11 06 16, Sölvesborg, Sölvesborg

SWEDEN ROCK FESTIVAL 2016 - Tag 4

Veröffentlicht am 07.07.2016

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Tag 4 am SWEDEN ROCK FESTIVAL 2016, Samstag 11. Juni 2016

So jetzt noch einmal alle Reserven mobilisieren und zum Endspurt aufs Festivalgelände. Kleiner Zwischenstopp im Biergarten beim Eingang und dann geht's auch schon zur ersten Band.

Der Auftritt der nächsten Band zeigte, welch ein breites Spektrum im Musikgenre am Sweden Rock Festival geboten wird. Mit Hits wie "All You Zombies", "Johnny B" und "Satellite", um nur einige zu nennen, waren THE HOOTERS in vielen Charts präsent. Und genau diese Hits präsentierte die Truppe auf der "Lemmy Stage". Bei strahlendem Sonnenschein und sichtlich gut gelauntem Publikum wurde der Auftritt der Folk Rocker zu einem chilligen Nachmittag mit angenehmer und partyreifer Musik. Dort wurde geschunkelt und getanzt, auf der anderen Seite wurde fröhlich mitgesungen. Mit "Satellite" und "And We Danced" beendeten THE HOOTERS ihren von guter Laune geprägten Set. Neben mir hörte ich einige aus dem Publikum sagen: "Oh, wusste gar nicht, das dieser Song von denen ist!". Super Auftritt und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht geht's weiter zur nächsten Bühne. Thumbs up for The HOOTERS.

Setlist (ohne Gewähr)

I'm Alive
Day by Day
All You Zombies
Morning Buzz
The Boys of Summer (Don Henley cover)
Graveyard Waltz
500 Miles
South Ferry Road
Give the Music Back
Johnny B
Karla With a K
Twenty-Five Hours a Day
Satellite
And We Danced

Der letzte Tag des Festivals ging dem Ende zu und die Kräfte schwindeten langsam. Was gibt es dabei schöneres, als an einem Nachmittag bei den Klängen von FINNTROLL seine Reserven aufzufüllen? Dazu waren die dieses Jahr neu installierten Sitzgelegenheiten im hinteren Bereich des Sweden-Stage-Areals ideal. Die Finnen und ihre auf Schwedisch vorgetragenen Volksweisen erlebten großen Zuspruch – es tummelten sich allerlei Fans vor der Bühne und die Stimmung war ausgelassen. Dazu muss man aber sagen, dass alles Skandinavische auf dem Sweden Rock einen sehr leichten Stand hat und so gut wie immer (außer es ist während des Headliners) abgefeiert wird.

Nachdem mich DEATH DTA schon im letzten Jahr auf ihrer Tour durch heimische Gefilde überzeugen konnten, legten die Herren diesmal noch kräftig einen drauf. Die Jungs wollten in Schweden der Genialität des zu viel zu früh verstorbenen Chuck Schuldiner huldigen und die Magie seines Schaffens wieder so richtig aufleben lassen. Das unschlagbare Allstar-Lineup dieser Show bestand neben Sänger/Gitarrist Max Phelps (CYNIC) und Tieftöner Steve Di Giorgio (TESTAMENT, SADUS) aus zwei Original-Mitgliedern des „Symbolic“-Personals: Drummer Gene Hoglan (TESTAMENT) und Gitarrist Bobby Koelble. Die Songauswahl war großartig und garniert mit Klassikern wie “Leprosy“, “Pull the Plug“ oder “Zombie Ritual“ kam die Performance bei den Fans recht gut an. Schleierhaft war mir nur, warum bei der Autogrammstunde nur eine handvoll Nasen anwesend waren.

