23.11.2014, Gasometer, Wien

MACHINE HEAD + DARKEST HOUR + DIABLO BLVD.

Veröffentlicht am 27.11.2014

MACHINE HEAD beehrten nach langen drei Jahren endlich wieder einmal Wien mit neuem Album im Gepäck! Da durfte man schon gespannt sein, wie die Jungs mit dem neuen Bassisten Jared MacEachern live harmonieren. Nachdem ich ja unter anderem locationbedingt vom SLASH Konzert in der Stadthalle eher enttäuscht war, CALIFORNIA BREED einen Tag später in der Arena unerwartet eines der coolsten Konzerte dieses Jahres zockten, am Folgetag im Escape LIZZY BORDEN zum dritten Mal eine Show der Sonderklasse absolvierte, war es am Sonntag, 23. November, nun an MACHINE HEAD, mich in Ekstase zu versetzen.

Bezüglich dieser Band ist meine Erwartungshaltung nach den vielen gelungenen Shows, die ich in Österreich bereits von ihnen besucht habe, ziemlich hoch. Vor allem das letzte Konzert 2011 – mit den unsäglichen BRING ME THE HORIZON als Support – war von MACHINE HEAD eine Performance, die ihresgleichen sucht. Sicher trugen damals auch DEVILDRIVER einiges dazu bei, dass das Konzert 2011 im Gasometer ausverkauft war. Dieser Coup ist den Modern-Groove-Metal-Heroen diesmal zwar nicht geglückt (vielleicht war auch die Absage von DEVIL YOU KNOW ein Grund dafür, dass keine Sitzplatzkarten verkauft wurden), nichtsdestotrotz füllten der Ersatz Opener DIABLO BLVD. und der direkte Support DARKEST HOUR schon früh die Halle beträchtlich.

Als ich kurz nach offiziellem Beginn um 20 Uhr die Halle betrat, spielten DIABLO BLVD. leider schon ihren letzten Song, also kann ich über diese Band leider kein fundiertes Urteil fällen. Sie machten im Allgemeinen jedoch einen professionellen Eindruck – inklusive betont cooler Posing-Einlagen. Nach einer kurzen Umbauphase tönte dann auch schon das sinfonische "Also sprach Zarathustra"-Intro für meinen Geschmack ein wenig zu theatralisch aus den Boxen, um den Auftritt von DARKEST HOUR einzuläuten.

Der Opener "Wasteland" des aktuellen Albums machte aber schon mal ordentlich Wetter: Fette Riffs, wuchtiges Drumming, geile Leadgitarren und solider Gesang stimmten auf einen sensationellen Konzertabend ein. Nach einem weiteren neuen Song groovte "Savor The Kill" vom Vorgänger-Album "The Human Romance" ordentlich in die Menge – die phänomenalen Gitarrenmelodienparts wurden äußerst virtuos dargeboten. Da schaue ich den Gitarristen gerne auf die Finger.

Erst bei "A Paradox with Flies" wurde ein wenig in der Diskografie zurückgegangen und das 2007er Werk "Deliver Us" bedient. An vorletzter Stelle wurde der älteste Song der Setlist "The Sadist Nation" angekündigt, bevor mit dem Klassiker "With a Thousand Words to Say but One" eine energetische Show beendet wurde. Die Klasse der Songs kann auf alle Fälle goutiert werden! Sicher, so brachial wie MACHINE HEAD tönten DARKEST HOUR noch nicht ganz, und die Motivation des Publikums vonseiten des Sängers und stilbrüchigen Bubifrisuren-Trägers John Blakemore Henry funktionierte nicht immer wie gewollt, aber man darf die Vorstellung als durchaus gelungen bezeichnen.

Dann hieß es eine Weile warten, bis sich MACHINE HEAD um kurz vor 22 Uhr auf die Bühne bitten ließen. Bis dahin konnte man das mit MACHINE HEAD-Standarten im Stile der römischen Vorbilder dekorierte und doch ziemlich überladene Bühnenbild begutachten. Außerdem mischten sich dann leider ein paar rücksichtslose Ungustln in das sich bis dahin überraschend nüchtern verhaltende Publikum, deren Verständnis von Spaß offenbar das wahllose Herumwerfen voller Bier-Becher notwendig impliziert. Ich ließ mir davon aber die gute Stimmung auf meinem persönlich nüchternsten MH-Konzert nicht vermiesen.

Nach dem Ozzy-Intro "Diary of a Madman" ging‘s dann mit "Imperium", einem der Trademark-Songs von MACHINE HEAD, gleich in die Vollen. Einen geileren Start kann es gar nicht geben, einfach alles, was die Band auszeichnet, ist in diesem Song vertreten: das unbeschreibliche Drumming eines Dave McClain, die fettesten erdenklichen Riffs und die typischen Gitarrenlicks, wie auch das Wechselspiel zwischen aggressivem Shouting und kurzen gefühlvollen Gesangseinlagen. Logisch, dass da gleich das erste Circlepit gestartet wurde, welche in ihrer Häufig- und Heftigkeit im Verlauf des Konzerts noch zunahmen.

