06.12.2014 - 07.12.2014, Viper Room

Feed Your Head

Veröffentlicht am 13.12.2014

Spätestens seit dem Erfolg der niederländischen Vorbilder Neurotic Deathfest oder Eindhoven Metal Meeting, feiern Indoor Festivals ihre Blütezeit. Auch in Wien sprießen die Winterevents wie die Mushrooms aus dem Boden und neben Black Metal oder Doom Mehr-Tages Konzerten hat nun auch der Stoner Rock sein eigenes Drinnen-Festival. So lädt der Viperroom im Dezember 2014 zum ersten Feed Your Head-Happening in den Konzertkeller und fährt neben heimischen Jungbands mit Namen aus Polen, Kroatien oder Deutschland auf.



DAY 1: One pill makes you larger…

Die Feed Your Head Opener LUCIFER BABY haben die schwierige Aufgabe ein Publikum, das gerade erst von der verregneten Kälte Wiens in einen verrauchten Keller hinabgestiegen ist, aufzuheizen. Das junge Trio, nach eigenen Angaben erst heuer gegründet, bewegt sich zwischen QOTSA-esken Rhythmen und Psychedelia und trotz einiger handwerklicher Patzer spielt die Partie gekonnt mit der Lautstärke-Dynamik. Bei TORSO wird es nicht nur im Zuschauerbereich sondern auch auf der Bühne deutlich enger. Neben Basser und Drummer stehen schon mal drei Gitarristen samt Mikrophonen auf der Bühne und sorgen auf kleinem Raum für großen Klang. Nach einem eher verhaltenen Start werden der melancholische Gesang und die fuzzigen Gitarren zunehmend kräftiger und man taucht erleichtert in den klassischen Stoner Rock ab. Klares Highlight ist der Song 'Inside', der sich mit Gelassenheit und ohrwuhmhaften Licks durch den Viperroom windet. Nach sechs Nummern und einem ausufernden 70s Gitarrensolo geht dann der Auftritt zu Ende. Gelungenes Finale, bescheidener Abschied, frenetischer Applaus. Den nächsten Programmpunkt bestreiten die Kroaten COJONES. Was anfangs nach WITCHCRAFT mit viel Vibrato auf der Stimme klingt, schwillt zunehmend zu brachialem Stoner Metal an. Die Jungs wirken ein bisschen so, als hätten sie gerade erst den Metalcore aus ihrer Setliste gekickt um für langsamere Nummer Platz zu machen – die Energie ist aber geblieben. Kurze Tool-Anlehnungen (Bass) erfreuen das Nostalgie Gemüt und auch ruhigere Passagen, die stolz auf der Blockflöte begleitet werden, finden sich in der lebhaften Performance.

Der Hauptact des ersten Festivaltages kommt aus der düstersten Shoegaze-Ecke Polens und liefert Zuckerwatte Rock mit THE CURE Glasur. Die Instrumental-Band TIDES FROM NEBULA, die man sich gut mit Jared Leto hinterm Mikrophon vorstellen könnte, verbreitet lieblich poppige Klänge (‚Only With Presence‘) und findet nur gelegentlich und mit düsteren Ausreißern zurück zu toxischem Sludge. Wer im Publikum die Augen nicht genüsslich geschlossen hat, sieht vor sich eine gelungene Lichtshow zwischen Minimalismus und Wurschtigkeit. Wie computeranimiert wiegen sich die drei dunkle Silhouetten sich vor dem grün-blauem Licht zum Takt der Musik, die irgendwo zwischen Ambient Rock und New-Age-Thermen-Unterwassermusik herumschwirrt. In der Ausführung ist das Quartett höchst präzise und die Professionalität wird vom Publikum auch zur bereits fortgeschrittenen Stunde lautstark gewürdigt. Was böse Zungen als Rauswerfer bezeichnen würden, ist an diesen Abend die Wiener VOKARA. Mit ihrem krachigen Sound, der Attitüde von Motorhead und zusätzlich mit Djembe und Didgeridoo bewaffnet schaffen sie es trotz zunehmender Abwanderung der Zuschauerschaft noch die letzten Anwesenden zum bangen animieren.



