29. Juli 2016, Domplatz, Linz

STATUS QUO - The Last Night Of The Electrics

Text: Lady Cat | Fotos: Lady Cat
Veröffentlicht am 07.08.2016

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Mitten im Pensionistenausflug - so fühlte ich mich, als ich mich durch die Menge der Zuhörer Richtung Bühne aufmachte, um ein paar Fotos der junggebliebenen britischen Alt-Rock'n'Roller STATUS QUO zu schießen. Mann oh Mann, echt selten so viele ältere Leute auf einem Rock'n'Roll Konzert gesehen. Aber naja, das liegt sicher daran, dass auch die Bandmitglieder (zumindest die Originalmitglieder) nicht mehr die Jüngsten sind und sich altersmäßig zwischen 65 und 70 bewegen.

Trotzdem haben es Frontmann Rossi und seine Kumpels noch immer drauf und ließen es an diesem wunderschönen, lauen Sommerabend vor der Kulisse des Linzer Domes ordentlich rocken. Gesangstechnisch und spieltechnisch ist Rossi einfach ein alter Haudegen, dem man wahrscheinlich auch noch mit 80 die Bühnenpräsenz zutrauen würde. Trotzdem ist das Konzert an diesem Abend eines ihrer Abschlußtournee und Frau, bzw. die vielen Fans, genießen es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Das Lachende: weil man noch einmal die Gelegenheit bekommen hatte, mit STATUS QUO und ihren größten Hits abzurocken.
Das Weinende: weil Gitarrist Rick Parfitt nicht mehr mit von der Partie war, da er im Juni in der Türkei einen Herzinfarkt hatte. Der junge Ire Richie Malone ist ein toller Gitarrist und sicher ein 1A Ersatz als Musiker, aber einen Parfitt an sich ersetzt er eben doch nicht. Darum kommt man aber auf dieser Tour nicht mehr herum, weil Parfitt sich auskuriert und es nicht absehbar ist, dass er noch mal auf die Bühne kommen wird.

Ende des Bedauerns - weil das Konzert war gut. Natürlich haben die angegrauten Herren nicht mehr den Speed und die Bühnenpräsenz drauf, wie vor einigen Jahren, aber es werden noch immer Mini-Gitarrenduelle zwischen Rossi und "Rhino" abgeliefert bzw. Rossi steht hin und her wippend vorm Schlagzeug und rockt gemütlich bei den einzelnen Songs mit.

Von den ersten drei Liedern kann ich leider nicht sehr viel berichten, da ich im Bühnengraben vollauf mit Fotografieren beschäftigt war. Aber danach gibt es Folgendes zu sagen:

Einerseits gab es an diesem Abend eine absolut klassiche Setlistlist mit unzähligen alten Hits, die man als Fan einfach von den Briten erwartet. Rossi kündigte fast jeden Song mit einer kleinen Geschichte an und sorgte damit zusätzlich für Unterhaltungspotenzial. Der Rock'n'Roll, den STATUS QUO abliefern, fuhr fast jedem Zuhörer in die Beine und schließlich sah man mehrere hundert - ja eigentlich tausend - Junge und Junggebliebene bei Songs wie "What You're Proposing" oder "Rockin' All Over The World" hin und her springen bzw. bei Mega-Hits wie "In The Army Now" aus voller Kehle mitsingen.

"Creeping' Up On You" wurde von "Rhino" gesungen - das fand auch riesen Anklang bei den Fans. Gitarren- und Mundharmonika-Einlagen vom Keyborder wurden eifrig beklatscht und großes, freudiges Aufjohlen, als bei "Gerdundula" auf der Bühne ein wenig umgeräumt wurde, und Schlagzeuger Leon mit einem Mini-Kit ganz vorne am Bühnenrand stand, um die Fans besser sehen und anfeuern zu können.

Echt interessant auch das Publikum. Von 10 bis 80 war alles vorhanden, wobei der überwiegende Teil der Zuhörer sicher über 50 Jahre alt war. Manche davon auch ordentlich älter. Mit Schmunzeln beobachtete ich zB eine Pensionistin mit Gesundheitsschuhen, die sich im Takt der Musik hin und her wiegte und gegen Schluß sogar eine richtig nette alte Oma mit Gehstock, die diesen weglegte und bei "Rock And Roll Music" voller Freude und Happyness auf und ab hüpfte. Ich hoffe nur, dass es ihren Hüften und Knien am nächsten Tag halbwegs gut ging.

Alles in allem ein richtig gemütlicher Abend, der mit "Bye Bye Johnny" endete und bei dem man sah, dass man ein nettes Rockkonzert auch ohne Moshpit erleben kann.

Mein persönliches Fazit des Abschluß-Konzertes von STATUS QUO in Österreich: Rock'N'Roll kann alle zu einer ganz großen Familie verbinden. Egal, ob jung oder alt, man hat seinen Spaß daran bzw. man ist echt nie zu alt, um auf ein Rock-Konzert zu gehen.

 

Setlist (nach bestem Wissen und Gewissen):

Caroline
The Wanderer (Dion cover)
Paper Plane
Hold You Back
Beginning of the End
What You're Proposing / Down the Dustpipe / Wild Side of Life / Railroad
Don't Waste My Time
The Oriental
Creepin' Up on You
Gerdundula
In the Army Now (Bolland & Bolland cover)
Drum Solo (The Caveman)
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over the World (John Fogerty cover)

Zugabe:
Burning Bridges (On and Off and on Again)
Rock and Roll Music / Bye Bye Johnny

 


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