08.12.2015, Wiener Stadthalle (Halle D), Wien

NIGHTWISH + ARCH ENEMY + AMORPHIS

Veröffentlicht am 24.12.2015

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Ein melodisch-deftiges Dreiergespann hatte sich für den 8. Dezember 2015 in der Stadthalle Wien angekündigt: Die führenden Bombast-Metaller von NIGHTWISH, verstärkt durch die ebenso charmante wie talentierte Brüllschlumpfine Alissa White-Gluz und ihre ARCH ENEMY, mit den mächtigen AMORPHIS im Vorprogramm - ganz klar, hier soll in der vorweihnachtlichen Besinnlichkeit nochmal ordentlich eingeheizt werden!

Zunächst war es zwar sicher ein ambitioniertes Unterfangen, diesen Tourtross an einem Dienstag in Wien in die Stadthalle zu verlegen, allerdings gab es auch keine wirklichen Optionen: NIGHTWISH allein verkauften bei ihren letzten Gastspielen in Wien bereits die Gasometer-Halle aus, und nach oben hin gibt's dann eigentlich nur noch eben diese große Halle am Vogelweidplatz. Sie ist zwar an diesem Dienstag nicht mal halb gefüllt - aber doch etwa 6.000 Gäste dürften ihren Weg zu Tuomas Holopainen & Co. gefunden haben.

Bereits bei den Openern AMORPHIS herrscht gute Stimmung, wenngleich der Sound etwas dünn ausfällt. Dennoch legt sich Charismatiker Tomi Joutsen, mit seinem einzigartigen Mikrofon bewaffnet, ordentlich ins Zeug, um die versammelte Gefolgschaft mit atmosphärischen Metal-Krachern der Marke "Sacrifice" und "Bad Blood" zu animinieren und zum abschließenden "House Of Sleep" kann schon von durchaus guter Stimmung in der Stadthalle gesprochen werden. Zugegeben, der zögerliche Sound tat der Band vermutlich keinen Gefallen, aber dem Publikum schien's nicht zu stören.

Setlist AMORPHIS:

Death Of A King
Sacrifice
Hopless Days
Bad Blood
The Smoke
Silver Bride
The Four Wise Ones
House Of Sleep

Ganz andere Geschütze wurden dann von ARCH ENEMY aufgefahren: Die Lautstärkeregler werden gefühlt "auf elf" aufgedreht und Fronterin Alissa stürzte sich wie ein tollwütiger Derwisch auf die Meute. Klar, dem Publikum ringt das gemischte Gefühle ab: Viele der NIGHTWISH-Konsumenten sind doch eher auf weichgespülteren Metal geeicht und tun sich mit dem heftigen Gesang und dem brachialen Druck der Instrumentalfraktion von ARCH ENEMY etwas schwer. Aber das international besetzte Melo-Death-Inferno lässt sich dadurch nicht beirren: Egal ob mit dem Opening-Triple aus "Yesterday Is Dead And Gone", "War Eternal" und "Ravenous", zwischendurch mit Mid-Tempo-Stampfern wie "You Will Know My Name" und "As The Pages Burn", oder am Ende mit dem fulminanten Finish aus "No Gods, No Masters" (inkl. Sprungeinlagen) und "Nemesis" - man bekommt in kurzer Spielzeit beinahe die volle Breitseite von erzfeindiger Metalkost verabreicht. Ganz so fulminant und triumphal wie beim Masters Of Rock 2014 oder auch Ende letzten Jahres gemeinsam mit KREATOR im Gasometer fiel die Show heute zwar nicht aus, und das durchgemischte Publikum konnte wohl auch nicht so restlos überzeugt werden, wie man das sonst kennt - aber mit einem fleischgewordenen Anime-Traum in Form von Alissa White-Gluz und einem Gitarren-Gespann aus Michael Amott und Jeff Loomis, da kann man kaum mehr was falsch machen. ARCH ENEMY sind anno 2015 wohl dicker im Geschäft als je zuvor, und das trotz des Abgangs einer ikonischen Frontfrau wie Angela Gossow; wer hätte das gedacht? 

