01.06.2016, Posthof, Linz

ZAKK WYLDE - Book Of Shadows II Tour

Text: Lady Cat
Veröffentlicht am 08.06.2016

» Hier gehts zur Galerie...

Zakk Wylde ist mir kein Unbekannter. Einerseits kenne ich ihn von BLACK LABEL SOCIETY, andererseits sah ich ihn schon mal live mit OZZY. Insofern war mein Interesse groß, ihn wieder mal live auf der Bühne zu erleben. Vor allem war ich gespannt, wie er sein neues Album live an die Leute bringen würde, da „Book Of Shadows II“ ein sehr zartes Werk ist und nicht gerade leichte Kost für einen Rocker.

Also machte ich mich an diesem ersten Junitag auf nach Linz, um den Meister zu sehen und zu hören. Vorab jedoch beglückte uns JARED JAMES NICHOLS mit seiner Bühnenpräsenz.

Der Blues-Rocker aus Wisconsin war keine schlechte Wahl als Support. Mit wehenden Haaren und viel Engagement trabte er über die Bühne und sang und spielte in allerbester Blues-Rock-Manier. Jared ist eines dieser Gitarren-Genies, die die volle Bandbreite, von knackigem Rock bis zu nachdenklichem Blues rüber bringen und in jeder Situation gut klingen. Zudem besticht auch noch die Optik und so war es nicht verwunderlich, dass seine Songs von den Zuhörern begeistert aufgenommen wurden.

Die Songs, die die drei Musiker zum Besten gaben, waren überwiegend rockig-fröhlich und hatten ordentlich Drive. Groovige Stücke gab es genau so wie leicht düster und nachdenklich angehauchte Blues-Gustostückerl. Vor allem beim Blues waren die Songs dann doch vom Bass angetrieben und dominiert.

Jared überzeugte in den ca. 40 Minuten, die er spielte, auch als Frontmann. Er hat es drauf, die Zuhörer zu motivieren und die anwesenden Fans zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Als er die Bühne verließ, hinterließ er einen Posthof, der ordentlich angeheizt war und voller Begierde auf Monsieur ZAKK WYLDE wartete.

Und das sollte es dann auch werden – eine lange Warterei. Entgegen der Ankündigung um 21 Uhr zu beginnen, startete Zakk seine Show mit einer guten halben Stunde Verspätung. Das kam irgendwie nicht so gut an. Ob es nun daran lag, dass der Veranstalter die Beginnzeit falsch genannt hatte oder Zakk länger brauchte, kann ich nicht sagen. Jedoch wurde es von Minute zu Minute im Fotograben immer fader und leichte Enttäuschung keimte auf.

Schließlich starte dann doch die Show mit „Sold My Soul“, einer Nummer vom ersten „Book Of Shadows“-Album. Leider bekam ich von den ersten drei Stücken nicht allzu viel mit, da ich eifrig dabei war, Fotos zu schießen. Der Gitarren-Wunderwuzzi ist nämlich ein recht gutes Motomotiv, weil er es versteht, sich in Pose zu werfen und die unterschiedlichsten Stellungen für Gitarristen präsentiert: Gitarre normal, Gitarre hinter dem Kopf, Gitarre mit dem Mund gespielt und natürlich auch Gitarre im Publikum gespielt, dazu aber später.

Zakks Gitarrespiel wurde natürlich von seinen Fans ausgiebig beklatscht und gefeiert. Die Halle und vor allem die vordersten Reihen waren dicht gedrängt und man sah vor allem viele BLACK LABEL SOCIETY Fans unter den Anwesenden. Als ich mich ab Song Nummer vier („Lay Me Down“) in die hinteren Reihen verdrückte, bemerkte ich jedoch ein Abflauen des Engagements der Anwesenden und im Laufe des Konzertes gewann ich den Eindruck, dass sich einige etwas Anderes erwartet hatten. Klar – wer das neue Album nicht kannte, wurde schon ein wenig enttäuscht. Die Songs fielen vor allem wegen ihrer Länge auf, und wegen des sanften, weichen und kunstvollen Gitarrenspiels und nicht wegen Rockigkeit. Mit Pianobegleitung klang das nicht nach der Rock-Musik, die man sonst von ihm gewohnt ist, sondern nach Liedermacher-Liedern mit viel Emotion und Hingabe dahinter. Bei „Road Back Home“ wechselte Zakk sogar selbst ans Piano und überließ den Gitarrenpart seinem Tastenspieler, der ab diesem Song bewies, dass er das Saiteninstrument genau so beherrschte.

Die Wechsel von rockigen Songs und virtuosen Gitarrensoli zu langsamer und nachdenklicher Rock-Musik, die gelegentlich nach Country und dann nach Blues klang, wurden immer häufiger, je mehr Songs vom neuen Album gespielt wurden. Und irgendwann war ich mir sicher, dass vor allem in den hinteren Reihen die Leute mehr mit ihren Smartphones spielten und chatteten, als Zakk zuzuhören. Ich muss persönlich gestehen, dass es auch mir mit der Zeit etwas langweilig wurde. Immer wieder endlos lange Soli und sehr gleichförmige, ruhige Songs erzeugen Lethargie, aber nicht den Push, den ich von einem Rock-Konzert erwarte.

Einzig der Moment, als Zakk sich mit Gitarre auf ins Publikum machte und inmitten seiner Fans spielte, brachte Leben in die Meute. Schließlich wollte jeder sein Idol aus nächster Nähe sehen und filmen. „Throwin’ It All Away“ dauerte also viel länger als üblich, weil Zakk sicherlich gute fünf Minuten unter uns Normalsterblichen Gitarre spielte.

Nach diesem Song waren gut zwei Drittel des Sets gespielt, und es erwartete die Fans neuerlich ein Reigen an Songs vom neuen Album. Also wurden die hochgereckten Fäuste wieder weniger und das Aufblitzen der Smartphones wieder mehr.

„Sleeping Dogs“ beendete schließlich diesen Abend, der im Endeffekt mehr ruhig als rockig war und insgesamt hinterließ dieses Konzert bei mir eine Überlegung, ob denn nun wirklich alle Fans von der Richtung des neuen Albums begeistert waren oder begeistert werden können. Zakk auf jeden Fall hat jede einzelne Note genossen – so sah er zumindest aus.

Persönliche Anmerkung am Ende: Ich brauch wieder einen Gig der BLACK LABEL SOCIETY um auf „andere Gedanken“ zu kommen.

Setlist (ohne Gewähr):

  1. Sold My Soul
  2. Autumn Changes
  3. Tears Of December
  4. Lay Me Down
  5. Road Back Home
  6. Yesterday’s Tears
  7. Guitar Solo
  8. Between Heaven and Hell
  9. Darkest Hour
  10. Throwin’ It All Away
  11. Dead As Yesterday
  12. Eyes Of Burden
  13. Way Beyond Empty
  14. The King
  15. Lost Prayer
  16. Sleeping Dogs

ANZEIGE
ANZEIGE