25.09.2015, Lindenkeller, Freising

LORD OF THE LOST + DARKHAUS + VLAD IN TEARS

Veröffentlicht am 30.09.2015

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Wenn einer auf ein Konzert geht, dann kann er was erzählen. In diesem Falle sogar eine ganze Menge, doch lest selbst...

Stormbringer West, heute vertreten von der unermüdlichen Fotografin Tina Burgstaller samt Schreiberling Anthalerero, kann es nicht lassen. Nicht einmal Grenzkontrollen und lange Wartezeiten können Stormbringer-Redakteure von der Ausübung der Pflicht abhalten von den geliebten schwermetallischen Konzerten zu berichten. An diesem Freitagabend ging es wieder einmal in Richtung bayrische Hauptstadt, jedoch nicht ins zweite Wohnzimmer Backstage, sondern an München vorbei ins nahe gelegene Freising. Im dortigen Lindenkeller sollten an diesem Abend LORD OF THE LOST, DARKHAUS und VLAD IN TEARS aufspielen. Doch bevor es Düsterklänge aufs Ohr gab, galt es zuerst einmal die Location an sich ausfindig zu machen - und das stellte sich dann letztendlich als etwas kompliziert heraus. Zwar gab es eine Adresse auf der Homepage des Lindenkellers, mit der man das Navi füttern konnte - doch die Navigation führte zu einem Wohnhaus mitten in einer engen Straße. Parkmöglichkeiten in der Nähe fand man auch nicht - die einzigen Parkplätze in einer nahe gelegenen Straße waren mit Nachtparkverbot (wtf?!) belegt. Die Suche nach einem Parkplatz führte sodann zu einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt in Freising, wo man zunächst den Pendlerparkplatz am S-Bahnhof und später ein etwas näher gelegenes Parkhaus erkundete. Für den Fußmarsch zur Location wurde anschließend wieder das Navi bemüht, und nach einigem Hin und Her fand man den Lindenkeller dann auch - aufm Berg. Nun gut, Steigungen ist man als Angehöriger des Bergvolks ja gewöhnt...

Die Expedition wurde durch eine schöne, überraschend moderne und professionell ausgestattete Location belohnt, die sich außerdem durch ausreichendes Platzangebot hervortat. Der Besucherzustrom hielt sich an diesem Abend aber leider in Grenzen, die unterirdische gelegene Halle wurde nicht einmal zur Hälfte voll. Einige Besucher bekrittelten auch die angeblich fehlende Möglichkeit des Kartenkaufs online - 10-sekündige Internetrecherche vor Ort bestätigte allerdings die Online-Verfügbarkeit der Tickets, zwar nicht beim größten deutschen Anbieter, aber dennoch bei einigen Online-VVK-Stellen. Hmja, vielleicht nicht nur bei einem Anbieter schauen, dann klappts auch mit dem Kartenkauf? Doch die Sorge war ohnehin unbegründet, da noch genügend Karten an der Abendkassa bereit lagen.

Coole Nebeleffekte im Scheinwerferlicht des Lindenkellers

Angekommen in der Location konnte man erst einmal eine Milieustudie betreiben, als die erste Band die Bühne im parfümschwangeren Lindenkeller enterte (Mädels, ihr braucht nicht die ganze verdammte Flasche auf einmal zu verwenden, das grenzt an odeure Folter wenn einem die Parfumwolke fast die Nasenhaare wegätzt!!). Das Publikum präsentierte sich wie zu erwarten als überwiegend weiblich (geschätzt 80:20%) und mit dem üblichen, nennen wir es einmal "interessanten", Modegeschmack der schwarzen Szene. So manche Dame tat sich schwer in ihren abenteuerlich hohen Schuhen graziöses Auftreten an den Tag zu legen, und auch eine große Anzahl an Schlachtschiffen stellte ihre Rundungen teilweise recht unvorteilhaft verpackt zur Schau. Aber mit modischen Unfällen (übrigens auch von den Herren der Schöpfung, Gerechtigkeit muss sein!) rechnet man auf einem Konzert mit, wie es Kollege Wiederwald so treffend formulierte "fröhlicher Suizidbegleitungsmusik" doch irgendwie... - gut, ich höre ja schon auf zu lästern. Als bekennender Kuttenträger ist man hier ja doch Exot und versteht die dem Styling zugrunde liegende Ästhetik vermutlich nicht. Oder so... wir mögen euch trotzdem alle, egal ob Modeunfall oder geschmackvoll Gewandet! Bussi!

