04.08.2014, Arena

DEAFHEAVEN

Veröffentlicht am 08.08.2014

Es war einer dieser Montage, an denen man frühmorgens bereits im Schein der Sonne badet und voller Vorfreude auf den Abend den Alltag genießt. Keine Spur von Wochenendnostalgie, keine morgendliche Hektik und auch die kaputte Kaffeemaschine nimmt man gelassen mit einem Schulterzucken – denn heute gibt es DEAFHEAVEN und CHELSEA WOLFE in der Arena. So schwebt man in aller Zufriedenheit durch den Tag um sich auf das Post-Black Spektakel einzustimmen.

Die künstlerische Ader von CHELSEA WOLFE kommt in Form von elegischem Drone zum Vorschein. In einen weißen Seidenumhang gehüllt tritt die dunkle Gestalt vors Publikum und startet das Set effektvoll mit ‚Movie Screen‘. Das geschickte Livesampling von Keyboarder/Bassist Ben Chisholm verleiht Wolfe’s Stimme eine ungemeine Dichte und ist der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in den ersten Minuten. Als bei ‚Kings‘ schließlich vom Synth zum Bass gegriffen wird, weiß man auf einmal was auf der Bühne bisher gefehlt hat: Die tiefen Töne geben einen melancholischen Rhythmus an, der meist noch langsamer fließt als die Schweißperlen, die an diesem heißen Augustabend den Nacken entlang tropfen. Zu ‚Tracks‘ gibt es nochmals eine lautes Geigen Intermezzo bevor die Nummer, in die man die meisten Erwartungen steckte, leider auch am meisten enttäuscht. Außer beim tiefen Refrain ist die Stimme eher neben der Spur und auch eine zweite Gitarre hätte er Mördersong vom 2011er Album “Apokalypsis” vertragen. Nach einer knappen Stunde Spielzeit verschwindet das Quartett wortlos von der Bühne und übrig bleibt nur ein Hauch wehmütiger Schwere.

Der Hauptact lässt das aufgeregte Publikum noch eine Weile nervös von einem Bein aufs andere treten bevor die ersten Bassseiten vibrieren. Zugegeben, DEAFHEAVEN ist Black Metal mit Seitenscheitel, aber das Verständnis für die anfängliche Kritik an den sphärischen Klängen seitens der eingeschworenen Metal Community fehlt mir völlig. Seit 2010 agiert das Quartett nun schon gemeinsam auf den Bühnen dieser Welt und folgt mit ihrem Sound einer Bewegung, die von Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM losgetreten wurde und bewusst mit typischen Genrezuschreibungen bricht.

Unbeirrbar und gefühlsstark schwirren die Gitarrensounds im Äther der Arena und darüber legt sich bloße monotoner und krächzender Gesang. Die Energie von Sänger George Clarke springt sofort aufs Publikum über und die starke Mimik verleiht der Band, trotz der eher zurückhaltenden Saitenfraktion, Ausdruck. 'Sunbather', der Klangsturm vom gleichnamigen 2013er Album, dröhnt durch die Halle bevor zu 'From the Kettle' oder 'Please Remember' wieder emotionsgeladene Gitarrenarbeit geleistet wird. Weder erfindet die Combo aus San Fransisco den Black Metal neu, noch zerstören sie ihn. DEAFHEAVEN machen einfach ihr Ding, und das richtig gut.


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