19.06.2010, Airport Milovice

SONISPHERE FESTIVAL Part III

Text: bernsen
Veröffentlicht am 02.07.2010

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Top-Location, Top-Wetter, Top-Gesellschaft und am wichtigsten: Top-Bands! „SONISPHERE 2010“ mit den „Top Four“ des Thrash – Ich war dabei! Mit dem Taxi in Milovice angekommen, eine Stunde zum Festivalgelände gewandert, Wristband besorgt, Bier und Futter organisiert und ab zur „Saturn Stage“, der kleineren der beiden Bühnen. Dort starten gerade VOLBEAT pünktlich ihren Gig. Die Stimmung ist von der ersten Minute an super und die Band schein diesen Umstand eindeutig zu genießen. Die selbst ernannten Elvis-Metaller haben mindestens genauso viel Spaß wie ihr Publikum, das die sympathischen Dänen bis zum Schluss abfeiert. Als Michael Poulsen die Nummer „Sad Man’s Tounge“ neben JOHNNY CASH auch RONNIE JAMES DIO widmet, bin ich ganz sicher nicht der einzige Anwesende mit Gänsehaut. Nach der letzten Nummer des Sets steht für mich eines fest: Der Auftritt dieser großartigen Live-Band war für mich der perfekte Einstieg in einen perfekten Festival-Tag. Nach einem Abstecher zur Hauptbühne, der „Apollo Stage“, ergreife ich ziemlich rasch die Flucht und mache mich auf den Rückweg um mir von FEAR FACTORY ordentlich die Ohren durchputzen zu lassen. Der Grund für meine Flucht sind ANTHRAX, die mir mit ihren ersten drei Nummern mein Weltbild völlig vernichten. Ich halte ANTHRAX eigentlich für eine großartige Band und habe mich auch wirklich auf den Auftritt gefreut, aber leider sind sie für mich die schlechteste Band des ganzen SONISPHERE.

Burton C. Bell und Dino Cazares haben sich bekanntlich wieder lieb und eröffnen ihre Show nach dem großartigen Intro (das Thema aus Dune – Der Wüstenplanet) mit „Mechanize“, der sicherlich schwächsten Nummer aus dem gleichnamigen, aktuellen Album. Der Titel funktioniert aber live sehr gut und vom Beginn der Show an läuft alles absolut richtig. Spätestens bei „Shock“ und „Edgecrusher“ bebt die Erde und FEAR FACTORY beweisen eindrucksvoll ihr Können. Burton C. Bell’s Stimme überschlägt sich bei einigen Ansagen ziemlich heftig. Besonders stark merkt man das bei seiner Anti-BP Ansprache (BP MUST PAY!). Gesanglich ist ihm davon aber nichts anzumerken. Für mich sind FEAR FACTORY eines der absoluten Highlights des Tages! Jetzt aber hurtig! MEGADETH starten in Kürze auf der Hauptbühne! Leider die ersten Takte von „Holy Wars ... The Punishment Due“ verpasst, freue ich mich wie ein kleines Kind darüber, die Band endlich wieder live zu sehen. Dave Mustaine hat David Ellefson wieder mit an Bord und wie bereits zwei Tage zuvor in Polen folgt auf „Holy Wars“ „Hangar 18“ der zweite Titel des Klassiker-Albums „Rust In Peace“. Dann ist es allerdings vorbei mit der 20th Anniversary Show und im Gegensatz zum SONISPHERE in Polen wird heute nicht das komplette Meisterwerk durchgezockt. Stattdessen bekommt das Publikum eine ordentliche Auswahl von Songs aus fast 30 Jahren Bandgeschichte serviert. Nach meiner ersten Enttäuschung (Wie gerne hätte ich die „Rust In Peace“ Vollbedienung bekommen!) bin ich wieder einmal vollkommen fasziniert von Dave Mustaines Gesamterscheinung und seinem abartig schnellen Gitarrenspiel. Besonders ist für mich heute der Umstand, Ex-Mitglied Dave Mustaine und METALLICA auf ein und der selben Bühne zu sehen. Nach einer Stunde ist der Spaß leider wieder vorbei. Hier die Setlist: Holy Wars ... The Punishment Due Hangar 18 Wake Up Dead Headcrusher In My Darkest Hour Skin O' My Teeth A Tout Le Monde Hook In Mouth Trust Sweating Bullets Symphony Of Destruction Peace Sells (Mit „Holy Wars“ Reprise) Jetzt ist für mich erst mal Pause angesagt. In der Nähe der Nebenbühne niedergelassen, geniesse ich in netter Gesellschaft das wunderbare tschechische Bier und richtig lecker Essen zu konkurrenzlosen Preisen (Die Halbe Bier ca. € 1,50 und ein Essen um 2 bis 3 Euronen). Musikalisch untermalt wird das Ganze von Corey Taylor’s STONE SOUR die einen souveränen Gig hinlegen. Ich bin jetzt nicht der große Fan der Truppe, muss aber anerkennend feststellen, dass die Band um den SLIPKNOT Sänger ordentlich Stimmung macht und wirklich hörenswert ist. Das wird wahrscheinlich nicht mein letztes STONE SOUR Konzert gewesen sein.

