05.09.2015, Hard Summer Festival Area, Falkenfels

HARD SUMMER FESTIVAL 2015

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 11.09.2015

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Gleich am ersten Septemberwochenende zog es Stormbringer West wieder einmal nach Deutschland - in die Nähe von Straubing dieses Mal. Das gemütliche HARD SUMMER FESTIVAL hatte dort in Sankt Johann/Falkenfels seine Zelte aufgeschlagen und lud zum klassischen Mähneschütteln ein. Es blieb nicht aus dass man dort, obwohl klein und hauptsächlich regional bekannt, auch auf bekannte Gesichter traf. So zum Beispiel die deutsche Gruppe REAPER'S REVENGE, die Stormbringer bereits im Vorjahr auf einem Festival mit feuriger Performance überraschte, sowie die Landsleute von TUXEDO, deren Bassisten man schon am Vortag am Stonerhead Festival im Rockhouse sichten konnte.

Doch bevor man in der Bekanntschaft mit alten und neuen Leuten schwelgen konnte, galt es zuerst einmal das Festivalgelände zu finden. Und das erwies sich - trotz ausgiebiger Beschilderung - als nicht so einfach. Eine kurzfristig eingerichtete Baustelle samt Straßensperre führte wohl so einige nicht ortskundige Besucher in die Irre - den Stormbringer-Schreiberling mit eingeschlossen. Nach einer Irrfahrt, die man gemeinsam mit dem Bassist und dem Schlagzeuger der Gruppe HOMINIS MORTEM als Verfolger durchgestanden hatte, beschloss man auf die Künste des Navigationssystems zu setzen, und sich statt Schildern von der elektronischen Stimme leiten zu lassen. Und - was soll man sagen - das Gelände wurde tatsächlich gefunden! Allerdings auf unorthodoxe Weise, was einen steilen, geschotterten Waldweg, einen rumpeligen Feldweg, einen Radweg, sowie einen äußerst engen Güterweg einschloss.

Nach der abenteuerlichen Anfahrt wurde man aber von einem idyllischen Gelände überrascht, das sich an einem sanften Abhang am Waldrand befand - direkt neben der Dorfkirche von Sankt Johann. Wie gut, dass das Festival von klassisch-schwermetallischer Ausrichtung war, und kein Gipfeltreffen der Schwarzwurzeln - denn sonst hätte es womöglich zu später Stunde noch ein Freudenfeuerchen gegeben. Feuerchen gab es dafür am Festivalgelände zuhauf - eine riesige Feuerschale sowie mehrere auf dem Gelände verteilte Öfen sorgten für angenehme Wärmestrahlung in der windig-kalten Herbstnacht. Entgegen der Wettervorhersage blieb es auch bis auf einen kurzen Schauer am Nachmittag trocken - sogar die Sonne blinzelte ab und zu hervor, um die recht zahlreich erschienenen Metalheads zu grüßen. Dank eines großzügig bemessenen Zeltes brauchte sich aber niemand Gedanken über die Wettersituation zu machen.

Den Anfang am frühen Nachmittag machten HOMINIS MORTEM, mit deren Bassisten und Drummer im Schlepptau Stormbringer die Anfahrt zum Festival meisterte. Bei den jungen Bayern rappelte es gleich einmal im Karton, gab es zum Auftakt für das noch nicht sehr zahlreich erschienene Publikum doch gleich einmal Todesmetall um die Ohren geblasen - für die generelle Ausrichtung des Festivals auf jeden Fall einer der härteren Acts, musikalisch gesehen tummelten sich HOMINIS MORTEM aber eher (inklusive 80er-Gedächtnis-Look) im klassischem Schwermetall, den sie mit todesmetallischem Gegröhle aufwerteten. Das sorgte gleich einmal dafür dass der Staub aus den Gehörgängen geblasen wurde - ein guter Einstieg für das Festival!