Relativ früh musste das holländische Abrisskomando LEGION OF THE DAMNED diesmal ran, um dem schon ziemlich beängstigend prall gefüllten Moshpit vor der Bühne den Marsch zu blasen. Mit “Legion Of The Damned“ wurde der Gig gleich mächtig eröffnet. Auch im weiteren Verlauf war Aggression pur angesagt, die von Fronter Maurice Swinkels in unnachahmlicher Weise den Fans entgegen geschleudert wurde. Die beiden Klampfer Twan Van Geel und Hein Willekens  fügten sich perfekt ins Gesamtbild ein. Nachdem ja ein 10-jähriges Jubiläum anstand, spielten die Jungs alle Songs vom Debüt-Album “Sons Of The Jackal“ - die wie Granaten einschlugen - und was da aus den Boxen kam, war der blanke musikalische Terror. Manchen Nörglern waren die Holländer ein wenig zu eintönig, aber trotzdem sind die Herrschaften noch immer ein Garant für eine oberamtliche Thrash Metal Show - Hammer.

Setlist (ohne Gewähr)

Legion of the Damned
Death's Head March
Werewolf Corpse
Into the Eye of the Storm
Malevolent Rapture
Demonfist
Taste of the Whip
Bleed for Me
Scourging the Crowned King (Live premiere)
Killing for Recreation
Cult of the Dead
Son of the Jackal

Über die gesanglichen Qualitäten eines Russel Allen noch Worte zu verlieren wäre sprichwörtlich "Eulen nach Athen tragen". Der Frontmann von SYPMHONY X hat das in letzten Jahren nicht nur mit seiner Stammband sondern auch mit Projekten wie ALLEN/LANDE etc. eindrucksvoll bewiesen. Zusammen mit einem Gitarristen wie Michael Romeo und einem Bassisten wie Mike Le Pond gehören sie zur Oberliga im Prog-Bereich. Los ging's dann auch gleich mit "Nevermore" und "Underworld" vom neuen Album. Glasklarer, bombastischer Sound, eine spielfreudige Truppe und ein stimmlich überragender Fronter. Herz, was willst du mehr? So wurde das gesamte Album "Underworld" gemischt mit wenigen alten Songs präsentiert, wobei Russel zwischen den Stücken Storys über den Hintergrund der Songs erzählte, wodurch sich mehr oder weniger ein Puzzle zusammensetzte. Absolut geiler Auftritt von SYMPHONY X, wobei ich mir mehrer ältere Songs, von denen es ja viele gibt, gewünscht hätte.

Setlist (ohne Gewähr)

Nevermore
Underworld
Kiss of Fire
Without You
Charon
To Hell and Back
In My Darkest Hour
Run With the Devil
Swan Song
The Death of Balance / Lacrymosa
Out of the Ashes
Sea of Lies
Set the World on Fire (The Lie of Lies)
Legend

Der nächste Act auf der "Festival Stage" war kein Geringerer als der Gitarrenvirtuose Steve Vai. Dass er zu den renommiertesten Musikern in seinem Genre gehört, ist wohl unumstritten. Aber sorry, über eine Stunde nur Gitarre und Gefidel war mir dann aber doch zu viel. Ich spazierte daher durch den Marktbereich, um noch etwas Kraft für den restlichen Tag zu tanken.

Setlist (ohne Gewähr)

Bad Horsie
Racing the World
Tender Surrender
Gravity Storm
Liberty
Erotic Nightmares
The Riddle
Whispering a Prayer
The Animal
Ballerina 12/24
For the Love of God
Fire Garden Suite IV - Taurus Bulba

 

Mit dem Blick auf die Main-Stage witzelten manche, dass man für den späteren Headliner SABATON gar nicht mehr umdekorieren müsste, war sie doch bereits großzügig mit Flecktarn behangen. Das Lachen verging den Komikern aber schnell, denn DIRKSCHNEIDER lieferte eine gewaltig gute Show und donnerte uns eine Breitseite von ACCEPT-Klassikern um die Ohren, die sich gewaschen hatte - und die man so auch nicht mehr hören wird. “Starlight“, “Living for Tonight“ und “London Leatherboys“, das von allen mitgegrölt wurde, waren ein fulminanter Start. Die Band war tight, der 64 jährige Udo wirkte fit und gut aufgelegt und auch sein Sohn Sven Dirkschneider an den Drums ist mittlerweile eine kleine Institution für sich. Leider kann man in eineinhalb Stunden nicht alle relevanten ACCEPT-Songs unterbringen, doch alle Must-Haves waren vorhanden: “Princess oft he Dawn“, “Restless and Wild“, “Breaker“, “Son of a Bitch“, “Flash Rockin‘ Man“ und im Encore noch “Fast as a Shark“ sowie “Balls to the Wall“. Der geneigte Fan wird die Show sicher in guter Erinnerung behalten.

