06.06.2014, Weekender, Innsbruck

BULLET

Text: Laichster
Veröffentlicht am 09.06.2014

Lässt man seine Gedanken ins ferne Schweden wandern fällt einem als erstes der Mythos von der blonden Schwedenbombe ins Gedächtnis und als zweites ein großer Hersteller von vermeintlich einfach zusammenbaubaren Möbelstücken. Am heutigen Abend wird im Weekender Innsbruck ein Schwedendoppelpaket geboten, dass relativ wenig mit den üblichen Landesklischees zu tun hat, weder bedienen die auftretenden Bands die Vorstellung vorher erwähnten optischen Ideals und schon gar nicht wird ihre Musik im Hintergrund beim warten in der Kassaschlange im heimischen Ikea gespielt. Dreckiger Hard Rock gemischt mit einer ordentlichen Prise klassischen Heavy Metals steht auf dem Programm und wird heute durch die aus dem hohen Norden stammenden Mannen von BULLET und ihrem Support DYNAMITE zelebriert, um dem Tiroler Rocker eine andere Vorstellung vom Land des Elchtests zu vermitteln.

DYNAMITE
Als um 21:00 Uhr die Rock´n´Roller rund um Fronter Mattis die Bühne betreten, hat sich die Location schon halb gefüllt, viel mehr Zuschauer sollten aber nicht mehr hinzu kommen, hatten wohl viele der sonst immer Anwesenden der Tiroler Szene das Verlängerte Wochenende für einen Kurzurlaub genutzt oder sich in die beginnende Festivalsaison geworfen. Nun denn, dem Spaß tat die heute eher geringe Zuschauerzahl keinen Abbruch und die Opener des Abends zeigen sich äußerst spielfreudig auf den Brettern des Weekender.

"Blackout Station" vom gleichnamigen 2014er Album stellt gleich am Beginn des Sets klar was die bevorzugte musikalische Richtung der Protagonisten darstellt, fühlt man sich doch an allererste AC/DC Platten erinnert und auch der Look der Akteure unterstreicht dies. Vom 70er fashionbewussten Stirnband, über die Porno Rotzbremse bis zur Lederkutte des Fronters im Bikerstyle. Diese Herren würden es wohl nicht in den Ikea Katalog schaffen, zeigen dafür eindeutig dass der Rock´n´Roll Style immer noch den gleichen Coolnesfaktor besitzt wie vor 30 Jahren! An der Qualität der Darbietung gibt es nichts auszusetzen, der Sound ist perfekt abgemischt nur das Publikum ziert sich noch ein wenig mit den Reaktionen auf die vor ihnen stattfindende Zeitreise in die glorreichen Zeiten des Hard Rocks und so versucht die Band ambitioniert Stimmung im Publikum aufzubauen, was gegen Ende des Sets auch gelingt und der Funke von der Bühne endlich auf die Zuschauer überspringt und DYNAMITE die Resonanz bekommen die sie sich ehrlich erarbeitet und verdient haben. "Gone Wild" und "Stone Heart Rebel" vom Debütalbum "Lock n Load" bilden nach guten 45 Minuten nostalgischen Hard Rocks das Ende der Vorstellung und die Schweden verabschieden sich von der Bühne um dem heiß ersehnten Headliner die Bühne zu übergeben.

Setlist:
- Blackout Station
- Hard to Please
- Burn it Down
- Lock n Load
- Diamond Vagabond
- Long Way Home
- Damn you Woman
- Talk is Cheap
- Bullseye
- Gone Wild
- Stone Heart Rebel

