15-10-2016, Kitzmantelfabrik Vorchdorf, Vorchdorf

Metalnight Outbreak Vol. 4

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 20.10.2016

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Der Stormbringer-Mistress war wieder einmal langweilig, so begab sie sich auf Einladung des örtlichen Veranstalters samt Equipmentsklaven zur vierten Ausgabe des Metalnight Outbreak in der Kitzmantelfabrik Vorchdorf. Hatte man die großzügige Location mit ihrem überdurchschnittlichen Platzangebot mit zwei Bühnen und separatem Barbereich bereits vom einige Wochen zuvor stattgefundenen Runen der Nacht noch in bester Erinnerung, so konnte sich die Kitzmantelfabrik auch hier ein weiteres Mal durch die perfekte Lage nahe der Autobahn und das erwähnte Platzangebot hervortun. Als einziges Manko erwies sich leider erneut die Akustik, hatte man doch schon bei der Veranstaltung im September auf beiden Bühnen mit häufig matschigem und zu lauten Sound zu kämpfen, so präsentierte sich auch am Metalnight Outbreak der akustische Part als oftmals nur suboptimal – was aber auch den einzigen Kritikpunkt an der ansonsten hervorragend organisierten Veranstaltung darstellte.
 

Für den Auftakt mit LOCUS NEMINIS auf der kleinen Bühne war Stormbringer (durch den privat ebenfalls anwesenden Kollegen Rosenberger übrigens zahlenmäßig stark vertreten) leider ein wenig zu spät dran, so kann an dieser Stelle leider kein Bericht darüber ergehen, ob der Linzer Symphonic Black Metal ein passender Opener für das doch eher Death/Metalcore-lastige Billing gewesen wäre.

Auf der Hauptbühne im Saal eröffneten AS WAVES CRUSH DOWN mit gediegenem Metalcore mit epischer Schlagseite den Reigen aus insgesamt 14 Bands und sorgten gleich einmal für den ersten kleinen Circlepit des Abends. Leider schien sich die Technik gegen die fünf Linzer verschworen zu haben, machte doch ein Saitenriss eines der Gitarristen einen schnellen Instrumentenwechsel notwendig, den die Band gekonnt mit etwas Smalltalk und lockerem Gefrickel umschiffte. Musikalisch konnten AS WAVES CRUSH DOWN überzeugen, doch durch den naturgemäß recht undankbaren Slot zu Beginn des Festivals, fiel der Applaus des noch nicht sehr zahlreich anwesenden Publikums noch recht mager aus.

Melodic Death Metal mit nur marginalem Core-Einschlag in Form von Breakdowns, kam wohl am frühen Abend noch nicht so gut an – zumindest konnte man bei BEYOND INFINITY zunächst diesen Eindruck gewinnen, dauerte es doch ein wenig, bis dass das Publikum, von der Band dazu genötigt doch der Bühne ein wenig näher zu treten, auf Betriebstemperatur kam. An der exzellenten musikalischen Vorstellung der Vier, die sich bevorzugt im Uptempo-Bereich durch ein knackiges Set holzten, konnte es nicht liegen. Durch ihre Verbindung aus Growling und Cleangesang vom selben Sänger konnten BEYOND INFINITY auch live auf ganzer Länge überzeugen – oftmals ist der schwierige Wechsel zwischen den Stimmbereichen ja ein Knackpunkt, doch BEYOND INFINITY meisterten diese Gratwanderung live erstaunlich gut. Daumen Hoch!

Bei AS GOD CREATED auf der Hauptbühne tummelten sich schon deutlich mehr Leute in der Halle, kamen doch die fünf Mannen aus Regau quasi ums Eck. Musikalisch gab es für die Besucher ein ordentliches Brett quer über den Schädel gezogen, mit einer thrashig-corigen Mischung mit leicht todesmetallischer Schlagseite – eine ordentliche Abrissbirne also, die da über die Bühne schwang und von der sich die Zuseher auch ordentlich mitziehen ließen, angesteckt von dem augenscheinlichen Spaß der Musiker auf der Bühne. Auch Kollege Rosenberger schüttelte die Rübe zu einer der härtesten Bands des Abends – lediglich der Equipmentsklave der Mistress litt vermutlich Schmerzen, was als Qualitätsmerkmal hinsichtlich des Härtegrads interpretiert werden durfte.

Auf der Nebenbühne werkten direkt im Anschluss DREAM x AWAKE (ob das „x“ nun zum Bandnamen gehört oder nicht, konnte auf die Schnelle nicht herausgefunden werden) und sorgten für Fragezeichen über dem Kopf der Stormbringer-Abordnung. Zwar erwies sich der Schreihals der Formation als gut bei Stimme und auch sportlich höchst aktiv, dennoch wollte die etwas schräg anmutende Mischung - in der schon einmal ein ruhiges Zwischenspiel das Gitarrengewitter durchbrach, während der Sänger mit über dem Kopf gekreuzten Armen dastand – nicht so wirklich zünden. Da auch der Fotograben zugebaut und vorübergehend unerreichbar war, musste auf die Bildberichterstattung von DREAM x AWAKE leider verzichtet werden – eine große Entschuldigung an dieser Stelle, für den bildtechnischen Ausfall!