Setlist ARCH ENEMY:

Yesterday Is Dead And Gone
War Eternal
Ravenous
Stolen Life
You Will Know My Name
Under Black Flags We March
As The Pages Burn
No Gods, No Masters
Nemesis

Nach etwas längerer Umbauzeit war es dann soweit, und die finnischen Bombast-Metaller NIGHTWISH, niederländisch und auch britannisch verstärkt durch Floor Jansen und Troy Donockley, luden zur Präsentation des aktuellen Albums "Endless Forms Most Beautiful". Ich durfte Floor Jansen bei NIGHTWISH bereits im Sommer am Masters Of Rock erleben und hegte insofern hohe Erwartungen an die Headliner-Show in Wien und als die sympatische Band mit "Shudder Before The Beautiful" und "Yours Is An Empty Hope" in ihr Set startete, war auch gleich klar, dass NIGHTWISH mittlerweile nicht nur an der Spitze des internationalen Metal-Zirkus, sondern auch mit einem Fuß schon im Mainstream angekommen sind. 

Pompöse LED-Walls, Feuersäulen und Nebelwerfer dominieren das ansonsten fast ein wenig karge Bühnenbild und auch wenn die Pyro-Show anfangs noch etwas ruhig anläuft, spätestens beim stimmungsvollen "Ever Dream" und dem unvergesslichen Band-Klassiker "Wishmaster" (den sich Neo-Sängerin Floor mit einer gewagten, aber gelungen Interpretation zu eigen macht) passt dann auch die Stimmung im Publikum. Charmant angekündigt wird "While Your Lips Are Still Red" von Basser/Sänger Marco Hietala und richtig gute Reaktionen gibt's auch diesmal für die Single "Élan", die zwar auf Platte etwas schwachbrüstig daherkommt, in der Livesituation aber richtig gut funktioniert.

Ebenso gut kommt das treibende "Weak Fantasy" an und NIGHTWISHs "Storytime" wird ebenso abgefeiert. Schön auch, dass "Edema Ruh" vom neuen Album seinen Weg ins Set gefunden hat. Überraschungen gab's dann noch mit "7 Days To The Wolves" und "Stargazers" vom "Oceanborn"-Album, während das fulminante Finale unter Feuerwerk und Nebelgeysiren wie zu erwarten aus "Ghost Love Score" und "Last Ride Of The Day" bestand. Etwas schmerzlich vermisst wurde leider "Sleeping Sun", das Floor am Masters Of Rock 2015 in der wohl besten Version dargeboten hatte, die ich jemals vernehmen durfte; der Song darf gerne wieder in die Setlist!

Als Trostpflaster gab's aber immerhin eine (nur geringfügig) gekürzte Version der "Greatest Show On Earth", die dann auch einen mehr als würdigen Abschluss für ein großes Konzerterlebnis darstellte.

AMORPHIS gut, ARCH ENEMY laut, aber mit schwerem Stand, und NIGHTWISH souverän in dem wohl besten Line-Up der Bandgeschichte - so lässt sich ein gelungener Konzertabend in einem Satz zusammenfassen. Es war eine originelle Idee, diese genretechnisch doch nicht ganz kompatiblen Acts gemeinsam auf Tour zu schicken, aber im Großen und Ganzen ist der Plan definitiv aufgegangen und es konnte wohl jede der Bands neue Fans für sich dazugewinnen.

Setlist NIGHTWISH:

Shudder Before The Beautiful
Yours Is An Empty Hope
Ever Dream
Wishmaster
My Walden
While Your Lips Are Still Red
Élan
Weak Fantasy
Storytime
Edema Ruh
I Want My Tears Back
7 Days To The Wolves
Nemo
Stargazers
Ghost Love Score
Last Ride Of The Day
The Greatest Show On Earth


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