27.04.2017, ((szene)) Wien, Wien

LORD OF THE LOST - Raining Stars Tour 2017

Text: Anita, Lady Cat | Fotos: Lady Cat
Veröffentlicht am 03.05.2017

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An diesem nasskalt-verregneten Donnerstagabend kam uns das energiegeladene Konzert von LORD OF THE LOST gerade Recht, um mit bunten Lichtern und einer schweißtreibenden Show die Düsternis und Klammheit einer der letzten April-Nächte zu vertreiben.

Bevor wir jedoch in den Genuss der Bühnenshow der Hamburger kamen, gab es noch die die unbekannte Vorband SCARLED DORN und die schon um einiges bekannteren Melodic Metaller AEVERIUM, die einige Anhänger im Publikum ihr eigen nennen konnten. Gemeinsamkeit der drei Bands des Abends: sie kamen alle aus Deutschland. Aber das war es auch schon, weil musikalisch waren sie ziemlich unterschiedlich unterwegs. SCARLET DORN mit ihrem geschmachteten Female-Gothic, AEVERIUM mit knackigem Metal, der durch das Gegenspiel von Sängerin Aeva und Sänger Marcel belebt wird, und natürlich die Headliner LOTL, mit ihrer Mischung aus Science Fiction Metal und Dark Rock.

Beschrieben wird der Abend von Gastautorin Anita und mir - somit gibt es zur Abwechslung mal wieder zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen eines Gigs, fast so, als würden Mama und Tochter kommentieren. (Töchterchen schreibt über die jungen Burschen auf der Bühne, Mama über die älteren - es darf geschmunzelt werden.)

SCARLET DORN

Cat:
Pünktlich um 19:30 Uhr startete SCARLET DORN, und die Band tat mir bei ihrer Show richtig leid. Da waren grad mal 50 Leute im Publikum, um sich die Lady und ihre Mannen anzuhören. Dabei ist Scarlet eine ziemliche Augenweide mit sehr guter Stimme, vielleicht noch ein wenig schüchtern auf der Bühne, weil sie sich ziemlich am Mikro festkrallte und auf einem Platz verharrte, aber auf jeden Fall eine Dame mit Potenzial. Schlagzeuger und Gitarrist gaben auch ihr Bestes, und natürlich der Keyboarder. Denn dieser war niemand geringerer als der ungeschminkte Gared von LOTL - was will man mehr?

Soundtechnisch wurde leider noch nicht die volle Leistung geboten, trotzdem war das Songmaterial und generell die Auswahl von SCARLET DORN nicht schlecht, auch wenn sie im Vergleich zu LOTL richtig soft sind. Songs wie "Rain" oder "Heavy Beauty" wurden geboten und der Höhepunkt der ca. 25-Minuten-Show war natürlich "I Love The Way You Say My Name", den Scarlet gemeinsam mit Chris Harms sang.

Anita:
Der Einstieg mit der Vorband SCARLET DORN hat mir Gänsehaut bereitet. Der Klang ihrer Stimme war, wenn man so sagen darf, „magisch“. Besonders aufgefallen ist mir der Schlagzeuger. Henrik hatte es dermaßen drauf, dass ich meine Blicke nicht
von ihm lassen konnte. Zwischendurch kam auch der Sänger von LORD OF THE LOST auf die Bühne und brachte gleich mal Stimmung in den kleinen Saal. Chris strahlte sofort Sympathie aus und man freute sich umso mehr auf das Hauptkonzert des Abends. Er ist immer für einen Witz gut, hatte blöde Sprüche auf Lager und der ganze Saal musste lachen.

Beispiel: Chris blickt nach oben an die Decke. "Ah, ich kann mich erinnern. Hier war ich schon mal. Das ist die Bühne mit den meisten Kabeln und Schläuchen. Ich frag mich, was da alles drinnen ist." Antwort aus dem Publikum: "Bier!"