Jetzt ist der Moment gekommen, an dem es unruhig auf dem Gelände wird und eine kleine Pilgerreise zur „Apollo Stage“ beginnt. Auf eben dieser lassen SLAYER vor einer Wand aus 36 Marshall-Boxen ein wahres Thrashgewitter auf ihre zahlreich erschienenen Fans los. Die Band knüppelt sich regelrecht durch die Stücke und gibt, wie nicht anders zu erwarten war, richtig Gas! Einzig Tom Araya verzichtet auf Grund seiner massiven Rückenprobleme auf allzu viel Bewegung und zieht die Show eher statisch durch. Das kann man dem Armen sicher nicht verübeln, wurden doch aus genau diesem Grund bereits zwei Tourneen verschoben. Der Gig ist einfach nur fantastisch, einziger Kritikpunkt ist der Schluss. Nach fünfzehn Nummern verlässt die Band ohne jegliche Vorwarnung oder irgendeindes Wort des Abschieds die Bühne. Klingt komisch, ist aber so! Hat mir persönlich ein bisschen missfallen, aber was soll’s. Es passieren schlimmere Dinge auf dieser Welt. Besagtes Gewitter bestand übrigens aus folgenden Songs: World Painted Blood Jihad War Ensemble Hate Worldwide Beauty Through Order Disciple Seasons in the Abyss Hell Awaits Mandatory Suicide Chemical Warfare Raining Blood Aggressive Perfector South of Heaven Silent Scream Angel of Death Die nun folgende überlange Umbaupause (zwischen SLAYER und METALLICA verging immerhin mehr als eine Stunde) wird genutzt um eines der gut zu erreichenden „Dixis“ aufzusuchen und sich mit Bier zu versorgen. Dann geht es los: Der METALLICA Zirkus ist in der Stadt! Nach dem obligatorischen ENNIO MORRICONE Intro „Ecstasy Of Gold“ inklusive Video-Einspielung der entsprechenden Filmszenen geht mit „Creeping Death“ die perfekt inszenierte Show der Superstars los. Diesmal glücklicherweise ohne die Center Stage der letzten Tour. Somit ist auch der Sound richtig gut und jeder Anwesende bekommt einen, wie üblich, tollen Auftritt geboten. Pyros und Feuerwerkskörper runden das ganze zu einem einzigartigen Schauspiel ab und machen wieder einmal klar, warum METALLICA zumeist vor vollem Haus spielen: Die Show unterhält jedes Mal wieder tausende Menschen vor der Bühne und macht einen METALLICA Gig zu einem unvergesslichen Ereignis! Dass die Band (im speziellen ihr Drummer) technisch gesehen eher zu den Schlusslichtern des Festivals gehört, sei ihr einfach verziehen. METALLICA sind eben METALLICA und diese Band hat einfach einige zeitlose Klassiker produziert! Hier der Soundtrack dieser Show: Creeping Death For Whom The Bell Tolls Disposable Heroes Harvester Of Sorrow Fade To Black That Was Just Your Life Cyanide Sad But True Welcome Home (Sanitarium) My Apocalypse One Master Of Puppets Battery Nothing Else Matters Enter Sandman Zugaben: Helpless (DIAMOND HEAD Cover) Motorbreath Seek & Destroy

Alles in allem war das SONISPHERE 2010 in Tschechien ein wirklich tolles Festival für mich! Auf einem wunderbaren Gelände (Wer hat schon einmal eine Bühne neben alten Militär-Hangars gesehen?) herrschte durchgehend eine sehr angenehme, stressfreie Festivalstimmung und das zu mehr als fairen Preisen. Die Organisation war erstklassig! Wirkliche Schwachpunkte wären mir nicht aufgefallen. Ich freu’ mich auf das nächste Mal!


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