28.04.2017, Rockhouse, Salzburg

PAIN & DUST IN MIND & MADOG

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 02.05.2017

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Wurde bereits erwähnt, dass das Salzburger Rockhouse zum Ausklang des Aprils, um den Leuten das miserable Wetter etwas erträglicher zu machen, konzerttechnisch noch einmal kräftigst zulangte? Ja? Vermutlich, denn schon am Vortag fand man sich zur Dreschquetschn-Party in der Bar ein, und am heutigen Abend stand nun Peter Tägtgren mit seinen PAIN vor der Türe. Mit im Gefolge, fielen in der großen Halle des Rockhouse die Franzosen von DUST IN MIND (warum hat der Supportact eigentlich eine gefühlt dreimal so große Merchpalette wie der Headliner?) und die Kärntner MADOG ein.

Besuchertechnisch konnte man nicht meckern, spülten doch grausiges Wetter und der berühmte schmerzbefreite Zwangsjackenträger eine ordentliche Anzahl an Zusehern ins Rockhouse, das, zu gut zwei Dritteln gefüllt, für Salzburger Verhältnisse einen ziemlich guten Schnitt verbuchen konnte.
 

Zur Eröffnung geigten gleich einmal die Kärntner von MADOG auf (Stormbringer durfte sie bereits im Vorjahr am Alpine Steel Festival II begutachten) – kräftiger Heavy Metal mit kantiger NWoBHM-Schlagseite und epischen Einschüben im Stile von BLIND GUARDIAN brachte die Zuseher vielerorts schon ordentlich in Wallung. Zwar passten MADOG, bei Licht besehen, nicht so ganz zur musikalischen Ausrichtung des Abends, doch daran nahm angesichts der schmissigen Songs der Kärntner, die so manches Hörnchenpaar gen Hallendecke wandern ließen, niemand wirklich anstoß. Eher im Gegenteil, erwies sich das Salzburger Publikum als durchwegs angetan von den energiegeladen dahinrockenden MADOG und ließ sich zum coolen Ohrwurm „Glorious“ sogar dazu herab, aus vollem Halse mitzusingen. Was will man mehr? Ein perfekter Opener, der gleich zum Auftakt ordentlich Schwung in die Bude brachte und sich zu recht in amtlichem Applaus und sogar Zugabe-Rufen sonnen durfte!
 

Als Tour-Support wurden anschließend DUST IN MIND aus Frankreich auf das Publikum losgelassen. Eine durchwegs interessante und hierzulande vermutlich noch nicht allzu bekannte Band, die vom Publikum sehr positiv aufgenommen wurde und sogar auf einige textsichere Fans in den ersten Reihen bauen konnte. Musikalisch bewegten sich DUST IN MIND schon eher in den Gefilden des Hauptacts: Gothic und Industrial mit einer Portion Nu Metal konnten herausgehört werden, alles technisch einwandfrei und mit mitreißender Bühnenshow dargeboten. Für den herzig anzusehenden Bonus der Damenwelt sorgten sowohl der kleinwüchsige, aber umso agilere Bassist Xavier, als auch die beiden langhaarigen Gitarristen, von denen vor allem der auch gleichzeitig als Sänger präsente Dam mit sehr wandelbarem Organ herausstechen konnte. Frontfrau Jennifer Gervais (Frischkäse-Witze verkneift sich der Berichterstatter an dieser Stelle) sorgte einerseits für den optischen Aufputz und hatte andererseits das Publikum äußerst gut im Griff – lediglich stimmlich wirkte sie oftmals sehr eintönig und schien in die teils ordentlich räudigen Kompositionen der Franzosen nicht so ganz hineinzupassen, beziehungsweise unterzugehen. Am stärksten waren DUST IN MIND in ihren wütenden, partiell fast schon in thrashig bis todesmetallische Gefilde vorstoßenden Eruptionen, während die häufig melodischen Parts der Frontfrau im Vergleich dazu blass und austauschbar wirkten. Ein wenig mehr Dynamik und Rotz in der Stimme wäre hier an machen Stellen wünschenswert gewesen, doch DUST IN MIND konnten das Publikum nichtsdestotrotz überzeugen und sich kräftigen Applaus abholen.
 

