13.03.2015, Helvete

SATURNUS

Text: inhonorus
Veröffentlicht am 27.03.2015

Nachdem schon am Abend zuvor die March Of Solitude-Tour im Königreich der Linksfahrer und bekennenden Monarchie Sympathisanten begonnen hatte, machte die Tour am diesem Freitag im Oberhausener Helvete halt. Und obwohl dieser Marsch der Einsamkeit zumindest namentlich etwas von Selbstfindung und Leere mit sich trug, war es an jenem Freitagabend die einzige Deutschland Show, auf der vier Tourdaten umfassenden Sause. So war es keineswegs verwunderlich, dass schon relativ früh einige gut gelaunte Doomheads vor dem Pforten des Helvetes auf den Einlass warteten. Mit Zigaretten, dem lockeren Bier-To-Go und Small-Talk, so wie es dem Anscheint nach zu einem gelungenen Konzertbeginn gehört, wurde sich in Stimmung gebracht, während die voranschreitende Stunde immer mehr Doomheads aus den dämmernden Gassen trieb.

EYE OF SOLITUDE Um Punkt 20 Uhr ertönte kein geringeres Organ als Jessica Toths aus den Boxen. Als Intro hielt JEX THOTHs „Nothing Left To Die“ her und die Engländer von EYE OF SOLITUDE betraten, nachdem sie zuvor mit den SATURNUS-Jungs ausreichend Zeit am Merchandise Stand verbracht hatten, unter den spärlichen Augenpaaren einiger weniger Doomheads, die Bühne. Ohne viel Zeit zu verlieren ertönten auch rasch mit „Where The Descent Began“ die ersten Live-Klänge des Abends und das leicht Gothic-Angehauchte Bühnenbild aus Weinflaschen, die als provisorische Kerzenständer dienten, und einem Kerzenständer versanken in einem dezenten, kühlenden Blaulicht und verschmolzen mit dem um Wärme ringenden Kerzenflackern. Als die ersten Akkorde gefallen waren, wurde es zunehmend voller. Zu Beginn war das Publikum noch sehr verhalten, doch nachdem der Song etwas an fahrt aufnahm und anzog sah man gelegentlich auch schon die eine oder andere Matte kreisen. Zum Ende Wertschätzte der Sänger das Publikum mit einem sehr sicheren „Danke für die Reise“ und einem lauten „Prost“. Mit „Obsequisous“, welches EYE OF SOLITUDE an jenem Abend zum ersten Mal in Deutschland Performte und „Loss“ wurden gleich zwei Songs vom neuen Album zum besten gegeben, wobei der Part des Sprachgesangs bei „Obsequisous“ teilweise zu leise ausfiel. Gerade die neuen Nummern zogen das Publikum in ihren Bann und ließen es, wenn auch eher verhalten, mit den Emotionen des Songs mitgehen. Nach gut einer Stunde Spielzeit endete die EYE OF SOLITUDE-Messe mit „The Haunting“ vom 2012er „Sui Caedere“. Setlist: - Where The Descent Began - I Sat In Silence - Obsequisous - Loss - The Haunting

MARCHE FUNEBRE Nach einer kurzen Bühnenumbauphase stand mit der Doom/Death-Kapelle von MARCHE FUNEBRE auch schon der zweite Act des Abends in den Startlöchern. Konnte der Opener das Publikum, gerade durch seine emotionsgeladenen tiefen Songs, mit sich ziehen, rissen einen die Belgier mit ihren aggressiv gezockten, schnellen und harten Doom/Death förmlich die Warzen aus dem Hintern. „These Fevered Days“ packte das aufgeheizte Publikum genau richtig und trieb sie noch weiter in Wallung. Vor der Bühne wurde es Enger und die Masse geriet deutlich mehr in Bewegung. Neben den ordentlichen „As In Autumn“ und der Debütalbum Nummer „The Dark Corner“ ging gerade die Hütte bei „Roots Of Grief“ richtig steil. Der zähe Doom der Belgier gemischt mit einem ordentlichen Schuss Death-Touch, ist ein Cocktail, der selbst den verbissensten SATURNUS-Fan vom Hocker riss und zur Bühne schleifte. Mit dem Cover und Titeltrack der 1993er EP „As I Die“ wurde eine PARADISE LOST Nummer zum Besten gegeben, bevor man bewusst mit dem ausladenden „Crown Of Hope“ seine Spielzeit überzog und ein glückliches, auf den Headliner wartendes, Publikum zurückließ. Setlist: - These Fevered Days - As In Autmn - The Dark Corner - Roots Of Grief - As I Die (PARADISE LOST Cover) - Crown Of Hope

SATURNUS Und dann hatte das warten ein Ende, der Marsch der Einsamkeit neigte sich seinem Höhe-und Endpunkt entgegen, und der Headliner aus Dänemark betrat die Bühne, während das Helvete mittlerweile aus allen Nähten platzte. Anscheint waren viele Besucher nur gekommen um SATURNUS, bei einen ihrer seltenen Deutschland Auftritte, zu bewundern. Nach einem mehrminütigen Soundcheck erklangen unter der lauten Zustimmung seitens des Publikums die ersten Klänge von „Litany Of Rain“. Vom ersten Moment an verschmolz das Helvete mit dem Farbenspiel, der Band und den schweren, langsamen nach vorne stampfenden klagenden Klängen. Es ging tiefer. Vom Debütalbum „Paradise Belongs To You“ wurde „I Love Thee“ angestimmt und drückte wie eine unstemmbahre Last förmlich von der Hallendecke auf die Doomheads hinab. Gänsehaut. Geteiltes Leid. Schwere. Der Raum war Groß genug. „Wind Torn“ wiederum vom 2012er „Saturn in Ascension“ zog die Schnur enger. Es wurde gelauscht, es wurden die Läuse aus der Matte geschleudert und mit dem Sound mitgegangen. „Empty Handed“ vom „Martyre“ verblasste jedoch ein wenig nach den starken Nummern von Beginn, doch gerade die Sprachgesangsnummer „All Alone“ vom Veronika-Album kam ausgesprochen gut beim Publikum an. Gerade Songs vom Veronika-Album und von „Saturn in Ascension“ wurden an jenem Abend von den Jungs rausgehauen. Mit dem SATURNUS-All-Time-Klassiker „Christ Goodbye“ beendeten die Dänen ihre Setlist nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Laute Zugaberufe holten die Band jedoch für ein weiteres stell dich ein auf die Bühne zurück. Jedoch wurde nicht „Rain Wash Me“ wie von einigen im Publikum gefordert gespielt, sondern eine weitere Nummer von „Martyre“. Setlist: - Litany Of Rain - I Love Thee - Wind Torn - Empty Handed - All Alone - Murky Waters - Forest Of Insomnia - I Long - Christ Goodbye

Nachdem die Vorbands überzeugen konnten und der Headline dem Abend sprichwörtlich das i-tüpfelchen aufgedrückt hatte, zogen glückliche Gesichter zur Bar um die Eindrücke zu verarbeiten, spaß zu haben und den gekonnten Abend ausklingen zulassen. Lauschlappen-Orgasmusfaktor-des-Abends: SATURNUS. Ein großes Dankeschön für die gelungenen Aufnahmen des Abends geht an Thorsten Fiolka!


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