Weiter ging es in der Halle mit SYMPATHY FOR NOTHING, die an diesem Abend leider keinen sonderlich guten Tag erwischten. Setup-Probleme im Vorfeld der Show sorgten für einen deutlich verzögerten Beginn, und auch während der Show wollte es bei den Fünfen nicht so wirklich rund laufen. Sänger Richard entschuldigte sich noch im Laufe des Gigs dafür, dass sie schon länger nicht mehr gespielt hätten, und hofften man würde dies nicht merken – leider war das aber doch der Fall. Der komplette Auftritt lief ziemlich unrund ab, gesangliche Schwächen und Timingprobleme, wohl geschuldet der Tatsache, dass man sich auf der Bühne nicht gut hören konnte, sorgten dafür, dass zum großen Bedauern so einige Zuseher abwanderten. Als dann auch noch der Soundcheck der Nebenbühne knallhart die Akustikperformance von SYMPATHY FOR NOTHING zerfuhr, war klar dass es einfach nicht der Tag der sympathischen Truppe war. Da hatte man die Fünf in der Vergangenheit schon in weitaus besserer Form gesehen, sodass der Auftritt unterm Strich leider zur Enttäuschung verkam.

BEFORE WE GET BURIED fingen dann, um den bereits hinterherhinkenden Zeitplan wieder auf Kurs zu bringen, knallhart zu spielen an, während in der Halle noch SYMPATHY FOR NOTHING zu Gange waren. Das erkleckliche Häufchen vor der Bühne ging zu den corigen Klängen der Linzer (die oberösterreichische Hauptstadt ist im Bandaufgebot des Festivals ziemlich gut vertreten!) ganz ordentlich ab, was der im Gange befindliche Moshpit, der beinahe das Bühnengitter zu Fall brachte, untermauerte. Lediglich der Cleangesang des Sängers wirkte im amtlichen Metalcore/Hardcore-Gebräu von BEFORE WE GET BURIED ein wenig dissonant (krankheitsbedingt vielleicht?), was die überzeugende musikalische Darbietung aber zu keiner Sekunde schmälerte.

Die Exoten im Billing erklommen hernach in der Halle die Bühne – MIDRIFF aus Tirol beschallten das Publikum mit Southern/Stonerrock in Perfektion und brauchten sich mit ihrer fetten Mischung, die als einzige auf komplett klaren und druckvollen Sound bauen konnte, vor den deutlich härteren Kapellen des Abends zu keiner Zeit verstecken. Entsprechend goutierte das auch das Publikum, das zu dem gewaltig abrockenden Trio ordentlich mitging. Nicht unerheblichen Anteil hatte natürlich auch die Publikumsbestechung mit Jägermeister, (wie bei vielen von dem Kräuterlikör mit Hirschlogo gesponsorten Bands) die natürlich noch für einen kleinen Bonus sorgte. Den Hut ziehen konnte man an diesem Abend nur vor Sänger/Drummer Paul, der die Doppelbelastung trotz heftigem grippalen Infekt so bravorös meisterte, dass man auf der Bühne, bis auf die gelegentlich etwas gequälte Miene, absolut nichts davon merkte. Respekt!

Einen krankheitsbedingte Ausfall hatten die im Anschluss auf der kleinen Bühne lärmenden DEATH RISING zu vermelden, denn die eigentlich zu fünft musizierenden Laakirchner mussten ihren zweiten Gitarristen vorgeben – tödlicher Männerschnupfen mit morbidem Fieber! Trotz des Ausfalls rollte die Death/Thrash-Maschinerie von DEATH RISING mit Nachdruck über das Publikum hinweg, das sich von der trotz fehlendem Gitarristen einnehmend fetten Performance sehr angetan zeigte, und fleißig die Matten kreisen ließ und Applaus spendete.

Zurück zur Hauptbühne, wo CROSSING EDGE, die man vor nicht allzu langer Zeit bereits am Runen der Nacht bewundern durfte, wieder das Ruder zurück in den melodischeren Bereich rissen. Unter ordentlichem Besucherzuspruch rifften sich die Linzer zwischen Core, Powermetal und Progressive durch ein kurzweiliges Set aus eigenen Songs und Covern und brachten damit das Publikum ordentlich auf Touren. Spaßige Ansagen und lockere Stimmung auf der Bühne machten das Zusehen zur Freude und auch musikalisch gab es dank punktgenauen Spiels keine Sekunde Anlass zur Beanstandung. Für zusätzliche Feierstimmung im starken Material von CROSSING EDGE sorgten das gegen Mitte des Sets eingebaute TRIVIUM-Cover zu dem der zweite Shouter Walter die Bühne enterte, sowie HAMMERFALLs „Hearts On Fire“, das als Abschluss des Sets fungierte und  für Grinsen bis über beide Ohren hoch sorgte. Warum allerdings auf die Frage, wie viele Leute denn für die zuvor dieselbe Bühne bespielenden MIDRIFF angereist waren, nur eisernes Schweigen aus dem Publikum drang, das blieb ein Mysterium...

