22.3.2016, Viper Room, Wien

NARGAROTH & NOCTEM & CONCEIVED BY HATE & FAANEFJELL

Text: Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 24.03.2016

» Hier gehts zur Galerie...

Wir waren gestern bei einem urrechten Black Metal Konzert von NARGAROTH und es war urkuuulleiwandsuper....

So, oder so ähnlich könnte eine Headline eines anderen bekannten Magazins lauten. Nun, da ich Ihre Aufmerksamkeit gewonnen habe, möchte ich mich wichtigeren Dingen widmen. In diesem Fall meinem Bericht des dienstäglichen Black/Death/Thrash Festes in den ehrenwerten Gewölben des dritten Bezirks.

Immer wieder wurde Rene Wagner aka Kanwulf aka Ash seines Zeichens Frontmann und einzig beständiges Mitglied der deutschen Black Metaller NARGAROTH eine gewisse Nähe zum rechten Rand vorgeworfen. Er wurde dadurch von Festivals gestrichen und einige Auftritte in Clubs wurden gecancelt. Dass der Mann keine reine Weste besitzt, ist kein Geheimnis, auf der offiziellen Homepage wird unter dem Reiter „Politisches“ folgendes verkündet:

„NARGAROTH hat sich Zeit seiner Existenz nie mit politischen Themen, egal in welcher Richtung befasst, noch war es jemals politisch orientiert.

NARGAROTH stellen hier noch mal ausdrücklich und nachhaltig klar, daß von Anschuldigungen jeglicher Art zu einer politischen Orientierung oder Schwierigkeiten in den frühen Tagen des Musik- Projektes Abstand zu nehmen ist. Weiterhin lässt sich Nargaroth nicht mehr für die Fehlinterpretationen, Falschaussagen und Anschuldigungen zu einer unterstellten politischen Orientierung jeglicher Art missbrauchen und für keinerlei politische Ideen jedweder Richtung instrumentalisieren“ (sic!)

Kurzgefasst: „Go Fuck Yourself – Haters Gonna Hate“ (Und ein großes Fuck an den Betreiber der Homepage, der diesen Text in einem Flash Ding verpackt hat und ich somit Wort für Wort abtippen musste). Widmen wir uns dem musikalischen Teil des Abends:

Den Opener Platz besetzten die Norweger FAANEFJELL. Mit einer interessanten Mischung aus Black Metal, Folk Einflüssen und etwas Melodic Death Metal setzten sie die Latte für den Abend hoch. Eingängige Melodien gepaart mit Black Metal typischer Rhythmusfraktion (Wer braucht schon eine Doublebass?). Ebenso imposant wie der musikalische Aspekt, war das Auftreten der Norweger: Fast ausschließlich barfuß und mit zerfetzter Kleidung, erinnerten sie mich an FINSTERFORST oder TULSADOOM. Dass Drummer Berserker solch Schlagkraft auf sein Drumkit übersetzen konnte, war mir ein medizinisches Rätsel, hat er doch Beine, die kaum dicker als ein Holzspreißel sind. Optisch eher eine Lachnummer, droschen sie musikalisch in eine Genreecke hinein, wo noch nicht jegliche andere Band hingepinkelt hatte – schwer zu empfehlen.

Darg (FAANEFJELL)

Von der musikalischen Abwechslung gleich zu besagtem Hinpinkeln: Die nächste Band CONCEIVED BY HATE enttäuschte gleich von Beginn an. Für den 0815 Thrash/Death Fanboy vermutlich genau das Richtige, fehlte mir hier eindeutig ein Wiedererkennungsmerkmal. Immer dieselben Rhythmen, absolut jede Nummer glich der Vorangehenden. Einen kleinen Lichtblick gab es in der Mitte des Sets: „Embrace The Absurd“ stellte sich als mit Abstand abwechslungsreichste Scheibe heraus – ruhiges Intro – steigende Spannung bis zur Mitte des Songs – dem Black Metal angenäherte Drums – feine Sache. Leider fiel genau hier die Leadgitarre aus (bzw. war ganz leise), was die Freude am riffbepackten Lied etwas schmälerte. Danach ging es im gleichen öden Ton wie zuvor weiter. Beendet wurde das Set vollends mit „Fuck Off The System“. Das Publikum zeigte endlich Regung und nach ewiger Animierung auf Bandseite, konnte man die äußerst schwierigen Titelworte mitgrölen. Insgesamt war es mir zu wenig Abwechslung, der ein oder andere dürfte aber daran Gefallen gefunden haben.

Hellbastard (CONCEIVED BY HATE)

Schluss mit lustig, endlich geht der Black Metal Part los. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit für den fiktiven Schreiber der ersten Zeilen dieses Berichtes sich in die Hose zu pinkeln und heulend den Viper Room zu verlassen. NOCTEM heizen dem Laden so richtig ein. Der blutverschmierte (für erwähnten fiktiven Schreiber: „Ist eh nur Ketchup – keine Sorge“) Frontmann Beleth überzeugte mit tiefen Grohls. Die Rhythmusfraktion genretypisch energisch und schnell – die Riffs der Gitarre eingängig und doch abwechslungsreich. Richtig geiler Black Metal aus Spanien.

Beleth (NOCTEM)

Nach ewig scheinender Wartezeit (gegen BELPHEGOR war es trotzdem minimal – If You Know What I Mean) erschien der Meister auf der Bühne, gesellte sich zu seinem Freund, dem Mikro und schlug Wurzeln in die Bühne des Viper Rooms. Bei „Manchmal wenn sie schläft“ gab es für mich das erste songtechnische Highlight. Der Sound war okay im Viper Room, wobei der gewisse Rotz zum Black Metal dazugehört wie die Swag - Kappe zu MONEYBOY. Ein bisschen gereizt meinte Meister Ash zwischendurch, dass er nicht gut drauf wäre, weil ihm seine Keramikmaske gebrochen ist. Im kurzen Gespräch nach dem Konzerte erklärte er noch, dass ihm das Licht der Smartphone Filmer wahnsinnig auf die Nerven ging und er dauergeblendet war. Da kann man nur Verständnis spüren – packt eure Handys ein und genießt das Konzert live – heastoida.

Ash/Kanwulf (NARGAROTH)

Nach 40min verzogen sich die Musiker alle von der Bühne (anscheinend, waren es doch keine Wurzeln), der gemeine Konzertbesucher meinte nun, nur mehr die Zugabe auf die Ohren zu bekommen und dann entlassen zu werden. Stattdessen wurde danach eine weitere halbe Stunde geklimpert und gegrölt. Zeit zum „in die Musik hineinkippen“ und genießen. Gegen Schluss gab es vom Publikum des, leider nur halb gefüllten, Viper Rooms mutige „Nargaroth, Nargaroth“ Rufe – stundenlanges Gejauchze und Applaudieren, wäre bei solch einem intensiven Konzert nicht angebracht. 

In Summe ein super Abend, für jedermann etwas dabei und gerne wieder ein NARGAROTH Konzert in der Hauptstadt.

Bleibt nur noch das obligatorische: VIPER ROOM IST KRIEG....


ANZEIGE
ANZEIGE