  • Sell Me Your Affection
  • The Purge
  • One Drink
  • Prayers Of The Innocent
  • One Shot
  • Breaking The Law (JUDAS PRIEST Cover)
  • Neverending Day
  • Fucking Live
  • Wasted Time

Mit CODE ORANGE wurde es hernach etwas bunter im Lineup - und das lag nicht nur am Outfit von Sänger Diego, der mit orangem Shirt und Kette mit rosa Kreuzchen auf der Bühne stand. Dabei sollte man die Ingolstädter aber nicht mit der gleichnamigen amerikanischen Hardcore-Formation verwechseln - die europäische Version von CODE ORANGE hat sich nämlich eine Mischung aus Metal, Rock und Pop auf die Fahnen geschrieben, die sie auch astrein rüberbrachte. Trotzdem genoss der Großteil des sich mehrenden Publikums noch draußen die vereinzelten Sonnenstrahlen und nahm das kulinarische Angebot in Anspruch, während sich die Ingolstädter auf der Bühne austobten. Für extra angereiste Freunde die des Deutschen nicht mächtig waren, wurden sogar die Bühnenansagen teilweise in Englisch vorgebracht und für die Leute, die an vorderster Front mitfeierten gab es Jägermeister, persönlich von der Band während des Konzerts ausgeschenkt - siehe Foto.

  • The Capitulation
  • Hunter And Prey
  • This Determination
  • Insecure
  • An Angel Isn't Better Than A Man
  • Toxic
  • Children Of The Night
  • Welcome To The Show
  • Boys Will Be Boys
  • Blood, White And Blue

Danach wurde es bei UPRISING OF A FALLEN aus Cham wieder härter, denn hier gab es harschen Metalcore aufs Mützchen - die definitiv härteste Band des Festivals neben dem österreichischen Beitrag, der später kommen sollte. Und Härte bewiesen die Pechvögel des Festivals auch wirklich - der durch einen Motorradunfall versehrte Bassist musste im Rollstuhl aufs Gelände gefahren werden, und konnte den Auftritt lediglich sitzend absolvieren, wohingegen der Drummer komplett auf die Performance verzichten musste. Ein Zehenbruch infolge eines Unfalls mit einem umstürzenden Schrank machte den Auftritt unmöglich und um überhaupt spielen zu können musste in einer Nachtschicht am Tag vorm Festival noch ein Drumcomputer programmiert werden. Respekt Leute! Aber UPRISING OF A FALLEN ließen sich nicht einbremsen, gaben richtig Gas auf der Bühne und machten sich durch die sympathische Performance einige Freunde.

  • Because Everyone's Envy
  • Drawn From The War
  • Injury
  • Foundation
  • Groundshaker
  • On A Horseback Through Africa
  • Set Yourself Free
  • There Is No Death

Am späten Nachmittag beschallten REAPER'S REVENGE aus Amberg die inzwischen deutlich mehr gewordenen Besucher mit klassischem Schwermetall, der häufig auch eine Schlagseite in Richtung kernigen Thrashs aufwies. Das Spektakel, das sich da auf der Bühne bot, lockte dann auch gar nicht wenige Besucher ins Zelt, die artig Applaus spendeten. Besonders ein kleiner Stormbringer-Redakteur hatte hier sehr viel Spaß im Fotografengraben, auch wenn es sich teils schwierig erwies die agilen Musiker adäquat abzulichten. Vor allem der lederbehoste Bassist (siehe Foto beim Posing im Backstagebereich) hatte an diesem Tag richtig Pfeffer im Arsch - es ist immer wieder eine Freude einer Band zuzuschauen, die sich auf der Bühne so reinhängt. Und wenn es dann musikalisch auch noch so gut tönt, umso besser! REAPER'S REVENGE konnten hier auch auf den bei allen Bands durchweg sehr guten Sound bauen, der das peppig-kernige Songmaterial gut in Szene setzte. Ein wenig mehr Zuschauer hätten sich die fünf Amberger für ihre energetische Performance schon verdient gehabt, aber dafür konnten sie ordentlich lauten Schlussapplaus einheimsen.

  • Dawn Of A New Day
  • Anthony
  • Bygone Times
  • Indoctrination
  • Fall Of Paradise
  • In Chains
  • Ministry Of Love
  • Hellbound

Die Nächsten waren dann die Landsleute von TUXEDO (wegen fortdauernder Verwechslungen übrigens tags zuvor offiziell in TUXEDOO umbenannt), die erst einmal Tonnen an Dekorationsmaterial auf die Bühne schleppten (siehe Foto der Dekorationsarbeiten), und sich dafür sogar vom nahegelegenen Maisfeld Material ausborgten. Der Wettergott meinte es gut mit den Österreichern, spülte doch der einzige kurze Regenguss des Tages eine ordentliche Menge an Besuchern in das Zelt. Das hätte es aber gar nicht gebraucht, denn der Alpencore der stilecht in Trachten gekleideten Gruppe erregte auch so genügend Aufmerksamkeit. Da wurde sowohl der Baywatch-Song "I'm Always Here" gecovert, als auch zwischendurch einmal schamlos "Hyper Hyper" von SCOOTER angespielt und das Publikum in CONCHITA-WURST-Manier mit einer bildhübschen Tänzerin in knallenger Neonhose und Netzshirt unterhalten. Einziger kleiner Wermutstropfen war der Sound, denn ein volles Schlagzeug plus zwei Percussion-Sets auf der Bühne entwickelten einen so höllischen Wumms, dass der Rest des Sounds von der Wand leider zeitweise erschlagen wurde. Für den soundtechnischen Overkill entschädigte aber die Performance der Mattighofener - denn die Herren hatten richtig Spaß an ihrer Darbietung. Und das Publikum augenscheinlich auch, wie der starke Applaus ahnen ließ.

