04.-05.09.2015, Rockhouse, Salzburg

Stonerhead Festival 2015

Veröffentlicht am 15.09.2015

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Die höchst lebendige Stoner-Szene in Österreich ist um ein weiteres Event reicher: Das Stonerhead Festival, das im ersten Septemberwochenende zum ersten Mal stattfand. Für das Festival hatte man das komplette Rockhouse Salzburg belegt, wo Hauptbühne und Bar abwechselnd bespielt wurden. Entschleunigter abendlicher Beginn und ein perfekt ineinander greifendes Liveprogramm sorgten für eine Vollbedienung an Stoner Rock, Psychedelic Rock und verwandten Genres. Das Line-Up konnte sich sehen lassen, konnte man doch sowohl die Stoner-Legenden KARMA TO BURN als auch die hochgelobten THE SWORD als Headliner gewinnen. Vereint mit Szenetipps wie den deutschen MANTAR ergab sich so ein lohnendes Gesamtpaket.

Zudem kam es hier zu einem kleinen Gipfeltreffen aus Stormbringer West und Ost - zwei Fraktionen, die sich ansonsten nur selten begegnen. Das Aufeinandertreffen von zwei Vertretern der unterschiedlichen Gruppierungen trieb so einige Stilblüten, mit deren Endergebnissen wir euch selbstverständlich nicht belästigen wollen. Lediglich mit den schreibtechnischen Auswüchsen dieser Ost-West-Kooperation werden wir euch zwangsläufig beglücken müssen - doch lest selbst...

 

Tag 1:

Gleich zu Beginn des Festivals wurde es experimentiell, mit den Landsleuten von TRIPTONUS. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Wavedrum und Djembe sorgten gleich einmal für die Lockerung der Gehörgänge, mit progressiven Strukturen und experimentieller-improvisativer Instrumentalität. Fast schon alternativ-esoterisch streckenweise (auch ein Digeridoo-ähnliches Instrument kam zum Einsatz!), rollte die aus Psychedelic und Stoner inspirierte Musik über die schon recht zahlreichen Besucher in der Bar hinweg.

Weiter ging es mit den PREHISTORIC PIGS auf der Hauptbühne. Die drei prähistorischen Schweinderl (was für ein Bandname!) wirkten musikalisch ziemlich bedrohlich, fast schon psychotisch und die rötlich-düstere Lichtauswahl unterstützte diese Stimmung auch perfekt. Der MOTÖRHEAD-Gedächtnisbass wummerte prägnant durch die Halle und rüttelte das Publikum kräftig durch, wiewohl sich die Zuschauer hier noch etwas zurückhaltend gaben.

Vier Musiker und jede Menge Hingabe - so könnte man CEVEO am besten beschreiben. Die vier Linzer ließen nichts anbrennen und klatschten dem Publikum instrumentalen Post Rock mitten in die Fratze, sodass sich der Sound derbst in die Gehirnwindungen fraß. Bei der energetischen Performance, bei der der Sound allerdings streckenweise ein wenig zum Übersteuern neigte, wackelten die Wände der Bar schon am frühen Abend ganz ordentlich.

Durch das zu diesem Zeitpunkt stattfindende Zusammentreffen von Stormbringer West und Ost, fielen THE LORANES leider durch den Rost - wir entschuldigen uns an dieser Stelle aufrichtigst für die fehlende Berichterstattung!

Als nächstes stand eine eidgenössische Band auf dem Plan - CARSON aus dem schweizerischen Luzern durften die Bühne in der Bar beschallen. Und die Mixtur, die da aus den Boxen schallte, irgendwo zwischen Stoner und Psychedelic mit reichlich Fuzz, hatte es auch wirklich in sich. Auch beim Publikum zündeten CARSON voll durch - lediglich der Tontechniker hatte ein bisschen Mühe mit den Schweizern, weil er das breite Schwitzerdytsch der beiden Herren und der Dame am Bass nur schwer verstand.

Die Gnackwatschn des Abends kam dann von MANTAR. Obwohl nur zu zweit, entfesselten MANTAR eine Soundwand in der Halle, dass beinahe der Putz von der Decke bröckelte. Absolut hingebungsvoll, energetisch und mit einer Spielfreude, wie man sie selten sieht, holzten sich die zwei Deutschen durch ihr Set - mal schwerstens doomig, dann wieder mitreißend-punkig, und das teilweise mit der derbsten Blutgrätsche seit weiland Toni Schumacher die Gegenspieler reihenweise niedermähte. "Rotz like fugg!" attestierte der verehrte Kollege aus dem Osten Österreichs, und er hatte sowas von recht. Es fühlte sich an als ob einem jemand zuerst ins Gesicht onanierte, danach in die Magengrube trat und einem anschließend noch die volle Breitseite der Gitarre um die Ohren zog. Funny Fact: Für eine kurze Verzögerung sorgte die Technik, die bei MANTARs überbordender Spielfreude nach zwei Songs kurzfristig w.o. gab.

