18.11.2016, Komma, Wörgl

KISSIN DYNAMITE & MAXXWELL

Veröffentlicht am 24.11.2016

Hin und wieder steht auch der hartgesottenen Fraktion der Schwermetaller der Sinn nach leichterer Kost: Eingängigere Klänge, lieblichere Gesangsstimmen, melodischere Riffarbeit. Damals wie heute werden solche Bands immer ihre Abnehmerschaft finden, da es sich schlicht um den Ursprung unseres Genres handelt und wie so oft gepredigt "Früher alles besser war!" Also begeben wir uns ins VZKomma, wo diesen Freitag genau diese Musik gefeiert wird und junge, hungrige Bands uns diese altenhergebrachten Töne um die Ohren hauen.

Wir sind schon viel zu früh vor Ort und ich habe ausgiebig Zeit, mir das Kommen und Gehen der Leute anzusehen, die man für diese Veranstaltung gewinnen konnte. Und das war eine überaus bunte Truppe: Angefangen von Bikern, Emo-Punks, Leuten, die vermutlich in einer Bank arbeiten, sogar eine alte Dame mit Rollator – einfach jede erdenkliche Menschengruppe war anwesend. Wir sind ja gewohnt, dass auf Konzerten eine hohe Abweichung des Dresscodes vorkommt, besonders auf Festivals. Aber dafür, dass hier nur geschätzt 100-irgendwas Leute anwesend waren, ist diese Vielfalt mehr als erstaunlich.

Nun gut, so weit, so spannend. Dann hören wir uns den ersten Act und auch leider einzigen Support des Abends an: MAXXWELL. Charismatische Schweizer mit Oldschool Heavy Rock-Einflüssen und, wenn auch überschaubarem, doch sehr griffigem und eingängigem Liedgut. Auch auf die Gefahr hin für diesen Vergleich viel Unmut auszulösen, würde ich MAXXWELL in manchen Punkten am ehesten mit Genregrößen wie DISTURBED vergleichen. Das könnte jedoch hauptsächlich an der Mimik und Ausstrahlung ihres Fronters Gilberto liegen. Das Publikum, wenn auch anfänglich eher schüchtern gegenüber unserem Opener, nahm die Vorstellung dankbar an und ließ sich gegen Ende immer mehr zum Mitmachen anregen.


Kurze Verschnaufpause und schon sind wir beim Headliner des Abends angelangt. Auf der Bühne sind Ein-Meter-große Kunststoff-Dynamit-Stangen auf den Amps positioniert worden, damit nicht der geringste Zweifel aufkommt, wer uns jetzt dargeboten wird.

KISSIN´DYNAMITE betreten den Saal und wir werden sofort von den nicht vorhandenen Hockern gerissen. Die Songs haben Energie ohne Unterlass. Wir haben eine Old-School Partie aus Deutschland hier. Ein klassisches Bandbild. Fünf Jungs Mitte Zwanzig (zumindest sah es für mich so aus), die übelst souverän und mit einer unglaublichen Freude am Musizieren ihre wirklich hervorragenden Songs vortrugen. Jeder der Anwesenden war von der ersten bis zur letzten Spielminute gefesselt und unterhalten. Die Ansagen machten jedes Mal wieder neu Stimmung und Vorfreude auf mehr, denn man merkte, dass hier nicht gespielt wurde, damit ein Tag mehr von der Tour als erledigt galt, sondern um den zahlenden Gästen eine Hammer-Show zu bieten. Für mich die wichtigste Eigenschaft einer Liveband. 
Im Kern der Zwei-Stunden-Show wurde sogar ein Piano für zwei sehr stimmungsvolle Balladen hereingefahren und lockerte das gebündelte Energiegewirr gerade so weit auf, um nicht zu viel an Motivation und Spieltrieb zu verlieren und um gleich danach wieder mit Vollgas weiter zu brettern.
Es sah danach aus, als wäre dieses Mal eher die Fanbase erschienen, doch würde ich jedem, der sich noch nicht mit KISSIN`DYNAMITE auseinandergesetzt hat, diesen Livetipp geben. Auch wenn es nicht euer Sound ist, auch wenn es nicht euer Modestil ist, ihr werdet fantastisch unterhalten. Und das ist doch eigentlich der Sinn von Konzerten. Eine gute Zeit mit einer kleinen Auswahl von Freunden, zu Musik die uns anregt und beschwingt. Wer einen Abend auf Mosh-Pits, Blastbeats und Gangshouts verzichten kann, dem ist hier absolut geholfen. Also solltet ihr die Chance und die Zeit haben, euch KISSIN´DYNAMITE anzusehen, würde ich es euch definitiv empfehlen.

Das gegenseitige "Danke" für diesen gelungenen Abend stellten zwei Zugaben dar, von denen eine (SIX FEET UNDER) es danach sogar in meine Alltime-Playlist schaffte. Wunderbar! Und jederzeit wieder!


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