Day 2: And one pill makes you small…

Den zweiten Tag eröffnen das Wiener Trio KRABOVSKY. Der lockere Mix aus Hard Rock und ein bisschen Stoner sorgt für einen lässigen Auftakt. Gelungen meistern die Jungs außerdem den kurzen Ausfall der Gitarristen gegen Ende des Set und hauen bei 'Deep' nochmal ordentlich in die Saiten. Als nächstes gibt’s harte Töne aus Oberösterreich. Die Linzer PARASOL CARAVAN bestreiten ihren Auftritt mit Dialektbonus und arbeiten das Grenzgebiet zwischen Tool und Heavy Rock ab, wobei Stimme sowie Sound direkt aus den USA importiert sein könnten. Dass die Band ein eingespieltes Team ist merkt man nicht nur akustisch, sondern auch in den kurzen Momenten (Nase-putzen zwischen zwei Bass Licks) und kleinen Auffälligkeiten im Bühnengeschehe (Schuhband-zubinden kurz vorm Refrain) die dem Klang keinen Abbruch tun aber und zum Schmunzeln anregen. Anders als der Bandname vielleicht suggeriert, wirken THE:EGOCENTRICS mit ihrem Impro-Rock eigentlich eher zurückhaltend. Die instrumental-Band legt gefinkelte Songstrukturen und eine gemeinsame Dynamik an den Tag, die man in durchkomponierten Nummern oft vermisst. Das Bühnengeschehen ist eher ruhig-shoegazig und die Videowall im Hintergrund ist zwar ganz nett hätte man sich wegen mangelnder und eher statischer Visuals aber sparen können – das auditive Erlebnis war spannend genug.

Die Deutschen DŸSE, die man getrost als Festival-Headliner bezeichnen kann, starten mit ‚Waldbart‘ lautstark ins Set. Mit vertrackten Rhythmen und noisigen Explosionen zwischen gefühlvoll intonierter Passagen kommen Dyse den Extremen des Gindcore sehr nahe – auch wenn die Perspektive vielleicht ein bisschen eine andere ist. Durch die Klein-kabarettistischen Nonsense-Ansagen wirken die Hamburger außerdem wie ein humpelnder Homunkulus aus DIE ÄRZTE und THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Das Krach-Bum-Duo plaudert zum Beispiel ausgelassen über ihren Schönbrunner Tiergarten Besuch nur um eine Überleitung für den ‚Schildkrötenthomas‘ zu finden. Für alle anderen Kleintierliebhaber gibt es außerdem noch 'Spinne' und für diejenigen, die sich nicht sicher sind, wie man eigentlich die zwei Punkte auf dem Ÿpsilon ausspricht, beruhigt das Duo mit 'Sag Hans zu mir'. Nach einem ‚Nackenöffner‘ wie diesen ist es natürlich schwer auf die Bühne zu gehen, doch die Oberösterreicher THE VEINS versuchens trotzdem und einige treue Headbanger wollen auch die letzte Band des Feed Your Head nicht versäumen. Der Heavy Blues klingt wieder ein bisschen nach USA-Export und zur Freude der Verbliebenen werden auch einige beliebte Nummern als Cover (‚Paranoid‘) vorgetragen. Das erste Feed Your Head-Festival seiner Art war ein großer Erfolg. Die Bühne biete nicht nur den Bands die Möglichkeit unter dem Banner der Stoner Culture ihren Beitrag zu präsentieren sondern liefert auch für Fans neue Impulse. Der Länder und Genre Mix war ein erneuter Beweis für die Vielfältigkeit der psychedlischen Musikwelt. Special credits: MS


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