Was METALLICA allerspätestens 2003 mit "St. Anger" verbockten, führen MACHINE HEAD mit ihrem Phönix-aus-der-Asche-Werk "Through The Ashes of Empires" im Metal-Sektor ab diesem Jahr weiter. Dem für meinen Geschmack etwas überbewerteten Nachfolge-Werk "The Blackening" wird danach mit "Beautiful Mourning" Tribut gezollt. Danach wurde es aber höchste Zeit für neues Material und "Now We Die" begann mit einem orchestralen Intro, bevor die Riffs bei besten Soundbedingungen ordentlich Druck erzeugten und die Gitarrensoli sowie das extrem gefühlvoll gesungene Interlude einfach nur zum Niederknien waren.

Der nächste Groover kam dann mit dem Track "Locust" um die Ecke und war genauso ein Highlight wie schon beim letzten Konzert. Was kann man denn da noch draufsetzen? Eine Menge! Darf’s ein wenig "The Blood, the Sweat, the Tears" sein? Bei diesem Song drehte das Publikum endgültig durch, leere und volle Bierbecher schwirrten einem aus allen Richtungen um die Ohren und leider auch auf die Bühne, was die Band aber im Gegensatz zu so manch anderen Musikern gekonnt zu ignorieren wusste. Also mir war’s in diesem Moment zwar scheißegal, empfindlicheren Konzertbesuchern würde ich dagegen aber Gummistiefel und Bierponchos wärmstens empfehlen.

Der "Ten Ton Hammer" war dann die finale Abrissbirne zur Mitte des Sets, mit der es Miley Cyrus so richtig durch die Wand gefetzt hätte. Der neue Track "In Comes The Flood" holte die Menge mit seinen orchestralen Teilen danach ein wenig runter. Fast nach jedem Song verschwanden die Musiker kurz hinter der Bühne. Da jetzt der akustisch beginnende Song "Darkness Within" an die Reihe kam, betrat Robb Flynn alleine mit Westerngitarre, die lässig über seine E-Gitarre hing, die Bühne. Während er regelmäßig Songakkorde abspielte, hatte er eine (bewegende) Geschichte anzubieten, in der er rührend offenlegte, wie er im Jünglingsalter von 18 Jahren überhaupt zur Musik, zum Thrash-Metal und auf die Idee einer Bandgründung gekommen war, und deren Conclusio darin bestand, dass es für ihn noch immer die größte Freude im Leben ist, Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen.

Das war allerdings die Ruhe vor dem Sturm, denn die vielen (vor allem die jungen) Fans lechzten nach Circlepit-Material und wurden mit "Bulldozer" also vorzüglich bedient: Wie das gleichnamige Gefährt bahnten sich halbnackte, vom Schweiß klatschnasse (man muss echt zugeben: Es war schweineheiß!) Männer durchs Publikum, um im Auge des Sturms um die Wette zu laufen. Das darauf folgende neue Material, der Titeltrack "Killers & Kings", überzeugt vollends und bei Robb Flynns Aufforderung, das größte Circlepit des Abends zu öffnen, wurde das restliche, eher verletzungsscheue Publikum fast an den Rand der riesigen Halle gedrängt.

Auch wenn Robb Flynn ein vorzüglicher Frontmann ist, etwas weniger prollig zu sein, wäre des Öfteren durchaus angebracht. Eine Vorbildfunktion übernimmt der gute Mann in dieser Hinsicht nicht unbedingt, aber die Fans konnten ja auch sowieso schlecht auf die „Machine Fucking Head“-Rufe verzichten. Die Präsenz der gesamten Band ist aber unübertroffen: Phil Demmel gab wie immer souverän den zweiten Gitarristen, Neuzugang Jared MacEachern sah Alt-Bassist Adam Duce überraschend ähnlich, nur halt frischer (Mindesthaltbarkeitsdatum 2020 würde ich sagen), und lieferte ebenfalls eine solide Leistung.

Nach der Killersetlist brauchten MACHINE HEAD den Gig schließlich nur mehr sicher nach Hause zu spielen. Die Klassiker-Songs "Davidian" und "Old" von dem für viele noch immer besten Album "Burn My Eyes" musste man dazu diesmal nicht einmal als letzte Songs reservieren. Denn dazwischen gab‘s noch den obligatorischen Dimebag Darell Tribut Song "Aesthetics of Hate". Welcher Song fehlte jetzt noch? "Halo" natürlich, die neue MACHINE HEAD Hymne, bei dem das komplette Publikum noch ein letztes Mal ehrfürchtig von der Virtuosität der Headliner überzeugt wurde.

Setlist MACHINE HEAD:

  • Imperium
  • Beautiful Mourning
  • Now We Die
  • Bite The Bullet
  • Locust
  • The Blood, The Sweat, The Tears
  • Ten Ton Hammer
  • In Comes The Flood
  • Darkness Within
  • Declaration
  • Bulldozer
  • Killers & Kings
  • Davidian
  • Aesthetics Of Hate
  • Old
  • Halo

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