8.7.2017, Brucknerhaus Linz, Linz

APOCALYPTICA plays METALLICA by four Chellos

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 10.07.2017

APOCALYPTICA feiern 2017 also das 20. Jubiläum ihres Debüt- und Durchbruchsalbums „Apocalyptica - Plays Metallica By Four Cellos“ mit einer Tour in speziellen Konzertlocations. Ich feiere das 10-jährige Jubiläum meines ersten Gasometer-Konzerts - eben von APOCALYPTICA im Jahre 2007. In der Zwischenzeit hat sich viel getan und die Finnen spielen nun nicht nur vor METALLICA-Fans und vor Publikum aus der „schwarzen Szene“. Das Publikum im Brucknerhaus war bunt gemischt wie ein Obstsalat, nicht wirklich zusammenpassend, gesamt aber trotzdem gut schmeckend. Die Publikumsmischung fiel auch schon Kollegin Lady Cat beim Konzert im Wiener Konzerthaus auf. (Hier zum Bericht).

Schön, dass hier mal Leute Heavy Metal auf klassischen Instrumenten präsentiert bekommen, die sonst nichts mit dieser Musik am Hut haben. Es scheint dem Publikum, wegen des andauernden Klatschens während den Songs - was man sonst vom Musikantenstadl her kennt – gut gefallen zu haben. Die genialen Kompositionen von METALLICA an sich haben aber wohl nur einige wirklich verstanden und es wurde gerne bis zum Schluss auf den einzig bekannten Song „Nothing Else Matters“ gewartet.

Ich muss zugeben, dass ich mich unter „Gleichgesinnten“ wohler fühle, was bei der letzten Headlinershow von APOCALPTICA im Oktober 2015 zumindest mehr zutraf, auch wenn ich mich mit dem Konzert an sich äußerst kritisch auseinander gesetzt habe. (Hier zum Bericht). Meinen Rat, doch zu ihren Wurzeln zurückzukehren und ihren aktuellen Sänger zumindest für eine Tour nach Hause zu schicken, beherzigten die drei Cellisten und holten sich für die „Metallica-Tour“ wieder Gründungsmitglied Antero „Mr. Cool“ Manninen zurück ins Wikingerboot.

Und so saßen die vier Cellisten zu Beginn der Show brav auf ihren Boxen und wurden mit vier Hintergrundbannern und wenig Licht atmosphärisch optimal in Szene gesetzt. Das danach folgende Konzert erfüllte die nicht geringen Erwartungen musikalisch völlig. Mir fiel wieder einmal auf - nachdem ich METALLICA kompositorisch spätestens nach ST. ANGER ad acta gelegt habe - wie großartig ihre Werke vor allem in den 80ern waren. Ich kenne nach wie vor keine Band, die sich mit ihren vier Alben musikalisch dermaßen genial weiterentwickelt und mit dem "Black Album" den Weg vieler Musikbegeisterter Richtung Heavy Metal geebnet hat.

Und so fiel ein Schwerpunkt der Setlist eben auf das Erfolgsalbum mit den eingängigen und bekannteren Songs wie dem Opener „Enter Sandman“, dem gänsehauterzeugendem „The Unforgiven“,  dem fett groovenden „Sad But True“, dem orientalisch angehauchten „Wherever I May Roam“ und dem zu Tode genudelten „Nothing Else Matters“. Für die Feinspitze unter den Metalheads wurden dann vor allem in der zweiten Hälfte der Show noch etliche Schmankerl präsentiert. Die erste, gut einstündige Hälfte wurde genau in derselben Reihenfolge wie die Albumtracks des Debütalbums bei besten Soundverhältnissen durchgezogen. Die persönlichen Highlights waren da natürlich „Master Of Puppets“ mit dem genialen Mittelteil, der geile Headbanger „Creeping Death“ und die atmosphärische Halbballade „Welcome Home (Sanatarium)“.

Die den Konzertfluss ein wenig störende Pause hätte nicht wirklich sein müssen, auch wenn die Trennung der Songs des Debütalbum aus dramaturgischer Sicht vielleicht Sinn macht. Im zweiten Teil kam zusätzlich ein irgendwie schräg anmutende Schlagzeug – es bestand zusätzlich aus riesigen Rohren und aufgeschnittenen Becken - zum Einsatz. Schlagzeuger Mikko Sirén, der die Drums mehr als vielseitiges Perkussioninstrument eingesetzte, betrat dann nach dem ruhigeren Part von „Fade To Black“ den Drumriser und drosch gepflegt in die Felle.

Richtig heavy wurde es dann mit „For Whom The Bell Tolls“ bei dem das Publikum zumindest im Refrain zum ersten Mal zögerlich mitsang. Dass vor allem die Songintros von METALLICA stark von Klassikmusik beeinflusst sind, zeigte das geile „Fight Fire With Fire“. „Until It Sleeps“ war dann der einzige Ausflug zu „Load“-Zeiten, bevor vielleicht das Highlight des Abends und für Frontmann Eicca Toppinen der beste Instrumentaltrack der 80er Jahre dargeboten wurde: „Orion“. Und bei der Version, die APOCALYTICA präsentierten, hätte wohl auch der viel zu früh von uns gegangene METALLICA-Bassist Cliff Burton laut applaudiert.

Danach starteten die vier Cellisten mit „Escape“ den Versuch, dem Publikum einen selbst von METALLICA live kaum gespielten „Ride The Lightning“-Track näherzubringen, was zwar den Musiker sehr viel Spaß machte, aber nicht wirklich ankam. Als zweites Highlight des Abends folgte die Performance von „Battery“, das APOCALYPTICA für den Re-Release des Erfolgsalbums neu aufnahmen - mit der Begründung, dass sie diesen vor zwanzig Jahren noch nicht gut genug spielen konnten. Der Mitgröler „Seek & Destroy“, mit der Aufforderung der Band, auch die abschließenden „Oo, oo, oo“-Laute zu intonieren, durfte vor den lautstarken Zugaberufen natürlich nicht fehlen. Die letzten Töne gingen dann in eine Hommage an den Donauwalzer über, was ja auch schon beim QUEEN- und DEEP PURPLE-Konzert vom Publikum honoriert wurde.

In der Zugabe befriedigten die Finnen mit der obligatorischen instrumentalen Darbietung  von „Nothing Else Matters“ die „Ö3-Hörer“, bevor mit dem METALLICA Opus Magnum „One“ auch noch die wirklichen METALLICA-Fans versöhnt wurden. Der Konzertabend kann somit als sehr gelungenen bezeichnet werden, denn die Arrangements der METALLICA-Songs von APOCALYTPICA und die musikalisch souveräne Umsetzung waren durch und durch beeindruckend.

   

     

 


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