06.02.2015, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer

SABATON + DELAIN + BATTLE BEAST

Veröffentlicht am 10.02.2015

Sie sind wahrlich die Powermetal-Band der Stunde: Die schwedischen Kriegsbarden von SABATON, und nichts legt davon beredteres Zeugnis ab als die aktuelle Tour zum jüngsten Langeisen der Band, "Heroes". Okay, vielleicht spricht auch die Tatsache, dass die Jungs mitterweile mehere eigene Festivals und auch ihre eigene Metal-Kreuzfahrt haben, ebenfalls Bände. Aber man kann eigentlich nur noch anerkennend mit dem Kopf nicken wenn man sieht, wie SABATON reihenweise große Venues in ganz Europa ausverkaufen, und dabei sprichwörtlich nur verbrannte Erde hinter sich lassen. Grund genug für meine Wenigkeit, auch der diesjährigen Show von SABATON in Wien beizuwohnen; und ambitioniert hat man sich diesmal für die Planet.tt-Halle im Gasometer entschieden. Zunächst mag das als etwas überoptimistisches Unterfangen erscheinen - so meinte jedenfalls dieser Rezensent - doch dass dann tatsächlich doch etwas über 2000 Fans zu SABATON in die Hauptstadt pilgerten, das sorgte auch bei mir für hochgezogene Augenbrauen. Doch der Ruhm gebührt an diesem Abend nicht alleine SABATON; ein großer Pluspunkt waren auch die erstklassigen Supports, bei denen insbesondere der Opening Act

BATTLE BEAST

einen "Epic Win" verbuchen konnte. Gut, mich hatte die Truppe bereits im Vorprogramm von NIGHTWISH 2012 überzeugt (damals noch mit der früheren Sängerin Nitte Valo), doch spätestens seit dem zweiten, selbstbetitelten Album war klar, dass mit den Finnen auch weiterhin zu rechnen sein würde; und der Supportslot für SABATON konnte besser nicht gewählt sein. Die stampfenden Heavy-Metal-Hymnen mit hochstilisiertem Eighties-Einschlag, kombiniert mit der starken Bühnenpräsenz und irren Stimme von neo-Fronterin Noora Louhimo, muss eigentlich gefundenes Fressen für die SABATON-Aficionados sein - und genau so war es auch. Mit durchaus solidem Sound rocken sich die Finnen duch ein kurzes, aber dafür umso knackigeres Set.

"Far Far Away" vom neuesten Output "Unholy Saviour" macht dabei den Anfang, und rasch wird mit "Black Ninja", der Single des Vorgängeralbums nachgelegt. Die treibenden Beats machen es der Band leicht, das bereits zu früher Stunde sehr zahlreich vorhandene Publikum zum Mitmachen zu animieren, und auch wenn die kontroversielle (weil sehr poppige) Achtziger-Partynummer "Touch In The Night" eher verhalten angenommen wird, geht's dann bei der aktuellen Single "Madness", der etwas älteren Nummer "Iron Hand" und dem abschließenden "Out Of Control" noch einmal in die Vollen. Etwas schmerzlich vermisste ich persönlich den "Neuromancer", vielleicht meine Lieblingsnummer von BATTLE BEAST - aber bei einem Set von nur einer halben Stunde müssen zwangsläufig ein paar Opfer gebracht werden. Dafür stellten BATTLE BEAST ziemlich deutlich klar, dass man die Truppe demnächst in einer Headliner-Rolle wieder in Wien erwarten können sollte! Einen etwas schwereren Stand hatten dann die Niederländer von

DELAIN

- zwischen dem stampfenden, geradlinigen Power Metal von BATTLE BEAST und dem stampfenden, geradlinigen Power Metal von SABATON war es für die sympathische Frontfrau Charlotte Wessels und ihre Mannen leider etwas schwieriger, ihren doch eher melodischen und ja, auch poppigeren Sound an den geneigten Mann bzw. die geneigte Frau zu bringen. Vernünftigerweise setzte man zwar auch eher auf die "härteren" Nummern aus dem Backkatalog, und der Sound ging großteils ebenfalls in Ordnung, aber so wirklich zünden wollten Tracks wie "Mother Machine", "Get The Devil Out Of Me" und "Not Enough" nicht.

