08.08.2014, Festivalgelände Bildein

Picture On

Veröffentlicht am 25.08.2014

25 Bands, 2 Bühnen, Hitze und nächtlicher Platzregen – das war das Picture On 2014. Seit 2000 findet das vom Kulturverein KuKuK veranstaltete Festival in der burgenländischen Ortschaft Bildein statt. An zwei Tagen im Sommer verwandelt sich hierbei das sonst so verschlafen wirkende Fleckchen Land in eine Campinglandschaft mit Feierlaune. Nach der Campingplatz-Eröffnungsparty am Donnerstag, startet am Freitag auch der Betrieb im Festivalgelände. THE BUSTERS, die Urgesteine aus Deutschland, stehen am späten Nachmittag mit ihrem funkigen Ska-Rock auf der Hauptbühne und sorgen für schwingende Tanzbeine. Die 1987 gegründete Combo haben auch nach 26 Jahren Bandgeschichte hörbar spaß am Ska und spielen passend zu den momentanen Wetterverhältnissen lockere, sommerliche Mitsingsongs. Beinahe zeitgleich spielen EFFI, die Gruppe um den Musiker Thomas Petritsch, in großer Besetzung auf der Uhudlerbühne im Apfelgarten auf. Zu hören gibt es harmlosen Indiepop, in dem die Ukulele eine zentrale Rolle einnimmt, besonders beim wohl bekanntesten Song der Band: 'Happy'.

Nach einem kurzen Zwischenstopp an den zahlreichen Essensständen - wahlweise Vegan, mit Fleisch oder schlicht mit Kaffe und Kuchen - nimmt man am besten in den roten Faulenzerstühlen im Apfelgarten platz. Dort formieren sich nämlich schon DEPECHE AMBROS auf der Bühne. Die Band um den FM4ler Clemens Haipl verfrachtet Ambrossches Liedgut, wie der Name schon erahnen lässt, in das Klanggewand von DEPECHE MODE. Trotz interessanter Ansätze bei dieser Kombination von Austro- und Synthiepop (herausragend: die Version von 'Da Hofa') verläuft das Konzert eher unaufregend. Die Altrocker NAZARETH sind zwar nicht mehr in Originalbesetzung unterwegs, der Aura des Proto Heavy Metal schadet dies jedoch keinesfalls. Das Publikum ist ohnehin auf alte Klassiker eingestellt, und egal wer die singt, mitgröllen lässt sich dabei alle mal. Zum Absschluss des Freitags kloppen TERRORGRUPPE bei dröhnender Lautstärke ihren deutschsprachigen Punk runter. Dabei positionieren sie sich augenzwinkernd gegen Kinder, alte Menschen, Lohnarbeit und sowieso alles. Die gut gelaunten Berliner beweisen Selbstironie und Spielfreude, das Publikum dankt es ihnen mit ausufernden und dennoch höflichen Moshpits.



Samstag

Als Rahmenprogramm liefert das Picture On am Samstag eine Lesung am Strand (eine mit Sand zum Erholungsgebiet verwandelte Stauanlage), die vom Duo OIS & NIX musikalisch umrahmt wird. Diese wählen ein Potpourri aus jazzigen bis rockig-bluesigen Riffs, Versatzstücken verschiedener Titelmelodien (Tetris) und begeistert aufgenommenen Covern ('Everybody' – Backstreet Boys). Dazu gibt es kurzweilige Texte von Simon Beckett oder Wolf Haas. Direkt danach marschiert man geschlossen und begleitet vom Musikverein Eberau, vom Campingareal am Sportplatz Bildein Richtung Festivalgelände. Dort bietet die Hauptbühne Platz für die Show der belgische Rockband TRIGGERFINGER: Drei Herren im Anzug, die mit knarzendem Bass und fuzzigen Gitarren dem Groove huldigen. Vertrackte Schlagzeugparts scheinen den Takt aufzulösen, nur um sich dann rhythmisch präzise wieder in den nächsten Riff einzufügen. Mit dem Desert-Rocker 'Let it Ride' nähert sich TRIGGERFINGER fast schon dem Sound von Bands wie QOTSA.

Bereits vor dem Auftritt von BONAPARTE kündigt sich mit Blitzen und kühlem Wind ein stürmisches Konzert an. Das Trio, unterstützt von zwei Bühnenperformerinnen, halten das ohnehin frenetische Publikum trotz Regenguss mit ihrem krachigen Neo-Punk bei Laune. Nach großartigen Performance Einlagen und kreativer Kostümgestaltung zu Songs wie 'Wash your thighs' oder 'Computer In Love' muss die Gruppe um den Schweizer Tobias Jundt leider etwas verfrüht die überschwemmte Bühne verlassen. (An dieser Stelle vielen Dank an die Veranstalter für den gratis ausgegebenen Regenschutz).

Knappe zwei Stunde verharrt man also in der Halle, die große und kleine Bühne trennt, oder sucht Zuflucht unter Sonnenschirmen und Dachvorsprüngen. Als der Regen dann endlich nachlässt watet man erleichtert wieder Richtung Hauptbühne – und schon legen LIFE OF AGONY mit 'River Runs Red' soundstark los. Caputo und Co besuchten zuletzt 2010, etwa zwei Jahre vor der Trennung der Band, die burgenländische Ortschaft und treten nun wieder in Orginalbesetzung vors Publikum. Dies ist eines der ersten Auftritte von Sängerin Mina Caputo, nach ihrem Transgender Coming Out und der Entscheidung künftig als Frau zu leben. Die Musiker_innen sind höchst motiviert und geben wortkarg aber professionell Klassiker wie 'Lost at 22' oder 'I Regret' zum Besten. Als sich Mina schließlich ans Publikum und die Veranstalter wendet, um für die Ausdauer und die Energie zu danken lockert sich das Bühnengeschehen plötzlich auf. Die Songsauswahl ist kurzweilig und nach dem Acoustic-Set führen „Through and Through“ und „Underground“ wieder in die härten Gefilde der Bandgeschichte zurück. Zwischendurch verweist die Sängerin augenzwinkernd auf ihre neue Identität und sucht die Nähe zu den Besuchern und Besucherinnen bis sie gegen Ende des Sets sogar von der Bühne steigt um ihren Fans auf Augenhöhe zu begegnen. Obwohl LIFE OF AGONY fast schon Stammgäste am Picture On sind, handelt es sich bei der Crossover/Alternative Combo aus New York um eine Band, die auch mit alten Songs immer wieder aufs neue begeistern. Seit der Gründung steht das Festival unter dem Banner der Vielfalt. Während die einen lieber im Apfelgarten dem Indie, Elektronik oder Austropop lauschen, erfreuen sich andere eher an den Klängen der Jugendkapelle Eberau oder jubeln den Mainacts auf der Hauptbühne zu. Das Konzept geht auf und auch das sorgfältig vorbereitete Rahmenprogramm mit Veganem Essen, Pinkawosser (Uhudler g'spritzt) und Frühstücksecke am Campingplatz treibt die Festivalwütigen Jahr für Jahr in das schöne Burgenland. Ob Metal, Blasmusik, Folk oder Hip Hop - in Bildein darf man sichs aussuchen.


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