In Japan sind OBAKE Kobolde und Geisterwesen des traditionellen Volksglaubens - in der Musik sind OBAKE eine aus Italien stammende Stoner-Rock-Formation. Wobei, "Stoner Rock" trifft es hier auch nicht so ganz - in den faszinierenden, ausladenden Songstrukturen fand Kollege Baumgartner beispielsweise gar ein wenig Anleihen an PINK FLOYD, wohingegen bei Stormbringer West aufgrund der Vollbedienung an schwersten Riffkonstrukten, das Gehirn bereits ein wenig in Schräglage hing. Hier ließ man sich einfach nur treiben, und genoss die musikalische Vorstellung...

... um beim Finale des Abends wieder topfit zu sein. Roh und mit brachialer Gewalt donnerte die Instrumentalgewalt KARMA TO BURN über das zahlreiche Publikum hinweg. Die erneute Zusammenkunft der Stormbringer-Redakteure ergab, dass man sich unabhängig von einander zum Erwerb ein und desselben Shirts entschieden hatte - dem Regenbogen-Unicorn-Gayporn (oder so ähnlich)-Shirt von KARMA TO BURN. Nun, zumindest wissen wir jetzt woher die kleinen Einhörner kommen. Aus den Boxen von KARMA TO BURN jedenfalls nicht, denn aus denen kam höchstens der buchstäbliche Bulldozer, der den Besuchern auch noch den Saft aus den letzten Gehirnzellen quetschte und anschließend schamlos auf die Reste urinierte. Von den Riffwalzen durchgewalkt, schlichen die Besucher dann nach lautem Applaus, der den Schluss eines vielversprechenden ersten Festivaltags verkündete, zu spätnächtlicher Stunde nach Hause.

 

Tag 2:

Da der Hauptschreiberling nach einem Abend voller Stoner-Dröhnung die Flucht ergriff und nach Deutschland zum Hard Summer Festival abwanderte, musste der Kollege aus dem Osten den zweiten Festivaltag gänzlich alleine bestreiten. Scherz beiseite, so schlimm war es natürlich nicht. Dennoch stand für einen Teil der Stormbringer-Abordnung bereits längere Zeit ein anderes Event am Plan, weshalb Stormbringer Ost alleine am Festival zurückblieb. Doch da der West-Fraktion die Berichterstattung oblag, wurde der gen Deutschland abgezogene Schreiberling vom zurückgebliebenen Kollegen regelmäßig per altmodischer Textnachricht über den aktuellen Stand der Dinge in Salzburg unterhalten. Daraus entsponn sich ein so unterhaltender Dialog, dass wir diesen unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten wollen! Und das sieht nun wie folgt aus...

LIMESTONE WHALE

Stormbringer Ost: Also, die haben ordentlich gef***t. Waren irgendwie wie kleine KADAVAR, sehr zeppelinesk und haben ihrem Heimatkaff Schwandorf ordentlich gehuldigt. Keine Ahnung, wo das ist. Kühe, Ziegen, sowas vermutlich. Von der Bühnenpräsenz her sympathisch-verpeilt, sehr chillig, perfekte Kiffmusik, mit Lavalampe und nackten Mädchen und so.

Stormbringer West: Man darf also annehmen, die jungen Herren haben eine höchst ordentliche Performance abgeliefert und die Halle akustisch ziemlich derb eingeraucht?

Stormbringer Ost: Oh ja, ziemlich tight obwohl so jung - da hast dich gefühlt als würdest du ein Stück Dope sein, das gerade zu einem Würstl gewutzelt und angezunden wird. Pipifein.

IRON HEEL:

Stormbringer Ost: IRON HEEL haben, wie kürzlich zuvor mit THE SWORD, ordentlich gerotzt. Dreckiger Stoner Rock, der irgendwo zwischen MOTÖRHEAD, KYUSS und grummeligen Prollthrash waberte. Das Publikum ist gut mitgegangen!

Stormbringer West: Eine weitere tolle Performance gleich zu Beginn des zweiten Festivaltages, was will man mehr?! Da wird sich was getan haben in der Halle!

Stormbringer Ost: Oh ja, und IRON HEEL haben RED FANGs "Wires" gecovert!

DIESEL KING:

Stormbringer Ost: Sowas wie PRO-PAIN auf Sludge-Proll. Die haben ordentlich Gas gegeben und einfach alles kleingeholzt. Der Sänger war ein echtes Muskelvieh, wo man Angst haben musste, dass er gleich die Bühne hochhebt, ins Publikum schleudert und noch draufspringt.

