27.08.2015, Wiener Staatsoper, Wien

Rock The Opera

Veröffentlicht am 29.08.2015

Rock/Klassik - Crossover-Projekte gibt es nun ja nicht erst seit gestern; bereits das Royal Philharmonic Orchestra und auch die Wiener Symphoniker unter Christian Kolonovits als "V.S.O.P." machten es sich dereinst zur Aufgabe, Hits aus der Rock- und Popwelt im symphonischen Gewand eines Orchesters zu präsentieren, und auch in der Gegenwart gibt es neue ambitionierte Projekte, die in dieselbe Kerbe schlagen, wie etwa die populären "Rock Meets Classic"-Touren unter der Leitung von Mat Sinner (PRIMAL FEAR, SINNER).

Relativ neu dagegen ist "Rock The Opera", das in dieser Form in heimischen Gefilden bislang noch nicht stattgefunden hat. Dabei schickt sich nun das Prager Philharmonieorchester mitsamt vokaler Begleitung an, einige der bekanntesten Rock-Klassiker mit orchestralem Touch zu versehen, und, dem Veranstaltungstitel gerecht werdend, findet das Event auch in der Wiener Staatsoper statt. Grund genug also, auch für die Stormbringers in die Hochburg der Wiener Musikkultur zu pilgern, diesmal lugnerfrei, und sich das Spektakel aus der Nähe anzusehen.

Überraschenderweise ist dabei die Staatsoper (trotz der saisonalen Spielpause) gut besucht und bis nach oben hin gefüllt; klarerweise jedoch macht man im Publikum auch überdurchschnittlich viele (und auch offenkundig als solche zu erkennende) Touristen aus, die sich vermutlich bei ihrem Wien-Besuch einfach die Staatsoper nicht entgehen lassen wollten, und daher - ob der noch nicht begonnenen neuen tatsächlichen Opern-Saison - mit dem "Rock The Opera"-Event Vorlieb nahmen.

Nun, das sollte sich als keine schlechte Entscheidung erweisen, denn das Programm gestaltete sich durchaus kurzweilig: Man startete mit DEEP PURPLEs "Perfect Strangers" mit einem immer wieder beliebten Rock-Kracher bei solchen Crossover-Events (der Hauptriff biedert sich einfach förmlich einer orchestralen Interpretation an), und macht in nämlicher Manier mit "Fireball" weiter. Soweit, so gut. Einen sehr positiven Eindruck hinterlassen auch die angetretenen Sängerinnen, derer es an diesem Abend vier geben soll; und hier schleicht sich ein erster Kritikpunkt für mich ein: Zwar sind die Damen natürlich alle hervorragende Vokalistinnen vor dem Herren, aber gerade bei Interpretationen von Rock-Songs, die traditionellerweise großteils ursprünglich von Männern gesungen wurden, wären auch ein paar Männerstimmen an diesem Abend willkommen gewesen.

So unterscheiden sich die Stimmfarben der vier Damen nur im Detail, und maskuline Abwechslung hätte einigen Versionen durchaus gut getan, wenngleich die Mädels natürlich amtliche Arbeit ablieferten: So wurden neben dem DEEP PURPLE-Klassiker schlechthin (muss man's aussprechen? "Smoke On The Water" ist freilich gemeint) dann auch ein bisschen PINK FLOYD abgefeiert - zunächst ganz groß mit "Comfortably Numb", späterhin ein wenig durchwachsener mit einer Kurzversion von "Shine On You Crazy Diamond" und dem unvermeidlichen "Another Brick In The Wall Part 2".

Highlights waren aber definitiv einerseits (und fast ein wenig überraschend) die vorgetragenen Songs von U2 - denn hier verpasste das Orchester den Songs "Where The Streets Have No Name" und "With Or Without You" in der Tat einen frischen Anstrich. Andererseits funktionierte auch "You Shook Me All Night Long" von AC/DC in orchestraler Umrahmung hervorragend, während die QUEEN-Großtaten "Don't Stop Me Now" und "It's A Kind Of Magic" eher etwas blass blieben - wenngleich auch ein charmanter Metalhead in einer Loge im ersten Rang vor allem bei ersterem Song eifrig headbangte, und so ein kleines Bild für Götter abgab.

Hervozuheben sind schließlich auch noch die beiden LED ZEPPELIN-Schwergeschütze "Kashmir" und (natürlich) "Stairway To Heaven", die ebenfalls in gelungener Fasson vorgetragen wurden.

Unterm Strich bleibt so ein kurzweiliger Konzertabend mit durchaus gelungenen orchestralen Interpretationen von Rock-Klassikern, denen aber auf Grund der ausschließlich weiblichen Gesangsbesetzung ein wenig die Abwechslung fehlte, und auch das Show-Element, das man etwa von den "Rock Meets Classic"-Touren (nicht zuletzt dank der dortigen Mitarbeit der Original-Sänger) kennt, wird etwas vermisst. Persönlich hätte ich die Setlist eher anders angelegt, und die Rock-Klassiker wie "Stairway To Heaven" am Konzerteende gebracht anstatt schon vor der Pause, aber auch ein Abschluss mit QUEENs "We Are The Champions" ging natürlich in Ordnung.

Ein unterhaltsamer Event vornehmlich sicherlich für ein eher mainstream-geeichtes Publikum, aber als kleine Sondervorstellung in der spielfreien Zeit in der Staatsoper eine absolut willkommene Bereicherung im Wiener Konzertkalender. Gerne wieder!


ANZEIGE
ANZEIGE