Die erste Dröhnung aus dem Bereich Dark/Gothic-Rock kam aus italienischen Landen und hörte auf den Namen VLAD IN TEARS. Das etwas voraussehbare Songwriting, aber die dafür ziemlich gute Performance fiel bei den Mädels im Lindenkeller auf fruchtbaren Boden - einen Anteil daran hatte wohl auch Sänger Kris, der das Konzert mitten im Publikum startete, und mit MICHAEL JACKSON-Gedächtnislook punktete. Mit Hut, Pornobrille und Duckface schmetterte er die teils doch recht kernigen Düsterhymnen in die zur vergleichsweise frühen Stunde schon gutgelaunten Besucher, und stakste dabei mit seinen nicht unbedingt niedrigen Plateauschuhen (die Schätzung geht in Richtung 15cm) eleganter über die Bühne als so manche Besucherin mit ähnlich hohen Turmtretern. Selbst ein kleiner Bühnenunfall, bei dem der Gitarrist der Band sitzenderweise(!) rücklings von einem Podest fiel, dabei aus Versehen das Zuleitungskabel des Mikros aus der Stagebox stöpselte und so für einen kurzzeitigen Ausfall der Vocals sorgte, konnte die aus Italienern, Polen und einem Australier bestehende Band, die ihren Sitz inzwischen in Berlin hat (tolle Kombination, oder?), in ihrer Energie auf der Bühne nicht bremsen. So boten VLAD IN TEARS einen perfekten Auftakt für einen Abend voll Düstermusik, lediglich mit der Soundqualität haperte es ein bißchen, aber da sollte die multinationale Truppe an diesem Abend nicht die Einzige bleiben...

Ähnlich international ging es mit der zweiten Band DARKHAUS weiter, die in ihrer Besetzung USA, Schottland, Deutschland und Österreich vereinigt. Allerfeinster Gothic Rock von gestandenen Musikern wie Gary Meskil (PRO-PAIN) und Rupert Keplinger (EISBRECHER) verwöhnte das Publikum, und gar nicht so wenige Besucher zeigten sich bei der Truppe textsicher. Ohrenschmeichelnde Melodien und die Konzentration vornehmlich auf die härteren Songs der bis dato ein Album und eine EP umfassenden Diskografie sorgten für ein mitreißendes Konzerterlebnis. Aber wie schon VLAD IN TEARS vor ihnen, waren auch DARKHAUS nicht so ganz vor Problemen gefeit, zeitweise fraß der Bass die recht leisen Vocals, und auch die zweite Gitarre, an der sich Marshall Stephens austobte, ging streckenweise unter. Zudem gab gegen Mitte des Sets auch noch das Mikrofon seinen Geist auf, was Sänger Kenny mittels eines schnellen Batteriewechsels beheben wollte - doch dann ging gar nichts mehr. DARKHAUS nahmen es wie Profis und drückten die erste Strophe von "Drive" von der PRO-PAIN-Connection Gary und Marshall gesungen durch, ehe sie den Titel kontrolliert ausklingen ließen, und den Song nach erfolgter Reparatur des Mikros durch den Bühnentechniker (gibts da nicht normalerweise ein Ersatzmikro in Griffweite...?!) einfach neu starteten. Das blieb dann aber auch das einzige Problem bei DARKHAUS, sah man einmal davon ab, dass der Großteil des Publikums mit dem herzigen schottischen Akzent von Kenny nicht so gut zurecht kam, und so manche Ansage mit geradezu bildlich über den Köpfen schwebenden Fragezeichen aufgenommen wurde. Über zu wenig Applaus konnten sich DARKHAUS aber auf keinen Fall beklagen, trotz ein paar Unkenrufen der LORD OF THE LOST-Fangirlies in Hörnähe von Stormbringer kamen DARKHAUS beim Publikum sehr gut an! Funny Fact am Rande: Ruperts Bandkollege, EISBRECHER-Fronter Alex Wesselsky, kümmerte sich an diesem Abend, wie schon tags zuvor in Augsburg, publikumswirksam ums Merchandise von DARKHAUS. Zudem hatte er auch noch die an diesem Tag erscheinende EISBRECHER-DVD mit im Gepäck, die bei dieser Gelegenheit gleich mit feilgeboten wurde - was auch von so Einigen gleich freudig in Anspruch genommen wurde, Stormbringer inklusive.