Setlist (ohne Gewähr)

Starlight
Living for Tonite
London Leatherboys
Midnight Mover
Breaker
Princess of the Dawn
Restless and Wild
Son of a Bitch
Up to the Limit
Midnight Highway
Screaming for a Love-Bite
Flash Rockin' Man
Losers and Winners
Metal Heart
Fast as a Shark
Balls to the Walls
Burning

Es ging Schlag auf Schlag weiter: ein musikalisches Vergnügen jagte das andere. Mit den Melodic Rockern von KING KOBRA wurde gleich wieder ein musikalischer Leckerbissen serviert, sodass man nicht zur Ruhe kam. Ohne viel Bombast bot die Band um Sänger Paul Shortino einen Querschnitt ihrer erfolgreichen Karriere. “Ready To Strike“ als Opener war dabei nur die Aufwärm-Übung für die richtigen Kracher des Abends. Ganz und gar nicht gelangweilt, sondern bis in die Haarspitzen motiviert rockten sich die Herren durch ihre üppige Diskografie, den Fokus glücklicherweise nicht nur auf die neuen Scheiben gelegt. Da kann auch über das gewohnt übertriebene Gepose des erblondeten Bassers Johnny Rod hinweggesehen werden, der wie ein Berserker die Bühne auf und ab lief und einige seiner Sonnenbrillen ins Publikum warf. Mit dem wuchtigen Abschlusscredo “Running Wild“ ging eine Show zu Ende, bei der mir dennoch irgendwas fehlte. Vielleicht deshalb, weil mein absoluter Lieblingssong “Iron Eagle“ ohne Keyboard schon fast ein wenig schräg rüberkam. Aber egal, den Fans hat es gefallen und weiter ging’s zur nächsten Bühne.

 

Jetzt ging es zum letzten Headliner des Festivals: SABATON. Viele zwiespältige Stimmen hat man im Vorfeld gehört, SABATON Headliner auf so einem Festival - "Packen die das?" Um es vorweg zu nehmen: YES. Wie schon in der Story Listening Session vom neuen Album "The Last Stand" und im Interview geschrieben hatten die Jungs versprochen, dass es ein spezieller Gig werden würde. Nach dem Intro "In the Army Now" krachte es schon an allen Ecken und Enden und sie legten einen furiosen Start auf der Bühne hin. Panzer links und Panzer rechts mit Schlagzeug und dazwischen Sänger Joakim, der wie ein Derwisch über die Bühne fetzte und das Publikum von Anfang an im Griff hatte. SABATON ließen einen Hit nach dem anderen, gepaart mit einer gewaltigen Licht- und Pyroshow, vom Stapel. Als dann auch noch einige Songs auf Schwedisch (Sorry, ich hab nichts verstanden!) angekündigt wurden, war es um die Meute vor der Bühne geschehen. Da wurde gebangt und gesungen, dass die Balken krachten. Als kröndender Abschluß wurde fast die Bühne abgefackelt und SABATON heimsten die gerechte Anerkennung ein, die sie verdienen. Ich habe diese Jungs schon einige Male gesehen und mir vor dem Auftritt auch gedacht: "Das wird wieder wie immer!" Aber wie lautet das Sprichwort? "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt." SABATON, das war erste Sahne und so gut und tight habe ich sie noch nicht gesehen. Voll auf die Zwölf und wenn das neue Album so einschlägt, wie ich mir das denke, dann kann es nur vorwärts gehen.

Setlist (ohne Gewähr)

The March to War
Ghost Division
Far from the Fame
Uprising
White Death
Resist and Bite
Dominium Maris Baltici
The Lion From the North (Swedish version)
Gott mit uns
Carolus Rex
The Carolean's Prayer (Swedish version)
A Lifetime of War (Swedish version)
Swedish Pagans
Cliffs of Gallipoli
Soldier of 3 Armies
The Art of War
Attero Dominatus
The Lost Battalion (Live Premiere)
To Hell and Back
Night Witches
Primo Victoria
Metal Crüe

2013 konnte man mit DEMON noch zu Mittag auf der „Sweden Stage“ abrocken, 2016 wurden die Briten ins Zelt auf die „Rockklassiker-Stage“ verbannt. Auch wenn Sänger Dave Hill das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band ist, haben die NWOBHM-Legenden doch einen besseren Slot verdient. “Night of the Demon“ und “Don’t break the Circle“ wurde von den Anwesenden dennoch frenetisch abgefeiert.

