22-03-2017, Feierwerk (Hansa 39), München
COLOUR HAZE & MY SLEEPING KARMA
Stormbringer war wieder einmal in München – doch ausnahmsweise nicht im zweiten Wohnzimmer des kleinen Stormbringer-Schreiberleins. Nein, an einem Mittwochabend trafen sich die Freunde meditativ-psychedelischer Klänge im Hansa 39 des Feierwerks, um gemeinsam mit MY SLEEPING KARMA und COLOUR HAZE die Welt für ein paar Stunden auszuknipsen. So begab sich auch Stormbringer auf eine nahezu bewusstseinserweiternde, musikalische Reise und ließ sich beruhigen und beeindrucken. Doch der Reihe nach...
Sphärische, ja, beinahe meditative Klänge, bekam das Publikum im proppenvollen, so gut wie ausverkauften Hansa 39 von MY SLEEPING KARMA kredenzt. Nachdem der kleine Schreiberling bereits im Vorjahr in Salzburg das Vergnügen hatte, jedoch damals nur in reduzierter Besetzung, so konnte nun endlich die volle Atmosphäre des Aschaffenburger Kleeblatts genossen werden. Mythisch, repetitiv, entspannend und mitreißend zugleich, senkte sich der Mantel der unverwechselbaren Soundwelt von MY SLEEPING KARMA auf das Publikum herab. Erneut konnte man nur staunen, welch unglaublich dichte Atmosphäre diese vier Musiker mit ihren Kompositionen zu kreieren vermochten. Perfekt im Fluss, beruhigend, zum Träumen anregend, konnte man während des von sparsamen Lichteffekten und Videoprojektionen untermalten Sets die sich ringsum im Takt der Musik wiegenden Personen vergessen, die komplette Umgebung, ja, die ganze Welt einfach ausblenden. Groß, wirklich groß.
„Groß“ war danach auch ein Attribut, mit dem sich COLOUR HAZE schmücken konnten – schon alleine aufgrund des Publikumszuspruchs, im inzwischen einer Sauna gleichenden Feierwerk. Einzig die Tatsache, warum man zu solch einer Band einen Moshpit anzetteln musste blieb ungeklärt, doch das wilde Treiben störte den Musikgenuss nur kurz. Ausufernde, komplexe Strukturen, raumgreifender Klang aus „nur“ drei Instrumenten (Gitarre, Bass, Schlagzeug – gut, genaugenommen eher vier, da auch der im Hintergrund gehaltene Gesang als zusätzliches Instrument fungierte), abwechselnd anspruchsvolle, dann wieder verspielte Parts, oftmals Jazz-lastig, teilweise mit lockeren Jams als Zwischenspiele – bei den seit 1994 aktiven COLOUR HAZE wurde hochklassiger Psychedelic Rock geboten, den man sowohl einfach nur genießen konnte, als auch intensiv über das Gehörte nachgrübeln, es für sich selbst interpretieren konnte. Solcherart Komplexität ist live kaum fassbar, so beließen es auch die meisten Zuseher – der kleine Stormbringer-Schreiberling eingeschlossen – dabei, die Darbietung einfach nur zu genießen. Würde man die Anzahl der vorhandenen Effektgeräte als Gradmesser für musikalische Klasse heranziehen, würde sich der von Herzen kommende Zwischenruf „Wödklasse!“ eines geradezu ekstatisch zuckenden Konzertgängers somit von selbst erklären.
Doch wie immer konnte man in dergestalt ausladenden, fordernden Kompositionen auch einen kleinen Nachteil verorten: Sie fnehmen ein großes Maß an Aufmerksamkeit in Anspruch, was zu fortschreitender Stunde durchaus für Ermüdungserscheinungen sorgen kann. So war es nicht weiter verwunderlich, dass, trotz einhelligem Publikumstenor, der COLOUR HAZE mit frenetischem Jubel eindeckte, ihre Vorgänger MY SLEEPING KARMA etwas mehr Interaktion generieren konnten. Vermutlich auch durch die offenere Art der Aschaffenburger, im Vergleich zu der stoischen, eher unnahbar wirkenden Performance von COLOUR HAZE. Jedem Tierchen, sein Pläsierchen.
Diese und ein paar mehr Fotos, gibt es in Kürze bei Images Of Pain And Pleasure!