18.11.2016, KuFa (Kulturfabrik), Kufstein

ALL FACES DOWN & DEADTIME STORIES & SIBIRIAN TRAINSTATION & CRUMBLE AWAY

Veröffentlicht am 24.11.2016

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Wer A sagt muss auch B sagen. Kollegin Tina und der Schmalzkrapfen riefen, so hatte man, auch wenn man selbst nur zu gerne herumkommandiert, zu folgen – wenn man sich schon mit Vorliebe um den musikalischen Untergrund kümmert, dann darf man die Pflicht natürlich auch nicht bei Live-Auftritten verabsäumen. So trat man an einem milden Novemberabend die abenteuerliche Reise nach Kufstein an, um sich von einigen heimischen Bands, weitestgehend aus dem Core-nahen Sektor, ordentlich die Gehörgänge durchblasen zu lassen. Bis man denn einmal die KuFa gefunden hatte – man merkt, dass man alt wird, wenn man trotz rudimentärer Ortskenntnis gleich mehrmals am Ziel vorbeifährt... Doch lassen wir diese Peinlichkeit beiseite und widmen wir uns lieber den Bands des Abends, von denen es gleich deren Vier gab.

Als Auftakt verabschiedeten sich CRUMBLE AWAY – was schräg klingen mag, stimmt tatsächlich so, denn die Vier aus der Gegend von St. Johann in Tirol bestritten an diesem Abend ihren letzten Auftritt. Bei ihrer Gründung 2013 hatten sich CRUMBLE AWAY geschworen, sollten sie nicht innerhalb von drei Jahren ordentlich etwas reißen, es gut sein zu lassen und sich zunächst auf Studium und Berufsausbildung zu konzentrieren – und es später vielleicht noch einmal zu versuchen. Ganz aus der Welt sind die Vier also nicht, selbst wenn sie sich heute mit Pauken und Trompeten, Verzeihung, Namensschildern und Ukulele verabschiedeten. Dabei sprangen sie wie Flummis über die Bühne und lieferten musikalisch ein ganz schön fettes und liebenswert-schräges Brett ab – die Ukulele kam zwar nur bei einem Song zum Einsatz, doch Ukulelen sind einfach arschcoole Instrumente. Hier duldet der Berichterstatter keinen Widerspruch! Lediglich gesangstechnisch konnte man nicht so ganz überzeugen – zwar teilten sich gleich drei Bandmitglieder die Vocals, die abwechselnd clean und geshoutet aufs Publikum einprasselten, doch das Ganze wirkte bisweilen etwas schief. Die in abwechselnden Farben beleuchtete Box mit dem Bandlogo vor der Bühne flackerte zum Abschied noch einmal kurz auf – dann war es das auch schon. Knackig-kurz und hochsympathisch spielten sich CRUMBLE AWAY noch einmal in die Herzen der Zuseher, ehe sie (vorläufig) ihren Hut nahmen.

 

 

Ebenfalls einen Abschied gab es bei SIBIRIAN TRAINSTATION zu vermelden – Gitarrist Daniel stand zum letzten Mal mit dem Fünfer auf der Bühne und wurde gebührend verabschiedet. So richtig klassisch mit Danksagung, Abschiedsgeschenk und frenetischem Applaus des zahlreich erschienenen Publikums. Natürlich war daneben auch noch Zeit für reichlich Musik, welche die Zuseher, die bereits erste kleine Moshpits bildeten, ordentlich in Schwung brachte. Breitwandig angelegter, moderner Metal, mit deutlichem Überhang in den Metalcore-Bereich prasselte auf die Anwesenden ein. Mit gehörigem Druck hinter den epischen, größtenteils eher lang geratenen Kompositionen, konnten SIBIRIAN TRAINSTATION auch beim Berichterstatter, dem die Truppe bisher vollkommen unbekannt war, punkten. Top eingespielt und mit richtig Pfeffer im Arsch, was sich in genretypischen Gummiball-Attacken der Musiker zeigte, richteten SIBIRIAN TRAINSTATION ein ordentliches Zerstörungswerk an und konnten entsprechend kräftigen Applaus für sich verbuchen.

