17.02.2016, Posthof, Linz

BLACK STONE CHERRY & TOSELAND

Veröffentlicht am 23.02.2016

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Nach insgesamt vier Konzerten in Wien (Szene 2008, 2012, Gasometer 2011 und Ottakringer Brauerei 2014) und vier Festivalauftritten (Novarock 2009, 2011, 2014, Picture On 2015) von BLACK STONE CHERRY, wurden die modernen Southern Rocker im Februar 2016 für den „Posthof Linz“ gebucht. Vor allem die Auftritte am Novarock dürften den Bekanntheitsgrad in Österreich ordentlich gesteigert haben. So füllte man einen Tag nach einem erneuten Auftritt in der Ottakringer Brauerei (von dem Kollege Kalti bereits äußerst positiv berichtete), den großen Posthof-Saal locker mit über 1000 Besuchern, die sich bereits beim Opener TOSELAND um Punkt 20 Uhr gut gelaunt auf ein Hard-Rock Konzert freuten.

Die Band rund um James Toseland, den ehemaligen britischen Motorradfahrer und Ehegatten von Sängerin Katie Melua, machte ihren Job als Einheizer ausgesprochen gut. Ich war definitiv sehr überrascht von den gesanglichen Qualitäten des sympathischen Frontmanns, dessen Parallelen zu ALTER BRIDGE´s Myles Kennedy auch optisch (aber um einiges fitter wirkend) nicht zu leugnen sind. Da ist man schon in der Oberliga angekommen, wenn man die Töne in diesem Stil intonieren kann. Vielleicht nicht sonderlich originell, musikalisch geht man aber auch mehr in Richtung moderner Hard Rock als in die metallischen Gefilde eines Mark Tremonti.

TOSELANDDie Songs „Life Is Beautiful“, „Puppet On A Chain“, aber auch „Too Close To Call“ kamen ziemlich gut an, haben sie doch auch einprägsame Refrains, die das dicht gedrängte Publikum an einem Mittwochabend in Feierlaune versetzten. Just in dem Moment, in dem ich mir dachte: „Coole Überraschung“, packte es den Frontmann dann aber, seine Pianokünste vorzuführen und drückte damit mit einer meiner Meinung nach austauschbaren Ballade die Stimmung. Die letzten Nummern „Renegade“ und „Singer In A Band“ versöhnten mich aber. Die Band fetzte gut eingespielt mit lautem Bass, fetten Riffs der zwei Gitarristen und lässigen Drums vom japanischen Schlagzeuger Joe Yoshida.

Nach der Spielzeit von knapp über einer halben Stunde, hätten BLACK STONE CHERRY locker schon um 21 Uhr auf der Bühne stehen können, der Aufbau mit dem riesigen „B-S-C“-Banner erschien nicht äußerst kompliziert. So machte sich zumindest bei mir bis zur tatsächlichen Startzeit um ca. 21:20 Uhr bereits Unmut bemerkbar.

Als das Konzert dann gleich mit dem Hit „Me And Mary Jane“ vom letztem Album „Magic Mountain“ gestartet wurde, war ich aber sofort guter Dinge, das Publikum ging vom ersten Riff an ordentlich ab und freute sich wirklich, dass einmal ein Hard Rock-Act in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Station machte. Mit „Rain Wizard“ von Debütalbum wurde gleich nachgelegt, was mich als Fan der Frühphase sehr erfreute. Die markante Stimme vom „jungen Meat Loaf-Look Alike“ Chris Robertson ist nach wie vor das Aushängeschild der Band.

Chris Robertson (BLACK STONE CHERRY)

„Blind Man“ markierte dann den ersten Beitrag des frühen Meisterwerks „Folklore And Superstition“ und dient als Trademarksong von BSC. Die groovigen, harten Riffs vom „jungen Steve Buscemi-Lookalike“ Ben Wells unterscheiden sich vom Einheitsbrei des amerikanischen Radiorocks à la NICKELBACK. Im Laufe des Konzerts wurde ich dann aber das Gefühl nicht los, dass sich die Band ab dem dritten Album „Beetween The Devil & The Deep Blue Sea“ immer mehr in Richtung Mainstream entwickelte. Dem größtenteils erschienen Festival-Publikum macht dies natürlich nichts aus: eingängige, mitsingbare Refrains sind der Garant für eine gute Stimmung.

Die Publikumsnähe kann man der Band auch nicht absprechen, vor allem nach dem verhunzten Einstieg in „Violator Girl“ musste man das Publikum um Verzeihung bitten. Irgendwie war mir das ab und zu aber dann auch zu viel Gelaber und eine straighte Rockshow wär mir da lieber gewesen. Auch das „Roadhouse Blues“-Intro zu „Yeah Man“ kam mir da ein wenig träge daher, wobei das geile Twin Gitarren-Solo am Ende aber entschädigte.

Ben Wells (BLACK STONE CHERRY)

Das Publikum wurde danach wieder mit dem Mitsingchorus bei „Soulcreek“ aktiviert und schwelgte vor allem bei „Things My Father Said“ in Balladenstimung. Mit „In Our Dream“ stellten BSC einen äußerst harten Song des bald erscheinenden Albums „Kentucky“ vor. Danach durfte Schlagzeuger John Fred Young sein überlanges Drumsolo hinlegen, der wohl seinen Patzer mit einem nicht gefangenen Drumstick bei einem Song unbedingt ausgleichen wollte. Zuvor unterschrieb er noch für einen zu euphorischen Fan ein Poster, bevor dieser (O-Ton Chris Robertson) an einer Herzattacke sterben würde.

Für eine Verschnaufpause der Rhythmusfraktion kam danach Ben Wells mit seiner akkustischen Gitarre und langweilte gemeinsam mit Chris Robertson bei dem emotionalen Song „The Rambler“ vom kommenden Album. Bei „Maybe Someday“ besann man sich wieder seiner Wurzeln mit erdigen Rock n´ Roll Riffs.

John Fred Young (BLACK STONE CHERRY)Die obligatorischen Hits „White Trash Millionaire“ und „Blame It On The Boom Boom“ durften natürlich nicht fehlen. Ein wenig Mut in der Songauswahl mit einigen genialen musikalischen Schmankerln von „Folklore And Superstition“ oder dem an ALICE IN CHAINS angelehnten „Killing Floor“ vom dritten Album hätte der Abwechslung wegen gut getan. Aber mal sehen, was das neue Album so bringt.

Die Zugabe mit „Lonely Train“ stimmte mich zwar zufrieden, statt dem MOTÖRHEAD-Cover „Ace Of Spades“, das eigentlich von Lemmy persönlich zwei Tage zuvor in Linz hätte performt werden sollen, wäre mir aber dann doch eigenes Material wie das geniale „Peace Is Free“ lieber gewesen. Irgendwie ist die Huldigung zwar verständlich, passt meiner Meinung nach aber nicht wirklich zu BSC. Da wäre eine LYNYRYD SKYNYRD-Nummer wohl angebrachter, aber bitte nicht „Sweet Home Alabama“. Die Vorbilder von BSC hätten da eigentlich genug Songs in petto, was die alteingesessenen Southernrocker letztes Jahr auch im Gasometer in Wien bewiesen haben.


WERBUNG: Hard
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