25.01.2010, Zenith

MANOWAR

Text: Chris Gütl | Fotos: Reini
Veröffentlicht am 27.01.2010

» Hier gehts zur Galerie...

Kuttenträger, weiße Turnschuhe, Lederjacken, Lederhosen so weit das Auge reicht. Nein ich habe keinen Schlag auf den Kopf bekommen und bin in den Achtzigern. Das Datum des Abends war der 25. Jänner 2010 und diese Nacht wird mir ziemlich sicher lange in Erinnerung bleiben (MANOWAR prägt gell Herr Jungspund – reini) da es für mich auf der einen Seite eine Interessante Erfahrung war aber auch, für mein Alter, ein Kulturschock. Im Zuge der „Death To Infidels!“ Tour machten Montagabend MANOWAR, HOLYHELL und METALFORCE im Zenith in München halt. „Wir tun alles für unsere Fans“ las ich vor kurzem Mal wieder in einem MANOWAR Interview allerdings zeichnete der Ticketpreis ein anderes Bild- Stolze € 67,50 musste man an der Abendkassa berappen um dem nicht einmal ausverkauften Konzert im Zenith beiwohnen zu dürfen. (Was heißt hier dürfen?? MANOWAR Fans dürfen nicht, die vergöttern, die verehren, ja die schlucken sogar jedwede Scheiße, die ihnen aufgetischt wird! – reini) „Ich hatte diese Vision vom Namen METALFORCE!“ (so hört sich Gehirnwäsche im Hause Magic Circle Music an – reini) hörte ich noch eine Stunde vor der METALFORCE Show beim Interview. Die Herrschaften die vormals unter den Namen MAJESTY firmierten eröffneten die Show mit einem Epischen Intro. Der Band muss man anrechnen, dass diese von Beginn an sehr sympathisch rüberkommt und die Fans auch dementsprechend anzuheizen weiß. Songs wie „Faster, Louder - Metalforce!“ laden zum mit-grölen ein was vielen bei dementsprechenden Bierkonsum sicher nicht schwer gefallen ist. Ob Mr. Scooter schon eine dementsprechende Klage überlegt? Wer weiß? Musikalisch fährt die Band die typische Heavy Metal Schiene, gepost wird was das Zeug hält und ein Solo jagt das nächste. Nach ca. 30 Minuten war schon wieder Schicht im Schacht. Was bleibt über? Eine sichtlich zufriedene Band, eine begeisterte und aufgewärmte Crowd und ein Schreiberling der sich mal ein Bier für stattliche vier Euronen holen geht.

Da sich zum Bierkonsum der dementsprechende Hunger dazu mischte gönnte ich mir auch noch beim Imbiss-Stand in der Halle ein gutes Paar Wiener mit Semmel für € 3.50. Nach ca. 15 Minuten Umbaupause wurde es wieder Dunkel im Münchner Zenith und das Intro setzte ein um die bevorstehende HOLYHELL Show anzukündigen. Die Herrschaften aus New York sind neben METALFORCE auch ein Teil der großen Magic Circle Familie die von MANOWAR angeführt wird. Hier zeichnet sich wieder das selbe Bild wie schon bei METALFORCE, nur mit dem Unterschied, dass es statt einem Sänger eine Sängerin gibt und das die Band noch zusätzlich von einem Keyboarder unterstützt wird. Kurze Info am Rande: Der Drummer von HOLYHELL ist kein Geringer als Kenny Earl "Rhino" Edwards, seines Zeichens Ex-Drummer von MANOWAR (mit neuem Kit wohlgemerkt, weil das alte hat er ja 94 verbrennen müssen! - reini). Das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere funktionierte sehr gut was erstens in der Qualität der Songs zur Geltung kam und zweitens in der Bühnenshow. Die zweifelsohne starke und gefestigte Stimme von Sängerin Maria Breon unterstrich das Ganze noch. Songs wie „Prophecy“ zeigten mit was für einer Spiellust die Band zu Werke ging was auch direkt auf die Crowd übersprang. Diese dankte es mit lautem Mitsingen und festem Applaus. Auch hier war nach ca. 40 Minuten wieder Schluss und nun wurde es sehr Dunkel auf der Bühne um alles dementsprechend vorzubereiten für die „Kings Of Metal“ wie sie sich doch so gerne nennen. Die Menge ist nach den „Energiegeladenen Shows“ von METALFORCE UND HOLYHELL ziemlich gut vorbereitet auf die Headliner des heutigen Abends.