Umso bemerkenswerter dafür der Einsatz der gesamten Band - hier spürte man wirklich, dass DELAIN wussten, dass sie es in dieser Konstellation zwischen BATTLE BEAST und SABATON nicht leicht haben würden, und so kämpfte die Band tapfer um jeden Applaus, jeden mitklatschenden Fan und jede emporgestreckte Pommesgabel. Am Ende des Tages gab es zwar sicherlich nicht einen so eindeutigen Triumphzug wie bei den Finnen von BATTLE BEAST zu verzeichnen, aber einen hart erkämpften Achtungserfolg konnten DELAIN nach der abschließenden Gothic-Tribute-Nummer "We Are The Others" trotz der schwierigen Positionierung allemal einfahren. Über die Headliner des Abends braucht man schließlich kaum mehr große Worte zu verlieren: ich erinnere mich noch an eine BRAINSTORM-Show in 2008, als ich mit Basser Pär und dem damaligen Keyboarder Daniel Myhr ein Interview in der Szene Wien führte: Damals waren SABATON kurzfristig angereist und sprangen als Opener ein, als der Tourvan des eigentlichen Openers POWERWOLF auf halbem Weg von Deutschland nach Wien leider liegengeblieben war. Schnell mal sieben Jahre vorgespult, und

SABATON

stehen am Zenit des europäischen Power Metal, füllen regelmäßig Hallen mit mehreren tausend Fans, und haben ihren eigenen Panzer als Drumkit. Diesen haben sie netterweise auch in Wien mitgebracht, und sogar bis zur Stagecrew wird hier das Kriegs-Konzept durchgezogen: Wenn die Roadies, stilecht als Weltkriegs-Soldaten verkleidet, zum FOH-Mischpult hin salutieren um den Beginn der Show anzukündigen, dann hat die theatralische Inszenierung von SABATON ihren Höhepunkt erreicht. Freilich, über das Gesamtkonzept der Truppe wird man ewig und drei Tage streiten können: Ist es in Ordnung, über "echte" Kriege und Konflikte zu singen? Ist es in Ordnung, diese Themen dann auch noch in spaßig-fröhliche Heavy Metal-Schlager einzubauen? Ist die Hochstilisierung des Konzepts bis hin zu besagtem Panzer-Drumkit wirklich noch geschmackvoll?

All diese Fragen kann man sicherlich stellen - von den 2000 an diesem Abend im Gasometer versammelten Fans tat das aber wohl keiner. Stattdessen wurde gleich fleißig mitgehüpft und geklatscht, als SABATON mit dem Doppel aus "Ghost Divison" und "To Hell And Back" loslegen, und speziell zweiterer Song kommt beim Wiener Publikum gleich mächtig gut an. Und was dann folgt, ist SABATON-Routine: "Noch-ein-Bier!"-Skandierungen, Gitarristen-Geplänkel zwischen den Neo-Bandmembers und Sänger Joakim (der auch gleich mal METALLICAs "Master Of Puppets" amtlich anreißt) und die bekannt-beliebten SABATON-Stampfhymnen der Marke "Carolus Rex", "Gott Mit Uns" (oder ebenfalls "Noch Ein Bier!") und "40:1" wechseln einander ab; es wird feucht-fröhlich sowohl im Publikum als auch auf der Bühne Bier vernichtet, und die Metal-Party erreicht mit den "Swedish Pagans" den ersten Höhepunkt. Fast etwas befremdlich wirkt es da, dass SABATON eigentlich den schwächsten Sound des Abends verzeichnen müssen; wirklich zu stören scheint's aber niemanden, und so wird auch der Publikumswunsch "A Lifetime Of War" (anstatt des "Carolean's Prayer") in Schwedisch intoniert, und nach dem "White Death" gibt's im Zugabenblock noch die "Night Witches" vom neuen Album, das obligatorische "Primo Victoria" und als Party-Rocker und Rausschmeißer diesmal die "Metal Crüe". Was bleibt also unterm Strich? Der Anglikaner würde wohl zeitgenössisch formuliert sagen: "A good time was had by all" - und besser lässt sich eine SABATON-Show wohl auch kaum zusammenfassen. Einfache, eingängige Metal-Songs, die immer auch eine schmale Gratwanderung zwischen Kitsch, Schlager und klassischem Heavy Metal wagen, dazu eine sympathische Truppe (wenngleich die neuen Bandmitglieder noch kaum Akzente setzen können und noch ein bisschen eher "von Gottes Gnaden" - in diesem Fall von Bassist und Sängers Gnaden - ins Bandgefüge zwangsinterniert wirken), opulente Show und etwas Bierzeltstimmung; so funktioniert populärer Metal heutzutage einfach. Es läuft kaum mehr was ohne passendes Gimmick (siehe ALESTORM oder POWERWOLF), diese Gesamtkonzepte funktionieren dafür - wie nicht zuletzt durch den Erfolg von SABATON katalysiert - umso besser. Das hat natürlich neben viel Licht auch einige Schattenseiten: Gibt's einen "Schulterschluss" mit dem Schlager? Droht der "echte" Metal dank des Erfolgs der "Unterhaltungsbands" der Marke SABATON in die Lächerlichkeit abzurutschen? All das mögen berechtigte Fragen sein, deren Antworten jedoch auch nichts an der Tatsache ändern: SABATON sind die Band der Stunde, und der Erfolg gibt ihnen recht. Das muss nicht jeder mögen, muss aber wohl jeder akzeptieren.


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