückte neben den Instrumenten lediglich ein Tisch mit Handtücher und einer Flasche Irischen Whiskeys, die er während des Gig genüsslich und nicht Wolfgang Ambros Style leerte. Schließlich musste damit ja die Stimme geölt und nicht das millionste Mal "Schifoarn" präsentiert werden.

Zwar ohne Stress, aber auch ohne den Gig nur routiniert runterzuspielen präsentierte sich EVERLAST an diesem Abend gut aufgelegt, scherzte mit dem Publikum und spielte sowohl seine bekannten als auch eher unbekannteren Songs mit viel Leidenschaft. Man merkte ihm an, dass ihm die Songs etwas bedeuten, dass er Geschichten erzählen will und man ihn damit ruhigen Gewissens als moderne Version von Johnny Cash bezeichnen könnte.

Nach dem ruhigen Beginn mit "Broken" und "Gone For Good" löste der Hit "Today (Watch Me Shine)" von dem bereits erwähnten Erfolgsalbum die erste große Publikumsreaktion aus. Recht viel lässiger kann man wohl keinen Acoustic Song spielen. Die goovenden Riffs und die einprägsamen Lyrics, die sich bereits im Vers manifestieren und dann in einem extrem eingängigen Refrain gipfeln, waren ganz großes Kino.

Mit "This Kind of Lonley" und "Friend" läutete der Meister wieder leisere Töne ein und bei "Long Time" motivierte er das Publikum im Ohrwurm-Refrain fleißig mitzusingen: "It's been a long time, since I was faithful. It's been a long time, since I was grateful…".

Einer der größten Höhepunkte der Show war aber defintiv "Stone In My Hand", dessen grooviger Countryrefrain sich im Hirn festsetzt. Die Mischung zwischen ruhigen Songs wie "Weakness" bei denen die außergewöhnliche Stimmfarbe des Künstlers besonders zur Geltung kommt und fetzigen wie "My Medicine" war äußerst gelungen. Nach "Lonely Road" wurde ohne Pause die Halbzeit des Konzerts überschritten, wofür EVERLAST noch einige Kapazunder wie „Ends“ oder das wunderschöne fast magisch betörende "White Trash Beautiful" im Repertoire hatte.

Es gibt wohl kaum einen Song der dem morgendlichen obligatorischen Koffeintrunk besser Tribut zollt als "Black Coffee", extrem lässig. "Love For Real" vom gefeierten Album "Eat At Whiteys" war der nächste Song, der, auch wenn man EVERLAST eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gehört hatte, Erinnerungen an die Jugendzeit weckte. Seinen größten Hit hob er sich aber nicht mal bis zum Schluss auf, denn als "What It's Like" angestimmt wurde, war noch lange nicht Schicht im Schacht. Aufgrund des Bekanntheitsgrads dieses Songs war naturgemäß das Publikum aus dem Häuschen, das zwar bunt gemischt, aber eher aus Leuten um die 30 Jahre bestand. Nur mehr das Johnny Cash Cover "Folsom Prison Blues" konnte dem stimmungsmäßig eines draufsetzten, hier wurde zum Tanzen aufgefordert und die Mädels wackelten brav mit ihren Popos.

Nach einer kurzen Pause, kam zunächst nur der Keyboarder auf die Bühne zurück, um das Publikum auf die Zugabe einzustimmen. Dies gelang ihm mit einem Medley aus bekannten Melodien aus Film und Musik, das die Anwesenden durchwegs zum Mitmachen animierte. Höhepunkt des Medleys war das Bill Whiters Cover "Lean On Me", bei dem sich auch EVERLAST wieder auf die Bühne gesellte und seine gesanglichen Qualitäten einbrachte.

Begeisterungstürme erzeugte danach "Put Your Lights On", welches SANTANA seinerzeit veredelte und das mit einem Grammy belohnt wurde. Bereits während des Konzerts mehrmals lautstark gefordert wurde „Black Jesus“, welches danach folgte. Bei dieser EVERLAST-Hymne mit dem markanten "Singing: Na, na, na, na, na, na- Rufen, (bitte nicht mit der unsäglichen OPUS-Opus durcheinander zu bringen), zeigte sich der schwarze Prophet von der Mitarbeit des Linzer Publikums durchaus zufrieden.

Die äußerst gelungene Akustikversion vom HOUSE OF PAIN Hit "Jump Around", auf den die anwesenden Hip Hopper und Fans der ersten Stunde schon die ganze Zeit warteten, erlöste damit auch jene und hinterließ ein begeistertes Publikum, das wohl noch eine Weile an den Lippen von EVERLAST hängen hätte wollen. Man kann ja nie wissen, wenn der Großmeister des Crossover-Genres wieder unser Land beehrt.


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