AEVERIUM

Cat:
Kurzer Umbau und dann stürmten nach ihrer Ankündigung durch Chris um 20:15 AEVERIUM die Bühne. Sie hatten vor allem ihr neues Album "Time" im Gepäck, dass im März erschienen ist. Aeva und Marcel an der Bühnenfront sind schon ein eigenes Gespann. Ein richtiges B&B Paar, wobei ich es euch jetzt frei lasse, das mit "Beauty and the Beast" oder mit "Barbie und Bärchen" zu ergänzen.

Man könnte AEVERIUM und ihren Auftritt bzw. die Duette, die sich die beiden liefern - nämlich zumeist schön gesungen von ihr und dann von Marcels Gesangseinsätzen und Screams unterstützt - in einer Liga mit DELAIN oder SERENITY sehen, aber ganz dort sind sie dann auch wieder nicht. Das ruhig-melodische kommt bei ihnen eher kürzer, dafür darf die Gitarre ordentlich ran und auch der Bass ist nicht ohne. Michael liefert auf seiner Neunsaiter wirklich gute Riffs und Soli ab und bringt ein wenig einen Alternative-Stil rein. Bassist Lars und Schlagzeuger Klaus liefern dazu die nötige Härte, um auch Headbangen zu können. Was aber beim anwesenden Publikum eher wenig der Fall war, weil überwiegend weiblich und da ist oftmals die Frisur und Schminke wichtiger, als sich gehen zu lassen.

Hervorstechend und positiv angekommen sind bei mir vor allem die Zwischenmeldungen, vor allem von Marcel, egal ob es nun um Bier oder Fußball ging. Ich muss echt sagen, das gefällt mir an Bands, wenn sie sich und die Musikwelt nicht allzu ernst nehmen. Trotzdem kam natürlich die Musik neben den Späßen nicht zu kurz und die anwesenden Fans bzw. das Publikum, das inzwischen um mindestens 100 Seelen angewachsen war, hörte Highlights vom neuen Album, wie z.B. "Time" oder "What About Me", aber auch Stücke von früher. Aeva sang von rockig bis zur Opernarie alles, Marcel stand in nichts nach, und beide zeigten, dass sie nicht nur hübscher Aufputz an der Front waren, sondern echt was drauf haben.

Anita:
Als zweite Band hörten wir AEVERIUM, eine Gruppe bestehend aus vier hartgesottenen Rockern - der Optik nach - und einer Sängerin, die am ehesten einer „Rockerbarbie“ gleichsieht. Aeva hat mich total umgehauen mit ihren blonden langen Haaren, sympathischem Auftreten und ihrer hellen Stimme. Die Kombination Opernsängerin und Rockmusik war ein ziemlicher Hammer und kam im Publikum sehr gut an. Die Band selber war auch mega sympathisch. Gelegentlich war es fast wie ein kleines „Kabarett“: Der Sänger glich einem Teddybär (Anmerkung Cat: Knuddelbärchen), am Bass ein Rocker, an der Gitarre ein Normalo und dazu die puppenhafte Aeva - so war in der Band für jedes Auge und Ohr was zu finden.
 

LORD OF THE LOST

Cat:
Endlich, um 21.15 Uhr, der Hauptact des Abends. Zum Intro von "Empyrean" kamen die Hamburger Jungs in passendem Science-Fiction Outfit  und Schminke auf die Bühne und wurden von vielen Anhängern und vor allem Anhängerinnen in der inzwischen gut gefüllte Arena bejubelt. Wenn man durch die Runde blickte, sah man eindeutig, dass viele doch nur wegen LOTL gekommen waren. So viele im gleichen Stil geschminkte Fans bzw. Gothic/Dark-Rock-Liebhaber mit entsprechendem Outfit sieht man sonst nur selten.

Die Band legte gleich los mit Hits vom neuen Album, wie "Drag Me To Hell" und "Miss Machine". Auch wenn Chris ein paar Probleme mit der Gitarre hatte, wirkte sich dies nicht allzusehr auf den Sound aus, und er überspielte die Problemchen mit seiner coolen Art und noch mehr Einsatz beim Singen.

