20-10-2015, Backstage (Halle), München

STRATOVARIUS + GLORYHAMMER + DIVINE ASCENSION

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 23.10.2015

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Während die Tiroler Abteilung von Stormbringer West in Wörgl mit Jeff Waters und der Anni thrashte, hielt der Salzburger Teil in München derweilen die Einhornfahne hoch. Die Finnen von STRATOVARIUS gastierten in der Backstage-Halle und hatten mit GLORYHAMMER schottische Gefolgsleute im Gepäck, sowie überdies australische Verstärkung in Form von DIVINE ASCENSION mit an Bord.

Während also die Tiroler von Grenzüberschreitungen verschont blieben, hieß es für Salzburg sich wieder einmal durch die Kontrollen auf deutscher Seite zu schlängeln, was aber an diesem Tage überraschend flüssig ging. So fand man sich viel zu früh in München ein und hatte dafür Gelegenheit die seltenen Sozialkontakte in der bayrische Metropole zu pflegen. Drinnen in der Halle war es dann wie gewohnt heiß und stickig und der in Rüstzeug angetretene Stormbringer-Abgesandte (nein, fragt einfach nicht warum...) durfte schon zum Auftakt des Abends ordentlich schwitzen.

 

DIVINE ASCENSION, deren zweites Album "Liberator" dem heutigen Berichterstatter im Vorjahr in die Hände gefallen war, legten gleich einmal ordentlich selbstbewusst los. Frontdame Jennifer Borg erinnerte optisch und von der Performance her ein wenig an Maxi Nil (ex-VISIONS OF ATLANTIS), aber machte stimmlich sogleich klar, dass sie ihren Resonanzraum besser zu nutzen weiß als die Griechin. Mit augenscheinlich sehr großem Spaß zockten sich die fünf Australier durch ihr knackiges Set, bei dem es sowohl Mitsingmelodien als auch ausladend-progressive Parts auf die Ohren gab. Die Mischung fiel beim Publikum auf sehr fruchtbaren Boden und die lachenden, viel interagierenden und miteinander scherzenden Musiker konnten amtlichen Applaus einfahren. Lediglich beim Sound musste der Fünfer Abstriche machen, aber dafür konnten die Australier (mit Koala und Minion am Keyboard hockend) mit ihrer sympathischen, einnehmenden Performance viele Fans dazugewinnen.

 

Weiter ging es mit GLORYHAMMER - und da blieb kein Auge trocken! Der Spaßfaktor den DIVINE ASCENSION mitbrachten potenzierte sich gleich einmal, als die schräg gewandete Truppe die Bühne enterte. Die schottisch-schweizerische Band platzte wie ein bunter Wirbelwind in die Halle, und konnte das Publikum von der ersten Sekunde an mitreißen. Gar nicht wenige Leute schienen extra für GLORYHAMMER gekommen zu sein - konnte man doch nebst gerüsteten sogar als Einhörner verkleidete Zuseher ausmachen. Schräger Spaß auch auf der Bühne - wie schon im Dezember des Vorjahres wurden die Legenden des bösen Zauberers Zargothrax und seines Widersachers Prinz Angus McFife erzählt, und auch die neuen Kapitel des intergalaktischen Epos' "Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards" wurden nicht ausgeklammert. Das Publikum durfte Soundtrack des Streithammers des Prinzen sein ("wwwuuuuuuusccccch"), auf einem "Magic Dragon" reiten und gemeinsam mit den wackeren Recken setzte man mit Discobeat, zu dem auf und abseits der Bühne fleißig getanzt wurde, das "Universe On Fire". Die Legenden des "Hollywood Hootsman" und des "Goblin King Of The Darkstorm Galaxy" wurden besungen, und man stand gemeinsam den Schrecken der "Unicorn Invasion Of Dundee" durch, ehe zur "National Anthem Of Unst" der Hootsman zum König gekrönt wurde und sich die Halle geschlossen zur Ehrerbietung des Herrschers in den Staub der Schlacht kniete.

Ja, vielleicht ist das ausnehmend kindisch was Mastermind Christopher Bowes (als Zargothrax) und Sänger Thomas Winkler (Prinz Angus McFife) gemeinsam mit ihren Mitstreitern auf der Bühne abziehen. Who cares? Selbst wenn der Mann an den Tonreglern mal keine Medaille gewinnt, fährt die locker-spaßige Performance der Truppe (Zargothrax warf dem Prinzen sogar ein neckisches Küsschen zu) doch voll in Arme, Beine und Herz, und sorgt dafür, dass man einfach mitgröhlen muss. Und wer es nicht macht, ist einfach Spaßbefreit, so siehts aus.

Einziger Wermutstropfen, die unseligen "Noch ein Bier"-Rufe die den ohnehin kranken Hootsman, der seine Ansprache aufgrund streikender Stimmbänder nicht halten konnte, dazu nötigten gleich drei Biere hintereinander zu exen. Schotten sind ja bekanntlich trinkfest, aber.. ernsthaft. Wirklich. MUSS DAS SEIN?! Könnt ihr euch eurer sch*** "Noch ein Bier"-Geplärre nicht für SABATON aufheben, anstatt beinahe JEDES verdammte Powermetal-Konzert mit diesem Säufermist zuzugröhlen? Es ist nicht einmal mehr bei den schwedischen Erfindern desselben lustig, also LASST ES EINFACH! Ewig der gleiche bis zum Erbrechen ausgereizte Gag sorgt dafür, dass bald jede Show einen schalen Nachgeschmack bekommt - selbst eine so hingebungsvoll zelebrierte wie bei GLORYHAMMER.

Setlist:

  • Infernus Ad Astra
  • Rise of the Chaos Wizards
  • Legend of the Astral Hammer
  • Hail to Crail
  • Universe on Fire
  • Angus McFife
  • The Hollywood Hootsman
  • Magic Dragon
  • Goblin King of the Darkstorm Galaxy
  • The Unicorn Invasion of Dundee
  • The National Anthem Of Unst

 

Mr. Kotipelto strapazierte ja schon 2013 am Bang Your Head die Gehörgänge des Berichterstatters bis sie bluteten. Deshalb stellte man sich bereits im Vorfeld, vor allem Aufgrund der vorangegangenen Absagen der Gigs in Lindau und Hamburg wegen schwerer Bronchitis des Finnen, auf eine mittelmäßige Performance ein. Gleich um drei Songs vorweg gekürzt präsentierte sich also die Setlist von STRATOVARIUS und das Drama nahm mit "My Eternal Dream" vom aktuellen Album seinen Anfang. Für eine gerade überstandene Bronchitis hörte sich Timo hier noch ausnehmend gut an, aber spätestens bei dem Klassiker "Against The Wind" begannen die Ohren wieder zu bluten, so weit lag der Finne teilweise neben der Tonspur. Die mehr oder minder tonalen Ausrutscher zogen sich dann leider wie zu erwarten durch das gesamte Konzert. Im Verein mit erneut mäßiger Soundqualität ergab das einen wenig genussvollen Abschluss des Abends, und auch im Publikum, das zwar artig zu bekannteren Titeln wie "Phoenix" mitklatschte, merkte man, dass der Funke nicht so wirklich überspringen wollte. Auch die immer wieder eingestreuten, teilweise schon über die Maßen ausladenden Soloparts in denen sich Timo von den stimmlichen Anstrengungen zu erholen versuchte, erwiesen sich als dem Mitreißen des Publikums eher abträglich. Vor allem das zwar hochklassige, aber mit Fortdauer ermüdende Basssolo zehrte an den Nerven, und als schließlich auch noch in schrägen Tönen ein "Prosit der Gemütlichkeit" angestimmt wurde, ergriff Stormbringer entsetzt die Flucht. Die verbliebenen vier Songs (eventuell auch nur drei, denn "The Lost Saga" war bereits in der Setlist mit Fragezeichen ausgeklammert) mussten STRATOVARIUS schließlich ohne Beisein des Berichterstatters in die sich lichtenden Zuschauerreihen werfen. Mit dieser zwar spielerisch astreinen aber dafür gesanglich umso katastrophaleren Show haben sich die Finnen leider nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Setlist:

  • My Eternal Dream
  • Eagleheart
  • Against the Wind
  • SOS
  • Lost Without a Trace
  • Phoenix
  • The Lost Saga (???)
  • Black Diamond
  • Shine in the Dark
  • Hunting High and Low

 

Ein fast volles Backstage (an einem Dienstagabend definitiv eine Überraschung!) sah zwei extrem gut aufgelegte Vorbands, von denen DIVINE ASCENSION ordentlich punkten konnten, und GLORYHAMMER sich als die Abräumer es Abends herausstellten. STRATOVARIUS wurden letztendlich mit krankheitsbedingt gekürzter Setlist und, nennen wir es einmal "suboptimaler Gesangsleistung", objektiv von ihren Vorbands an die Wand gespielt. Das mögen Fans von STRATOVARIUS vielleicht anders sehen, aber leider war diese Vorstellung der Finnen in München alles andere als ruhmreich. Was euren Berichterstatter hier angeht: Ich mag STRATOVARIUS wirklich, ich bin großer Fan der Finnen, aber es war mir in all den Jahren nie vergönnt eine solide Vokalperformance bei dieser Band zu erleben. So leid es mir tut - das war dann wohl das letzte Mal, dass ich meine Ohren dem ausgesetzt habe...

P.S.: Was "Noch ein Bier" angeht, bin ich keineswegs spaßbefreit. Nur ähnlich wie das unselige "Helga"-Geschrei auf Festivals nervt selbst der beste Running Gag ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch.


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