  

Bei BEFORE US ALL auf der Nebenbühne machte sich schon ein wenig Müdigkeit im Publikum breit - da viele hauptsächlich auf die in Kürze spielenden THE SORROW warteten und dafür ihre Kräfte schonten, mussten BEFORE US ALL mit einem vergleichsweise kleinen und wenig motivierten Häufchen vorlieb nehmen. Musikalisch ließ die Ennser Formation mit ansprechend brachialen Klängen die zwischen Todesmetall und Core pendelten und dabei auch die Melodie nicht vermissen ließen, nichts anbrennen. Dass es nicht so recht zünden wollte lag also weniger an der Band als an der Spielzeit, die von den großen Vorarlbergern überschattet wurde – da muss man, trotz überzeugender Performance, wohl einfach durch. Ganz ohne Applaus mussten aber auch BEFORE THE FALL nicht heimgehen!

Wie viele Besucher sich am Metalnight Outbreak wirklich tummelten, konnte man schließlich bei THE SORROW sehen, bei denen das Publikum geschlossen in der Halle vor der Hauptbühne stand und gute zwei Drittel selbiger ausfüllte. Dass hier ein routinierter Headliner auf der Bühne stand war nicht zu verkennen, lieferten doch der Vorarlberger Metal-Export ganz gewaltig ab. Bei anderthalb Stunden Headlinershow, voll im Zeitplan und mit pünktlichem Beginn, brauchte wirklich niemand meckern. Die einzigen Gründe dafür hätten vielleicht die Securitys im Graben gehabt, die während der Show ordentlich zu tun bekamen, gingen doch im hart abfeiernden Publikum nicht nur so einige todesverachtende Moshpits ab, sondern erwies sich auch das Aufkommen der Crowdsurfer als enorm hoch.
Bei aller Professionalität, Spielfreude und mitreißender Energie, erwies sich lediglich das streckenweise etwas zu heftige Stroboskopgewitter als kleine Spaßbremse für empfindliche Personen – zumindest für eine Rollstuhlfahrerin im Bühnengraben, die unvermittelt einen vermutlich epileptischen Anfall erlitt. Ein Lob an dieser Stelle an die Grabensecurity, die äußerst schnell und professionell reagierte und die Dame sofort aus der Gefahrenzone brachte und die Rettung alarmierte. Wir hoffen der Dame geht es wieder gut! Bis auf diesen kleinen Zwischenfall für den die Band nichts konnte, lieferten THE SORROW eine rundum perfekte Show ab, bei der man sich höchstens noch über den einen Zacken zu lauten Sound mokieren konnte – doch hier ging es ohnehin allen Bands des Abends gleich. Die Stormbringer-Abordnung genoss die Machtdemonstration der heimischen Größe gemeinsam mit hunderten hochmotiviert jubelnden Besuchern – wirklich stark!

Der Abriss von THE SORROW forderte seinen Tribut, so zog sich die ohnehin bereits an einer leichten Erkältung laborierende Stormbringer-Mistress nach den Vorarlbergern schweren Herzens zurück und trat die Heimfahrt an. Dadurch fiel das Nachtprogramm, bestehend aus DEAD TERRITORY und ALL YOUR SORROW leider durch den Rost, was vor allem im Hinblick auf die oberösterreichischen Deather schade war, konnten diese doch bereits auf CD bestechen, wie im Zuge der Underground-Story festgestellt werden konnte. Da auch Kollege Rosenberger w.o. gab, mussten wir die beiden Bands schweren Herzens ausfallen lassen, wofür wir uns an dieser Stelle aufrichtig entschuldigen möchten.
 

So ging die vierte und bisher größte Auflage des Metalnight Outbreak für Stormbringer etwas verfrüht zu Ende, was aber den Genuss der bestens organisierten Veranstaltung nicht im mindesten schmälerte. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass an der Bar wie schon bei der letzten Metal-Veranstaltung in der Kitzmantelfabrik, erneut Cocktails feilgeboten wurden; leider mit etwas weniger Zuspruch als beim letzten Mal – Powermetaller schienen eine bessere Klientel für Cocktails zu sein als Deather und Core-Freunde. Sei es wie es sei, der erneute Test der feilgebotenen Auswahl an alkoholischen und antialkoholischen Köstlichkeiten ergab ein höchst gaumenschmeichelndes Erlebnis – somit sind Cocktails eindeutig Metal. Punkt.


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