Die Umbaupause vor der „großen“ Show ließ genug Zeit um mit einigen Leuten im anwesenden Publikum zu sprechen. Das MANOWAR definitiv Freunde des großen Wortes sind und sich manchmal ein bisschen zu weit aus dem Fenster lehnen ist kein großes Geheimnis. Allerdings ist sich die gesamte Menge bis auf die DIE-HARD-FANS einig, dass die letzte MANOWAR EP nicht gerade die Veröffentlichung des Jahres 2009 war, um es milde auszudrücken. Ich kann jetzt nicht so viel über diese Band schreiben da ich mich definitiv nicht zur Fan Base zähle, warum ich dann auf diesem Konzert bin? Nun, ich wollte für meinen Teil mal diese „Maschine“ MANOWAR live gesehen haben. Es ist erstaunlich was für Fans diese Band hat. So was ist echt eine Seltenheit in der heutigen Musiklandschaft. Erstaunlich für mich ist die Tatsache, dass diese Band so gesehen machen kann was sie will. (Was z.B. am heutigen Eintrittspreis wieder zu Tage tritt) und trotzdem in der Beliebtheitsskala bei den Traditionellen Heavy Metal Fans ganz Oben zu finden ist - außer in gewissen Magazinen wo diese beim Jahresproll fast jedes Jahr Platz Eins der schlechtesten Live Band innehaben… An Rumgepose ist die Show der Herrschaften aus Amerika wirklich nicht zu überbieten. Sogar ein Bass-Solo findet Platz im Set und besticht definitiv NICHT durch technische Raffinesse, Sorry. Aber sogar ich als Schlagzeuger kann ein paar Mal in den Bass hauen damit die Menge tobt.

[- Reini - ]: So jetzt aber mal ernsthaft mit MANOWAR auseinandergesetzt, oder vielleicht anders ausgedrückt: „Der Metal Musikantenstadl hat wieder Einzug gehalten!“ Was mich bei MANOWAR immer wieder verwundert, ja sogar geradezu verärgert: Warum muss ein Gesangsgott wie Eric Adams in so einer Kasperltruppe sein unglaubliches Talent vor die Hunde werfen? Der bald 56 (!!!) Jährige ist auch im 30ig jährigem Bestehen von MANOWAR noch immer das unabdingliche Um und Auf, auch wenn Joey De Maio das nicht gerne hören mag, aber Adams und sein Wunderorgan retten die Band nun schon seit mittlerweile mehr als zwei Dekaden vor dem endgültigen Untergang! Anno 2010 bei der ersten (??) Etappe der „Death To Infidels!“ Tour begingen MANOWAR aber einen kapitalen Fehler! Nein, hier ist nicht gemeint, dass Joey deMaio noch immer glaubt er müsse „seine“ Fans mit geistigem Dünnschiss zu labern, es ist auch kein Beinbruch, weil sowieso bekannt, dass der vermeintlich zufällig ausgewählte Gitarrenspielende Fan schon Stunden vorher gemeinsam mit der Band einen Soundcheck durchführen durfte/musste. Ein wenig ärgerlich, aber verschmerzbar ist die Tatsache, dass die auf die Bühne geholten Chicks sich als äußerst prüde erwiesen - wo sind die Zeiten geblieben, bei denen man sicher sein konnte auf einer MANOWAR Show neben den Bier-Bongs des Mr. DeMaio auch ein paar ordentliche Hupen vor die Augen zu bekommen? Das gravierende Problem, ja die schallende Watschn für die meisten Anwesenden war sicher die Setlist, die Konsequent Verweigerung der Bandhistorie, vor allem jener Jahre, die man bei MANOWAR getrost als die goldenen Jahre anführen darf (also 80 bis 84!). Aber auch Alben wie „Fighting The World“ (mit dem Rauskicker „Black Wind Fire And Steel“) und „Kings of Metal“ (lediglich der Titeltrack verirrte sich in den Set) wurden zu Randerscheinungen degradiert. Dafür gab’s bis auf den Schmachtfetzen „Father“ die komplette „Thunder in the Sky“ EP, massig von „Warriors of the World“ und „Gods of War“ und mit „The Gods Made Heavy Metal“ einen Beitrag von „Louder Than Hell“ – und den auch wohl nur deswegen, weil der Gitarrenspielende Fan wohl keinen anderen Track ordentlich auf die Reihe bekommen hat!

