15-08-2106, Rockhouse-Bar, Salzburg

MANTAR & SATIVA ROOT & KIELKROPF

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 20.08.2016

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Manchmal, da hat man so Tage, da möchte man am liebsten jedem in die Fresse hauen. Oder, man kann selbst eine ordentliche Behandlung der Kauleiste (selbstverständlich nicht vom Dentisten!) vertragen – zu diesem Zwecke pilgerte man nun also in die Rockhouse-Bar, um sich einen ordentlichen Arschtritt abzuholen. Und wer wäre da geeigneter als der Bremer Geheimtipp MANTAR, der bereits im Vorjahr an gleicher Stelle (jedoch auf der nebenan liegenden großen Bühne) Gnackwatschen austeilte und schon am Vortag in Innsbruck nur verbrannte Erde zurückließ.

Doch bevor das deutsche Duo die Bar aufmischen konnte, durften zuerst einmal zwei heimische Truppen das Publikum aufmischen. Schon bei KIELKROPF, die bereits dem verflossenen Kollegen Baumgartner imponierten, durfte sich das Publikum über amtliche akustische Penetration freuen. Tonnenschwerer Sludge samt BOB DYLAN-Cover (echt jetzt?) brach über das zunächst nur spärlich anwesende Publikum herein, in wunderbar klarer Soundqualität und einem Arschtritt, dass es einem schon zu Beginn die Beißerchen aus dem Kiefer rüttelte. Ein räudig-garstiger Koloss aus dem Burgenland, der da die versprengten Besucher in der Bar plattwalzte. Entsprechend gab es auch fetten und gewaltig lauten Applaus für KIELKROPF, die ihren ersten Auftritt in Salzburg damit als vollen Erfolg verbuchen konnten.

Nach dem ersten beherzten Tritt in die Kehrseite konnte man bei SATIVA ROOT ein wenig durchschnaufen. Psychedelisch stonender Doom nahm den Besucher mit auf eine instrumentale Reise in beinahe mystische Gefilde, wo man sich in Effekten und dem Spiel des Vierers verlieren konnte. Beim letzten Auftritt der Truppe in der Bar hatte der Rezensent ja ein dezentes Fragezeichen über dem Kopf gehabt – welches zwar noch immer vorhanden ist, aber dennoch um ein gutes Stück kleiner wurde. Bleiben wir dabei... mit manchen Sachen kommt man einfach nicht zurecht (was die dargebotene Qualität aber um keinen Deut schmälerte), das Publikum dafür umso mehr, jenes ging nämlich zu den Lokalmatadoren von SATIVA ROOT in der zwischenzeitlich bald halb vollen Bar ganz ordentlich ab.

Passend dazu scharren SATIVA ROOT derzeit mit ihrem Konzept-Debütalbum, welches „Oneiroide“ betitelt werden wird, in den Startlöchern. Im Moment ist man noch auf der Suche nach einem Label, das ihnen in puncto Finanzierung unter die Arme greifen könnte, um das gute Stück auf Vinyl auf die Menschheit loszulassen. Also liebe Labels – die erfreut-träumerischen Gesichter in der Rockhouse-Bar können nicht irren – zugreifen, so lange der Scheiß noch heiß ist!
Die einzige Frage, die sich dem Rezensenten stellt, ist allerdings – was ist mit der Truhe passiert...?

 

War das Programm bisher ein Arschtritt, so konnte man MANTAR nun mit einem Sprung in die Eier vergleichen – und zwar mit Anlauf und Ansage. Gut, die Ansagen beschränkten sich auf ein „Wir sind MANTAR aus Bremen!“ und der Erklärung, dass so ein motiviertes Montagspublikum eine Belohnung verdient hätte – womit eine Flasche Wodka durch die Reihen gereicht wurde, aus der jeder einen Schluck nehmen durfte. Kommunikation brauchten MANTAR aber auch gar keine – das Duo riss, einander zugewandt und in sich und das Gerben von Saiten und Fellen versunken, ein arschtightes Set herunter, bei dem der Schweiß auf der Bühne und vor der Bühne in Strömen floss.

Was im Vorjahr auf der großen Bühne bereits eine ordentliche Dynamik hatte entfalten können, riss nun in der Bar schlichtweg die Wände ein. Entfesselt wie ein Dämon kreischte Sänger/Gitarrist Hanno ins Mikro, während sein kongenialer Partner Erinç die Felle verdrosch, als gäbe es kein Morgen. Dem Kit durch die räumlichen Umstände zu nahe kommend tat der akustisch auf die Ohren treffende Sound der Snaredrum trotz Gehörschutz in den Ohren weh, so gnadenlos hämmerte der schlagwerkende Teil von MANTAR auf sein Arbeitsgerät ein. Spinnengleich zuckte und zappelte daneben der schlaksige Hanno über die Bühne und gab sich ganz der grobschlächtigen, intensiven Mischung aus Black, Doom, Punk und was auch immer an Einflüssen man noch hinzuzählen konnte hin, während er abwechselnd blutgrätschend und dann wieder selbstvergessen, seine umfangreiche Effektburg bearbeitend, die Musik mit jeder Faser seines Körpers zelebrierte. Selbst wenn man mit dem Soundgebräu der Bremer nichts anfangen konnte, rissen einen die schiere Wucht und die intensive Energie der Performance schlichtweg mit – bei einem schmissigen Kracher wie „Era Borealis“ konnte man aber auch gar nicht anders, als das Hirn abzuschalten, um es sich postwendend aus dem vom Sound zersprengten Schädel zu schütteln.

Übermüdet vom Jetlag, was man aber zu keiner Sekunde merkte, gingen MANTAR nach einer guten Stunde kräftezehrender Show wieder von der Bühne – still und leise, ohne Zugabe oder Tamtam verschwanden die beiden wieder im Backstagebereich der Bar und ließen ein rundum zufriedenes Publikum zurück, das MANTAR im Abgang tosenden Applaus spendete. Ausnahmsweise darf man mit Fug und Recht sagen, dass der Hype um die Bremer keinesfalls übertrieben ist. Reduziert aufs Wesentliche vermochten MANTAR an diesem Abend mehr Atmosphäre zu kreieren, als das breitest aufgestellte Soundarrangement.


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