03.04.2015, Explosiv

AMARANTHE Massive Addictive Europe 2015

Text: Lady Cat
Veröffentlicht am 07.04.2015

Kurz vor dem Osterfest machen drei Bands im Explosiv in Graz Halt, um die bevorstehenden Feierlichkeiten so richtig heavy einzuläuten. Ab 20.00 Uhr geben sich hintereinander SANTA CRUZ aus Finnland sowie ENGEL und AMARANTHE aus Schweden die Ehre und bringen die Menge von Stunde zu Stunde mehr zum Toben. Bei der ersten Support-Band

SANTA CRUZ

ist die Halle erst halb gefüllt (schätze mal ca. 200 Personen) – so entgeht einigen der fetzige Glam/Hard-Rock der noch recht jungen Truppe. Sänger Archie tobt sich aus, wie es sich für einen klassischen Glam-Rocker gehört und flitzt trotz Gitarre und Kabel eifrig hin und her, um die vordersten Reihen anzufeuern. Und diese gehen rasch mit und toben und rocken wie man es sich von einer metallenen Zuhörerschaft erwartet. In den 30 Minuten, die sie Zeit haben, können sie von ihren bisherigen 2 Alben und 2 EPs jeweils nur die Highlights zum Besten geben, dazu gehören u.a. das aktuelle „My Remedy“ bzw. als letzten Song das Stück „Aiming High“, das sich perfekt zum Mitsingen eignet, da der Refrain sehr einfach ist. Und so schreit dann jeder eifrig das „High“ mit, nachdem Archie erklärt hat, wie man es am besten macht. Ruckzuck verabschieden sie sich pünktlich um 20.30, damit der kurze Umbau für ENGEL erfolgen kann.

Setlist

: We Are the Ones to Fall Velvet Rope My Remedy Let Them Burn Nothing Compares To You Wasted N' Wounded Aiming High

Etwas mehr Leute begrüßen

ENGEL

um ca. 20.50 Uhr. Guter Sound begleitet die Metaller aus Schweden, die wie üblich live nur mit einem Gitarristen antreten, nämlich mit Marcus Sunesson. Gelegentlich wird ihr Stil dem Melodic Death Metal zugeordnet, man las auch schon „Industrial“. Live kommt das heute aber nicht rüber, sondern vielmehr knallharter Metal, der zum Headbangen einlädt und klar und geradlinig ist. Mit dem neuen Album, bzw. neuen Label bzw. neuen Sänger sind sie eben weg von der gelegentlichen Industrial Schiene. Das hört man gleich beim Opener Song „Salvation“ – einem Stück aus dem neuen Album und der Nummer zwei „Your Shadow Hounts You“, ebenfalls aus „Raven Kings“. Sie kommen knackiger und härter und bringen eine geballte Ladung an Energie und Kraft in ihren Songs mit. Das gilt für alle Stücke, die neuen und die alten. Mikael Sehlin als neuer Vocalist und gelegentlicher Screamer passt recht gut dazu und macht auch optisch was her, wenn er mit seiner fast hüftlangen Mähne zum Headbangen anfängt. Was bei ihnen neben den hämmernden Riffs auffällt: dass sowohl die Freude an der Musik als auch der Spaß auf der Bühne zu sein, nicht zu kurz kommen. Da es keine großartige Absperrung zwischen Publikum und Band gibt, werden bald mal Hände geschüttelt, ein Bier geteilt und plötzlich passiert etwas ganz Seltenes: Man steht sich Bassist Steve Drennan gegenüber. Der Kerl ist doch glatt einfach von der Bühne runter, mitten unter die nicht allzu dicht gedrängte Menge an Fans und spielt direkt im Publikum drauf los. Damit habt ihr ein dickes Plus eingefangen Jungs. Von der Bühne zu gehen ist eine Sache, die nur wenige Bands wagen bzw. sich erlauben bzw. die ihnen erlaubt wird. Schließlich muss die Technik hier mitspielen und das Umfeld. Und das war in Graz auf jeden Fall goldrichtig, den die Zuhörer bejubeln sie ab diesen Moment noch mehr und sind hundertprozentig aktiv dabei. Der gut 40 Minuten dauernde Part von ENGEL findet mit „Until eternity ends“ einen würdigen Ausklang. Weiters ist das Publikum nun richtig gut aufgewärmt für AMARANTHE. Man gönnt sich noch ein rasches Bier, bevor es weiter geht.