(Mir sind die Songs der Band leider nicht geläufig, Fans werden mit dieser Setlist vermutlich mehr anfangen können...)

  • Anger
  • Ignorance
  • Sweat
  • Jealousy
  • How Much
  • Live
  • Triduum
  • Baywatch (ja, welcher Song ist das wohl..)
  • Insist (Hias)
  • Flood

Nach dem österreichischen Krawall hatten THUNDERBOLT einen schweren Stand. Aber die Norweger meisterten es souverän, nach einer optisch so außergewöhnlichen Band im erdigen Schwermetalllook auf die Bühne zu klettern. Auch die Besucher im Zelt ließen sich von der kernigen Darbietung des Donnerblitzes schnell einnehmen, und spendeten ordentlichen Beifall. Die Songs der vier Norweger pendelten irgendwo zwischen klassischem Powermetal und NWoBHM, mit einem Schuss Thrash, der dem Ganzen noch etwas Pfeffer gab. Anleihen an IRON MAIDEN konnte man hier und da entdecken, und das nicht nur aufgrund des MAIDEN-Covers "Wrathchild", das das Set abschloss. Sänger Tony bewegte sich stimmlich in höheren Lagen durchaus den Eisernen Jungfrauen würdig und trug viel dazu bei, dass THUNDERBOLT einen überzeugenden Gig ablieferten.

  • Days Of Confusion
  • Bad Boys
  • Call Out The Lions
  • Demons & Diamonds
  • Sin, Sex & Spandex
  • Great Walls Of Stone
  • Enforcer
  • Lidless Eye
  • Crucified
  • Murderers Dream
  • Wrathchild (IRON MAIDEN Cover)

Als Nächstes war die Reihe an POWER THEORY, die laut Eigenauskunft zum ersten Mal überhaupt jenseits des großen Teiches spielten. Klassischer, amerikanisch geprägter Powermetal in Reinform wurde da zelebriert, der auch vom Publikum äußerst gut aufgenommen wurde. Nichts, das man nicht schon irgendwo in der einen oder anderen Form gehört hätte - aber dafür technisch astrein, soundtechnisch mit Nachdruck, und vor allem großer Spielfreude vorexerziert. Den Jubel des Publikums holten sich POWER THEORY zu Recht ab, während der Schreiberling wegen der inzwischen ordentlich frisch gewordenen Außentemperaturen eher frostige Erinnerungen an die Amerikaner behielt, und kurze Hose und Shirt gegen lange Hose und Hoodie tauschte bzw. upgradete, und anschließend zu den klassischen Schwermetallklängen zwecks Wärme von Innen das kulinarische Angebot in Anspruch nahm.

Schließlich war es an die Lokalmatadoren von DEJA VU die Bühne in Beschlag zu nehmen. Die Herren zockten sich abgesehen von eigenem rockigem Material unter großem Publikumszuspruch – ziemlich viele Leute kamen extra für DEJA VU noch kurz vor knapp ins Gelände geströmt – auch fröhlich durch den Gemüsegarten des klassischen Schwermetalls. Von "Balls To The Wall" (als "Bloodsucker" ) über "Heavy Metal Breakdown" von GRAVE DIGGER bis hin zu "Breakin The Law" von JUDAS PRIEST (das somit an diesem Tage gleich zum zweiten Mal erschallte) war für jeden etwas dabei. Herrschte zunächst noch Verwunderung warum DEJA VU so hoch im Billing angesetzt waren, klärte sich das durch den großen Publikumszuspruch gleich von selbst - zudem bediente bei der Truppe auch noch der Veranstalter höchstpersönlich die Schießbude. Eine Doppelbelastung vor der man nur den Hut ziehen kann und die auch bravorös gemeistert wurde!