Als allerletzte Band quasi der Rausschmeißer auf dem Festival fungierten MICHAEL SCHENKER FEST. Wie angekündigt kamen drei Sänger aus der Schaffensperiode von Michael auf die Bühne. Ein sichtlich gesundheitlich angeschlagener Gary Barden war der erste auf der Bühne. Michael ist ein professioneller Gitarrist, der auch das Publikum begeistern kann. Aber man merkte schon an den Reaktionen des Publikums, dass vier Tage und Bands von Mittag bis zwei Uhr Früh ihren Tribut gefordert hatten: "Auch bei uns!" Als letzter Sänger stand Robin McAuley auf der Bühne und wenn man erwartet hatte, er würde die Klassiker aus dieser Ära singen, so wurde man enttäuscht. Zwei Nummern und dann Songs von UFO - könnte man auch anders machen. Aber der Klasse von Michael Schenker kann man einfach nichts absprechen.

Setlist (ohne Gewähr)

Into the Arena
Attack of the Mad Axeman (with Gary Barden)
Victim of Illusion (with Gary Barden)
Rock My Nights Away (with Gary Barden
On and On (with Gary Barden)
Cry for the Nations (with Gary Barden)
Let Sleeping Dogs Lie (with Gary Barden)
Armed and Ready (with Gary Barden)
Coast to Coast (Scorpions song)
Desert Song (with Graham Bonnet)
Dancer (with Graham Bonnet)
Assault Attack (with Graham Bonnet)
Save Yourself (with Robin McAuley)
This Is My Heart (with Robin McAuley)
Shoot Shoot(UFO song) (with Robin McAuley)
Doctor Doctor(UFO song) (with Robin McAuley)
Rock Bottom

 

Müde und ausgelaugt ging es ab zum Auto und weiter zu unserem Domizil. Um drei Uhr ins Bett, um fünf Uhr wieder auf und ab zum Flughafen.

The Sidenotes: Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das trifft auch auf unseren Kollegen (Name der Redaktion bekannt) zu, dessen Koffer sich nach 2013 auch dieses Jahr wieder dazu entschloss, in Berlin zu bleiben und nicht weiter nach Salzburg zu reisen. Dieses Mal brauchte man Gott (oder eine andere Entität) sei Dank aber keine Feinripp vom Diskonter oder einen Tanga vom Kollegen. Mit der Kondition schön langsam am Ende, aber mit einem fetten Grinsen im Gesicht, endete das diesjährige SRF für unser Team, welches von einigen Metallic Underground Radio Moderatoren und einem waschechten Berliner verstärkt wurde. Unser Saupreiß, der vier Fass Bier mit dem Zug von Berlin nach Hamburg schmuggelte, hatte es nicht immer leicht mit der Horde losgelassener und verrückter Ösis. Den Crash-Kurs in Sachen österreichischer Sprache hat er zwar ohne nennenswerte Schäden überstanden, nächstes Jahr muss das allerdings noch perfektioniert werden. Und dass „DICKPIC“ bei uns „ZIPFELSELFIE“ heißt, weiß er jetzt auch. Und ja, der erste Preis für das intimste und schönste Selfie wurde auch vergeben, aber hierüber legen wir den Mantel des Schweigens, denn ich muss noch immer kotzen. HEHHHEEE. Volles Programm, tolles Wetter und eine super Location bleiben uns in Erinnerung, hinterlassen aber auch leicht sichtbaren Spuren. Wir haben auch dieses Jahr wieder die Spitze der europäischen Festivals besucht und ich freue mich schon wieder auf das nächste Jahr. Ein besser organisiertes Festival wird hierzulande nicht zu finden sein - THANK YOU SWEDEN ROCK FESTIVAL - WE SALUTE YOU – SEE YA NEXT YEAR.

 


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