Setlist

: Salvation Your Shadow Haunts You Question Your Place Fading Light Six Feet Deep When the Earth Burns Burn Casket Closing Sense the Fire Until eternity ends

Um 22.00 Uhr ist es Zeit für den Hauptact.

AMARANTHE

machen es spannend. Ein Mann nach dem anderen kommt durch die Nebelschwaden und das blau-grün-gespenstische Licht auf die Bühne. Zuerst die Musiker, dann Jake und Henrik und zum Schluss – nicht anders zu erwarten / fanatisch bejubelt - Elize. Die drei Sänger sind eine massive Front am vorderen Bühnenrand und legen gesanglich gleich mit „Digital World“ vom neuen Album los. Abwechselnd kommen die Songs vom neuen Album und den alten Scheiben. Viele Klassiker, die man sich als AMARANTHE Fan auf jeden Fall erwartet, einige auch nicht so Riesen-Hits, die aber auch ihr Flair haben. Der Sound kommt gut rüber, ab und zu gibt’s kleine Problemchen, Elize gut zu hören, aber das wird rasch gemeistert. Jake und Henrik haben hier nicht so das Problem. Vor allem Henriks tieferer Gesang bzw. die Screams finden immer einen Weg, um von jedem gehört zu werden. Das Gegröle liegt ihm und passt zu ihm.

Positiv (zumindest bei mir persönlich) kommt an, dass Elize nicht zu den Girls gehört, die die Bühne als Modeschau benutzen und sich ständig umziehen. Für sie genügt Lederjacke weg und stattdessen ein Hauch von Mäntelchen drüber. Einzig das Wechseln des Halsschmucks fällt dann doch auf (zumindest mir als Frau). Mit Power und Ausdruckskraft arbeiten sie sich durch ziemlich viele Songs. Bis zur Pause sind es 15 Stück, darunter die von jedem erwarteten Hits „Invincible“ und „Hunger“. Es gibt aber nicht nur Speed und Power, sondern auch mal was Softeres, wie den Solo-Gesang von Elize bei „Amaranthine“. Der Focus der eineinhalbstündigen Show liegt auf guter Musik, Darbietung und Kontakt zu den Fans. Das fällt eigentlich schon den ganzen Abend lang auf. Wiederum wird mit den Fans in den vordersten Reihen angestoßen und wenn möglich ein paar Worte gewechselt. Das machen eigentlich alle, keiner zeigt Starallüren, sondern Menschlichkeit und Freundlichkeit und das kommt super an. Bassist Johan Andreassen nützt eine Pause für die anderen, um seine Späße mit dem Publikum zu reißen. Zahlreiche Lacher sind ihm dabei sicher, und er gewinnt eine ganze Riege persönlicher Fans in dieser Nacht. Das Beste bzw. einige der bekanntesten Songs heben sie sich für die Zugabe auf: „Dynamite“, „Drop Dead Cynical“ und natürlich „The Nexus“. Die Halle kocht förmlich, während diese Lieder auf die Anwesenden abgefeuert werden. Die Stimmung ist einfach super, was auch AMARANTHE immer wieder versichern. Das Wechselspiel Fans – Band wirkt magisch und ist etwas, das man gerne öfter erleben möchte.

Insgesamt: ein super Abend für alle AMARANTHE Fans bzw. Fans dieser Art von Experimental Metal. Man ist sicher auf seine Rechnung gekommen und hat ein Konzert erlebt, bei dem jede Band zugängliche Seiten zeigte, Kontakt mit den Fans suchte, und wo man noch lange davon schwärmen kann.

Setlist

: Digital World Hunger Invincible Razorblade 1.000.000 Lightyears Serendipity Over and Done Trinity Massive Addictive Afterlife Electroheart Drum Solo Leave Everything Behind Amaranthine Call Out My Name

Zugabe

: Automatic Dynamite Drop Dead Cynical The Nexus


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