Die ganze Band ist verdammt gut, was die Bühne betrifft. Der Live-Sound war 1A, die Show perfekt, das Band-Team eine Klasse für sich. Man sieht eindeutig, dass sie schon lange beisammen sind und ihre Arbeit gerne machen. Eyecatcher Nummer Eins bleibt natürlich Chris, auch wenn sich der Bassist und Gitarrist Nummer Zwei ordentlich ins Zeug legen. Tobias am Schlagzeug ist ein wahrer Wirbelwind und die zwei Bass-Drums rattern pausenlos und geben ordentlich Gas. Der Hauptdruck bzw. die volle Intensität im Sound kommt aber von Gared Dirge, dem Multitalent rechts oben auf der Bühne.

Das Set war nämlich so aufgebaut, dass das Schlagzeug ausnahmsweise nicht hinten oben in der Mitte thronte, sondern links am Podest. Und rechts die Alternativ-Schießbude von Gared. Dazu gehörte ein riesen Stage-Piano, Keyboards, Percussion, Becken und mehrere Gitarren. Und je nach Bedarf kamen die Instrumente zum Einsatz, um den Sound außerirdisch gewaltig zu machen. Chris und Dirge lieferten sich ausgeklügelte Duelle - mal musikalischer Art, dann auch wieder mit Blödheiten und im Witze reißen. Ein herrliches Team diese beiden, das muss man gesehen haben.

Obwohl die Set-List ziemlich lange war, verging die Zeit wie im Flug, bei Songs wie "Blood For Blood", "Die Tomorrow" oder "Six Feet Underground". Passenderweise wurden zwischendurch Gitarren gewechselt und das Bühnenlicht entsprechend eingestellt, damit die mit LED-Leuchten versehene Gitarre von Chris gut zur Geltung kam. Solche Details oder wenn er an den Rand der Bühne kam und fast in die Menge sprang, wurden natürlich vom Publikum frenetisch bejubelt. Mitgesungen und headgebangt bzw. Fäuste in die Höhe gereckt wurde sowieso pausenlos. Somit war schweißtreibende Action nicht nur auf der Bühne zu spüren, sondern auch bei den Fans.

Bevor es zu den abschließenden Höhepunkten wie "La Bomba" oder "Doomsday Disco" kam, durften wir die musikalische Vielfältigkeit von Dirge und Robi genießen. Es gab ein Schlagzeug-Percussion-Keyboard-Klavier-Duell, das seinesgleichen sucht. Dabei lieferte Dirge alles ab, von klassischen Sequenzen über Pop/Disco (Michael Jackson) bis zu bluesigen Mega Hits ("Leave Your Hat On") - einfach genial.

Viel zu schnell war daher dieser wunderbare Abend mit LORD OF THE LOST aus. Ich hoffe, dass sie ihren Weg bald wieder mal nach Österreich finden werden und dass dann noch mehr Fans anwesend sein können, um diese geniale Power-Show zu erleben.

Anita:
Zu LORD OF THE LOST kann ich nur sagen - WAHNSINN! Sie haben mich total umgehauen. Bisher kannte ich nur zwei Songs der Band bzw. die Videos dazu. Die waren schon sehr interessant. Aber die Band auf der Bühne ist einfach was anderes. Es hat alles gepasst - Sympathie, Stil, Ausstrahlung - einfach alles. Sänger Chris hat, wie schon gesagt, den Saal aufgemischt. Er machte Faxen, lief die Bühne auf und ab, riss Witze - alle lachten und hatten Spaß. Der Keyboardspieler hatte es absolut drauf, er spielte Super Mario nach, was mir persönlich sehr gefallen hat. Alle zeigten pure Energie und eine Power, die bewundernswert ist. Im Großen und Ganzen ein tolles Konzert - sehr empfehlenswert!

SETLIST (ohne Gewähr):

Intro Empyrean
Drag Me To Hell
Miss Machine
Interstellar Wars
No Gods, No War
Last Words
Kingdom Come
Epiphany
Blood For Blood
Black Lolita
Die Tomorrow
Six Feet Underground
The Interplay Of Life And Death
The Love Of God
We’re All Created Evil
Gared & Tobi Solo Spot
Fits Up In The Air
La Bomba
Dry The Rain
In Silence

Zugabe:
Raining Stars
Doomsday Disco


WERBUNG: Hard
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