Per Se hab ich ja nichts gegen Experimente, auch nicht bei der Zusammenstellung von Konzerten, aber bei MANOWAR ist es nun mal augenscheinlich, dass die Tracks neueren Datums qualitativ einfach derart grottig rüberkommen, dass die u.a. Aufzählung der dargebotenen Songs schon an Karrieresuizid grenzt – von dem MANOWAR natürlich weit entfernt sind, der gemeine MANOWAR Fan, der/die Fanat(in), die selbst proklamierten „Warriors of the World“, die speien einer ungläubigen Kreatur wie mir lediglich ein verächtliches „Fuck You“ ins Gesicht und himmeln ihre heroisch auf der Bühne dahin stolzierenden „Kings of Metal“ weiter an. Doch, Mann/Frau muss nicht alles fressen, was einem Joey DeMaio da so brockenweise vorwirft, bei einem Eintrittspreis jenseits von Gut und Böse, bei Merchpreisen die ebenfalls oberstes Niveau aufweisen (und wo das Tourshirt nur mehr in Größe „M“ vorrätig war!), da darf man verdammt noch mal mehr erwarten als ein Programm nahezu ohne Highlights, denn bis auf „Kings of Metal“, „Black Wind Fire and Steel“ und mit Abstrichen „Warriors Of The World” war das Dargebotene einfach nur erbärmlich, was weniger an der Band selbst als an den wirklich verdammt biederen, mittelmäßigen, ja manchmal sogar unterirdischen Songs („Sleipnir“, „Swords in the Wind“) gelegen ist. Dazu noch tonnenweise verzapfter Bockmist (die Joeys Speech mit seinen peinlichen Versuchen Deutsch zu sprechen wird von Jahr zu Jahr peinlicher und penetröser); ein Eric Adams, der doch tatsächlich bei viel zu leisem (für MANOWAR Verhältnisse) Sound ein is it loud enough?? in die Menge bellt (Merke: Diesen kultigen Satz darf genau EINE Person on Earth stellen und zwar Lemmy und sonst niemand!) und zwei „Angestellte“ auf der Bühne, die zwar brav ihren Job machen, aber mit den einfach gestricktem Material reichlich unterfordert sein dürften… OK, vielleicht mag das Alles jetzt überspitzt klingen, vielleicht reagiert hier eine Person über, die die ersten vier Alben dieser Band abgöttisch liebt, möglich, dass ich auch schon zu alt für so einen Scheiß bin, aber eines steht definitiv fest: In dieser livehaftigen Verfassung braucht MANOWAR anno 2010 genau kein Mensch mehr, außer die MANOWAR Fans und derer gibt es ja nicht gerade wenige… Und jetzt freu ich mich auf ein gepflegtes „Hail and Kill“ oder so … Eine kleine Anmerkung sei mir noch erlaubt: Dass MANOWAR polarisieren zeigen völlig hirnrissige Aktionen wie die Buttersäureattacke in Fürth, oder inklusive München mit ganzen drei (!!!) Bombendrohungen während bzw. vor den jeweiligen Konzerten… Also doch kein „Hail and Kill“ sondern eher ein „Herr lass Hirn regnen“… nicht über MANOWAR, die wissen ja sowieso wie sie Kohle machen, sondern über derart vertrottelte Individuen, die so unnütze Aktionen überhaupt in die Tat umsetzen… Tonnenweise Live Bilder findet ihr hier... MANOWAR Setlist, München 25. Jänner 2010: 1. Call To Arms 2. Hands Of Doom 3. Kings Of Metal 4. God Or Man 5. Swords In The Wind 6. Bass Solo 7. Die With Honor 8. Let The Gods Decide 9. Die For Metal 10. The Sons Of Odin 11. Joey Speech 12. The Gods Made Heavy Metal 13. Sleipnir 14. Loki God Of Fire 15. Thunder In The Sky 16. Warriors Of The World Encore: 17. House of Death 18. Black Wind Fire And Steel


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE