24.10.2015, Pustervik, Göteborg

GRAVEYARD

Veröffentlicht am 26.10.2015

Die schwedischen Veteranen des progressiven Classic-Rock GRAVEYARD sprechen mittlerweile ein immenses Publikum an. So groß, dass ein Heimspiel im Göteborger Pustervik bei weitem zu wenig ist. Deshalb gibt es an diesem Wochenende gleich zwei Auftritte der schnauzbärtigen Retrorocker.

 

Während das Freitagskonzert bereits seit Wochen ausgebucht ist, wurde für den Samstag glüchlicherweise noch ein Ticket im Venue der Göteborger Innenstadt ergattert. Bevor es aber mit den Publikumslieblingen los ging, heizten die ebenfalls hier ansässigen NIGHT VIPER das Pustervik an. Gespielt wurde aufgeregter Hard-Rock mit ordentlich Vibrato auf der weiblichen Leadstimme. Die Songs "Night Viper" und "Jailbreaker" rüttelten das Publikum erst so richtig wach und nach und nach füllte sich die Halle. So beschwingt die aufputschende halbe Stunde mit kitschigen Gitarrenläufen und synchronem Headbanging angefangen hatte, war sie auch schon wieder um.

 

Was bei NIGHT VIPER noch als gemütliche Stimmung mit relativ großem Respektabstand zum Konzertnachbarn begann, nahm in der Umbaupause ein jähes Ende. Kaum Platz, sein Bier zu heben, wurden GRAVEYARD schließlich lautstark und gut gelaunt empfangen.

 

Zeigte sich das Publikum anfangs noch zurückhaltend, brach spätestens bei "Hisingen Blues" die schwedische Gemütsruhe. Die Nummern des neues Albums “Innocence & Decadence” (2015) passten sich wunderbar ins gelassene Songgefüge der Setlist ein, auch wenn man einige der alten Klassiker darin vermisste (insbesondere "Satan’s Finest").

 

Wie schon auf “Graveyard” (2011) und “Lights Out” (2012) setzten die Jungs auf gekonntes Phrasendreschen mit Lyrics, die man schon beim zweiten Takt auswendig mitsingen kann. Mal PINK FLOYD-inspirierte Hammond-Balladen ("Exit 97"), mal rockige Headbang-Nummern ("From A Hole In The Wall"), man ließ sich getrost in andere Sphären davontragen. Das Backdrop zwischen M.C.Escher und New York Street Art tat dazu sein Übriges.

 

 

Diese ausgeklügelte Mischung sorgte für emotionale Achterbahnen zwischen freundlichem Herumgehüpfe und innigen Bro-mance Umarmungen im Publikum. Pointierte Gitarren machten Songs wie "The Apple And The Tree" zu lockeren Retrohits, die auch nach dem Konzert noch im Kopf herumschwirrten und so aufrichtigen Kuschelrock wie "Stay For A Song" findet man sonst nur ganz selten.

 

Die ausgelassende Stimmung gipfelte im Encore mit der progressiven “Hisingen Blues”-Nummer ‘Ain’t Fit To Live Here’ und einer Gefühlsexplosion zu ‘The Siren’. Mit einem lautstaken "Hej då" traten die Helden des Abend ab und mit ihnen verpuffte der grünlich-rote Schimmer des Bühnenbilds. Zurück blieb nur angenehme Benommenheit und eine unterschwellige Angst vor den Dämonen des Schlafs.

 

GRAVEYARD Setlist (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

 

Magnetic Shunk

Hisingen Blues

Exit 97

Buying Truth

An Industry Of Murder

From A Hole In The Wall

Too Much Is Not Enough

RSS

Lost In Confusion

Blue Soul

Uncomfortably Numb

 

ENCORE

Stay For A Song

The Apple And The Tree

Ain’t Fit To Live Here

The Siren


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