 

 

Danach war es Zeit für einen Schmalzkrapfen! Der Berichterstatter durfte aufgrund von Problemen mit den Verdauungsorganen leider selbst keinen verdrücken – das war in diesem Falle auch besser, da der Schmalzkrapfen ja zunächst noch mit DEADTIME STORIES auf die Bühne musste! Und auf selbiger, auf der die Tiroler ihre Scheibe „Karma“ vorstellten, zeigte unser Redakteur mit dem genussvollen Namen was für eine Rampensau er doch ist. Stilistisch ähnlich gelagert wie die Vorgängerband, melodisch orientierter Metalcore mit gewaltigem Wumms, unterschied sie doch eines von den bisherigen Darbietungen – es gab keinen Abschied, sondern die Vorstellung der brandneuen CD „Karma“, von der dann entsprechend, unter dem Jubel der Zuseher, einiges zum Besten gegeben wurde. Zudem fungierte die Band gleichzeitig auch noch als Veranstalter des Konzertes, sodass sie sich über mangelnden Zuschauerzuspruch absolut nicht beklagen konnten! Eine überraschend volle KuFa ging zu den energiegeladen vorgetragenen DEADTIME STORIES der Fünf ganz gewaltig ab – die von der Band dirigierte Wall Of Death war mehr als mächtig! Das sieht bei so manchen Festivals weniger beeindruckend aus... Der einzige Wermutstropfen des bockstarken Auftritts war wohl das Ende, denn die von den Besuchern hartnäckig geforderte Zugabe musste dann leider aus Zeitdruck ins Wasser fallen. Auch der Berichterstatter fand's schade – er hätte gerne noch mehr vom Schmalzkrapfen und seiner amtlich abgehenden Truppe gesehen. Nun, dann eben beim nächsten Mal!

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Scars
  • Insulting Injuries
  • Embrace
  • Remember
  • Bloodborn
  • Kompf
  • Situations
  • Karma
  • Moving On

 

 

Die Umbaupause zu ALL FACES DOWN, die mit eigenem Schlagzeug und einigen lichttechnischen Extras angereist waren, dauerte dann etwas länger, währenddessen nahm auch schon die Damenwelt Aufstellung vor der Bühne. Das konnte nur eines heißen: nach den Abrissbirnen des Abends sollte nun ein etwas ruhigerer Ausklang folgen. Melodic/Post-Hardcore verspricht die Stilbeschreibung eines der Aushängeschilder der österreichischen Hardcore-Szene, und tatsächlich ließ sich der Sound des Fünfers aus Wien durchwegs melodisch-melancholisch und dabei auch angemessen apokalyptisch an. Passend zum generellen Thema des Abends sind auch ALL FACES DOWN, nein, nicht auf Abschiedstour, sondern ziehen mit ihrem neuen Album „Forevermore“ um die Häuser. Ja, ALL FACES DOWN gingen tatsächlich, verglichen mit der bisherigen Kost des Abends, um einiges zugänglicher, durchaus auch massenkompatibler zu Werke, doch so mancher eruptive, grundmetallische Moment durchbrach immer wieder die träumerischen Phasen. Die Shouts saßen punktgenau, lediglich bei den Clean-Vocals schlichen sich hie und da ein paar schiefe Töne ein, was zwar ein wenig schade war, aber der insgesamt äußerst starken Performance der Wiener keinen Abbruch tat. Dem Publikum gefiels, auch wenn sich die Reihen aufgrund der fortgeschrittenen Stunde gegen Ende hin dann doch ein wenig lichteten.

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • So It Begins
  • Stop To Fall
  • Sink Or Swim
  • Changes
  • I Hope You Know
  • Young
  • Letters
  • Running
  • Hero Of The Day
  • Forevermore
  • Moments

 

 

Huch, das war's schon wieder? Wenn die anfängliche Müdigkeit während des Konzertes verfliegt und einem die ganze Sache einfach viel zu kurz vorkommt, dann kann es wohl nicht schlecht gewesen sein! Eher im Gegenteil! Das dachten sich wohl auch die zahlreichen Zuseher, die die KuFa bevölkert und sich von allen Bands mitreißen hatten lassen. Da kommt man doch gerne wieder – und außerdem, scheiß auf die rebellierende Verdauung, ich warte noch immer auf meinen versprochenen Schmalzkrapfen! Ich werde wohl doch unseren Redakteur anknabbern müssen...

Hier gibt’s übrigens demnächst noch ein paar mehr Fotos der Party!


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