  • Wings Of Steel
  • Catch Me
  • Evil
  • Under Fire
  • Highlander
  • Bloodsucker
  • Heavy Metal Breakdown
  • Decibel Disease
  • Burn The Sky
  • Nightmare
  • Metalhead
  • Breakin The Law

Zu wahrhaft später Stunde (es war bestimmt schon um Mitternacht) wurde es dann feurig im Zelt, als die RAMMSTEIN-Covertruppe RCZ aus Tschechien die Bühne und ziemlich viel Raum drum herum in Beschlag nahm. Die sechsköpfige Truppe hatte eine wahre Masse an Requisiten im Gepäck, und außerdem auch noch eine Menge Pyrotechnik samt eigenem Pyrotechniker. Da versammelte sich gleich einmal gefühlt die komplette Ortsfeuerwehr im Bühnengraben, um dem Spektakel beizuwohnen und für die Sicherheit der Besucher zu sorgen. So ein Hallo gibt es in dem kleinen Ort bestimmt selten - verstörte Gesichter einiger Besucher ("ist das krank!") inklusive, gab es doch bei der Show nicht nur massig Funken und Flammen zu sehen, sondern auch noch so einiges andere. Viele klassische RAMMSTEIN-Elemente (natürlich in kleinerem Maßstab) sorgten für Erheiterung bei den Kennern, und etwas entsetzte Mienen bei Unkundigen. Nun gut, wer "Bück Dich" kennt, der weiß ja was kommen muss, und wer nicht, der schaut vielleicht doch ein klein bisschen verstört, wenn der Sänger auf einmal mit Dildo auf die Bühne kommt, zuerst dem Bassisten die Hose runterzieht um *ehschonwissen* und anschließend, nachdem das Publikum seine Golden Shower bekommen hat, das Ding noch dem Gitarristen in den Mund schiebt. Gut, im Prinzip ist das alles RAMMSTEIN für Ultraarme, aber man kommt nicht umhin, zuzugeben, dass das alles, vor allem zu fortgeschrittener Stunde, ziemlich Laune macht. Zwar kam der Sänger dem prägnanten Organ von Till Lindemann nicht einmal ansatzweise nahe, dafür saß bei der Instrumentalfraktion jede Note - und Songs wie "Sonne", "Engel", "Ich Will", "Du Hast", usw sind so bekannt, dass sie ohnehin jeder mitgröhlen kann. Bekannte Songs, leichte Unterhaltung zum Schmunzeln, im Verein mit massig Pyro und Flammensäulen (eine Wohltat, man wurde bei der klammen abendlichen Kälte endlich wieder aufgewärmt!) - was will man mehr. Es funktioniert einfach, und kommt trotz der Schwächen richtig gut rüber. Ein würdiger Abschluss des Festivals!

Das HARD SUMMER FESTIVAL in Falkenfels erwies sich als blendend organisiert und überdies auch noch gut besucht. Neun Bands aus unterschiedlichsten Stilrichtungen der harten Musik sorgten für ein rundes Programm, bei dem wirklich jeder auf seine Kosten kam. Die einzigen Kritikpunkte, die man anbringen könnte, wären das fehlende Licht und fehlende Toiletten am Campingplatz - festivalerprobte Besucher erwiesen sich allerdings als erfinderisch, und hängten in der Nacht kurzerhand die Gitter zum Festivalgelände aus um in den Toilettenwagen zu gelangen - oder düngten einfach die Vegetation in der Umgebung. Auch beim Bühnengitter besteht ein wenig Nachbesserungsbedarf - Baugitter sind zwar schön leicht, doch der Belastung von begeisterten Metalheads hielten sie nicht sehr lange stand. Schon bald bogen sich die Gitter durch, und spätestens beim Headliner RCZ lösten sich die verschweißten Streben in ihre Einzelteile auf. Da man sich an solchen Teilen auch böse verletzen kann (musste auch der Stormbringer-Schreiberling beim einem Festivalaufbau einmal am eigenen Leib erfahren...) wäre hier der Einsatz von Polizeigittern wünschenswert gewesen. Aber - nobody's perfekt - dafür entschädigten niedrige Preise, sowie das wunderbare Ambiente und die gemütliche Atmosphäre für kleinere Schwächen. Und natürlich die Bandauswahl, die für jeden Geschmack etwas barg - da kommt man doch gerne wieder! Aber dann direkt zum Gelände, ohne Irrfahrt - jetzt wissen wir ja wo es langgeht.


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