 

Setlist:

  • Providence
  • Break Down The Walls
  • Ghost
  • Hour Of Need
  • Life Worth Living
  • Side Effect Of Love
  • Drive
  • Grace
  • Divine
  • Don't Close Your Eyes
  • Breaking The Silence

Düsterbunt ging es weiter mit dem Hauptact des Abends: LORD OF THE LOST. Leiderleider war dann schon bei den ersten Takten klar - soundtechnisch wirds heute nicht mehr besser. Der Bass wummerte wie in einer Disco durch den Lindenkeller und verschluckte Keyboard und das Chello von Bandleader Chris Harms, mit dem er den metallastigen Opener "Full Metal Whore" untermalte. Auch die Vocals, speziell in den dunkel-melancholischen Gesangsparts von Chris, waren mitunter wieder ein wenig leise eingestellt - was aber das Publikum nicht im Geringsten störte. Die devote Fanschar fraß dem Fronter von der ersten Sekunde an aus der Hand, und ließ sich nur allzu willig zu den düsteren, mal harten und mal sanften Klängen dirigieren. Abgesehen von den Schwächen im Sound (tags zuvor in Augsburg war es Berichten von Fans zufolge wohl besser) lieferten LORD OF THE LOST aber großes Konzertkino - stimmige Lichtshow und 1A-Performance an den Instrumenten zeigten, dass LORD OF THE LOST nicht zu Unrecht einen guten Ruf in der Szene genießen. Auch optisch wurde man von den Mannen rund um Chris Harms blendend unterhalten, Two-Face-Makeup an der Gitarre, ein gestreifter Bassist sowie ein Marilyn-Manson-Lookalike, der seine Fähigkeiten gleich an mehreren Instrumenten zur Schau stellte - von Keyboard über Percussion bis hin zu einem extra angefertigten Bastard aus Gitarre und Keyboard (nein, keine Keytar, sondern tatsächlich ein Instrument mit Saiten UND Tasten - muss man mal gesehen haben!). Langweilig wurde es keinesfalls, auch wenn es sich nun nicht so unbedingt um das bevorzugte Genre der beiden Stormbringer-Abgesandten handelte - eine gute Show bleibt eine gute Show, ob die Musik nun den persönlichen Geschmack trifft oder nicht. Die Mädels im Publikum gingen ab wie Schmidt's Katze, und so manches weibliche Geräusch, das sich den Ultraschall-Frequenzen annäherte, fügte dem bassgenerierten Kopfschmerz noch eine Nuance hinzu. Kein Triumphzug von LORD OF THE LOST, aber dennoch eine verdammt starke und vor allem unterhaltsame Show! So soll´s sein!

Setlist:

  • Full Metal Whore
  • Black Lolita
  • This War
  • We're All Created Evil
  • My Deepest Fear
  • Undead Or Alive
  • Dry The Rain
  • Kingdom Come
  • Blood For Blood
  • Shut Up When You're Talking To Me
  • Prison
  • Kill It With Fire
  • Sex On Legs
  • Zillah
  • Die Tomorrow
  • Love & Hate
  • From Venus To Mars
  • Afterlife
  • Fists Up In The Air
  • Six Feet Underground
  • La Bomba
  • Credo

Was soll man abschließend noch sagen, außer: Spaß hats gemacht! Gerne wieder - natürlich auch wieder mit gaaanz bösen und gemeinen, bissigen Kommentaren... Bussi alle miteinander, ich liebe euch!


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