Und dann war es soweit, dass der Zwangsjackenträger von Welt sich anschickte die Bühne zu übernehmen! Peter Tägtgrens melodischere Spielwiese namens PAIN (so als Ausgleich zu seiner Todesmetall-Legende HYPOCRISY) gab sich ein Stelldichein in Salzburg und das Publikum ging wie erwartet steil. War der Berichterstatter bezüglich der melodischen Tägtgren-Seite bis dato immer eher skeptisch und von den Konserven-Publikationen (ausgenommen der nur schwer wieder aus dem Schädel zu bekommenden Klingelton-Hymne „Shut Your Mouth“) nur wenig überzeugt, so  tackerte einem gleich der Opener „On Your Knees (Again)“ mit ultrafettem Sound ein debiles Grinsen ins Gesicht. Von der ersten Sekunde an ging es Schlag auf Schlag, pfefferten PAIN einen Kracher nach dem anderen ins Auditorium, technisch perfekt und auch gesanglich, von harter bis zarter Intonation, über jeden Zweifel erhaben. Für den zweiten Teil ihrer „Coming Home“-Tour hatten PAIN kurzerhand den Bassisten von DYNAZTY rekrutiert, der sich mit sichtlicher Spielfreude und wirbelnder Mähne gut einfügte. Ein gut betankter „Peda“ gab den launigen Zeremonienmeister, der das Publikum mit lockerer Hand dirigierte und mit der ihm eigenen Coolness durchs Programm führte. Der Spaß kam bei PAIN auch definitiv nicht zu kurz, wie die Joakim Brodén-Puppe bewies, die voller Inbrunst die vom SABATON-Fronter eingesungenen Teile von „Call Me“ intonierte und von Tägtgren dafür mit einem herzlichen „Motherfucker!“ gelobt wurde.

Doch auch für ernste Themen blieb im allgemeinen Taumel der Dark/Alternative/Industrial-Party noch Zeit: So zündete Tägtgren eine Kerze für einen an Krebs verstorbenen Freund an, dessen Beerdigung in den Zeitraum der Tour fiel und widmete ihm postwendend unter dem Applaus des Publikums den Titel „Coming Home“. Danach wurde aber wieder ordentlich Gas gegeben, „Dirty Woman“, „On And On“ - die Zuseher brüllten sich die Seele aus dem Leib und kamen dabei beinahe gegen die auf Hochtouren laufende Anlage des Rockhouses an. Der Berichterstatter, der den kompletten Gig direkt neben dem Boxenturm verbrachte, getraut sich an dieser Stelle kein fachliches Urteil über die Soundqualität zu, aber ein trotz Gehörschutz dezent vorhandenes Klingeln im linken Ohr ließ zumindest Rückschlüsse auf die Lautstärke zu. Mit dem unvermeidlichen „Shut Your Mouth“ als krönendem Abschluss fand ein umjubelter Gig sein Ende, der wohl den Großteil der Zuseher im absoluten Freudentaumel zurückließ. Ob das nun ein richtig starker oder „nur“ ein guter Gig von PAIN war, der kleine Schreiberling zeigte sich jedenfalls dezent geplättet von der Live-Macht der Schweden – dem lange anhaltende Schlussapplaus im Rockhouse nach zu schließen, ging es wohl den Meisten genauso.

Setlist: (ohne Gewähr!)

  • On Your Knees (Again)
  • Pain in the Ass
  • End of the Line
  • Zombie Slam
  • A Wannabe
  • Call Me
  • It's Only Them
  • Suicide Machine
  • Monkey Business
  • The Great Pretender
  • Coming Home
  • Same Old Song
  • Just Hate Me
  • Dirty Woman
  • I'm Going In
  • On and On
  • Shut Your Mouth

Mehr Fotos des Konzertes findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure!


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