BULLET
Die Heavy Metal Truppe rund um Gesangskoryphäe Dag Hell Hofer treibt nun mittlerweilen schon seit 13 Jahren ihr Unwesen in den Clubs und auf den Festivalbühnen unserer Metalparallelwelt und haben 2012 mit "Full Pull" (zum Review) einen starken Lonplayer veröffentlicht. So freut sich das Roadwarriorherz BULLET heute in heimischen Gefilden abfeiern zu dürfen und hofft auf eine extrafette Darbietung mit Kultfaktor, inwieweit die Erwartungen erfüllt wurden sei im Folgenden berichtet: Mit "Midnight Oil" von der eingangs erwähnten letzten in Vinyl gepressten Songansammlung starten die Schweden stark in den Abend und von der ersten Minute an hat die Band die Crowd komplett im Griff. Bassist Adam Hector und Gitarrist Hampus Klang liefern sich eine Schlacht um die bessere Pose auf der kleinen Bühne und Fronter Dag Hell Hofer macht das was er am Besten kann: Heroische Posen einnehmen, Grimassen schneiden, das Publikum animieren und natürlich sein göttliches Organ in Tonlagen schwingen, dass die Schallwellen die Luft zerschneiden.

Wobei man sich hin und wieder ein leichtes Schmunzeln über das Auftreten des etwas schwerer gebauten Sängers in seinem schwarzen Superheldencape nicht verkneifen kann, doch wer will den immer gnadenlos todernst unterhalten werden, hier steht der Fun - Faktor im Mittelpunkt und genau jener wird absolut bedient. Waren die Reaktionen des Publikums beim Supportact noch etwas verhalten, so wird hier von Anfang an abgefeiert und spätestens ab "Rolling Home" gibt es bei den wenigsten noch eine Sperre im Genick die das obligatorische Kopfnicksyndrom blockiert. Unterbrochen wird die Fete nach einigen Songs immer wieder durch Introübergänge, welche dem Zuschauer eine Verschnaufpause bringen und von der Band genutzt werden um entweder kurz von der Bühne zu verschwinden oder mit den vordersten Reihen zu interagieren. Mit dem Brecher "Dusk till Dawn" wird ganz große Klasse zelebriert, hier steht eine perfekt eingespielte Band auf der Bühne die eine von Vorne bis Hinten durchgestylte Show abliefert, die qualitätstechnische keine Wünsche des kritischen Hörers und Beobachters offen lässt. Mit dem unverzichtbaren "Bite the Bullet" kommt man nach einer Stunde und ein paar zerquetschten Minuten zum letzten Song des Auftritts und hier wird die Bühne von einer 3 Mann Horde Fans, angeführt von einem Tingeltangel-Bob look alike, geentert und nicht mehr verlassen. Die Musiker scheint es nicht zu stören und spielen trotz beengter Raumverhältnisse ihre letzte Nummer souverän zu Ende um nach tosenden Applaus den Abend zu beschließen.

Setlist:
- Midnight Oil
- Rush Hour
- Turn it Up Loud
- Full Pull
- Rolling Home
- Pay the Price
- Heading for the Top
- Dusk Til Dawn
- Stay Wild
- Highway Pirates
- Rambling Man
- Rebels Return
- Bite the Bullet

BULLET haben eine hervoragende Show geliefert, nur die geringe Spielzeit brachte am Ende einen etwas unguten Beigeschmack in das sonst perfekte Fressen für die hungrigen Zuschauer. Hätte man sich doch noch ein paar Songs mehr gewünscht und wurde doch unverständlicher Weise auf das grandiose "Bang your Head" voll und ganz verzichtet, doch jammern hat bekanntlich noch nie geholfen und so begibt man sich lieber noch zum Abschlussbier an die Bar und lässt sich im Hintergrund von Alpine Steel Musikexperte, Plattenschupfer und mp3 - Jongleur Tschak mit Klassikern der gesamten metalischen Bandbreite beschallen um im folgenden festzustellen, dass BULLET und DYNAMITE vom Schreiberling dieses Jahr noch zwei Mal Live betrachtet werden. Zunächst auf der Wam Up Show des Bang your Head und anschließend im Herbst am Manilla Road Festival. Man freut sich jetzt schon auf das Wiedersehen und wird dem Leser natürlich wie gewohnt über die Qualität der Shows berichten.

Dank für die pics geht an Christoph Marberger! Weiter Fotos könnt ihr in der Galerie zum Event sehen.


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