Stormbringer West: Woah - steht das Rockhouse, beziehungsweise die Bühne noch?

Stormbringer Ost: Haarscharf. Proll ohne Ende, aber auch Eier wie Sau!

Stormbringer West: Dann bin ich ja beruhigt. Ob das ehrwürdige Gemäuer diese Macht an fetten Riffs überlebt...?

GURT

Stormbringer Ost: Das war jetzt akustisch, als ob du dich nackend mit deinem After auf einen erigierten Pferdepimmel setzt und während du dich f***en lässt eine Sau aufschlitzt, die Gedärme rausholst, dich daran labst und dann Weed in die Sau stopfst, durch den Hinterausgang die Bong ziehst, und dann gelben Rotz quer durch's Zimmer schlatzt.

Stormbringer West: Bitte - WAS?

Stormbringer Ost: Genau so wie es da steht. BOLT THROWER auf Sludge. Featuring Members Of DIESEL KING - der Drummer und Gitarrist glaub ich.

Stormbringer West: Okay, ich glaube in der Übersetzung heißt das, das war die bisher beste Performance des Tages.

SUNNATA

Stormbringer Ost: SUNNATA waren wie ein Vulkan in Island, der ausbricht und dann querbeet wabert und dem es sowas von scheißegal ist, was da im Weg steht.

Stormbringer West: SUNNATA sind doch Polen?

Stormbringer Ost: Jo, eh. Aber die haben einfach massiv die Bar in Wallungen gebracht. Da war nichts mehr mit stonen, da bist du alleine durch den Bass schon in Sphären gehoben worden, die abnormal sind. Sehr eindrucksvoll, vor allem der Sänger/Gitarrist mit dem Ventilator vorm Gesicht. So wie Rutan bei MORBID ANGEL, damals.

Stormbringer West: Verdammt, da hab ich was verpasst...

Stormbringer Ost: Und wie. Es ist ein gigantischer Kolossus, den die zaubern. Stalagtiten und Stalagmiten, die wie ein Gebiss ineinander greifen und zerfleischen. Unbarmherzig. Wirkt live irgendwie, wie wenn du in der Gummizelle hockst und die Wände immer näher rücken. Immens bedrohlich.

Stormbringer West. Was geht da in Salzburg vor? Jetzt mach ich mir Sorgen.

THE SWORD

Stormbringer Ost: Absolut emotionslos runtergezockt, wie auch schon in Wien. Business as Fuck, da spürt man kaum Geist oder Feeling. Der Sound war einfach an die neuen Songs angepasst und der alte Doom-Stoner-Psych-Sound kam einfach nicht raus.

Stormbringer West: Holla, ausgerechnet die hochgelobten THE SWORD lassen jetzt am letzten Festivaltag aus? Das ist aber schade...

Stormbringer Ost: Es ist ja tight und alles, aber einfach irgendwie METALLICA auf Low Budget. Oder eher MASTODON auf Low Budget. Enttäuschend.

Stormbringer West: Und das nach einem so tollen Festivaltag... ausgerechnet der Headliner THE SWORD lässt aus und kann den tollen Abschluss des Vortages von KARMA TO BURN nicht wiederholen.

Stormbringer Ost: Jau. Deswegen hab ich mich dann doch lieber mim Robert von SUNNATA auf eine Spaßzigarette verzogen. Kommen übrigens im März nach Wien, in den Viper Room. TARLUNG spielen auch. Kommen Sie zahlreich, ist auch gratis!

 

Die erste Auflage des Stonerhead Festivals im Salzburger Rockhouse konnte man als vollen Erfolg bezeichnen. Salzburg stand zwei Tage lang komplett im Zeichen der bleischweren, psychedelischen Riffs, von denen sich eine gar nicht geringe Masse an Stoner-Freunden akustisch in andere Sphären katapultieren ließ. Einen großen Anteil daran hatten die tollen Performances von Gruppen wie MANTAR und GURT, die an ihren jeweiligen Festivaltagen alles zerlegten. Auch die brodelnden SUNNATA und die Stoner-Legenden KARMA TO BURN konnten sich hervortun, lediglich THE SWORD konnten ihren Vorschusslorbeeren am Samstag nicht wirklich gerecht werden.

Ein gut organisiertes, gemütliches Festival im professionellen Umfeld mitten in Salzburg, das gleich bei der ersten Auflage eine bleibende Duftmarke in der österreichischen Festivallandschaft hinterlassen hat. Bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr eine weitere Ausgabe gibt, nach diesem vollauf geglückten Einstand!


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