16.05.2014, Posthof

BELA B & SMOKESTACK LIGHTNIN'

Text: mat
Veröffentlicht am 20.05.2014

Bela B. Was soll man zu diesem Mann eigentlich sagen? Als einer der drei ÄRZTE ist der sympathische Schlagzeuger/Sänger/Songwriter bereits jetzt eine lebende Legende in der deutschsprachigen Punkrock-Szene und überraschte in den letzten Jahren immer wieder mit skurrilen Auftritten in B-Horrormovie-Produktionen und musikalischen Ausflügen als Solist. Mit seinen Alben "Bingo" (2006) und "Code B" (2009) schaffte es der aus Berlin stammende Dirk Felsenheimer immer wieder, die alteingesessenen ÄRZTE-Fans mit variantenreichen musikalischen Elementen etwas zu verwirren. Von Country bis Blues, von Rock bis Pop - irgendwie ist da alles zu finden, was sich im Gitarrero-Sektor so aufhält. Das kann einem gefallen, muss es aber nicht. Und genau nach dieser Devise scheint der gute Bela nun auch sein drittes Soloalbum, das dieser Tage erschienen ist und auf den Namen "Bye" hört, eingespielt zu haben. Zusammen mit der deutschen Country/Folk-Combo SMOKESTACK LIGHTNIN' und der aus London stammenden und mittlerweile in Hamburg lebenden Sängerin PETA DEVLIN hat Bela B nämlich ein Sammelsurium an neuem Material geschrieben, das mit voller Konsequenz auf Countrytauglichkeit getrimmt wurde. Und wie gesagt: Das kann man mögen, muss man aber nicht...

Das ist im Endeffekt auch gar nicht wichtig, denn es geht vor allem um eines: Um den Fakt, dass Bela B - egal, welcher Musikrichtung er sich auch immer verschreibt - einfach ein talentierter und sympathischer Entertainer ist und das bewies er auch an diesem schönen Abend im Linzer Posthof ein weiteres Mal. Für Stimmung sorgten zuerst aber noch die Jungs von SMOKESTACK LIGHTNIN', unterstützt von der amerikanischen Retro-Sängerin LYNDA KAY. Von Country, Folk und alles Möglichem inspirierte 60ies-Mucke mit besonders einfühlsamem, erotischem Flair - der perfekte Support für einen rockenden Bela B. Und der ließ nach circa einer Stunde (Vorprogramm plus Umbauphase) auch gar nicht lange auf sich warten. Mit Selbstansage und betrunken gespieltem Torkelauftritt enterte der mittlerweile 51-Jährige die Bühne, verkappte Westernkleidung und Elvis-Tolle inklusive. Das Gesamtpaket passte also und war auch die Grundlage für einen mitreißenden und gelungenen Abend. Zugegeben: Nicht jeder Song von Belas neuer Platte hat das Zeug zu einem Klassiker, im Live-Gewand schaut das Ganze aber dann doch schon wieder etwas anders aus. In einer gediegenen 5er-Reihe an der Bühnenfront stehend, rockte sich diese zusammengewürfelte Truppe nämlich durch ein sehr abwechslungsreiches, charismatisches und eingängiges Programm, das zu jeder Sekunde funktionierte. Country Rock vom Feinsten - und das will schon was heißen!

Doch genau das spiegelte auch die Atmosphäre im nicht ganz gefüllten Posthof wider. Vom "ersten Lied des Tages" über die countryeske Variante des ÄRZTE-Klassikers "Manchmal haben Frauen..." bis hin zum JOHN LEYTON-Cover "Johnny Remember Me" oder der Singleauskopplung "Abserviert" - das Linzer Publikum war an Bord. Und bei solch einer guten Stimmung stört es auch nicht, dass die ins neue Stilgewand gekleidete Version von "Altes Arschloch Liebe" nicht ganz so funktionierte wie im Original und Songs wie "Peng!" dann im Gesamtpaket (aus songwriterischen Gründen) doch etwas untergehen. Ganz im Gegenteil: Dieser 23 Songs umfassende Live-Ausflug in ein mir - musikalisch gesehen - ganz ungewohntes Territorium gehört zu meinen Highlights dieses Konzertjahres. Anders? Ja. Schön? Auch, ja. Mitreißend? Auf alle Fälle. Punk? Nee, nee, nee, aber dafür ganz viel anderes Zeug. Der Bela B halt. Das kann man mögen, muss man aber nicht... Mir hat's jedenfalls richtig gut gefallen - danke dafür!

Setlist (ohne Gewähr):

Lee Hazlewood & das erste Lied des Tages Manchmal haben Frauen... (DIE ÄRZTE-Cover) Wenn das mal Liebe wird Peng! Der Sünder Nicht nice Zu seiner Zeit Bombe tickt Sentimental Belphegor Immer so sein Johnny Remember Me (JOHN LEYTON-Cover) Der Vampir mit dem Colt Teufelsküche Verwöhn' Abserviert Zugabe I: Bausparvertrag (LORETTA LYNN-Cover) Don't You Want Me (THE HUMAN LEAGE-Cover) Zugabe II: My Soul / Dein Herz 1. 2. 3.... Altes Arschloch Liebe Streichholzmann


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